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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/1995

Träume helfen heilen

Cover

Barbara Schreiner

r9501_tr1Träume sind Bilder der Seele. Aber sie geben nicht nur Einblick in unser psychisches Wohlbefinden. Die moderne, wissenschaftliche Traumforschung zeigt, daß ganz bestimmte, immer wiederkehrende Träume auch auf körperliche Beschwerden hinweisen können. Wer diese Signale aus dem Unterbewußten rechtzeitig und. richtig deutet, kann damit oftmals schweren Erkrankungen vorbeugen.

Warnträume vor Herz-Kreislauf-Störungen

“Ich fliege im Traum durch enge Häuserschluchten”

Flugträume

sind überaus häufig. Spielen sie in einem Flugzeug, ist meist ein Gefahrenelement damit verbunden. Denn Fliegen ist der Natur des Menschen nicht adäquat. Deshalb auch das Gleichnis von Daedalus und Ikarus: Der Absturz eines Menschen, der wie ein Vogel sich durch die Lüfte schwingen wollte.

Gleiten oder Schweben ohne Fluggerät hingegen gilt als sexuelle Wunschvorsteilung. Nicht umsonst sagt der Volksmund von verliebten Leuten: “Sie schweben im siebten Himmel.”

Patient 49 Jahre, verheiratet, vier Kinder, Marketing-Berater:

“In letzter Zeit schlafe ich sehr schlecht. Mich verfolgt ein unangenehmer Traum. Es ist immer wieder die gleiche Situation:
Ich sitze in einem Flugzeug, meist direkt hinter dem Piloten. Wir starten, aber plötzlich fliegen wir durch enge Häuserschluchten. Immer wieder muß der Kapitän die Maschine hochreißen, um Hindernissen auszuweichen. Links und rechts huschen die Kronen von Alleebäumen vorbei es ist entsetzlich! Die größte Angst aber jagen mir die Oberleitungen der Straßenbahn ein. Ich weiß nämlich, das Flugzeug wird explodieren, wenn wir damit in Berührung kommen… Schweißgebadet wache ich auf, kann nicht mehr schlafen… Manchmal freilich schaffen wir es auch, aus der Stadt hinauszukommen, fliegen dann hoch über freiem Gelände. Aber selbst dann schlafe ich nur äußerst unruhig weiter … “

Die moderne Psychologie, zu der ja auch die Traumforschung gehört, hält “Flugträume”, die mit Angst verbunden sind, für eine ernste Warnung. Computer-Analysen haben nämlich ergeben, daß in gut neunzig Prozent aller Fälle Schwächen des Herz-Kreislauf-Systems sich dahinter verbergen.

Ganzheitstherapeuten, deren Spezialgebiet auch die Psychosomatik ist, erklären dies so:

“Die engen Straßen, durch die das Flugzeug fliegt, sind Traumsymbole für verengte Herzkranzgefäße, für eine “Brustenge”, wie ja auch die deutsche Übersetzung von Angina pectoris lautet. Nun ist es aber nicht so, daß der Träumende etwa einen Anginapectoris-Anfall hätte, nein: Sein Unterbewußtsein gibt ihm ein Warnsignal. Es handelt sich um eine seelische “Voraus-Reaktion”, ähnlich wie auch Tiere Gefahren im voraus wittern.”

Das heißt, der Körper hat bereits irgendwo eine Schwachstelle im Herz-Kreislauf-System, arbeitet aber noch normal. Die seelischen bzw. vegetativen “Fühler” hingegen haben sie bereits erkannt. In Form von Traumbildern “erzählen” sie dem Menschen von der verborgenen Gefahr. “Ganz typisch ist die Angst vor den Oberleitungen der Straßenbahn. Hier handelt es sich um das Traumsymbol “Nervenleitungen” . Man weiß, daß viele Angina-pectoris-Anfälle durch nervlich bedingte Gefäßkrämpfe ausgelöst werden, vor allem nachts. Die Ursachen dieser sogenannten Prinzmetal-Angina sind Überarbeitung, Sorgen, ungelöste Probleme. Sie werden in das Unterbewußtsein verdrängt, steigen aber während des Schlafes wieder hoch, belasten das Gehirn und führen von hier aus über die Nervenbahnen zu einem Herzkrampf. Der Traum von den gefährlichen Stromleitungen will davor warnen.”

Tatsächlich gleichen unsere Nerven elektrischen Kabeln; nicht nur vom Aufbau her die Nervenimpulse sind echte elektromagnetische Schwingungen.

Unser Organismus ist eine Einheit aus Seele, Geist und Materie. Psychisches und körperliches Geschehen gehen Hand in Hand. Deshalb müssen wir auch Träume ernst nehmen. Sie sind ein Teil der ganzheitlichen Diagnose.

Der Traum ist die Sprache unseres Unterbewußtseins. Doch dieses Unterbewußtsein besitzt eine Art Selbstkontrolle; Träume werden einfach aus dem Gedächtnis gestrichen. Und besonders solche, die belastend und unangenehm sind. Doch gerade diese Träume sind häufig Not- und Warnsignale!

Daraus läßt sich folgende Faustregel ableiten: Menschen, die viel und lebhaft träumen und sich auch daran erinnern können, sind seelisch und körperlich unbeschwerter als Leute, die “kaum oder gar nicht” zu träumen glauben. Denn ihre Probleme sind so groß, daß selbst das Traumgedächtnis sich dagegen sperrt. Bezeichend aber ist, daß viele “Wenigträumer” sich an ein oder zwei bestimmte Träume doch erinnern können. Träume, die immer wiederkehren und meist mit Angst verbunden sind:

  • Man wird verfolgt, versucht zu fliehen, kommt aber nicht von der Stelle.
  • Man irrt durch enge Häuserschluchten, durch Keilergewölbe oder finstere Gänge und findet keinen Ausweg …

Auch diese Traumbilder sind Warnzeichen vor Herz-Kreislauf-Störungen, vegetativen Schwierigkeiten oder gar Depressionen.

