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Psychologie des Spiels – Die Relevanz des Spieltriebs für die menschliche Entwicklung

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Psychologie des Spiels – Die Relevanz des Spieltriebs für die menschliche Entwicklung

Dem Menschen wohnt ein angeborener Spieltrieb inne, wie er auch bei anderen Säugertieren zu finden ist. Kinder bauen Türme aus Bauklötzen, frisieren ihre Puppen oder spielen Kaufmannsladen mit ihren Freunden. Erwachsene messen ihre Fähigkeiten in sportlichen Wettkämpfen, vergnügen sich im Casino oder entspannen nach einem langen Tag vor der Spielekonsole. Doch warum spielen wir? Welchen Nutzen hat das Spiel für die menschliche Entwicklung und ist das Spiel vielleicht sogar ein essentieller kulturbildender Faktor?

Spieltrieb
Warum ist der Spieltrieb so tief im Menschen verwurzelt?

 

1. Die Funktion des Spiels als kulturbildender Faktor

Nach Auffassung des niederländischen Historikers Johan Huizinga macht nicht nur das Denken und Handeln den Menschen aus, sondern vor allem auch die Tatsache, dass der Mensch ein kulturschaffendes Wesen ist. Dabei kommt dem Spiel eine ganz besondere Funktion zu, nämlich die, eines kulturbildenden Faktors. Aus dem leidenschaftlichen und zweckungebundenen Spiel entstehen Strukturen und Regeln, die der Bildung von Kultur zu Grunde liegen. In diesem Zusammenhang wurden unterschiedliche Erklärungsmodelle geprägt, unter anderem die, des Homo ludens und des Homo faber.

1.1 Homo ludens vs. Homo faber 

Der Homo ludens, zu Deutsch „der spielende Mensch“, ist ein Erklärungsmodell, was auf der Annahme aufbaut, dass der Mensch seine Fähigkeiten vor allem im Spiel entwickelt. Ein aktiver Veränderer seiner Umwelt hingegen, ist der Homo faber, also „der schaffende Mensch“. Beide sind dem Home sapiens, also dem „weisen Mensch“ untergeordnet.

1.1.1. Die Herkunft der Begrifflichkeiten

Der breiteren Masse bekannt, wurde die Bezeichnung Homo ludens in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts, durch die Erscheinung des gleichnamigen Buches von Johan Huizinga. Genutzt wird der Begriff, um die Annahme auszudrücken, das Spiel sei die Grundkategorie des menschlichen Verhaltens.
Der Begriff Homo faber stammt aus der philosophischen Anthropologie und wird 1928 in der Schrift „Die Stellung des Menschen im Kosmos“ von Max Scheler genutzt. Homo faber zeichnet ein Menschenbild, welches sich in wesentlichen Punkten nicht vom Tier  unterscheidet. Lediglich die praktische Intelligenz des Menschen und sein ausgeprägtes handwerkliches Geschick grenzen ihn von den Tieren ab. Max Frisch wählte den Homo faber als Titel für seinen Erfolgsroman, der 1957 erschien.

1.1.2. Die unterschiedlichen Formen der Weltaneignung im Spiel

Anthropologisch werden sowohl der Homo ludens, als auch der Homo faber dem Homo sapiens untergeordnet. Siegbert A. Warwitz und Anita Rudolf, ihres Zeichens Spielwissenschaftler, weisen dem Homo ludens und dem Homo faber zwei unterschiedliche Formen der Weltaneignung im Spiel zu. Das Spiel des Homo ludens ist selbstgenügsam und erfüllt keinen bestimmten Zweck. Über Zufälle und Möglichkeiten findet der Mensch Sinn in seinem Spiel und erlangt dabei ganz beiläufig Erkenntnisse über die Welt. Das Spiel des Homo fabers hingegen ist zweckgerichtet. Die systematisch aufgebaute Spielfolge hilft ihm dabei, zu lernen und das Gelernte für seinen Erfahrungsgewinn zu nutzen. Der Homo faber verfolgt mit der Instrumentalisierung seines Spiels also eine übergeordnete Zielsetzung, während der Homo ludens aus der Freude am Spiel agiert. Seine Beweggründe sind nicht außerhalb des eigentlichen Spiels zu finden. Auf die Praxis bezogen, bedeutet dies, dass sich die Spielart des Homo ludens im kindlichen und freien Spiel widerspiegelt, während die Zweckgebundenheit des Spieles beim Homo faber eher im pädagogischen oder auch therapeutischen Spiel verankert ist.

