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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2016

Glosse – Ja, wo laufen se denn?

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2016 02 Laufen1Silvester, ein Ereignis, das nun schon ein paar Wochen zurückliegt und dennoch irgendwie nicht vom Tisch ist. Sitze ich am selbigen, liegen meine Vorsätze fürs neue Jahr noch vor mir. Unter Einfluss von alkoholischen Getränken hatte ich diese gefasst. Genau um null Uhr in der besagten Nacht war ich hochmotiviert, alles, aber auch wirklich alles umzusetzen. Vorsätze sind eine grandiose Möglichkeit, den Druck in der Magengegend zu erhöhen. Schließlich wollen wir den Plan erfüllen, sonst gibt’s Ärger − von wem auch immer.

Von meinen Vorhaben sind einige machbar, andere umsetzbar, und der Rest wird aufs nächste Jahr verschoben. Mit dieser schnellen Einteilung wird das Ganze strukturierter und übersichtlicher. Jeder hat da so seine eigene Methode, ich fahre mit dieser 3-Spalten- Methode ganz gut. Unter meinen machbaren Vorsätzen tummeln sich einige zum Thema „Gesundheit“. Jedes Jahr aufs Neue werden die verrücktesten Dinge auf den Plan geschrieben. Nicht nur bei mir.

Neben sofort Nichtraucher und 20 kg abnehmen ist da auch noch, ab sofort und täglich einer sportlichen Aktivität nachzugehen. So wie ich, sind auch dieses Jahr wieder viele dabei, diesen Vorsatz wahr zu machen. So von außen betrachtet ist die Idee toll. Schließlich wissen wir alle, dass Sport sich positiv auf den Körper auswirkt. Bluthochdruck kann gesenkt, Bandscheibenvorfälle entgegengewirkt werden und die frische Luft hilft dem Gehirn beim Denken.

Was einige vergessen: Man muss den Sport schon selbst aktiv ausüben und nicht nur anderen dabei zusehen. Weder im Fitnessstudio die Geräte festhalten, noch auf dem Sofa Skispringen und Fußball schauen. Das alles ist sicherlich machbar und entspannt sehr, hilft allerdings dem Vorsatz „Gesundheit“ gar nicht.

Ich habe mich in diesem Jahr bewusst für das Joggen entschieden. Warum? Zum einen bewege ich mich im Alltag nicht wirklich viel. Das liegt daran, dass ich einer sitzenden Tätigkeit nachgehe und in den Bewegungszeiten keine Kilometer schrubben muss. Unser Körper ist für 30 km Bewegung täglich geschaffen. Allein diese Aussage finde ich sehr spannend und frage mich, welcher arbeitende Mensch kann das im täglichen Pensum erreichen? Die Gastronomen vielleicht. Sie laufen den ganze Tag und erfüllen den Menschen ihre kulinarischen Wünsche. Wenn wir nun alle in der Gastronomie arbeiten würden, hätten wir wohl keine Gäste mehr und somit würden wir die 30 km täglich auch nicht erreichen. Ein anderer Job wäre der Postbote. Früher noch zu Fuß, brachte er oder sie die Briefe zu den Empfängern. Mittlerweile sitzen die Postboten in Autos und bekommen es mit den schweren Paketen eher im Kreuze, als dass das Fahren ihrer Gesundheit gut tut. Wie ich das nun auch drehe und wende, mir fehlt die Bewegung. Da ziept es hier im Rücken und dort im Bein und von meiner Kondition wollen wir erst gar nicht reden. Jegliche Anstrengung endet in einem Schnaufen. Sexy ist da wirklich anders. Um dem Ganzen entgegen zu wirken und mir und meiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, habe ich das Projekt Lauferei gestartet.

Nachdem ich nun meine alten Laufschuhe rausgezerrt hatte und auch entsprechende Kleidung fand, ging es los. Was soll ich berichten: Es war anstrengend. Ich hatte das Gefühl, meine Beine bewegen sich eher gummihaft von A nach B. Also Schritt für Schritt nach vorne, nicht seitwärts, wie die Kinder das mit Leichtigkeit hinbekommen. Meine Atmung war eher ein Schnappen nach was auch immer. Ich denke nach Luft, weil meine Lungen beinahe kollabiert wären. Meine Arme schlackerten an meinem Körper. So richtig wusste ich nicht, wohin mit ihnen.