 

Warnträume vor Atemwegserkrankungen

“Im Traum stürzen hohe Berge auf mich ich kann nicht mehr atmen”

“Drohende Berge”

im Traum bedeuten stets eine besondere Situation. Nicht umsonst galten früher Berge als “heilig” oder “böse”, wurden Tempel, Kirchen und Burgen auf ihnen erbaut.
Der Weg auf einen Berg im Traum zeigt die Annäherung, die .Bewußtwerdunq” eines wichtigen Problems:
Meistert der Träumende den Aufstieg, wird er das Problem auch im realen Leben lösen; schafft er den Gipfel nicht, gibt ihm das Unterbewußtsein ein Gefahrensignal, eine Warnung vor allzu leichtsinnigem Umgang mit einem “Berg voller Probleme”.

Patientin 38 Jahre, kürzlich geschieden, keine Kinder, jetzt wieder als Friseuse tätig:

“Mir träumte, ich war auf Urlaub in den Bergen. Aber ich lag in einem Höhensanatorium. Eine Art Klinik für Lungenkranke. Plötzlich brachte man eine zweite Patientin in mein Zimmer. Ihr Gesicht war blaurot angelaufen, sie hatte furchtbare Atembeschwerden. Eine der beiden Schwestern, die das Bett mit der Kranken schoben, deutete auf das Fenster: “Sehen Sie nur”, sagte sie zu mir, “die Berge kommen näher, die Felsen schwanken, es liegt etwas in der Luft … !” Entsetzt wandte ich meinen Blick zum Fenster. Tatsächlich der riesige Berg, an dessen Hang das Sanatorium gebaut war, schien sich zu bewegen, wurde größer und bedrohlicher. Und mit einem Male konnte auch ich kaum mehr atmen … Mit einem gurgelnden Schrei wachte ich auf.”

In den folgenden Nächten wiederholten sich solche oder ähnliche Träume. Sabine R. sah sich zum Beispiel in einer engen Schlucht eingeschlossen, ringsum ragten steile Felswände auf, ein Ausweg schien nirgendwo zu sein. “Ich saß wie in einer Falle. Mein Herz schlug wie rasend, ich rang nach Luft.” Der schrecklichste Moment aber war, als sich die Berge plötzlich zusammenzogen und sie zu erdrücken drohten. “Schweißgebadet wachte ich auf, hatte einen furchtbaren Hustenanfall, drohte zu ersticken … “

Dies war schließlich auch der Grund, weshalb sie ihren Heilpraktiker aufsuchte: “Ich möchte demnächst in den Urlaub fahren, aber etwas scheint mit meiner Lunge nicht in Ordnung zu sein. Ich verspüre in letzter Zeit ständigen Hustenreiz, meist nachts, und auch im Geschäft wenn ich kräftig ausatme.”
Der Heilpraktiker dachte zuerst an eine berufsbedingte Allergie durch Sprays oder Shampoos etwa. Als er jedoch beiläufig von den merkwürdigen Träumen der jungen Frau hörte, kam er zu einem ganz anderen Schluß.
“Unser Unterbewußtsein kann oft erstaunlich sichere Diagnosen stellen … “. sagte er lächelnd.

Kliniken und Sanatorien sind grundsätzlich ein Symbol für irgendeine Hilfsbedürftigkeit des Träumenden auch wenn er sich dessen gar nicht bewußt ist. Die unbekannte Patientin, die im Traum ins Zimmer von Sabine R. gebracht wird, ist ein Teil von ihr selbst, nämlich derjenige, der in Gefahr ist zu erkranken.
“Es handelt sich also um Ihre Atmungsorgane, um Ihre Bronchien”, erklärte der Heilpraktiker seiner Patientin. “Und das Unterbewußtsein weist auch auf die Ursache: auf eine seelische Schwäche, eine sogenannte psychische Labilität.”
Es bestand offenbar ein Zusammenhang mit der Scheidung, die Sabine R. erst vor kurzem hinter sich gebracht und die ihr ein seelisches Trauma zugefügt hatte. Deshalb lag sie im Traum in einer Klinik, in einem Sanatorium.

Man weiß schon seit langem, daß Asthma und Bronchitis auch aus rein seelischen Ursachen entstehen können. Es gibt Menschen, die bei überwältigenden seelischen Eindrücken Angstzustände und Atembeschwerden bekommen. “Es verschlägt ihnen den Atem”, sagt treffend der Volksmund. Das kann bei psychischen oder sozialen Streßsituationen der Fall sein.

Sabine R. war ein typisches Beispiel dafür: Bei Atemnot, dem anfallartigem Gefühl, “ersticken zu müssen”, sind die Lungenbläschen verengt, die Bronchien verkrampft.

Es bleibt mehr Luft als normal in der Lunge zurück. Dadurch ist es nicht mehr möglich, eine ausreichende Menge frischer Luft einzuatmen. So wird die Lunge schließlich aufgebläht, wird das Herz zusätzlich belastet.

Wie immer aber zeigt das Unterbewußtsein diese anatomischen Vorgänge in Form von gleichnishaften Bildern: Die junge Frau befindet sich in engen, schier ausweglosen Gebirgsschluchten ihre Bronchien sind verkrampft; die Berge die beiden Lungenflügel nämlich werden größer, rücken näher. Die Träumende erwacht mit Angst und Erstickungsgefühlen: Vorboten einer noch verborgenen, offenbar psychisch bedingten Atemwegserkrankung.

(Wird fortgesetzt)

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