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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/1998

Eine Katzenneurose homöopathisch behandelt

Cover

Peter Raba kurierte mit Homöopathie auch seinen kranken Kater Moorus. Die Leser der amüsanten Kurzgeschichte dürfen das Homöopathicum finden und an einem Preisrätsel teilnehmen.

Der Patient war eigentlich gar keiner, d.h., er empfand sein Leiden nicht als solches, zumindest konnte er es nicht artikulieren, und er hätte auch von sich aus nie eine Praxis, gleichgültig welcher Provenienz, ob allopathisch oder homöopathisch, aufgesucht. Nun werden Sie entgegnen, dann war sein Leidensdruck eben nicht groß genug, beziehungsweise, er war gar nicht krank.
Objektiv gesehen war er aber doch im wahrsten Sinne des Wortes “ge-kränkt”, denn inzwischen ist er – es handelte sich um unseren Kater Moorus – von seinen merkwürdigen Leiden befreit.
Vorgeschichte: Es handelt sich um einen großen, kräftigen Bauernkater, kohlschwarz, grünäugig und von makellosem flauschigem Fell. Kurz, das “Bild” einer Katze, fleißig im Garten, bei jedem Wetter tätig, absoluter König in seinem Revier. Vom Wesen her – und das steht in seltsamem Gegensatz zu seinem äußeren Erscheinungsbild – jedoch sanft und “gutherzig”, sehr anschmiegsam, liebebedürftig und ausgesprochen verspielt, auch noch im fortgeschrittenen Lebensalter, was nicht selbstverständlich ist bei einer ausgewachsenen Katze.

r9801_kn2 Viele dieser liebenswerten Eigenschaften hatte der Kater in den letzten drei Jahren eingebüßt. Er mied in zunehmendem Maße das Haus, kam nur noch zum Fressen, verschlang mehrmals am Tage Unmengen von Fleisch, zusätzlich zu den Mäusen, die er fing und verspeiste, verlangte danach sofort klagend wieder nach draußen, vermied Berührungen, stemmte sich geradezu dagegen, legte die Ohren an, als ob er Schläge erwarte, zuckte verschreckt zusammen und sprang vom Schoß, wenn man versuchte, ihn zu halten. Das über den Hunger hinaus Genossene wurde bisweilen kurz danach wieder erbrochen. Seinen angestammten Platz am Ofen mied er und schlief “auswärts” in Kuhställen oder Scheunen, wie am Geruch festzustellen war. Mit einem Wort, der Kater war seelisch verwahrlost. Was war geschehen?

Kurz bevor diese zunächst unmerklichen Veränderungen mit dem Tier vor sich gingen, hatte ich einen zweiten schwarzen Kater, noch ganz jung, aus engen Wohnverhältnissen bei einer Bekannten in München “befreit” und mit aufs Land genommen. Der kleine Kerl war auch ganz demütig, anerkannte ohne weiteres die Vorherrschaft des “Alten” und legte sich, gewissermaßen um Aufnahme bittend, ihm zu Füßen. Es wollte jedoch keine rechte Zuneigung zwischen den beiden aufkommen.
Kurz darauf bekam unsere Haushälterin einen Dackel geschenkt, der sich ständig in Haus und Garten aufhielt, und dann bekam meine Frau ein Kind. Das war zuviel. Der Moorus wurde zwar nach wie vor mit Liebe umgeben und es gebrach ihm keineswegs an Fürsorge.
Einfacher konstruierte Katzen hätten das auch sicher ohne weiteres verkraftet. Nicht jedoch das höchst individuelle Gemüt des Moorus. Es reagierte einfach sauer, und die produzierten Symptome waren Ausdruck seines “eigenheitlichen” Wesens, um mit HAHNEMANN ZU sprechen.
Irgendwann wurde mir das Ganze zu dumm und ich beschloß, den Kater wieder seiner Norm zuzuführen, so das homöopathisch möglich sein sollte. An Suggestionskraft hatte ich es zwei Jahre lang nicht fehlen lassen – ohne jeden Erfolg. Was war zu tun?

