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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/1997

Erfolgstherapien von Kopf bis Fuß – Teil 12 – Herzerkrankungen Teil 2

Cover

 

Linksinsuffizienz mit Lungenödem

Bluthochdruck, Klappenfehler der Hauptschlagader oder andere koronare Herzerkrankungen führen früher oder später zur Linksherzinsuffizienz und in der weiteren Folge zum Lungenödem.

Ätiologie und Pathogenese

Folgende Faktoren sind zu berücksichtigen:

  • Hydrostatischer Druck. Wenn dieser den kolloidosmotischen Druck übersteigt, tritt Flüssigkeit aus den Kapillaren aus. Dies kommt vor bei Aortenvitia, nach Herzinfarkt, Mitralfehler (Mitralgesicht!) – und eben Linksinsuffizienz.
  • Kapillarpermeabilität bei toxischen Prozessen.

Pathomechanismus

Die leistungsschwache linke Herzkammer pumpt zu wenig Blut in die Hauptschlagader, die rechte Kammer hingegen unverändert viel Blut in den Lungenkreislauf. Es kommt damit wegen Überfüllung zum Stau. Preßt die rechte Kammer mit übergroßem Druck Blutflüssigkeit in die Lungenbläschen, stellt sich Lufthunger beim Patienten ein und führt zu folgender dramatischen

Symptomatik:

Hochgradige Atemnot, Zyanose, die Patienten husten rötlich-gelbes, schaumiges Sputum ab, sind unfähig, flach zu liegen und müssen auch in der Nacht aufrecht im Bett sitzen.
Die gehäuft in der Nacht auftretende Atemnot, deren Ursache eine schon genannte Lungenstauung ist, ähnelt sehr einem Asthma-bronchiale-Anfall.
Im Endstadium der Herzinsuffizienz kann es durch Schädigung des Atemzentrums zur sog. Cheyne-Stokes-Atmung mit ungünstiger Prognose kommen.

Therapiemaßnahmen bei der Linksinsuffizienz

Zunächst müssen die normalen Druckverhältnisse in der Lungenstrombahn wieder hergestellt werden. Entweder muß die linke Herzkammer so gekräftigt werden, daß sie das Blut aus der Lunge wieder besser abschöpfen kann, oder es muß dem rechten Herzen der Überdruckgenommen werden. Leichter gesagt als getan!
Im letzteren Fall können wir diesen Überdruck mildern durch Aderlässe, Saluretika bzw. Diuretika. Dabei leiten wir über die Nieren ab mit dem Ziel, die Kochsalzresorption zu hemmen und die Ausscheidung zu steigern.

Die Rechtsherzinsuffizienz und ihre Ödembildung
chronisches Cor pulmonale

Als chronisches Cor pulmonale werden diejenigen Hypertrophien des rechten Ventrikels bezeichnet, die durch primäre Erkrankungen der Lunge ausgelöst werden. Auch bei der Rechtsherzinsuffizienz haben wir es mit Ödembildungen zu tun, jedoch mit unterschiedlicher Manifestation.

Chronisches Cor pulmonale

Chronisches Cor
pulmonale mit
hochgradiger Ver-
dickung der rechten
Ventrikelwand
(Herzgewicht 475g)

 

Pathomechanik

Aufgrund der Schwerkraft bilden sich diese Ödeme zunächst im Bereich der abhängigen Körperpartien: Beim Stehen in der Knöchelgegend, an Schien- und Wadenbein, beim Liegen an den hinteren Oberschenkeln und am Gesäß.
Typisch für diese Ödeme ist eine durch Fingerdruck hervorzurufende Delle.
Wir finden Flüssigkeitsansammlungen aber auch im Bauchraum und in der Herzhöhle. Grundsätzlich muß die Flüssigkeitsretention (Ödem) als Kompensationsversuch angesehen werden, mit dessen Hilfe der Organismus versucht, das Herzzeitvolumen und damit die Perfusion lebenswichtiger Organe aufrechtzuerhalten.
Bei leichterer Insuffizienz treten Ödeme meist unter Belastungen auf. Als wichtiges Initialsymptom wäre nächtliches Wasserlassen hervorzuheben.

Ätiologie

Verschiedene Grundkrankheiten wie extrakardiale Erkrankungen, Myocardinfarkt, Klappenfehler, Lungenembolien, primäre Lungenerkrankungen sind in der Anamnese abzufragen; in Frage kommen aber auch Erkrankungen der Schilddrüse (Hyper- und Hypothyreosen), Alkoholismus, Mineralstoffwechselstörungen u.a.m.

Symptomatik

  • Venenstauung, die Halsvenen treten hervor und sind gespannt, beim Anheben über die Herzvenen hinaus bleiben die Armvenen gefüllt.
  • Stauungsleber, die in schweren Fällen zur Stauungszirrhose führt. Transaminasen (SGOT und SGPT) sind erhöht.
  • Völlegefühl, Flatulenz, Obstipation.
  • Stauungsniere
  • Nykturie
  • Zyanose
  • Tachycardie

Therapieversuche

Unsere therapeutischen Bemühungen werden sich vor allem darauf richten müssen, die Kraft der insuffizienten Herzkammern zu steigern.

