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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2010

Ableiten, Ausleiten, Entgiften

Cover

Therapien von einst – hochaktuell?

Ableitung

© Nicholas Moore - Fotolia.comEin Stoff oder Reiz wird von einem Ort, an dem er „schädlich“ ist, an einen anderen Ort geleitet. Dieses Ableitungsbestreben besteht in der Natur ohnehin, eine strenge Hierarchie ist gegeben. Der Behandler ist gut beraten, sich daran zu halten.

Soll ein Reiz dauerhaft vom Herzen auf die Haut abgeleitet werden, müssen Leber- und Magenfunktion in Gang gesetzt und ggf. vom Behandler auch noch medikamentös gestützt werden. Als Beispiel sollen Herzkongestionen mit Palpitationen und Angst nach anhaltender psychischer Belastung mit der Baunscheidt-Behandlung auf die Haut abgeleitet werden. Hierbei ist es wichtig, das Herz von vegetativer Seite her zu entlasten (Viscum album cp-Fluid S, 5x täglich 3 Tropfen in etwas Wasser). Da es sich um eine mittelfristige, also über mehrere Wochen verteilte Behandlung handelt, ist es auch sinnvoll, Leber, Magen und Haut zu stützen: Stoffwechselmittel 1 (St1) Cochlearia cp JSO, 3x täglich 10 Globuli, deckt in seiner Heilfülle Leber und Magen ab. Dazu gibt man Oligoplex Bellis, 3x täglich 1 Tablette als Nährsalz für die Haut. Dies fördert eine rasche und vollständige Ableitung, ohne die genutzten Systeme zu überlasten. Wer nur sporadisch oder akut ableitet, muss diesen Aufwand nicht betreiben. Man sollte allerdings immer beachten: Ein Stoff, der den Körper auf einem ihm unnatürlichen Weg verlässt, schädigt den Ort seiner Ausscheidung. Einen Sonderfall stellt die Nasenschleimhaut dar: Da sie mit der Leber eng verbunden ist, ist hier größte Vorsicht mit Ableitungen (z.B. Rödern der Nasengänge) geboten. Kommt es zur Ausscheidung abgeleiteter Leber-, und damit natürlich auch Lebensenergie, ist eine Schwächung des Systems mit Substanzverlust zu erwarten.

Die grundlegende Therapie jedes pathologischen Habitus ist die Umstimmung. Die Regulation der vegetativen Verhältnisse und die Ableitung der Nerventätigkeit durch Bäder, Reibungen, Senfpflaster, also durch Anregung der Hauttätigkeit, muss im Vordergrund stehen. Die medikamentöse Behandlung des Vegetativums kann über die Fluide der JSOKomplex- Heilweise hervorragend bewerkstelligt werden. Die Ableitung ist das einfachste Konzept für eine Blutreinigung! Sie ist für das System mit sehr geringem Aufwand verbunden, da keine hochenergetischen Eliminationssysteme, sondern ohnehin aktive Anteile des Kreislauf- oder Lymphsystems genutzt werden müssen. Die Ernährungstherapie ist Grundlage einer geordneten Ableitung, da sie die Energiezufuhr regelt. Allgemein sind gesunde, reine Luft und Bewegung in dieser Zeit günstig, ebenso eine kurze Fastenkur mit Stuhlregulierung. Bäder, Massagen und Reibungen verbessern das Befinden und regen die Haut in all ihren Funktionen an.

Therapiekontrolle

Bei Ableitungen, Blutreinigungen und Aderlass ist das Fühlen des Pulses unerlässlich. Nach der Kur muss der Puls besser sein. Im Fall einer anschließenden Frequenzerhöhung ist von einer Überreizung auszugehen, d. h. es wurde zu viel oder falsch therapiert.

Ausleitung

Elimination aus dem Körper. Die natürliche Ausscheidung soll gestärkt, die eliminatorische Grundfunktion allgemein oder gezielt auf das zu nutzende Ausscheidungssystem vermehrt werden. Regt man die Ausscheidung unspezifisch an, überlässt man dem Organismus die Wahl des Ausscheidungsortes. Eine Ausleitung sollte aber sehr wohl gezielt erfolgen. Das jeweilige System sollte spezifisch angesprochen werden, damit der Überschussstoff an dem ihm eigenen Ort zur Ausscheidung gebracht werden kann. Bei Verlegung der natürlichen Wege bedient sich die Ausleitungstherapie meist des ohnehin vorhandenen Consensus. Der Consensus praeternaturalis ist ein nicht natürlicher Consensus. Er entsteht durch lange und starke örtliche Reizung. Diese Reize können von innen oder von außen kommen, z.B. Würmer, Abführmittel, Geschwüre. Er kann auch therapeutisch eingesetzt werden, wie z.B. beim Schröpfen. Hierdurch lässt sich künstlich ein Consensus herstellen, denn: „Wo ein Reiz, da auch ein Zufluss“. Allerdings sollten nur starke Systeme zur Ersatzausleitung beansprucht werden. Ausleitungen über die Haut und den Magen-Darm-Trakt sind mit Vorsicht zu tätigen, da hier der natürliche Consensus bereits sehr breit angelegt ist.

