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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2000

Malkurs im Tessin

Cover

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Ende des Zitates, das wir aus Kindertagen kennen.

Fertig ist das Mondgesicht? Von wegen! Die Intensiv-Malkurse, die der Künstler Peter Zahrt irn Tessin anbietet, haben es in sich. Ausgehend von “Punkt, Punkt, Komma, Strich…” hat Peter Zahrt eine eigenwillige, überzeugend kreative Konzeption für seine Malkurse entwickelt.
Dabei setzt er auf das Spielerische und auf die Einfachheit. Ohne Perfektionsanspruch sich einlassen auf den gegenwärtigen Augenblick, intensives Beobachten, mit allen Sinnen wahrnehmen, dem Wesentlichen auf die Spur kommen und im wiederentdeckten Staunen zu sich selbst und dem eigenen Ausdruck finden das ist der Inhalt dieser Kurse. Hierin zeigt sich auch ein Stück Lebensphilisophie des Künstlers, der sich während dieser Kreativ- Tage auch als wunderbarer Lehrer und faszinierender Lebenskünstler entpuppt. Zur Konzeption der Kurse gehört, dass die Teilnehmerinnen die Möglichkeit haben, diese Tage mit eigenen Ideen oder Wünschen mitzugestalten. Das weckt zusätzlich das schöpferische Potential des Einzelnen, sowie der Gruppe. Auch für den anregenden Dialog und die gegenseitige Motivation ist genügend Zeit vorgesehen.

Phantasie ist wichtiger als Wissen.

r0003_mk2Spielend leicht zeichnen, malen wollte ich das nicht schon immer?! Aber wie soll das gehen, wenn ich doch von mir selbst die Meinung habe, nicht zeichnen und nicht malen zu können? Und genau da setzt Peter Zahrt an: “Ich kann nicht des gibts net! Des is e Vorurteil.” sagt er auf hessisch und strahlt. Vorurteile, die hasst er wie die Pest. “Wie soll sich da noch einer entwickeln”? Klar. Wie soll er! Und trotzdem so eine Überzeugung, so ein Vorurteil kann ganz schön an einem haften.

“Deswegen kommst Du im September mit ins Tessin. Da wirst Du erleben, wie einfach es geht!” Albert Einstein war der Überzeugung/ Phantasie sei wichtiger als Wissen. Phantasie? Ja, die hab ich. Und so mache ich mich auf ins Tessin, ins Vallemaggia. Treffpunkt: Someo (bequem mit dem Auto oder mit dem Bus ab Locarno erreichbar). Bei einem typischen Tessiner Abendessen im Ristorante “Alzasca” lernen sich alle Teilnehmer kennen.

Von einem der auszog, das Staunen zu lehren…

Diese Septembertage im Tessin sind von Anfang an geprägt von der Faszination der bewussten Wahrnehmung aller Sinne und der (Wieder-) Entdeckung unserer Fähigkeit, zu staunen. Wir erleben die Fülle um uns herum und kommen mit unserer inneren Fülle in Berührung. Unsere Wahrnehmungsfähigkeit intensiviert sich von Tag zu Tag. Und wir bemerken etwas Erstaunliches: Statt unsere Defizite zu benennen und auf unsere Schwächen zu schauen, aktivieren wir unser kreatives Potential. Das Schöpferische in uns gewinnt mehr und mehr an Raum und will sich ausdrücken. Es kann aber auch sein, dass wir ganz einfach nur fühlend wahrnehmen wollen. Das Bild, das sich im Inneren abgebildet hat, wird seine Zeit finden, um sich später im Außen auszudrücken – am Abend oder am nächsten Tag. Nichts von dem, was wir ganz in uns aufgenommen haben, geht verloren. Wie gut es doch tut, so vertrauensvoll präsent zu sein und bewusst zu genießen.

