Fallstudie aus der Tierheilpraxis: Deformierter Schildkrötenpanzer

Patient: Twinky, Rotwangenschmuck-Schildkröte

2011-05-Schildkroete1 Seit 15 Jahren betreibe ich in Leverkusen eine private Auffangstation für Reptilien und nehme von verschiedenen Tierheimen in NRW und Behörden Tiere auf, die nicht immer in einem optimalen Zustand sind. Seit drei Jahren bin ich Tierheilpraktiker mit eigener Praxis. Bei der Behandlung dieser Tiere habe ich einige erschreckende Beispiele zu Gesicht bekommen.

Eine Kollegin bringt Twinky, eine Rotwangenschmuck-Schildkröte, die seit 30 Jahren in einer Spülschüssel im Badezimmer gehalten wird, zu mir in die Praxis. Da die Besitzerin sich nicht im Klaren ist, was für eine Schildkröte sie hält, wird Twinky halbtags auf Land und die andere Hälfte des Tages im Wasser gehalten.

Anamnese

2011-05-Schildkroete2 Der Panzer ist deformiert durch ein falsches Calcium-/Phosphor-Verhältnis im Futter, außerdem hat Twinky noch nie in ihrem Leben UV-Bestrahlung bekommen. Sie kann weder schwimmen noch tauchen und ihre Hinterbeine kann sie kaum bewegen.

Therapie

Ich sorge dafür, dass die Schildkröte in meiner Obhut bleibt und setze sie zuerst in eine große Wanne im Garten. So bekommt sie die nötige UV-Strahlung für ihre Knochen. Zusätzlich verabreiche ich ihr täglich oral Calcium Frubiase. Die Ernährung stelle ich auf Wasserlinsen, Tauwürmer, Salat und Möhren um.

Ich gebe ihr Magnesium phos. und Hyperricum, außerdem erhält sie regelmäßig Physiotherapie und Schwimmunterricht. Die Vorder- und Hinterbeine werden in 35 Grad warmem Wasser leicht hin und her bewegt, um die Muskulatur zu stärken – sie liegt dabei auf meiner Handfläche. Nach vier Wochen und zwei bis drei Mal täglichem Training kann sie alleine schwimmen und tauchen.

Nach drei Monaten kann Twinky in ein neues Zuhause vermittelt werden. Dort steht für sie ein 500 l Zimmerteich bereit und eine neue Freundin hat sie auch gefunden.

Holger Aschentrup-Adler
Tierheilpraktiker
nc-aschenho@netcologne.de