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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/1996

Psychotherapie – Welche Methode hilft am besten

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Erstmals wird in dieser Tabelle die Wirkung von Psychotherapien bewertet (1-5 Punkte). Wissenschaftliche Grundlage sind jahrelange Studien unter anderem im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums

Name der Therapie Was wird gemacht? Sitzun-
gen
Für wen geeignet? Wirksam-
keit?
Stand der Forschung Besondere Bemerkungen Kasse
zahlt? *
Gesprächs-
therapie
Der Patient schildert, was ihn bewegt. Der Therapeut geht darauf ein, gibt Anregungen, aber keine Ratschläge. Der Patient soll sich im Gespräch selbst erforschen. 10-50 Für Patienten, die sich besser verstehen und annehmen wollen. Gut für Menschen, die gerne selbst bestimmen, wenig geeignet für solche, die konkrete Anleitung und Hilfe erhoffen **** Gut untersucht, aktuell Seriös, zu empfehlen nein
Gestalttherapie “Der Therapeut regt den spontanen Ausdruck von Gefühlen an. Viele Übungen und Rollenspiele. Ziel ist, seinem Leben eine “abgerundete Gestalt”” zu geben.” 20-70 Für Patienten, die bereit sind, sich mit intensiven Gefühlen auseinanderzusetzen. Weniger geeignet bei konkreten Problemen, eher ungeeignet bei Depressionen ***- Noch unzureichend untersucht, aber Hinweise auf gute Wirkung   nein
Transaktions-
analyse
“Der Patient geht die Stationen seines Lebens durch, der Therapeut hilft mit Deutungen. Ziel ist, dem häufig unbewussten Lebensplan, dem “Skript””, auf die Spur zu kommen, um zu wissen, weshalb man sich so und nicht anders zu Anderen verhält.” 20-50 und länger Fraglich, ob für psychische Störungen geeignet. Wenn überhaupt, für Beziehungsprobleme ohne Krankheitscharakter ** Unbefriedigend, Zweifel an Wirksamkeit   nein
Musik-, Tanz-, Kunsttherapie Es wird versucht, über kreative Ausdrucksformen (Malen, Tanzen usw.) Zugang zu inneren Bereichen zu finden. Wird von den Therapeuten unterschiedlich stark sprachlich verarbeitet 10-20 Für Patienten, die nur schwer Zugang zu ihren Gefühlen finden. Wird insbesondere auch bei Patienten mit schweren psychischen Störungen angewandt ** Leider nicht gut untersucht, bisher fehlen überzeugende Wirksamkeits-
nachweise, wird weiter erforscht
unbedingt auf breite psychologische Ausbildung des Therapeuten achten nein
Bioenergetik Durch spezielle Körperübungen sollen blockierte Teile der Psyche gelockert werden. Wird von den Therapeuten unterschiedlich stark sprachlich verarbeitet. 20-30 Eventuell für Patienten, die sprachlich keinen guten Zugang zu ihren Problemen haben ? Schlecht, kaum untersucht Auf breite Ausbildung des Therapeuten achten nein
Langzeit-
Psychoanalyse
Die klassische Psychoanalyse auf der Couch. Der Patient erzählt im Liegen, was ihn bewegt (freies Assoziieren, Träume). Der Therapeut versucht, dem Patienten mit Deutungen zu Einsichten zu verhelfen. mehrere 100, meist 3-5 jede Woche Für gebildete und sprachgewandte Personen zur Selbsterkenntnis. Nicht zu empfehlen bei schweren Problemen und für solche Patienten, die schnell Störungen und Symptome loswerden wollen *** Wenige, aber dafür gute Untersuchungen in der Vergangenheit Aufwand sehr groß, ist heute hauptsächlich Lehrtherapie für psychoanalytische Therapeuten nein
Psycho-
analytische Therapie
“Gespräche im Sitzen, ohne “Couch””, kürzer und problemzentrierter als die Langzeitpsychoanalyse.” 20-100 Eher bei neurotischen und Persönlichkeits-
störungen als bei psychosomatischen Störungen
***- Sehr gut untersucht, aktuell, wird weiterentwickelt älteste Therapieform, modernisierungs-
bedürftig, sehr weit verbreitet
ja
Urschrei-(Primär-)Therapie Der Therapeut bringt den Patienten dazu, frühkindliche Verletzungen und Schmerzen intensiv nachzuerleben. variabel Kann nicht empfohlen werden ? Nicht untersucht, wissenschaftlich unseriös Zahlreiche Berichte über schädliche Therapieeffekte nein
Verhaltens-
therapie
“Mischung aus Gesprächen und Übungen. Der Therapeut ist aktiv anleitend, zum Beispiel werden Patienten mit Ängsten oft direkt mit den angstauslösenden Situationen konfrontiert und müssen “Hausaufgaben”” machen.” 10-40 Besonders geeignet für konkrete Probleme wie Ängste, Depressionen, Eß-, Schlafstörungen, Schmerzbehandlung, Hemmungen, Streß, Operations-