Diese wohltuende und bestärkende Erfahrung machen wir hier jeden Tag aufs Neue. Die Seele baumeln lassen, staunend all das Schöne hier wahrnehmen und dabei kreativ sein – das wollten wir erleben und wir erleben es gleich zu Beginn. Der Prospekt hat nicht zuviel versprochen.

r0003_mk3Der Platz an dem wir uns jeden Morgen einfinden, ist ein traumhaft schönes Gelände und wie geschaffen für diese kreative Erlebnis-Woche: Ein typisches Tessiner Rustico umgeben von einem großzügig angelegten Anwesen. Wie überall hier in der Gegend, ist die Pergola bewachsen von tiefblauen, köstlich schmeckenden Weintrauben. Unter der Pergola laden die Sitzplätze um den großen Tisch aus Granit geradezu mit magischer Anziehung dazu ein, zu verweilen: Unterricht im Freien – da lachen Herz und Sinne. In wohliger Entspanntheit hören wir unserem Lehrers zu. Der süße Duft von Rosen und reifen Feigen vermischt sich mit dem würzigen und herben Aroma von Lorbeer, Lavendel und Rosmarin. Wärmend ruhen die Sonnenstrahlen auf unseren Schultern und ein sanfter Windhauch streift unsere Gesichter -oder ist es die Berührung, der Kuss der Muse?

Von ca. 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr notieren und skizzieren wir hier ums Haus.
Ab 14.00 Uhr ziehen wir von hier aus los zu unseren Exkursionen in das große, beeindruckende Flußbett der Maggia: Steine, Steine, Steine. Welche Vielfalt an Formen. Wir erkunden andere nahegelegene Flußtäler und typische Orte. Peter Zahrt zeigt uns “sein Tessin”. Und nicht nur das:
Er macht uns auf Dinge aufmerksam, die wir vielleicht übersehen hätten, an denen wir einfach vorbeigelaufen wären: Strukturen in einer Holztüre, die besondere Form eines Blattes, einer Blüte, die spezielle Architektur der Häuser, die Baukunst einer Treppe, das Ausgetretensein einer Stufe. Wir sammeln unvergessliche Eindrücke und entdecken im Kleinen das Große.

So behutsam, so achtsam, so zärtlich wann haben wir das letzte Mal so intensiv empfindend geschaut und wahrgenommen? Und da ist Schweigen, Selbstreflektion und Austausch untereinander. Da ist Lachen und Ernst, Ruhe und Bewegung, Suchen und Finden. Da ist sowohl Tun im Ausprobieren, als auch Nichttun, es seinlassen und einfach nur da sein. Was für eine schöne, unvergessliche Erfahrung, sich im einfachen Dasein schon schöpferisch zu fühlen, sich als Geschöpf in der Schöpfung zu empfinden.

Lehrreich und so ganz und gar nicht belehrend

r0003_mk4Spannend, heiter, humorvoll und angenehm durchsetzt mit übertragbaren Lebensweisheiten sind die Einführungen, die Peter Zahrt in den verschiedenen Phasen des Kurses gibt. So vermittelt er Wissen und Können spielerisch und gibt an uns weiter, was er selbst an Erfahrungen gesammelt hat. Er schöpft aus seinem großen Fundus und wir nehmen uns das heraus, was wir für die Umsetzung brauchen. Nichts wird aufgezwungen oder kontrolliert. Es bleibt uns selbst überlassen, wieviel wir an jedem Tag umsetzen wollen. An Motivation von Peter Zahrt fehlt es dabei nicht. Das “innere kreative Kind” unseres Lehrers spricht und agiert allzeit mit. Dieses innere Kind wohnt in jedem von uns – leider vergessen wir es in unserem Alltag nur immer wieder oder unterdrücken es. Jetzt aber, in diesen Tagen im Tessin, wird es durch unseren Lehrer und durch die besondere, schöpferische Atmosphäre direkt angesprochen, ja geradezu aufgerufen: Nach Herzenslust schauen, staunen, kreativ sein danach ist uns zumute. Wir bekommen Lust, mit Grafit und Farbe darzustellen, was wir entdecken, erkennen, wahrnehmen.