Während ich meine Beine im Wechsel nach vorne schmiss, spürte ich es. Dieses wohlig warme Gefühl, das sich in meinem Körper ausbreitet. Damit ist nicht der Schweiß auf meiner Stirn oder an meinem Körper gemeint, sondern dieses Gefühl der Entspannung. Es schien, als freute sich mein Körper über diese zusätzliche Bewegung. Obwohl es ja nicht zusätzlich war, sondern hauptsächlich, weil ich ja − wie bereits am Anfang erwähnt − die geforderten Kilometer pro Tag nicht erreiche.

Meine Gedanken kamen zur Ruhe. Dieses Karussell, was mich an manchen Tagen wahnsinnig macht, weil es eben nicht stehen bleiben will. Unerledigte Aufgaben, Anforderung von Auftraggebern, Wünsche meiner Familie − das alles passt da rein und fährt mit. Jeder, der an Erschöpfung leidet, weiß, wovon ich spreche. Ernsthafte Kraftlosigkeit, die nicht wahrgenommen wird und wenn, dann ist es meist zu spät. Da liegen wir dann kaputt im Bett und das am frühen Morgen, wo eigentlich die Energie am größten sein sollte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich meine erste Runde beendet und meinte, einen Marathon hinter mir zu haben. Das war mein Gefühl − leider entsprach es nicht der Wirklichkeit. Weder die Strecke hat einen 42-Kilometer- Lauf hergegeben, noch wäre dieser in der gelaufenen Zeit zu schaffen gewesen. Da war wohl der Wunsch des Erfolges größer, als die Wirklichkeit.

Wie doch unser Körper verrücktspielt und die Wahrnehmung getäuscht wird, wenn wir uns in einer Ausnahmesituation befinden. Sicherlich war das jetzt eine gewollte Ausnahmesituation, anders sieht das dann in einer ungewollten Ausnahmesituation aus. Die Symptomatik kann ganz unterschiedlich sein und nicht immer ist zu erkennen, was dahinter liegt. Hier lag eindeutig viel Bewegung gepaart mit Atmungsstörungen vor. Nach dieser Diagnose am Ziel wollte ich einen Orden. Mir war egal, von wem. Schließlich bin ich gelaufen und lebe noch.

Nach diesem ersten Versuch und dem grausamen Muskelkater (an Stellen meines Körpers, die mir eher unbekannt waren) wollte ich aufgeben. Alles wieder hinschmeißen und sagen, dass ich das mit meiner Gesundheit nicht übertreiben will. Das bisschen Bewegung irgendwie in meinen Alltag integrieren, auch wenn mir die Unmöglichkeit dessen bewusst ist. Jegliche Argumentationskette hatte ich mir zurecht gelegt, nur, um sie dann in den nächsten Mülleimer zu werfen.

Ich laufe noch immer und es wird besser. Sowohl die Atmung als auch der Bewegungsapparat. Meine Beine wissen, was sie tun, und ich weiß, was ich mit meinem Armen während des Laufens tun kann. Langsam werden wir uns da alle einig. Die positiven Effekte setzen auch langsam ein. Meine Kondition wächst, der Muskelkater lässt nach, das tolle entspannte Gefühl nach der Plackerei – unbezahlbar!

Was können Sie mit meiner Erkenntnis anfangen?

Zum ersten können Sie sie unter „gelesen“ abhaken und dann aus Ihrem Gehirn streichen. Da wird dann Platz frei für andere Dinge, die für Sie wichtig sind. Das ist gut. Das ist Selbstfürsorge.

Oder aber Sie sind inspiriert von meinem Geschreibsel. Gehen die vergangenen Worte nochmal durch und dann haben Sie die Idee: Sie laufen auch. Einfach so! Start heute!

Warum? Weil sich Ihre Gesundheit bei Ihnen bedanken wird. Womit? Mit guten Blutwerten, Gelenkigkeit und Frische im Kopf. Das alles tut dann nicht nur Ihnen gut, sondern auch Ihrer Umgebung. Durch die Glückshormonausschüttung wirken Sie jeglicher depressiven Verstimmung entgegen und das damit verbundene Lächeln steht Ihnen sehr gut. Ich sehe das von hier. Und der größte Pluspunkt gehört mir, weil ich weiß, dass ich nicht alleine dastehe mit diesem Projekt. Das spornt an und gibt Energie für die Tage, an denen das Laufen so gar nicht gelingen will. Dafür danke ich Ihnen schon mal im Voraus.

Mit sonnigen Grüßen

Jana Ludolf

Jana Ludolf Jana Ludolf
Geprüfte Psychologische Beraterin (VFP), Mediatorin, Familiencoach in Bad Blankenburg

info@Jana-Ludolf.de

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