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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2010

So heilt der Tierheilpraktiker

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© diefotomacher - Fotolia.comDie Rolle der Haustiere, Sport- bzw. Freizeitpferde sowie Nutztiere hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Hunde (z.B. Münsterländer, Setter, Dackel etc.), früher wichtige Gefährten bei der Jagd, sind zu Freizeitpartnern des Menschen geworden. Pferde, früher in erster Linie Arbeitsund Lasttiere, traben jetzt als „Familienpartner“ durch die Reithalle. Ihre natürlichen Bedürfnisse gingen im Zuge der emotionalen Bindung des Menschen an das Tier zunehmend verloren. Adipositas, Pankreasinsuffizienzen (v.a. Diabetes mellitus), Herzinsuffizienzen etc. sind die Folgen, die in der Praxis des Tier-Naturheilkundlers immer häufiger beobachtet werden.

Die Ansprüche an den Sport-, Freizeit- und Familienpartner „Tier“ steigen stetig: Ausgeglichenheit und Umgänglichkeit im Verhalten (z.B. „Gelassenheitsprüfung“ im Reitsport), körperliche Fitness wird nachdrücklich eingefordert. Oft jedoch werden physische sowie psychische Leistungsbereitschaft des Tieres vom Besitzer falsch eingeschätzt. Fehlende Motivation, Haltung in Isolation, Unterforderung (Routine, Langeweile) sind oft zu beobachtende Faktoren, die zu chronischen psychischen und/oder körperlichen Erkrankungen führen können. Andere negative Verhaltens- oder Leistungsveränderungen resultieren aus falscher Haltung und/oder falscher Fütterung.

Krankheitsauffassung

Die Akzeptanz einer Erkrankung durch den Tierbesitzer hängt sehr von der Art der Nutzung des Tieres ab. So kann z.B. eine Herzinsuffizienz eines „Schoßhundes“ für seinen Halter lediglich eine hinzunehmende Einschränkung darstellen, während ein Jagdgebrauchshund mit derselben Erkrankung für seinen Besitzer völlig inakzeptabel wird. Ein Freizeitpferd mit chronisch obstruktiver Bronchitis z.B. hat – auf Grund des emotionalen Bezuges des Besitzers – bessere „Überlebenschancen“ als ein Rennpferd im Profi-Sport mit derselben Erkrankung. Genauso unterschiedlich ist in der Praxis die Erwartungshaltung an den naturheilkundlichen Behandler. Das Spektrum reicht von „sanfter Linderung des Leidens“ bis „komplette Wiederherstellung der Gebrauchsfähigkeit“.

Der Übergang einer akuten Störung zu einem chronischen Leiden wird vom Tierbesitzer oft nicht rechtzeitig erkannt. Die Ausprägung einer Erkrankung unterliegt immer unterschiedlichen Bedingungen und Voraussetzungen, dazu gehören Art der Anforderung, Grundverfassung des Tieres, Trainings- und Fütterungszustand etc.

Anamnese mit „therapeutischer Distanz“

Die Anamnese bei der Untersuchung eines Tieres stützt sich (anders als beim Menschen) in sehr hohem Maße auf die Informationen des Tierbesitzers. Da die Anamnese auch Einflüsse umfasst, die für den Tierhalter zunächst scheinbar nichts mit der Erkrankung zu tun haben (z.B. Persönlichkeit des Tieres, sein Umfeld, sein Bezug zum Menschen / zu anderen Tieren etc.), ist eine realistische Beurteilung der Situation durch den Tierbesitzer von der emotionalen Bindung an das Tier überdeckt. Hier ist der „Spürsinn“ des Behandlers gefragt, um durch gezieltes Nachfragen Relevantes von Nicht-Relevantem zu trennen. Hierbei ergeben sich häufig Betrachtungsdifferenzen, da die distanzierte, sachliche Beobachtung eines erfahrenen Behandlers anderen Parametern unterliegt als die emotionale, gebundene Sichtweise des Tierhalters. Der Schlüssel zum eigentlichen Befund liegt daher – anders als in der Humanheilkunde – in der „Therapeutischen Distanz“ zum (Tier-)Patienten. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass der Tierhalter über die (Krankheits-)Vorgeschichte seines Tieres nicht oder nicht vollständig informiert ist.

Therapie mit Naturheilkunde

Karsten Kulms bei der Magnetfeldtherapie an einer KuhPatientenbesitzer kommen oft mit einem „eindeutigen“ Befund vom Tierarzt in der Hoffnung, der Naturheilkundler könne mit seinen Möglichkeiten noch etwas erreichen. Die naturheilkundlich-ganzheitlich orientierte Anamnese des THPs ist – gerade bei rezidivierenden oder chronischen Erkrankungen – oft der Schlüssel zur Heilung. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Heilerfolge schneller und nachhaltiger zu erreichen sind, wenn sich der Patientenbesitzer voll und ganz auf die naturheilkundliche Behandlung seines Tieres einlässt. Eine skeptische Einstellung gegenüber naturheilkundlicher Verfahren beim Tierhalter kann auch zu unnötigen Blockaden beim Tier führen (Übertragungsphänomen).

Homöopathie, Akupunktur, Akupressur, Lymphdrainage, Magnetfeldtherapie und Physiotherapie sind die gängigsten und am häufigsten praktizierten Heilmethoden am Tier. Andere, beim Mensch erfolgreich angewendete Therapieformen sind der Tierheilkunde (noch) nicht oder nur eingeschränkt zugänglich.

Durch das Verlassen der dem Menschen vertrauten Kommunikationsebene ergeben sich wegen der Andersartigkeit der Signale des Tieres auch andere Bewertungskriterien, die immer mit eigenen Beobachtungen ergänzt werden müssen. Der interpretatorische Behandlungsaspekt beim Tier ist also weitaus größer als beim Mensch, v.a. bei der Ursachenforschung chronischer Erkrankungen. Da der Tierbehandler bei der Beobachtung und Begleitung eines Heilungsprozesses auf die Mitarbeit des Tierbesitzers angewiesen ist, stellt sich neben der „reinen“ Behandlung des Tieres für den Therapeuten zusätzlich die Aufgabe, den Tierbesitzer in das Behandlungskonzept mit einzubeziehen. Das betrifft die eigenständige Fortführung der durch den Behandler eingeleiteten Maßnahmen ebenso wie einen regelmäßigen Austausch über den Heilungsverlauf des Tierpatienten.

Je enger die Zusammenarbeit zwischen Tierheilpraktiker und Patientenbesitzer, desto größer die Aussicht auf Heilerfolg. Den Weg zur Gesundung des Tieres gehen Therapeut und Tierbesitzer Hand in Hand, nicht anders als in der Humanheilkunde auch.

Karsten KulmsKarsten Kulms
Ausgebildeter Tierheilpraktiker mit eigener Groß- und Kleintierpraxis in Kerken.
Kontakt: info@tierheilpraxis-kulms.de

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