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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2000

Psychische Störungen im Kindesalter

Cover

Bindungsprobleme
(Eltern-Kind-Beziehung)

Die Bindungstheorie befasst sich mit dem Kontakt des Neugeborenen zu seiner Mutter und mit dem langfristigen Einfluß dieses frühen Kontaktes auf die Mutter – Kind – Beziehung.

Das geschieht vor allem in der Phase nach der Geburt, in der das Neugeborene den 1. Hautkontakt zur Mutter aufnimmt. Diese sinnliche Stimulation des Säuglings kurz nach der Entbindung ist entscheidend für die Bildungsgestaltung Mutter – Kind. Wird diese taktile, visuelle und olfaktorische Stimulation der Mutter durch Trennung unterbrochen, können weitreichende, negative Folgen auftreten.

Diese können später als Verhaltenssymptome beim Kind auftreten. Es wird dann von reaktiver Bindungsstörung gesprochen. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass bei psychotherapeutischen Gesprächen dieser kritischen Phase besondere Aufmerksamkeit gegeben wird.

Die Entwicklung des Bandes zwischen Mutter und Kind ist von biologischen Faktoren beeinflußt. Die Mutter wird an ihr Kind gebunden, ihre Zuneigung überträgt sich auf das Kind. Grundlage jeder normalen Entwicklung bildet demnach die emotionale Bindung an das Kind und das Kind an die Mutter und später an den Vater.

Die väterliche Bindung scheint eine andere Art von Qualität zu rein als die Mutterliebe. Die Tatsache, dass die Frau das Kind zur Welt bringt, muss nicht ständige Fürsorge und Liebe durch die Mutter bedeuten. Väter entwickeln auch kurz nach der Geburt starke Bande der Zuneigung, auch ohne direkten, ständigen Hautkontakt. Die Rolle der Väter wurde in der Vergangenheit durch Kultur und Konventionen beeinflußt. Heute kümmern sich viele Väter gleichberechtigt um die Entwicklung und emotionale Bindung ihres Kindes.

Hindernisse sind in erster Linie der Arbeitsplan des Vaters, der auf die Erreichung langfristiger Ziele der Familie ausgerichtet ist. Beim Kind bildet sich das oft zitierte Urvertrauen im Vertrauen zu beiden Elternteilen gleichberechtigt heraus.

Der Säugling lernt während der ersten Monate, ob die Welt ein “guter” Ort zum Leben oder eine Quelle des Schmerzes, Elendes, der Enttäuschung oder Ungewissheit ist.

Die Entwicklung eines Gefühles des Vertrauens, das durch elterliche Zuwendung und umgehende Bedürfnisbefriedigung entsteht, ist ein wichtiger Schritt, Misstrauen und ein Gefühl der Unsicherheit abzubauen.

Die emotionalen Probleme, die ihren Ursprung in der Vernachlässigung der kindlichen Bedürfnisse während der 1. Lebensphase haben, entstehen wenn Eltern ablehnend und nachlässig sind.

Symptome der reaktiven Bindungsstörung beim Kind
(später auftretend)

  • Unfähig Zuneigung zu geben (nicht anschmiegsam)
  • Kontrollprobleme
  • Oberflächlich, zerstörerisch gegen sich
  • Wahllos herzlich zu Fremden
  • Keine Impulskontrolle, Lügen
  • Lernstörungen
  • Kein kausales Denken (in Zusammenhängen)
  • Oft Gewissenslos
  • Gestörtes Eßverhalten (Eßstörungen)
  • Schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen
  • Unnötige Fragen, plauderhaft
  • Oft fordernd und anklammernd
  • Gestörtes Sprechmuster
  • Passive Aggression, Wutverhalten

Kinder mit Bindungsstörungen haben nicht alle diese Symptome. Für die Diagnose sind 3 – 5 Störungen ausreichend.

Nicht die Menge der Zeit des Zusammensein zwischen Mutter – Kind, Vater – Kind entscheidet über Bindungsstörungen, sondern die Qualität der Beziehungsgestaltung ist ausschlaggebend.

Dr. H. Gutsche Dr. H. Gutsche
Psychotherapeut

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