Maßnahmen im Akutfall

  • Im Anfall den Patienten aufrecht auf den Bettrand mit herabhängenden Armen und Beinen setzen.
  • unblutigen Aderlaß durchführen: Stauen mit Hilfe der Blutdruckmanschette oder Staubinde, wobei der arterielle Fußpuls noch fühlbar bleiben muß.

Bei chronischen Zuständen

  • Neuraltherapie: Hyperalgetische Zonen quaddeln
  • laufende Blutdruckkontrollen
  • Sauerstoffinhalationen
  • salzarme Ernährung
  • viel Frischluft
  • ansteigende Armbäder zur Aktivierung des Herz-Lungenkreislaufs (evtl. Kneippsche Güsse)
  • ab 15 Uhr keine Flüssigkeitsaufnahme
  • mit Hautreizsalben (z.B. Heparinsalben) Brust morgens und abends einreiben
  • Diuretika einsetzen z.B. Asparagus P (Fa. Plantina)
  • Glycoside 1. Ordnung sind in schweren Fällen unumgänglich. Uns steht Strophanthin (ebenfalls – wie Digitalis – ein Glycosid (.Ordnung) nur in homöopathischer Verdünnung zur Verfügung, reicht aber in leichteren bis mittelschweren Fällen aus.
  • Stropheupas Tropf. (Fa. Madaus) oder Strophactiv Tropf. (Fa. Magnet activ) in der Dosierung 4 mal tägl.30Tropft bringt den meisten Patienten spürbare Erleichterung. Stropheupas enthält neben Strophanthin den wichtigen Crataegus als herzstärkende Komponente, sowie Quassia amara und Lycopodium zur Unterstützung der Leberfunktion neben Vit. B1 und B2 und rechtsdrehender Milchsäure.

Homöopathische Komplexmittel

  • Echtrokhellin Tropf. (Weber & Weber)
    S.3 mal tgl. 30-35 Tropfen. Sie enthalten Crataegus, Convalaria majalis, Belladonna und Coffea arab.
  • Asthmavowen-N-Tropf. (Weber & Weber)
    besonders indiziert bei Rechtsinsuffizienz und Stauungsbronchitis. S. 3 mal tgl. 25-30 Tropfen, ev. mit Echtrokhellin komb.
  • Aurumheel Tropf. (Fa. Heel)
    Arnika-Heel Tropf.
    S.zusammen tägl. 20 Tropf. um 8, 12 und 16 Uhr.
  • PFX Scilla Tropf. (Fa. Pflüger)
    bei ödematösen Stauungen
    S.4 mal 20 Tropf. tgl. in Kombination mit
  • Pflügerplex Apocynum und Pfx Adonis.
    Ergänzend Asthma Bomin H Tr.
    S. 3 mal tgl. 20-25 Tropfen.

Injektionstherapie

  • Ignatia-Injeel und Strophanthus-Injeel (Fa. Heel) als Mischspritze,
  • Cor suis-Injeel in der Auto-Sanguis-Stufenkur.
    Nach Rekompensation
  • Cor compositum zur Langzeittherapie
  • Regeneresen nach Prof. Dr. Dyckerhoff setze ich immer wieder gerne ein. In vorliegenden Fällen die Ampullen Herz, Leber, Lunge, ev. in Verbindung mit der RN 13. Diese Therapie sollte kurmäßig angewendet werden.

In dubio Phyto!

Estragon Tee im Heißaufguß. Einen Teelöffel des getrockneten und zerkleinerten Krautes für 1/2 1 kochendes Wasser.
Täglich 2 Tassen ungesüßt trinken, hilft bei zu schwacher Nierentätigkeit und bei der Wassersucht allgemein bei älteren Patienten.

Alte Volksheilkunde

Bei “Brustwassersuch”:
“Der Patient wird möglichst rasch am ganzen Körper kalt abgewaschen und ohne ihn abzutrocknen in vorgewärmte Leintücher (2-3) verpackt, zu Bett gelegt und gut eingewickelt, damit er schwitzen kann. Sodann bereitet man einen Tee aus je gleichen Teilen Zinnkraut, Rosmarin und Wermut. Die ganze Prozedur wird dreimal täglich durchgeführt. Um 9 oder 10 Uhr abends macht man aus 2-3 Kilo Quark und warmer Milch einen Teig, den man dem Kranken dick über die Brust bindet und über Nacht liegen läßt.
Anstelle von Quark kann man auch einen mit Essigwasser (Apfelessig) bereiteten Lehmbrei auflegen…”

Fallbeispiel eines schweren Lungenödems

Patientin, 69 Jahre
RR 140/95, schwere Arrhythmie, mäßiges AZ und EZ, Mitralgesicht, Atembeschwerden, Übergewichtig.