Spieltrieb
Darstellung der beiden unterschiedlichen Erklärungsmodelle des Homo ludens und des Homo faber.

1.1.3. Berühmte Vertreter

Neben den bereits genannten Vertretern, gibt es weitere Persönlichkeiten, die sich schon früh mit der Rolle des Spiels in der menschlichen Entwicklung beschäftigten. In seinen Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ beschreibt Friedrich Schiller das menschliche Spiel als die einzige Leistung, die in der Lage ist, die Ganzheitlichkeit der Fähigkeiten des Menschen zum Ausdruck zu bringen. So stammt auch folgender berühmter Satz von dem bekannten deutschen Dichter: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Im Jahr 1967 bezog sich der Philosoph und Politologe Herbert Marcuse in seinem Werk „Der eindimensionale Mensch“ ebenfalls auf die Reduzierung der menschlichen Lebensweise und übte Kritik daran, wie es einst schon Schiller tat. Die Vorherrschaft der „instrumentellen Vernunft“ beschränke die Lebensweise und Kultur des Menschen, so seine Ansicht. In der Industriegesellschaft habe der Einzelne keine Möglichkeit mehr auf autonome Selbstentfaltung. Menschliche Betätigung um ihrer selbst Willen und nach selbst gewählten Regeln hielt Marcuse für erstrebenswert und sah diese vor allem in der Rückbesinnung auf das Ästhetische und Spielerische verwirklicht.

1.2. Das kindliche Spiel und seine psychologische Relevanz

Spieltrieb
Kinder sind häufig völlig in ihr Spiel versunken.

Es ist eine besondere Erfahrung, Kinder beim Spielen zu betrachten. Sie spielen frei und unbeschwert und vergessen währenddessen die Welt um sich herum. Weder ein bestimmter Ort, noch festgelegte Materialien sind für das kindliche Spiel nötig. Kinder können immer und überall spielen und mit Hilfe ihrer Fantasie gewöhnlichen Alltagsgegenständen im Spiel Leben einhauchen. Doch steckt viel mehr hinter dem kindlichen Spiel, als es auf den ersten Blick den Eindruck macht. Welche Bedeutung hat das Spielen für Bildungsprozesse und die psychologische Entwicklung?

1.2.1. Unterschiedliche Spielformen und ihre Bedeutung in der Pädagogik

Das kindliche Spiel orientiert sich immer auch am Alter und an der jeweiligen Entwicklung des Kindes. Anbei werden unterschiedliche Spielformen in Hinblick auf ihre Bedeutung in der Pädagogik beleuchtet.

  • Die Übungsspiele

Übungsspiele zielen auf die Sinneserfahrungen des Kindes ab. Vor allem kleine Kinder wollen die Welt, die sie umgibt, ertasten, schmecken, sehen, hören und fühlen. Übungsspiele beinhalten den Aspekt der Wiederholung. Auf diese Weise lernen Kinder, dass ihre gemachten Erfahrungen wiederholbar sind, was wiederum ihr Weltbild festigt. Im Gegensatz zu älteren Kindern haben kleine Kinder Spaß an Wiederholungen. Eine Tabelle, die aufzeigt, welche Bedeutung den verschiedenen Sinneserfahrungen im Einzelnen zukommt und ab welchem Alter diese relevant werden, findet sich unterhttp://www.kindergartenpaedagogik.de/1610.html.

  • Die Bewegungsspiele

Eine enge Verknüpfung mit verschiedenen Sinneserfahrungen bilden Bewegungsspiele. Hier geht es um die Koordination motorischer Fähigkeiten. Kinder entwickeln mit Hilfe von Bewegungsspielen ein besser ausgeprägtes Körperempfinden und lernen zudem die Grenzen ihres eigenen Körpers kennen.

  • Die Musikspiele

Mit Hilfe von Musikspielen kann das emotionale Erleben des Kindes gefördert werden. Bewegungsspiele, die mit Musik verknüpft werden, bleiben länger im Gedächtnis verankert. Zudem ist der Drang, sich zu Musik zu bewegen, von Natur aus im Menschen angelegt.

  • Die Entspannungsspiele

Kinder können selbst einschätzen, wann für sie ein Erholungsbedürfnis besteht. Entspannungsspiele dienen dazu, zur Ruhe zu kommen. Deshalb sollte Kindern jederzeit eine Rückzugsmöglichkeit eingeräumt werden. In der Praxis kann dies schon ein einfaches Bilderbuch sein, mit welchem sich die Kinder in Ruhe beschäftigen.