Therapie: Der Kater hatte offensichtlich Kummer. lch ging also im Geiste unsere “Kummermittel” durch und gab ihm eines Tages ein paar Kügelchen Natrium muriaticum D 30 in etwas Milch verrührt – ohne Reaktion, wie sich nach einer Woche der Beobachtung herausstellte. Wo lag der Fehler? Nun, ich hatte einfach über den Daumen gepeilt und eines unserer großen “Kummermittel” mehr oder weniger ohne Sinn und Verstand gegeben. Nun kennzeichnet jedoch das Natrium-Bild oft einen Kummer durch Verlust, z. B. den einer geliebten Person. Unser Moorus hatte aber keineswegs etwas oder jemanden verloren. Bei einem Hund, der aus Trauer über den Verlust seines Herrn nicht mehr frißt, hätte ich da schon besser gelegen – vielleicht. Der Moorus hatte im Gegenteil etwas dazubekommen, was ihm nicht paßte, und das nicht zu knapp, nämlich dreimal hintereinander, und er reagierte darauf nicht mit Eifersucht, wie ein anderes Tier das etwa tun würde, sondern mit seinen “individuellen, eigenheitlichen und sonderlichen” Symptomen.

Welche sind dies und wo sind sie im “Kent” zu finden?
Die Idealrubrik hierfür müßte etwa lauten: Kater, wegen unterdrücktem Ärger über den Hunger hinaus fressend und sich erbrechend, mit Abneigung gegen Berührung, schreckhaft, die Ohren anlegend und das eigene Bett meidend.

Eine solche Rubrik gibt es nicht. Wir müssen das Wesentliche herausholen, und das ist in diesem Fall vor allem einmal die Causa, der “Ärger”, den der Kater “schluckte”. Also her mit den “Ärgermitteln”.
Nux vomica? Der Kater biß nicht, er kratzte kaum.
Chamomilla? – sicher auch nicht. Das war kein zorniges Aufbegehren, das war stilles masochistisches Dulden und Beleidigtsein. Der Kater wurde nicht entthront, er hat sich gewissermaßen selbst entthront durch sein Verhalten.
Colocynthis ist dreiwertig im Fettdruck angegeben bei Verschlimmerung durch Ärger. Aber wand sich der Kater in Krämpfen und Koliken? Mitnichten.
Pulsatilla? – das schien mir schon viel eher zu passen für dieses zarte Gemütchen. Aber irgend etwas störte mich noch. Ich beschloß, es in Reserve zu halten und setzte auf ein einziges Symptom, das gewissermaßen nicht “direkt” in Erscheinung trat, das aber doch ablesbar war, wenn man genau hinsah und ein wenig Einfühlungsvermögen mitbrachte: Der Kater fühlte sich sichtlich in seiner eigenen Haut nicht mehr wohl. Er war, wie man so schön sagt, “sich selber nicht mehr gut”. Hätte er sprechen können, wäre vermutlich irgendwann herausgekommen: “lch geh mir selber auf die Nerven mit meinem Getue, aber ich kann es nicht ändern.” Das war das Schlüsselsymptom.

Nun mag manch einer kommen und sagen, das seien überzogene Spitzfindigkeiten, immerhin – der Erfolg gab der Mittelwahl recht.
Welches war das Mittel? Es wurde in der D 30 gegeben, einmal drei Kügelchen, dem Kater in den aufgezwängten Rachen geworfen.
Verlauf: Zwei Tage nach der Gabe bildete sich ein Abszeß an der Stirn des Tieres. Eine Kratzwunde durch Kampf in verschiedenen Kämpfen mit anderen Katzen immer einmal wieder Kratzwunden oder Bisse davongetragen, aber keine einzige hatte je die Neigung zur Eiterung gezeigt. Alles war immer mit unglaublicher Geschwindigkeit und der Katzen eigenen Regenerationskraft verheilt. Der Abszeß entleerte über Tage hinweg eine Menge übelriechenden Eiters. Der Kater bekam daraufhin am 5. Tage zweimal je 5 Tropfen Myristica sebifera LM 12-Potenz, was als “homöopathisches Messer” bei Eiterungen gilt. Man hätte auch Hepar sulphur geben können. Man hätte auch gar nichts geben können. Das alles hätte den Gang des Geschehens sicher nicht wesentlich geändert.

