aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/1999
Schmerzbehandlung durch U-Boot-Technik
von HP EWALD KLIEGEL
Die U-Boot-Technik spielt sich an der Schnittstelle zwischen Körper und Psyche ab, die sowohl im heilpraktischen wie auch im psychischen Bereich Anwendung finden kann. Sie ist vor allem in der Schmerzbehandlung erfolgreich.
Schmerz ist seit jeher der häufigste Grund für den Heilpraktiker- (oder Arzt-) besuch. Dennoch gibt es bislang keine befriedigende Definition des Schmerzes. Es konnte auch noch kein “Schmerzzentrum” gefunden werden, und rein körperlich kommen wir nicht weiter. Allerdings sind sich wissenschaftliche Untersuchungen (Gate-Control- Theorie, Neuropeptidforschungen, Biofeedback, etc.) und traditionelle spirituelle Ansätze (z.B. Meditation, Trance, etc.) dahingehend einig, dass Schmerz eine subjektive Erfahrung ist, die körperlichen sowie psychischen Einflüssen unterliegt und dass uns Schmerzbehandlungen immer wieder mit den Grenzen unseres Könnens konfrontieren.
Hier bietet die U-Boot-Technik einen Reflexzonenansatz, der ebenenübergreifend wirkt. Sie stellt eine einfache Behandlungsmethode dar, die auf der Segmentebene die Schmerzweiterleitung blockiert und gleichzeitig an den psychosomatischen Schnittstellen Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung in Gang setzt. Um die Wirkungsweise verständlicher zu machen, möchte ich den Schmerzmechanismus noch einmal kurz skizzieren:
Was wir als Schmerz wahrnehmen, ist eigentlich das Ergebnis von drei hintereinander folgenden Impulsumschaltungen. In der ersten davon, im Rückenmarkssegment, das für den schmerzenden Bereich zuständig ist, wird der Gate-Control-Mechanismus wirksam. Hier wird das Tor für die Schmerzimpulse in Richtung Gehirn mittels verschiedener Einflüsse geöffnet oder geschlossen. Hautreizungen in den Reflexzonen (Schröpfen, Baunscheidt, Massage, Wärme, etc.) sorgen hier genau so wie schöne Gefühle oder positive Gedanken dafür, dass die Schmerzweiterleitung unterbunden wird.
Die Schmerzimpulse, welche die zweite Umschaltstelle im Hirnstamm erreichen, verändern die Puls- sowie die Atemfrequenz. Diese Schaltstelle gibt uns Hinweise auf den Erfolg unserer Maßnahmen: ein befreiender Atemzug oder Seufzer sowie die Normalisierung der Pulsfrequenz zeigt uns, dass sich eine Veränderung des Schmerzverhaltens anbahnt.
An der dritten Umschaltstelle im Thalamus werden die Impulse in Richtung Wahrnehmung verteilt: Zum Hypothalamus zur Steuerung des Vegetativums (z.B. Schwitzen beim Schmerz), zur Hypophyse für die Hormonregelung (z.B. Ausschüttung von Endorphinen), an das Limbische System, das uns Emotionen vermittelt (Wut oder Angst beim Schmerz) und zur Großhirnrinde, wo der Schmerz bewusst gemacht und interpretiert wird (z.B. Hilflosigkeit in Schmerzsituationen).
Wo Schmerzimpulse umgeschaltet werden, lassen sie sich auch beeinflussen. Die U-Boot-Technik wirkt über die Fuss-Reflexzonen zum einen, dass segmentale Querimpulse das Tor für Schmerzen im Gate-Control schliessen. Zudem folgt sie dem Schmerzmuster auf der mentalen Ebene und ermöglicht dem Unbwussten, die Strategien für die Schmerzverarbeitung zu verbessern. Diese Technik vereinigt als Reflexzonenmaßnahme Elemente aus dem Kathatymen Bild-Erleben, der Gestalttherapie, den Manuellen Therapien und NLP. Sie hat sich inzwischen in unglaublich vielen, auch schweren Schmerzzuständen bewährt und wird in den Reflexzonenseminaren “Landkarten der Gesundheit” ausführlich vermittelt.
Die Anwendung
Wenn Sie einen Reflexzonenpunkt gefunden haben, drücken Sie bitte mit Ihrem Finger in einem herzhaften Druck auf diesen Punkt und bleiben Sie dabei bitte während der gesamten Intervention ruhig darauf.
Auch wenn sich die folgende Anleitung gut bewährt hat, dürfen Sie gerne Ihre eigenen Worte benutzen. Formulieren Sie dann Ihre Sätze sinngemäß und geben Sie Ihrer Kreativität Raum. Ihre Anleitung wirkt am besten, wenn Sie sie in einem entspannten Tonfall im Atemrhytmus Ihrer Klienten/Patienten vermitteln. Sie werden überrascht sein, welche Kreativitätsreserven in den Menschen stecken. Allerdings sollten Sie diese kreativen Potentiale nicht mit Ihren Vorschlägen stören und immer bedenken, dass es das U-Boot Ihrer Klienten ist – es ist nicht Ihres!
Als kleine Hilfestellung sind die Pausen in der Tabelle so l markiert, um Ihren Klienten/Patienten Zeit zum Vorstellen und Verarbeiten zu lassen. Da das Unbewusste am besten auf die persönliche Ansprache reagiert, habe ich die Anleitung in der “Du”-Form gehalten. Wenn Sie mehrere Stellen damit behandeln wollen, sollten Sie zwischen den einzelnen “U-Boot-Erfahrungen” Behandlungsintervalle mit ausgleichenden Techniken einschieben, da sonst die Aufmerksamkeit durch die intensive Erfahrungsarbeit überfordert wird. Sie werden oftmals die Erfahrung machen, dass die Schnur an einer völlig anderen Stelle im Körper verankert ist, als wir von der Reflexzone her erwarten. Der Grund dieser Abweichung liegt darin, dass sich unser System immer den angemessensten Platz aussucht, um ein Problem zu lösen. Darauf dürfen wir vertrauen.
Anleitung zur U-Boot Technik
• Wenn du dir jetzt an der Stelle, • wo sich meine Hand befindet, einen Luftballon vorstellst, • welche Farbe hat er? Lassen Sie sich hier alles genau beschreiben | • Welche Werkzeuge • benutzen sie • für ihre Aufgabe? • Wie gehen sie • dabei vor • und • was benötigen sie noch, • um mit Freude • und • Begeisterung ihre Aufgabe• erfüllen zu können? • Wenn nun • deine U-Boot-Trupps • die Veränderungen • begutachten• was hat sich bereits verändert • und • was ist noch zu tun? |
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