  • Die Rätselspiele

Rätselspiele dienen dazu, das Gedächtnis und die Wahrnehmung von Kindern zu schärfen. Sind die Rätsel für Kinder lösbar, ist das Spiel mit viel Spaß und Motivation verbunden. Meist sind Rätselspiele an bestimmte Regeln geknüpft und verlangen eine erhöhte Aufmerksamkeit.

 

  • Die Reaktionsspiele

Reaktionsspiele sind ab dem vierten Lebensjahr geeignet, um die Aufmerksamkeit sowie die geistige und körperliche Beweglichkeit von Kindern zu fördern. Ab diesem Alter kennen Kinder ihren Körper und können zielgerichtet auf bestimmte Vorgaben reagieren.

  • Die Spaßspiele

Durch Spaßspiele wird das Gemeinschaftsgefühl der Kinder innerhalb einer Gruppe gestärkt. Zudem lernt das einzelne Kind auch, wie andere Kinder auf es reagieren. Von lustigen Geschichten, bis  zum Herabkugeln eines Hanges sind der Fantasie bei Spaßspielen kaum Grenzen gesetzt.

      1.2.2. Die übergeordnete Funktion aller Spielformen

      Spieltrieb
      Spiele dienen unter anderem auch der Vorbereitung auf das Leben als Erwachsene.

      Die mannigfaltigen Spielformen verfolgen alle das gemeinsame Ziel, den Kindern auf spielerische Art und Weise Fähigkeiten zu vermitteln, die sie auf das Leben in der Gemeinschaft vorbereiten. Dabei beziehen sich die einzelnen Spielformen auf verschiedene Alters- und Entwicklungsstufen. Unterschiedliche Spieltheorien fußen auf vielfältige Aspekte des Spiels, wie das Spiel als Spiegel des Lebens, das Spiel als Möglichkeit, sich vom Alltagsstress zu erholen oder das Spiel als Übung für das spätere Leben eines Erwachsenen.

      2. Die Regeln des Spiels – Freiheit und Unterwerfung

      Zwar spielen alle Säugetiere gern, das Verhältnis, welches der Mensch zum Spiel hat, ist allerdings ein besonderes. Das menschliche Spiel vereint, zumindest auf bestimmte Spielarten bezogen, einen scheinbaren Widerspruch, nämlich die Symbiose von Freiheit und Unterwerfung. Spielen bedeutet Freiheit, da es einen Rückzug aus den Pflichten des Alltags darstellt. Ungeachtet dessen, funktioniert das Spiel jedoch nur dann, wenn sich der Spielende bestimmten spielimmanenten Regeln unterwirft. Dieses Verständnis des Spiels grenzt jedoch Spiele, die keinen spezifischen Regeln folgen, etwa das Spielen mit Bauklötzen, aus. Anbei werden das sportliche Spiel, das Glücksspiel und das Rollenspiel betrachtet.

      2.1. Agon – Das sportliche Spiel als kämpferischer Wettstreit

      Johan Huizinga bezieht in seinem Werk „Homo ludens“ alle kulturellen Leistungen des Menschen auf das Prinzip des Spiels und des kämpferischen Wettstreites (griechisch Agon). Es beginnt im Kleinen, wie zum Beispiel beim Ballspiel und lässt sich bis zum Großen, also zum Beispiel der Religion oder auch Kriegen hin ausweiten. 
      Einen besonderen Wettstreitcharakter haben die meisten sportlichen Spiele inne. Sie dienen in besonderer Weise der Stärkung des Selbstvertrauens des Einzelnen.

      2.1.1. Sportpsychologie – Die Harmonie zwischen Körper und Geist

      Spieltrieb
      Besonders Mannschaftssport kann das Selbstvertrauen stärken.

      Sportliche Spiele und Wettkämpfe dienen nicht nur der körperlichen Ertüchtigung. Sie spielen auch eine große Rolle für die Selbstwahrnehmung, das Selbstvertrauen und die Harmonie zwischen Körper und Geist. Sich mit anderen zu messen und die eigenen Leistungen bewerten zu können, ist im Sport und auch im Leben essentiell. Im Allgemeinen wird unter Selbstvertrauen verstanden, dass sich jemand einer bevorstehenden Aufgabe gewachsen fühlt, weil er um sein Können und seine Leistungsfähigkeit weiß. Auch für die Harmonie zwischen Körper und Geist sind sportliche Spiele hilfreich. Durch körperliche Betätigung kann der Mensch Stress abbauen und seinen Kopf frei machen. Dies fördert die Konzentration. Ein trainierter Körper wiederum trägt entscheidend zur Leistungsfähigkeit bei. Teamsport fördert zudem das Miteinander und hilft Kindern und Jugendlichen dabei, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, auf andere zu achten und sich selbst einzubringen.