Peter Zahrt holt uns während dieser Tage immer da ab, wo wir gerade stehen. Wenn wir beispielsweise lamentieren, dass wir dies oder jenes nicht darstellen können, dann hört er aufmerksam zu und findet immer wieder den passenden Dreh, der uns in die positive, in die ausprobierende Richtung lenkt. Und siehe da: Lust und Freude am schöpferischen Tun stellen sich wieder ein – ganz wie von selbst. Das daraus erschaffene Ergebnis erfüllt uns mit Begeisterung.
Die Hinweise, Anregungen, Tipps unseres Lehrers sowie seine oftmals verblüffend einfachen Hilfsmittel machen Laune.
Unkompliziert und mit viel Humor vermittelt er, was an Technik wichtig ist, damit uns das Zeichnen leicht, statt verkrampft aus der Hand fließt.
So macht das Umsetzen Freude, weil es ganz einfach gelingt. Unser Handwerkszeug sind Papier, weiche Bleistifte, Grafitstifte, Wasserfarben und Buntstifte. Radiergummi? “Blockiergummi” nennt ihn Peter Zahrt. Also weg damit! “Radieren hemmt den spontanen schöpferischen Akt. Lasst doch zu, dass sich das Bild einfach en-falten darf und bemerkt dabei wie ihr euch hineinschafft”, so sagt er. Ja, es stimmt. Ich merke, dass ich mit dem Radieren etwas korrigieren, perfektionieren will, ohne Radiergummi stellt sich Leichtigkeit ein.
Mein Handgelenk ist locker. Leicht und frei führe ich den Stift. Ein Lächeln sitzt in meinen Mundwinkeln. Ich fühle mich so heiter, so entspannt und schöpferisch. Frei sein fühlt sich das so an?

Es hat sich gelohnt: (Wieder-)Entdecktes Staunen

r0003_mk5Am Ende dieses Kurses sind wir Staunende, mehr denn je. Unsere Skizzen und Malblöcke bergen Schätze. Unser Blick für das Wesentliche hat sich geschärft.

Geist und Seele sind beflügelt und unser Körper fühlt sich ebenfalls sehr wohl.
Gutes Essen und viel frische Luft auch das haben wir in vollen Zügen genossen und im wahrsten Sinne reichlich ausgekostet.

Rundherum entspannt und aufgeladen mit positiver Energie blicken wir auf erfüllte fünf Tage zurück.

So bewusst erlebend, so sensibilisiert für Farben, Formen, Strukturen und Materialien, so achtsam in der sinnlichen Wahrnehmung fühlte ich mich lange nicht mehr.

“Man sieht nur mit dem Herzen gut” sagte der Fuchs zum Kleinen Prinzen.

r0003_mk6Ja, staunen scheint wohl eine Angelegenheit des Herzens zu sein.

Auf einige von uns warten zuhause Dinge und Situationen, von denen Abstand zu gewinnen auch ein Impuls war, sich für diesen Kurs anzumelden.

Gestärkt und inspiriert, wahrnehmender und auch etwas selbstvertrauender kehren wir dahin zurück, von wo wir aufgebrochen waren.

Ja, wer aufbricht, kommt auch heim, kommt an bei sich selbst. Was wir erlebt haben, wird uns noch lange begleiten.

Was wir gelernt haben,darauf können wir aufbauen. Die Erfahrung, was zärtliches Schauen, das Sehen mit Herzen, alles vermag, wird uns unvergesslich bleiben.

r0003_mk7Carin von Hagen,
Absolventin der Deutschen Paracelsus Schule München und psychologische Beraterin in Konstanz, vermittelt ihre Impressionen von einem Malkurs der besonderen Art. “Mir gab die Teilnahme an dem Malkurs wichtige Impulse im Zusammenhang mit meiner Arbeit als psychologische Beraterin.” Die Tage im Tessin waren ein prägendes Erlebnis…

Information:
SCHULE DES STAUNENS Peter Zahrt,
CH-8266 Steckborn, Kirchgasse 18
Telefon/Fax 0041-52 761 16 03
Natel 0041/ 79 669 51 85

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