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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2013

Reinkarnationstherapie

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© recaptured - Fotolia.com

Ursachen seelischer Störungen aufspüren Um Patienten von ihren psychischen oder psychosomatischen Störungen zu befreien, kann die Reinkarnationstherapie eingesetzt werden. Diese hat zum Ziel, den Patienten ein traumatisches Erlebnis aus seiner Vergangenheit wieder erleben zu lassen, um ihn im Anschluss daran von den damit verbundenen schmerzlichen Gefühlen zu lösen.

Der Glaube an die Reinkarnationen der Seele ist in vielen Kulturen verankert. Die buddhistische Philosophie beispielsweise lehrt, dass sich die Psyche nach dem Ableben des Körpers karmisch bedingt eine neue menschliche Existenz sucht – so oft, bis sie erlischt und in den Zustand des Nirvanas, des vollkommenen Friedens, eingeht.

Polarität von Leben und Tod

In unserer gelebten Realität herrscht das Gesetz der Polarität. Es besagt, dass jeder Pol einen Gegenpol hat, jedes Stück ein Gegenstück. Somit hat auch das Leben ein Gegenstück – den Tod. Diesem Ansatz folgend ist der Tod unabdingbar für ein neues Leben, für die Weiterentwicklung der Seele, bis sie schließlich bereit ist für die bedingungslose Liebe.

Inhalte der Reinkarnationstherapie

Die Reinkarnationstherapie bietet eine neue Perspektive für Menschen, die Angst vor dem Sterben haben. Durch das Anschauen und Nachempfinden ihrer vorherigen Leben fällt es ihnen leichter, sich zu lösen und den Tod anzunehmen. Auch wenn die Patienten der Therapie zunächst skeptisch gegenüberstehen, bewirken die real erscheinenden Bilder und die damit intensiv erlebten Gefühle oft eine Veränderung in ihrer Einstellung.

Schmerzliche Gefühle und seelische Anteile werden wieder gefunden und angenommen, die sich durch Lebensumstände oder auch Konditionierungen in den Schatten verschoben haben, also in den Bereich, den der Mensch nicht auslebt und der mitverantwortlich sein kann für seine körperlichen Erkrankungen, psychische Beschwerden oder bestimmte Verhaltensmuster – Elemente, die oft zur Erfüllung, zur Heilwerdung fehlen.

Des Weiteren kann die Reinkarnationstherapie bei der Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Erkennen der individuellen Lebensaufgabe helfen. Sie hat somit ihren Nutzen im Spirituellen wie auch in der therapeutischen Arbeit. Beide Aspekte können in einer Sitzung getrennt, aber auch gemeinsam auftreten, wie nachfolgendes Fallbeispiel zeigt.

Fallbeispiel

Eine Patientin, 29 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, bat um eine Reinkarnationssitzung, da sie zwei Fragestellungen sehr beschäftigten, auf die sie aber bislang keine Antworten finden konnte, ihr Leben jedoch verunsicherten. Mit ihrem Mann war sie bereits seit der Jugendzeit zusammen und die Beziehung war geprägt durch eine tiefe Verbundenheit, die aber ihrerseits durch einen großen, unerklärlichen Schuldkomplex belastet war. Sie hatte stets das Gefühl, sich schuldig gemacht zu haben, für ihren Ehemann verantwortlich zu sein und etwas wieder gut machen zu müssen. Ein weiteres Thema betraf die Angst, ihre Kinder zu verlieren. Hierbei handelte es sich nicht um reale Verlustängste, vielmehr spürte sie ein intensives Wissen, wie es sich anfühlt, Kinder zu verlieren.

Die Zeitreise

Nach einer Entspannungsinduktion mit anschließender Vertiefung gab ich der Patientin als Vehikel für ihre Zeitreise das Bild eines Fahrstuhls vor. Ich bat sie, ihn anzuhalten, wenn sie in einem Leben angekommen ist, das ihr Antworten auf ihre Fragen geben könnte. Als sie den Fahrstuhl stoppte, erkannte sie sich als eine Frau Mitte 20, im Mittelalter nahe der Stadt Örebro in Schweden lebend.