      2.2. Alea und Ilinx – Die Faszination des Glücksspiels

      Seit jeher üben Glücksspiele einen besonderen Reiz auf den Menschen aus. Sie bieten Abwechslung, Spannung und neue Erlebnisse. Der Zufall (lateinisch Alea) bestimmt das Spiel und nicht oder nur im bestimmtem Maße, das Können des Spielers. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterscheidet zwischen weichen und harten Glücksspielen. Ähnlich wie bei weichen und harten Drogen weisen auch die verschiedenen Glücksspiele ein unterschiedliches Suchtpotential auf. Vor allem der Rausch (Ilinx), welchen das Glückspiel ausübt, spielt dabei eine übergeordnete Rolle.

      Spieltrieb
      Umfrage unter Online- und Offline-Spielern, welche Glücksspiele den meisten Einfluss auf ihr problematisches Spielverhalten hatten (Quelle: Statista.de)

      2.2.1. Wie wirkt sich das Glücksspiel auf die Psyche aus?

      Spieltrieb
      Spielautomaten haben ein besonders hohes Suchtpotential.

      Lotto zählt zu den sogenannten weichen Glücksspielen. Beim Lotto steht der mögliche Geldgewinn im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zudem befinden sich zwischen den einzelnen Lottospielen meist große Pausen. Eine viel schnellere Spielabfolge hingegen bieten Automatenspiele, weswegen die Suchtgefährdung bei dieser Form des Glücksspiels viel höher ist. Nicht mehr der mögliche Gewinn steht im Mittelpunkt, sondern allein der ständige Nervenkitzel, der sich bei jedem neuen Spiel im Sekundentakt einstellt. Genau wie psychoaktive Substanzen hat dieser Nervenkitzel oder auch Kick Auswirkungen auf das menschliche Belohnungssystem im Gehirn. Bestimmte Hirnareale werden durch das Glücksspiel stärker gereizt, was auf Dauer dazu führen kann, dass sich das Belohnungssystem verändert und sich ihm andere Bereiche des Gehirns unterordnen. So werden bei pathologischen Spielern diejenigen Hirnareale, die für die Planung und Kontrolle zuständig sind, vom Belohnungssystem dominiert. Das Denken und Handeln des Spielers richtet sich dann nur noch darauf, den nächsten Kick zu erhalten. Dieses Phänomen bringt schon Fjodor Dostojewski treffend auf den Punkt, wenn er in seinem Roman „Der Spieler“ schreibt:

      “Vielleicht wurde meine Seele durch die vielen Empfindungen während des Glücksspiels nicht in höherem Maße befriedigt, sondern nur gereizt und verlangte nach immer stärkeren Empfindungen – mehr und mehr, bis sie schließlich erschöpft war.”

      Wie im Artikel „Eine kleine Geschichte des Roulette“ nachzulesen ist, gab sich der berühmte russische Dichter selbst leidenschaftlich dem Glückspiel hin und war ein gerngesehener Gast in deutschen Spielbanken.

       

      2.3. Mimikry – Das Spiel mit den Rollen

      In der Psychologie wird unter dem Begriff Mimikry das Phänomen der unbewussten Nachahmung verstanden. Wir ahmen unser Gegenüber häufig unbewusst in seinem Verhalten nach, etwa, wenn wir gähnen, weil andere es tun. In Bezug auf die Spieltheorie wird unter Mimikry, was wörtlich übersetztMaske bedeutet, das Spiel mit den Rollen verstanden.

      2.3.1. Rollenspiele in der Pädagogik

      Rollenspielen kommt sowohl im Kindergarten als auch in der Schule und in der Erwachsenenbildung eine wichtige Funktion zu. Die theoretische Grundlage des Rollenspiels bildet dabei stets die soziale Rolle innerhalb der Gesellschaft und häufig auch eine spezifische Rollentheorie.

      Spieltrieb
      Rollenspiele werden auch in der Erwachsenenbildung häufig eingesetzt.

      Ziel eines Rollenspiels kann die Schulung der Wahrnehmung, das Empfinden von Empathie oder das Erreichen einer Kooperations-, Kommunikations- oder Problemlösefähigkeit sein. Rollenspiele dienen zudem der Übung in Selbst- und Fremdbeobachtung. Tiefgehende theoretische und praktische Begründungen über die Bedeutung des Rollenspiels in der Pädagogik finden sich in einer PDF der Universität Köln (zur PDF).