Ganz wichtig: Eine Ausleitungstherapie ist immer nur dann angezeigt, wenn der Puls kräftig ist. Der Puls ist der aktuellste Hinweis auf den Kräftestatus. Er ist untrüglich! Ohne Kraft ist keine Anregung der Ausleitung sinnvoll. Speichel und Tränendrüsen sind die letzten Ausleitungsmöglichkeiten des Körpers. Deshalb ist die häufig geäußerte Trockenheit von Augen und Mundschleimhaut immer auch therapeutisch zu beachten.

Allgemein gilt in der Therapie:

  • kritische Phänomene der Krisis nicht als Krankheiten behandeln
  • vermehrtes Schlafbedürfnis nicht stören
  • keine Anregungsmittel
  • verstärkte Ausleitungen (v. a. Katarrh der Nase) nicht stören, sondern fördern
  • Licht, Luft, Sonne, Bewegung, Bäder sind empfehlenswert, um den Reinigungsprozess in Gang zu setzen

Die einfachste Möglichkeit, eine Ausleitung medikamentös anzuregen, ist die JSO-Entgiftungstherapie. Mit ihr lassen sich Stoffwechselendprodukte aktivieren und an ihrem eigenen Ort ausscheiden.

Ausleitung durch Anregung der Haut- und Nierentätigkeit

Flor. Sambuci 40.0
Flor. Tiliae       20.0
M.f.spec.
D.S.: kurzer Infus

Anregung von Leber und Milz zur Ausleitung

Rad. Cichorii 100,0
f.spec.
D.S.: 2 Teelöffel/Tasse, kurzer Dekokt

Entgiftung

© Hannes Eichinger - Fotolia.comImmer dann, wenn ein Überschussstoff oder ein Reiz im Übermaß und/ oder am falschen Ort auftritt, hat er eine toxische Wirkung, genauso, wie dies auch bei exogenen Giften der Fall ist, sobald sie in den Organismus gelangen. Hier wird entgiftet, eventuell auch über Drastika eine Ausscheidung vor Ort erzwungen.

In den meisten Fällen wird das System selbst eine kritische Ausscheidung im Sinne der Entgiftung tätigen. Beispiel: die bei Akutphasen chronischer Gicht sauren Durchfälle. Dieses Bestreben darf keinesfalls unterdrückt werden! Vorhandene Toxine führen bei Anhäufung im Organismus zwangsläufig zu einer fehlerhaften Mischung des Ganzen. Es kommt zur Dyskrasie, einer falschen Mischung der kardinalen Prinzipien. Damit geht die Normalität aller Lebensvorgänge verloren.

Allgemeines zum Problem der Dyskrasie

Kohlenstoff ist der Träger des organischen Lebens. Er hat immer Bezug zur Leber und besitzt eine große Bindungs- und Selbstbindungskapazität. Seine Verbindungen stehen in Wechselwirkung mit den Membranen des Organismus. Kohlendioxyd reguliert den oxidativen Stoffwechsel: Ein Anstieg an Kohlendioxyd führt obligatorisch zu verminderter Oxidation.

Wenn diese Verbindungen im intermediären Stoffwechsel unvollkommen verarbeitet werden, bilden sich toxische Zwischenprodukte, die alle umliegenden Zellen mit beeinflussen. Dadurch wird eine ständige Entgiftungstätigkeit notwendig. Außerdem haben diese Toxine immer auch eine Rückkoppelung auf ihren Entstehungsort. Ist der Stoffwechsel gekennzeichnet von carbogenen Schlacken, entwickelt sich die athrabiliäre Konstitution. Die carbo-nitrogenoide Konstitution gilt als dyskratische Konstitution. Sie entwickelt sich nur langsam. Gewöhnlich kommt sie nicht vor dem 30. Lebensjahr vor. Maßgeblich für ihre Entstehung sind Erbfaktoren, lymphatische Hypoplasie, falsche Lebensweise (Ernährungsfehler, wenig Bewegung) und eine verminderte Ausscheidung, v. a. über Haut und Darm. Ihre Ursache ist eine Störung der Sauerstoffaufnahme und -verwertung, die zu Retentionstoxikose mit mangelnder Entgiftung über Leber, Nieren, Darm und Haut führt. Das Blut ist mangelhaft arterialisiert, es kommt zu Bradytrophie der Gewebe und Zirkulationsstörungen. Weiter entstehen Gefäßerweiterungen im venösen Schenkel und eine zunehmende Milzschwäche.