Das Zuhause

In der ersten Szene sah sich die Patientin in einer einfach eingerichteten Hütte mit einem Tisch, Holzschemeln, einer Feuerstelle und vier Strohlagern. Mit ihr in der Hütte waren ihre Kinder, zwei Mädchen. Sie tanzte und spielte mit ihnen. Die Patientin wurde bei diesem Bild sehr emotional, da sie ein starkes Gefühl der Liebe für diese Kinder in sich spürte, wofür sie nicht die passenden Worte fand. Bei der Frage, wo denn der Vater der Kinder wäre, meinte sie, dass sie es nicht wüsste, auch nicht sagen könne, wie er aussieht.

Die Bedrohung

Ich bat sie, sich eine weitere Szene aus diesem Leben anzuschauen. Diese zeigte sie auf einer Lichtung in einem Wald. Sie wurde sehr unruhig und ängstlich, fühlte sich beobachtet und verfolgt. Sie hatte große Angst. Als ich sie fragte, wer sie verfolgen würde, sagte sie, dass es ihr Ehemann sei. Das wäre aber nicht der Vater ihrer Kinder, sondern ein Mann, mit dem sie bereits als junges Mädchen gegen ihren Willen verheiratet wurde. Dieser Mann war erheblich älter als sie und behandelte sie wie sein Eigentum. Vor vielen Jahren habe er sich dem Kreuzzug angeschlossen. Da er nicht zurückkam, dachte sie, er sei gefallen. Nun war er aber wieder da und fordere sie als seinen „Besitz“ ein. Sie aber weigerte sich, zu ihm zurückzukehren. Dann schilderte sie mir, dass dieser Mann aus dem Wald auf die Lichtung getreten sei und dass er sie aufforderte, zu ihrer Hütte zu gehen. „Dort könne sie sehen, was ihr Verhalten angerichtet hätte. Dies wäre alles nicht geschehen, wenn sie zu ihm zurückgekehrt wäre.“ Als sie die Hütte erreichte, bot sich ihr ein schreckliches Bild: Vor der Tür war der abgetrennte Kopf ihres Geliebten auf einem Stock aufgespießt, in der Hütte lagen die Leichen ihrer beiden Kinder. All das, was ihr wichtig war, war ihr genommen worden.

Die Blockadenlösung

Sie fühlte sich schuldig für den Tod ihrer Kinder, spürte stark die Überzeugung, das alles wäre nicht passiert, wenn sie bei ihrem Ehemann geblieben wäre.

Die Auflösung

Ich forderte sie auf, sich die Szenen noch einmal genau anzuschauen und ihre vermeintliche Schuld in aller Ruhe zu überprüfen. Recht bald wurde ihr klar, dass nicht sie sich verantwortlich fühlen muss, sondern ihr damaliger Ehemann. Daraufhin ließ ich ihre Kinder und den Geliebten noch mal in einem Bild in Erscheinung treten. Nun sah sie ganz deutlich, dass sie nicht böse auf sie waren und sie dieses Schuldgefühl grundlos in sich getragen hat.

Die Erkenntnis

Ich bat sie, mir mitzuteilen, welche Erkenntnis sie aus dem damaligen Leben für das heutige gewinnen könne. Sie meinte, auch wenn dieses furchtbar und schmerzlich geendet hätte, so würde sie es nicht missen wollen, hätte sie doch so unendliche Liebe erfahren dürfen. Ihr sei nun auch klar, dass im heutigen Leben der damalige Geliebte ihr heutiger Ehemann ist. Jetzt könne sie ihre Schuldgefühle gegenüber ihrem Mann verstehen und wüsste, dass sie diese endlich loslassen und in dem Leben lassen könne, zu dem sie gehörten. Des Weiteren verstand sie nun auch, warum sie das tiefe Wissen in sich trug, wie es sich anfühlt, Kinder zu verlieren. Das Gefühl sei nun erklärbar und würde sie nicht mehr ängstigen.

