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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/1997

Physikalische Therapie bei Kopfschmerz und Migräne

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Seit 8 Jahren führen wir in unserer Praxis eine Kopfschmerz- und Migränetherapie durch, die hauptsächlich aus Elementen der klassischen Massagetechnik besteht. Im Laufe der Jahre konnten wir über 1.200 Patienten zu Beschwerdefreiheit und damit zur Verbesserung ihrer Lebensqualität führen.

Trotz anfänglicher Skepsis gegenüber unserem Therapiesystem hat uns der Erfolg ermuntert, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren und unsere physikalischen Maßnahmen zu erweitern und zu verbessern.
Damit erreichten wir, daß viele sogenannte “unheilbare Fälle” nunmehr ohne – oder mit nur geringem – Konsum von Medikamenten leben können und nur noch von leicht zu ertragenden Beschwerden berichten.
Sollten wir allerdings nach 12 Behandlungen zu keinem Erfolg kommen, stellen wir die Behandlung ein.

Unsere Patienten erhalten zunächst einen Fragebogen, auf dem sie Lebenshaltung (familiäre Probleme o.ä.), Einnahme von Medikamenten usw. angeben müssen, und bekommen dann ein Merkblatt, das bereits eine”Ordnungstherapieanweisung” enthält. Damit liegen die Grundlagen für die Behandlung fest.

Ursachen

Zunächst versuchen wir die Ursachen der Migräne zu eruieren und klären zunächst die klassischen Möglichkeiten ab.

1. Orthopädisch bedingte

  • Spannungskopfschmerzen (Hinterkopfschmerz)
  • Migräne-cervical-zentral (reflektorische Engstellung der Hirngefäße)
  • Migräne durch osteopathische Läsion, Osteophyten reizen die Arteria vertebralis.

2. Internistisch bedingte

  • Störung der Magen-Darm-Galle-Funktion: Schmerzausstrahlung in Stirn, Schläfen, hinter den Augen, ein- oder beidseitig.
  • Leberstörungen verursachen zu 50% halbseitigen Kopfschmerz, auch wechselnd.
  • Nierenkopfschmerz und gynäkologische Beteiligung: Betroffen ist der gesamte Kopfbereich in Form von Druckgefühl.

3. Sonstige Ursachen

  • Pubertät/Klimakterium
  • Hormonale- und Zyklus-Probleme
  • Psychosomatische Störungen (pessimistische Lebenseinstellung)
  • Lymphatismus (Ödeme, aufgedunsenes Gesicht als äußerliches Kennzeichen)
  • Vegetative Dysregulationen
  • Schlafstörungen, Medikamente, Ernährungsfehler u.s.w.


Therapiemaßnahmen


Allgemeine Maßnahmen

  • Autogenes Training
  • Entspannungsübungen
  • Sportliche Aktivität wie Wassertreten, Radfahren (30 Minuten und mehr, 4-5 mal pro Woche)
  • Ordnungstherapie (siehe später)

Physikalische Therapie

  • Entspannungsübungen
  • Beseitigung von Myogelosen
  • Wärmetherapie (Kopf- und Nackenzone)
  • Massage 30-45 Minuten. Nach 15-20 Minuten detonisierender Massage erreicht man erst eine vagotone Umstimmung
  • Interferenztherapie

Elektrotherapie (bei Therapieresistenz) Blockade des Ganglion stellatum/4 Punkt Elektrode Interferenz.
Ansatz: Musc. sternocleidomastoideus A Muskelbauch, U. HWS C3 0. C4. Frequenz 90-100 HZ (2 x 4 Feldelektroden) oder 100 HZ stabil, bis Kribbeln und Abduktion des Armes eintritt, sowie ein Warmwerden im Kopf und Arm spürbar wird. Nach 1-2 Minuten abstellen. Das Wärmegefühl im Kopf und Arm ist ein Zeichen der Dämpfung des Plexus brachialis. Dabei werden die Spasmen an der Arteria carotis und der Vena jugularis aufgehoben.