Auswirkungen der Milzschwäche

  • Abdominalplethora mit Obstipation, Bluthochdruck, Migräne, Hämorrhoidalleiden, Prostatahypertrophie, trockene und schuppige Haut
  • konsensuelle Lungenkongestionen
  • Arthritismus
  • lithämische Diathese
  • Melancholie

Frühjahrskur

So wie die Natur im Gang der Jahreszeiten ihre dafür spezifischen Grundmuster lebt, so müssen auch wir Menschen in jahreszeitlichen Rhythmen denken und unser Tun darauf ausrichten. Diese Grundmuster sind in der gesamten belebten Natur identisch. Unsere innere Natur geht nicht davon aus, dass im Winter die Heizung aufgedreht wird oder die Südfrüchte eingeflogen werden. Auch wenn es eigentümlich klingt: Unser Grundstoffwechsel verhält sich der Späteiszeit entsprechend. Im Sommer besteht ein Überangebot an Nahrung und Wärme, sodass der Organismus sich nur zu bedienen braucht, ohne dafür besondere Leistungen zu erbringen. Im Herbst beginnt der Organismus, sich auf den kommenden, vermeintlich kargen Winter einzurichten – er speichert Stoff und Energie.

Der Winter zwingt das System dazu, mit seinen Vorräten zu haushalten. Der Organismus kann nicht damit rechnen, dass in dieser Zeit ein ausreichendes Angebot an Nahrung und Sonnenenergie zur Verfügung steht. Er wird nur unwillig mehr verbrauchen als unbedingt nötig, da er sich ja in einer natürlichen Zehrung befindet. Andererseits wird jedes Überangebot sofort in den Speicher abgelegt. Auch die eliminatorische Grundfunktion ist vermindert. Daher kommt es zur Ablagerung von Überschussstoffen in den Geweben. Wer bei normaler Nahrungszufuhr im Winter nicht abnimmt, ist im Kern nicht gesund, denn der Winter ist eine zehrende Jahreszeit, hier muss ein besonders hoher Energieaufwand in der Wärmeregulation erfolgen.

Das Frühjahr signalisiert das Ende der „schlechten“ Zeit. Es wird wärmer, das Nahrungsangebot verbessert sich, das System kann sich der Restauration widmen. Bevor ein Neuaufbau und eine Reaktivierung des Stoffwechsels erfolgen kann, muss vorhandener Überschuss eliminiert werden. Dies erfolgt nach dem Muster „Verdünnen, Lösen, Purgieren“. Viele Ablagerungen werden mobilisiert, was zu einer starken Schlackenbelastung des Blutes und der Lymphe führt. Hieraus erklären sich auch die für das Frühjahr typischen Beschwerden: Müdigkeit, Schweregefühl, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, Wetterfühligkeit etc.

Eine Frühjahrskur forciert die gesamte eliminatorische Grundfunktion und ermöglicht einen früheren und besseren Wiederaufbau, vor allem bei der Bluterneuerung.

Folgende Medikamente kommen in Frage:

  • Stoffwechselmittel 5 (St5) Berberis cp JSO: wichtigstes Basismittel für die Frühjahrskur! Zur Anregung der hepatorenalen Ausscheidungsvorgänge.
  • Stoffwechselmittel 3 (St3) Scrophularia cp JSO: Anregung der Bindegewebsreinigung und Drainage des Interstitiums. Außerdem entlastet es Haut und Schleimhäute in ihrer Ausscheidungsfunktion.
  • Gewebemittel 2 (Gw2) Equisetum cp JSO: wichtiges Ausscheidungsmittel, verdünnt Überschussstoffe.
  • Lymphmittel 2 (Lf2) Abrotanum cp JSO: Reinigung des Lymphsystems, Entlastung und Neubildung des Blutes.

Vorschlag zur Rezeptur

  • 3 – 4 Wochen zum Ausscheiden und zur Lymphreinigung Stoffwechselmittel 5 (St5) Berberis cp JSO (3x täglich 10 – 15 Globuli)
  • mit Gewebemittel 2 (Gw2) Equisetum cp JSO (3x täglich 10 – 15 Globuli)
  • obige Kombination täglich wechseln mit Stoffwechselmittel 3 (St3) Scrophularia cp JSO (3x täglich 10 – 15 Globuli)
  • danach 3 – 4 Wochen zum Aufbau Lymphmittel 2 (Lf2) Abrotanum cp JSO (3x täglich 10 – 15 Globuli)

Hier ein Tipp, um eine ausreichende Trinkmenge sicherzustellen: Erst 3 Wochen lang Brennnesseltee 1/2 – 1 Liter/Tag, dann weitere 3 Wochen Löwenzahntee (Blätter/ Wurzel) 1 Liter/Tag. Als zusätzliche Delikatesse: Löwenzahnsalat mit Pellkartoffeln und wachsweichen Eiern. Zum Würzen nimmt man Salz, Pfeffer, Zwiebeln, Knoblauch, Balsamico oder Olivenöl.

Literaturempfehlung:

  • Michael Schünemann Ableiten, ausleiten, entgiften Foitzick Verlag, Augsburg, 2006

www.paracelsus-bookshop.de

Michael Schünemann Michael Schünemann
Heilpraktiker mit Schwerpunkt JSO-Komplex-Heilweise
Praxis-Schuenemann@t-online.de

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