Anamnestisch gibt sie temporär auftretende Gallebeschwerden, Miktionsstörungen, Atembeschwerden und starke Schmerzen im LWS-Bereich an.
Laborwerte: Stark erhöhte Harnsäurewerte, ebenso Triglyceride und Leberwerte (SGPT, SGOP und Gamma GT).Starke Osteoblastentätigkeit (Verd. auf Osteoporose). Die signifikante Erhöhung des Kupferspiegels lenkt den Verdacht auf ein entzündliches Geschehen.
Diagnose: Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem, Hyperlipidämie, Massive Nephropathie, Cholezystopathie, Herzklappenschaden, der auskultatorisch leicht verifiziert werden konnte. Starke Abnützungserscheinungen im LWS-Bereich, der durch erhebliches Übergewicht mitverursacht wurde.

Therapie

  • Ozon-Blutwäsche, hochdos.Vit. C und E (als Radikalenfänger) im Wechsel mit Sauerstoffinhalationen, die ihr sehr gut bekommen.
  • Lasix reduziere ich mit Asparagus-P Filmtabletten. Lediglich in Akutsituationen muß Lasix in der verordneten Dosis eingenommen werden.
  • Digitalis und Strophanthin (zumindest in homöopathischer Form) sind, nebeneinander eingenommen, keine absolute Kontraindikation. Wir kamen mit dreimal 30Tropfen Stropheupas sehr gut zurecht.
  • Restructa forte-N (Fa. Fides) gebe ich relativ hochdosiert gegen die hohen Harnsäurewerte: 3 mal 4 Dragees tägl.
  • Sedalipid Filmtabletten (Fa. Steigerwald) zur Senkung der Lipidwerte. S.3 mal tgl.2Tabletten (Medikamente im tägl. Wechsel geben!).

Da sich trotz Verordnung von Cystinol und Angocin Anti-Infekt N keine nennenswerte Besserung einstellt, ordne ich eine neuerliche Laboruntersuchung an und lasse aufgrund einiger verdächtiger Parameter einen Ca-Test erstellen, der meine Befürchtungen, daß ein Blasen-Ca vorliegt, bestätigte.
Die Patientin wird operiert und kommt nach Wochen wieder in meine Sprechstunde. Im Vordergrund steht weiterhin die Behandlung ihrer Herzasthmabeschwerden. Sie erhält 3 mal wöchentlich Sauerstoffinhalationen, die Wegstrecke verbessert sich zusehends.

Medikamentös erhält sie:

  • StropheupasTropfen,4 mal tgl.30Tr.
  • Besenginsterpräparate u.a. Spartiol (Fa. Klein) 4 mal 30 Tropf tgl.
  • Praecordin Herzsalbe zur zweimaligen Einreibung in die Herzzonen (auch Reflexzonen) sowie
  • Cefascillan Tropf. (Fa Cefak) S.4 mal tgl.30 Tropfen.

Es darf darauf hingewiesen werden, daß vor allem ältere Patienten nicht mehr als 4 verschiedene Präparate zugleich einnehmen sollten. Es können bei verschiedenen Arzneimittelkombinationen Interaktionen entstehen, die den vermuteten Effekt einer Wirksubstanz vermindern, zudem die Pharmakokinetik (Resorption), Transport und Verteilung sowie Elimination eines Arzneimittels altersbedingte Besonderheiten aufweisen.

Physikalisch: Wiederholtes Schröpfen, Aderlässe. (Hinweis: Ein Aderlaß muß spätestens nach 10 Tagen wiederholt werden!)

Diät: Salzarm, fettarm, vitaminreich, keine blähenden Speisen

Therapiebilanz

Medikamentös ist der Klappenfehler (Schlußunfähigkeit) aufgrund seines mechanischen Charakters nicht behandelbar, zumindest nicht mit dem Ziel, den Klappenschluß wieder herzustellen. Auf eine Glykosidbehandlung darf aber nicht verzichtet werden.
Ansonsten hat sich der Zustand der Patientin auf einem durchaus lebenswerten Level stabilisiert, d.h. erheblich verbessert. Sie bekommt alle 4-6 Wochen 10 Sauerstoffinhalationen und ist entgegen früheren Jahren in der Lage, meine Praxis zu Fuß (ca. 1 km) zu erreichen, immer mit hausgemachtem Apfelkuchen und einer gesunden Portion Humor ausgerüstet…
Die nächtlichen Asthma-Anfälle treten kaum noch auf, die Ödeme im unteren Körperbereich treten aber temporär immer wieder auf.
Am meisten macht ihr der “Nebenbefund Bandscheibenabnützung” zu schaffen. Mein Therapieversuch mit Neuraltherapie, wobei ich in einer 10ml Spritze 8ml physiologische Kochsalzlösung mit 2 ml Herzhormon Dr. Bösser mische und s.c. injiziere, bringt aufgrund ihrer Schwergewichtigkeit immer nur vorübergehende Erleichterung – immerhin.
Der Blasenbereich blieb bisher rezidivfrei,so daß man epikritisch durchaus von einer positiven Bilanz sprechen kann.

In den nächsten PR-Ausgaben wird über den Verdauungstrakt berichtet werden.

HP Mario Schischegg
HP Mario Schischegg

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