vorbereitung
***** Bei weitem am besten untersucht, sehr aktuell, rasche Weiter-
entwicklung
Kein einheitliches Verfahren, Methodenvielfalt ja
Kognitive Therapie “Ähnlich wie Verhaltenstherapie, legt mehr Wert auf die Gedanken und Gefühle des Patienten. Will die “inneren Selbstgespräche”” verändern.” 10-40 Besonders für Patienten mit Depressionen und Ängsten, in Kombination mit anderen Methoden aus dem Bereich der Verhaltenstherapie ***** Sehr gut untersucht, wird zur Zeit am meisten beforscht Ein spezieller Zweig der Verhaltenstherapie ja
Familientherapie Die ganze Familie kommt zu den Sitzungen, aber es finden auch Einzelgespräche statt. Oft langer zeitlicher Abstand zwischen den Sitzungen (rund vier Wochen). 10-30 Besonders bei Ablösungs-
schwierigkeiten von Jugendlichen und generell bei Eltern-Kind-Problemen. Bei Streßsituationen, die die ganze Familie betreffen.
**** Sollte angesichts der großen Bedeutung besser sein, sehr aktuell Wichtige Ergänzung und oft sinnvolle Alternative zu einzelthera-
peutischen Verfahren
Kassen nein, bei öffent-
lichen Beratungs-
stellen oft kostenlos
Paartherapie In der Regel Sitzungen mit beiden Partnern. Der Therapeut hilft, besser aufeinander einzugehen. 10-40 Bei Partnerproblemen, wenn beide Partner zur Therapie bereit sind **** Relativ gut erforscht, aktuell, wird weiterentwickelt Wird auch ergänzend zur Einzeltherapie angewendet Siehe Familien-
therapie
Gruppentherapie 7 bis 9 Patienten sitzen mit einem oder zwei Therapeuten zusammen. Jeder Teilnehmer erzählt, was ihn bewegt, es wird darüber gesprochen und das zwischenmenschliche Verhalten analysiert. Verschiedene Techniken. 20- 100 Bei zwischenmenschlichen Problemen, Hemmungen, sozialen Ängsten *** bis **** je nach Konzept Intensiv erforscht, aktuell Ist nicht zweite Wahl, ebenso wirksam wie die Einzeltherapie, bei zwischen-
menschlichen Problemen sogar besser
ja
Sexualtherapie Gespräche meist mit beiden Partnern, intensive Befragung über Schwierigkeiten und Sexualpraktiken. Es werden Übungen für zu Hause (z.B. Streicheln ohne Verkehr) abgesprochen. 10-20 Bei Orgasmusschwierigkeiten, Impotenz, vorzeitiger Ejakulation **** Relativ gut untersucht, aktuell Ist meist eingebettet in eine allgemeine Paartherapie ja
Entspannungs-
verfahren (Autogenes Training, Progressive Muskel-
entspannung, Meditation)
Durch bestimmte Übungen soll ein Zustand tiefer Entspannung erreicht werden. Tägliches Training zu Hause ist notwendig. 10-20 Bei Schlafstörungen, Migräne und Spannungs-
kopfschmerzen, allgemeiner Verspanntheit, Schmerzzuständen, Bluthochdruck
**** Gut untersucht, bei autogenem Training ist die Wirksamkeit weniger gesichert Leicht anwendbar, oft werden Kurse an Volkshochschulen angeboten, die eine Therapie jedoch nicht ersetzen ja; Meditation nein”
Biofeedback Mit Hilfe technischer Apparaturen werden Körpersignale (etwa der elektrische Hautwiderstand, Gehirnaktivität) gemessen und für die Patienten sichtbar gemacht. Sie sollen lernen, diese Körperfunktionen besser zu kontrollieren und sich dadurch in einen bestimmten Zustand zu versetzen. 10 Bei Kopfschmerzen und Spannungszuständen *** Wird intensiv beforscht, sehr aktuell Wirkung ist nicht immer dauerhaft. Patient bleibt auf Apparate angewiesen nein
Hypnose Tiefenentspannung durch hypnotische Suggestion. Mit der Zeit lernt der Patient selbst, diesen Zustand bei sich herbeizuführen. 10-20 Siehe Entspannungs-
verfahren, besonders zur Schmerzkontrolle
**** Intensive Forschung, wurde eine Zeitlang vernachlässigt Seriöse Hypnose wird meist im Rahmen umfassenderer Therapien angewendet ja

* Die Kassen verlangen grundsätzlich eine Anerkennung des Therapeuten durch die Kassenärztliche Vereinigung. Viele Therapeuten verzichten darauf jedoch bewusst und arbeiten nach Kostenerstattung. Die Angabe in der Tabelle bezieht sich auf eine mögliche Kostenerstattung, wenn ausschließlich diese Therapien gegenüber den Kassen genannt werden.

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