Gleichzeitig mit der beginnenden Eiterung vollzog sich der Wesenswandel. Der Kater kam und sprang wieder – man höre und staune – von selbst auf meinen Schoß und schnurrte. Er schien irgendwie erlöst. Erlöst von sich selbst und seinem Gram. Der Eiterungsprozeß schien ihn nicht sonderlich zu stören. Im Gegenteiles war, als ob die materialisierten bösen Gedanken mit diesem Eiter von ihm wichen. Viele gelehrte Herren, die gewohnt sind, die Dinge “rein wissenschaftlich” zu betrachten, werden das für Humbug halten. Mir ist jedoch an diesem Fall wieder einmal aufgegangen, daß wir tatsächlich das sind, was wir denken.
Die Macht der Gedanken ist unendlich. Wenn wir immer nur Griesgrämiges denken, werden wir zum Griesgram. Im äußeren Erscheinungsbild und auch innerlich. Irgendwie bewirkt der energetische Vorgang des Denkens auf noch ungeklärte Weise chemische Umsetzungen im Körper – im positiven oder negativen Sinne. Sind sie ständig negativ, so können sie – wohlgemerkt: können sie – eines Tages als “materielle” Krankheitssymptome imponieren.

Weiterhin war zu verzeichnen, daß sich die Freßgewohnheiten des Tieres normalisierten. Er überfraß sich nicht mehr, hatte also offensichtlich keinen Kummer mehr durch Fressen zu kompensieren, ja er begann sogar manchmal den halben Freßnapf voll ausgesprochener Leckerbissen stehenzulassen. Der Moorus kam wieder öfter ins Haus, nahm seinen angestammten Platz wieder ein und der verlorengegangene Spieltrieb erwachte ebenfalls wieder. Nach und nach verschwand auch das Zusammenzucken und Ohrenanlegen. Der andere Kater räumt ihm nach wie vor das Vorrecht beim Fressen ein, und das wird nicht mehr beleidigt verschmäht, sondern selbstverständlich angenommen.

Das alles vollzog sich in einer Zeit von 14 Tagen, auf eine einzige Dosis des passenden Mittels. Welches?

Die Rubrik ZORN, ÄRGER MIT STILLEM KUMMER UND ENTRÜSTUNG steht in 1/151.
Das “sich-selber-nicht-mehr-gut-sein” müssen wir übersetzen in ZORN ÜBER DIE EIGENEN FEHLER 1/151. Dort stehen drei Mittel. Eines davon springt sofort als “verdächtig” ins Auge. Nehmen wir die BESCHWERDEN DURCH GEFÜHLSERREGUNG in 1/32 hinzu, so ist unser Mittel im Fettdruck vertreten. Nimmt man daraufhin den “Boericke” zur Hand und studiert das dazugehörige Arzneimittelbild durch, so wird alles klar. Es heißt da unter anderem: “Nervöse Beschwerden mit deutlicher Reizbarkeit.- Böse Folgen von Ärger und Beleidigungen. Sehr empfindlich. – Hypochondrisch, – zieht Einsamkeit vor. Heißhunger, selbst wenn der Magen voll ist. – Verschlimmerung durch: Ärger, Empörung, Kummer = Gewissensbisse, die geringste Berührung.”

Suggestion? – Bei einem Kater, bei dem zwei Jahre lang alles gute Zureden nicht geholfen hatte und dann zwei Tage nach Einnahme des Mittels? Der Kater wurde gewissermaßen gegen seinen Willen geheilt. Er wußte nichts von meinen Bemühungen und sträubte sich eher gegen die Einnahme der Kügelchen.

Spontanremission? Auch der abgebrühteste Anti-Homöopath muß mir zugestehen, daß ich in diesem Fall nur ein müdes Lächeln für solche etwaige Behauptung übrig hätte. Derlei Überlegungen zum Schluß müssen leider immer mal wieder angestellt werden, denn die D 30 ist immerhin eine sogenannte “Hochpotenz” und in der ist nach Ansicht der unverbesserlichen und fanatischen Homöopathie- und Hochpotenz-Gegner “nichts mehr drin”, was heilen könnte. Fanatiker sind, wie man weiß, Leute, die das Thema nicht ändern wollen und ihre Meinung nicht ändern können.

Peter Raba PREISFRAGE
Wie heißt das Mittel der Wahl?
Auflösung erfolgt im nächsten Heft.
Schicken Sie die Lösung per Post oder Fax an die Redaktion und gewinnen sie mit etwas Glück Peter Rabas Buch “Homöopathie, das kosmische Heilgesetz”, Andromeda-Verlag Murnau, ISBN 3-932938-93-3, DM 138,-. Zu bestellen auch unter Tel. 08841-9529 oder Fax 08841-47055.
Bei mehreren richtigen Lösungen entscheidet das Los.

Das gesuchte homöopathische Mittel aus dem letzten Heft lautete “Morphium”.

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