Leoparden schnurren bei ihr wie sanfte Kätzchen, rauflustige Hunde werden ruhig, Orca-Wale vertrauensselig und scheue Pferde entwickeln Selbstbewusstsein. Seit 25 Jahren setzt Linda Tellington-Jones eine aus der Feldenkrais-Methode entwickelte Berührung zur Behandlung und zum Training von Tieren ein.

Linda Tellington-Jones hat ihr ganzes Leben mit Pferden verbracht. Sie war erfolgreiche Reitsportlerin und leitete mit ihrem ersten Mann eine gut gehende Reitschule. Doch schon als Zwölfjährige war Linda klar, dass das damals noch übliche gewaltsame “Einbrechen” der Pferde, um sie sattelfest zu machen, nicht der richtige Weg zu einer gleichberechtigten Partnerschaft zwischen Mensch und Tier sein kann. Ihr Großvater trainierte die Pferde Zar Nikolaus’ II und war überzeugt davon, mit seinen Schützlingen reden zu können.

Mitte der 70er schloss die Kanadierin ihre Reitschule und besuchte einen mehrmonatigen Lehrgang bei Moshe Feldenkrais, dem Pionier auf dem Gebiet der funktionellen Integration. Seine Idee ist so einfach wie effektiv: Bewusstsein durch Bewegung. Bestimmte sanft ausgeführte und ungewohnte Bewegungen sollen Gehirnzellen und bislang ungenutzte Nervenbahnen aktivieren. So können Blockaden gelöst und Schmerzen gelindert werden.

Linda setzte die Feldenkrais-Technik bei ihrer Arbeit mit Pferden ein. Sie verfeinerte die Feldenkrais-Methode und entwickelte den TTouch: verschieden starke Berührungen in Kombination mit sanft kreisenden Bewegungen. Dabei werden mal nur die Fingerspitzen, dann wieder nur der Handballen oder auch die flache Handfläche genutzt. “Berührung schafft Vertrauen”, sagt Linda und hat damit schon den Kern ihrer Arbeit umrissen. Der TTouch soll das Selbstheilungspotential, das in jeder einzelnen Zelle steckt, aktivieren. Ähnlich wie bei Moshe Feldenkrais’ Arbeit wirkt der TTouch so auf Zellen und Nervenbahnen, dass Blockaden gelöst und selbst starke Schmerzen oder Verspannungen gelindert werden können.

Der TTouch feierte gerade sein 25-jahriges Jubiläum. Längst haben weltberühmte Zoos, wie etwa der von San Diego, bei Linda um Hilfe angefragt. Auch Hunde- und Katzenliebhaber können TTouch anwenden. Parallel zu den Berührungen hat Linda Tellington-Jones auch ein Trainingsprogramm für Mensch und Tier erarbeitet (TTeam). Es schafft ein Vertrauensverhältnis, das ohne Gewalt und Zwang auskommt. Im folgenden Gespräch erinnert sich Linda an die Anfänge und gibt Tipps, wie, wo und bei wem der TTouch eingesetzt werden kann.

Quelle: Mensch & Sein – Ausgabe 05/02