Massagen

  • Bauchlage
    • Großflächige Streichungen durchführen
    • Knetungen in Verbindung mit Bindegewebsmassagen. Richtung von unten nach oben stufenweise. Erst wenn Bindegewebszonen locker und gut durchblutet sind, zur nächsten Stufe übergehen.
    • Schnelle Knetung des M.Trizeps u. M. Latissimus dorsi (Beeinflussung des Meridians)
    • Nackenausstriche
    • rollende und walkende Knetungen
  • Im Sitzen
    • Ausstreichen des Nackens
    • Kurze Zweifingerfriktionen im Nacken
    • Knetende Rolle bzw. abheben der Haut über dem Sternum
    • Friktionen Rippen-Sternum-Clavicula
    • Knetungen d.M.triceps bis M.pectoralis minor und major
    • Dreistufige Ausstreichungen am Rücken mit scharfem Zurückziehen
  • Rückenlage
    • Entstauen der Halslymphknoten Technik: Mit beiden Daumen am Ohr und gespreizten Fingern die Kopfhaut gegen den Schädelknochen stufenweise nach hinten verschieben. Der Vorgang wird 3-5 mal wiederholt und soll über den ganzen Kopfbereich ausgedehnt werden.
  • Gesichtsbereich
    • Beide Hände auf die Stirn legen, dann über die Schläfe und Ohren in Richtung Nacken ausstreichen.
    • Mit dem Daumen über den Augenbrauen ausstreichen.
    • Mittelfinger auf die Nasenwurzel legen und sternförmig vom Nasenbein zu den Lippen ausstreichen und denselben Vorgang vom Nasenbein bis zum Ohr durchführen.
    • Drainage von der Stirn bis zur Schläfe. Technik: Mit dem Mittelfinger über Nasenwurzel und Nasenbein pumpende Bewegungen in Richtung Ohr.
    • Verschiebender beiden Gesichtshälften gegeneinander, dazwischen immer wieder Ausstreichungen. Im Nacken führen wir eine Einhandknetung durch, sowie vom Ellenbogen bis in die Achsel”pumpende Drainagen” zum Entstauen der Achsellymphknoten.


Zusammenfassung

des Behandlungsablaufes in der Praxis

1.Fangopackung
Dauer: 30 Minuten, Lage: Schulterblatthöhe bis zum Gesäß.

2. Massage
Dauer: 30-45 Minuten, Lage: Bauch und Rückenlage, im Sitzen in abgedunkeltem Raum bei ruhiger, angenehmer Atmosphäre.

3. Bewegungstherapie
Dauer: 15 Minuten
Durchführung:

  • passives Dehnen der gesamten HWS-Muskulatur
  • aktives Bewegen in allen Bewegungsrichtungen der HWS
  • nach Anleitung die Übungen zu Hause selbständig durchführen
  • Entspannungsübungen

4.Ordnungstherapie

  • 50% der Behandlung umfaßt sportliche Betätigung.
  • 3 mal wöchentlich 1 Stunde radfahren oder laufen
  • 60-90 Minuten pro Woche wandern oder schwimmen
  • die Pulsfrequenz sollte während der sportlichen Übungen 120-140 pro Minute betragen. Die ersten Behandlungserfolge stellen sich nach 3-8 Behandlungen ein, das heißt: weniger häufige und weniger intensive Migräneanfälle.

Bei Behandlungsserien von bis zu 30 Einzelbehandlungen mit etwa 14tägigen Pausen verzeichneten wir langfristige Erfolge.

Um einen langfristigen beschwerdefreien Zeitraum zu erreichen, müssen sich die Patienten nach 6-8 Wochen für eine Wiederholungsbehandlung vorstellen.


Allgemeine Verhaltensregeln

  • Versuchen Sie sich vor, während und nach der Behandlung zu entspannen.
  • Ruhen Sie in der Praxis mindestens 20 Minuten nach der Behandlung.
  • Vermeiden Sie Streß.
  • Berichten Sie dem Behandler jede Veränderung! Z.B. schlechter Schlaf, Veränderung in der Menstruation – zeitlich und Intensität. Befindensveränderungen während und unmittelbar nach der Behandlung usw.
  • Viel Bewegung an der frischen Luft.
  • Geduld aufbringen zum Vertrautwerden mit der eigenen Gefühlswelt!
  • Beobachten Sie die Zusammenhänge von Eßgewohnheiten und Migräne.
  • Erlernen Sie einen ausgeglichenen Tages- und Lebensrhythmus (Ordnungstherapie).

 Paul Zaunbrecher

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