       

      3. Gamification – Die Zukunft des Spiels

      Galten Computerspiele früher noch als Ursache für Gewalt oder Vereinsamung, entdecken heute immer mehr Menschen aller Bildungsschichten das Gaming für sich. Ablenkung vom Alltag, Freude und Entspannung werden meist als Gründe für das Spielen genannt. Doch auch die Motivation spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Das menschliche Belohnungssystem kann spielerisch motiviert werden und den Menschen so zum Handeln antreiben. Von diesem Effekt wollen nun auch Unternehmen profitieren, indem sie sich den natürlichen Spieltrieb ihrer Mitarbeiter zu nutzen machen. Vereinfacht gesagt, funktioniert dies, indem bestimmte Spielelemente in spielfremde Kontexte der Arbeitswelt übernommen werden. Genau wie im Computerspiel führt Unterforderung im wahren Leben zu Langeweile, während sich bei Überforderung Frust einstellt. Den schmalen Grad zwischen diesen beiden Gemütszuständen zu finden, ist eine Kunst, derer sich die Spielindustrie seit langem verschrieben hat. Aus deren Erkenntnissen will nun auch das Unternehmertum einen Vorteil ziehen, um beispielsweise das Gesundheitsmanagement seiner Mitarbeiter zu optimieren. Der Beitrag „Verspielte Welt“ unter faz-institut.de befasst sich ausführlich mit den verschiedenen Zukunftsüberlegungen zum Thema Gamification.

      3.1. Wie könnte Gaming in 20 Jahren aussehen?

      Spieltrieb
      Wie werden wir wohl in 20 Jahren spielen?

      Im Hinblick auf die Zukunft der digitalen Spielebranche kann natürlich nicht mit Sicherheit gesagt werden, wo wir uns in 20 Jahren befinden. Vermutlich wird der Virtual Reality in den nächsten Jahren immer mehr Bedeutung zukommen und die technischen Möglichkeiten werden sich verbessern. Virtuelle Realitäten, in welchen sich der Mensch mit Hilfe des Tragens einer speziellen Brille frei bewegt, könnten den Spielern dann ermöglichen noch tiefer in die gebotenen Fantasiewelten einzutauchen, als es heute sowieso schon der Fall ist.

       

      4. Fazit

      Der Spieltrieb ist in jedem Menschen verankert und das Spielen selbst ist wohl der älteste kulturbildende Faktor. Noch lange vor dem Erlernen des Sprechens, des Lesens und des Schreibens, lernt der Mensch zu spielen und so seine Umwelt spielerisch zu begreifen. Dem Spiel kommt also eine entscheidende Bedeutung für die menschliche Entwicklung zu. Dies war schon Schiller sowie anderen berühmten Vertretern unterschiedlicher Spieltheorien bewusst. In der Pädagogik haben die zahlreichen Spiele mannigfaltige psychologische Relevanz. Beim sportlichen Spiel geht es um den Wettkampf, das Glücksspiel ruft einen Rausch hervor und Rollenspiele dienen nicht nur in der Schule, sondern auch in der Erwachsenenbildung dazu, Probleme zu lösen und die Selbst- und Fremdwahrnehmung zu schulen. Nicht zuletzt kommt auch den virtuellen Spielen des digitalen Zeitalters eine wichtige Bedeutung zu. Unternehmen überlegen heute, wie sie den menschlichen Spieltrieb in Zukunft zur Optimierung von Arbeitsabläufen nutzen können. Wer also meint, Spielen wäre eine sinnfreie Tätigkeit, der sollte sich noch einmal fundierte Gedanken über die Bedeutung des Spiels und seine Rolle innerhalb der Gesellschaft machen.

       

       

      Quellen:
      http://www.kindergartenpaedagogik.de/1610.html
      http://methodenpool.uni-koeln.de/download/rollenspiele.pdf
      http://www.faz-institut.de/sites/default/files/Innovationsprojekte/Dokumente/Zukunftsmanager/ZMG_0214_gesamt.pdf
      http://www.casinoverdiener.com/roulette/eine-kleine-geschichte-des-roulette.php
      http://de.statista.com/statistik/daten/studie/239374/umfrage/gluecksspiele-mit-einem-hohen-anteil-an-spielern-mit-riskantem-spielverhalten/

      Bildquellen:

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