Die zweite Zeitreise

Die Patientin bat anschließend um eine weitere Reinkarnation. Dort sah sie sich auf einer Mauer sitzend und erkannte, dass sie ein Mann mittleren Alters war, schmutzig, heruntergekommen und von üblem Geruch. Die nächste Szene zeigte diesen Mann in einer Art Spelunke, an einem Tisch sitzend, ein Stück Fleisch in den Händen, welches er animalisch in sich hinein fraß. Das herunterlaufende Fett wischte er mit dem Ärmel und der Handkante ab. Zur Bedienung war er anzüglich und roh. Insgesamt war sein Umgang mit Frauen niederträchtig und gemein, er benutzte und vergewaltigte sie. Auf Nachfrage, woher das Geld für das Essen stamme, antwortete die Patientin, dass sie als Aufseher im Kerker arbeite. Eine weitere Szene zeigte eine Frau mit einem Baby auf dem Arm. Die Frau teilte dem Mann mit, dass es sein Kind sei und dass er sich darum kümmern solle. Er aber lachte die Frau aus, beleidigte sie und meinte ungehobelt und derb, das Kind könne ja auch von einem anderen stammen. In der letzten Szene liegt der Mann in einer Pfütze. Er spürt einen starken Schmerz im Rücken. Vor ihm steht ein junger Mann mit einem blutigen Messer in der Hand. Er erklärt, er sei sein Sohn – der, den er verleugnet hätte. Sein Leben und das seiner Mutter seien durch ihn zerstört worden, dafür müsse er jetzt sterben. Sogar im Sterben kann der Aufseher nicht verstehen, warum ihm das angetan wurde. Er ist sich keiner Schuld bewusst.

Die Schlussfolgerung

Nach der Sitzung bat ich die Klientin um eine Reflexion der soeben gesehenen Leben. Als wichtig empfand sie vor allem, dass die Bilder absolut konträre Charaktere aufgezeigt hatten. Ihr damaliges Leben als Mann war geprägt von Niedertracht und Gefühlslosigkeit, das als Frau wiederum von großer Liebe. Das würde ihr zeigen, dass sie mehr Seiten in sich habe, als sie bisher in ihrem jetzigen Leben ausgelebt hätte. Sie wäre mehr als nur das zarte Pflänzlein.

Ihr Resümee

Sie empfindet sich nicht mehr als Opfer, sondern auch als mächtig und stark. Ihre Gefühle kann sie jetzt wesentlich reflektierter anschauen.

Sie führt ihr Leben nun selbstbestimmt und lässt sich nicht mehr von Schuldgefühlen leiten.

Die Erfahrungen aus der Reinkarnationstherapie haben ihre Einstellung zu einem Leben nach dem Tod aufgrund der Authentizität der inneren Bilder positiv verändert.

Das Leben hat für sie nun einen neuen Sinn im Erkennen von Lernaufgaben und in der persönlichen Entwicklung.

Die persönliche Toleranz für verschiedene Wertesysteme und individuelle Lernstufen der Menschen wurden ihr bewusst.

Anhand dieses Fallbeispiels verdeutlicht sich der therapeutische Nutzen der Reinkarnationstherapie. Die starken Gefühlsempfindungen im Verlauf der inneren Erlebnisse, deren Ansehen und Annehmen, führen zum Erkennen und Loslassen von belastenden Glaubenssätzen und Verhaltensmustern, zum Auflösen psychischer und psychosomatischer Störungen.

Gabriele Cremer Gabriele Cremer
Heilpraktikerin

info@hypnovia.de

 

Literaturempfehlungen

  • Weiss, Brian L.: Heilung durch Reinkarnationstherapie, Allegria Verlag, 2007
  • Günter, Jan H.: Die Seele heilen mit Reinkarnationstherapie, Hugendubel Verlag, 2007
  • Sigdell, Jan Erik: Reinkarnationstherapie: Emotionale Befreiung durch Rückführung, Heyne Verlag, 2005
  • Wendel, Mathias und York, Ute: Maskenball der Seele, Wendel Verlag, 1999
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