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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2000

Parasiten naturheilkundlich bekämpfen

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Kopflausbehandlung ohne neurologische Schäden! Autor Jens Bielenberg, Apotheker in Itzehoe, erklärt, warum der Extrakt aus dem Neembaum die bessere Alternative ist.

Als das Wirkstoffgemisch aus den dalmatinischen Insektenblumen (Chrysanthemum cinerarifolium) auf den Markt kam, verdankte es dem Öko-Image den Siegeszug als natürliches gut wirksames Insektizid. Pyrethroide eroberten sich im Haushaltsbereich sowie in der Landwirtschaft rasch hohe Marktanteile.
Spätestens seitdem das Bundesgesundheitsamt vor akuten Gesundheitsstörungen durch Pyrethroide warnt, hat das Öko-Image des Wundermittels Risse bekommen. Muß das “Kind erst in den Brunnen fallen?” diese Frage drängt sich wieder einmal auf. Sollte man nicht aus den Beispielen von DDT, PCB, Holzschutzmitteln usw. gelernt haben?
Sollten nicht strengere Maßstäbe bei toxikologischen und pharmakologischen Prüfungen von Insektiziden angelegt werden? Gibt es eigentlich eine effektive Läusebehandlung mit einem akzeptablen Nutzen-Risiko-Verhältnis?

KopfläuseNeurologische Störungen durch Pyrethroide

Während Anfang der 70er Jahre noch von einer fehlenden Toxizität ausgegangen wurde, wurde Anfang der 80er zum ersten Mal vom Auftreten von Anästhesien, Kopfschmerzen, Tinnitus, Krämpfen, Koordinationsstörungen und Stupor nach Aufnahme größerer Mengen von Pyrethroiden berichtet. Prof. Müller-Mohnsen (GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit) warnte 1991 ausdrücklich vor der Gefahr irreversibler neurologischer Schäden beim Menschen und wies auf die chronische Toxizität hin. Laut Müller-Mohnsen sind ca. 500 Vergiftungsberichte nach sogenannter bestimmungsgemäßer Anwendung von Mitteln gegen Kopfläuse bekannt. Die Hälfte der Vergiftungsfälle betraf Kinder, wobei zunächst die Diagnose “atypische Enzephalitis” gestellt wurde, bis nach fehlendem Erregernachweis und langer Andauer der Erkrankung eine Intoxikation nachgewiesen wurde.

Neben Pyrethroiden gilt Lindan als Verursacher schwerer Intoxikationen, wie z. B. im Fall einer 86-jährigen Patientin, bei der nach einer Krätzebehandlung mit Todesfolge sehr hohe Lindan-Konzentrationen im Blut festgestellt wurden. Das warnt besonders gegen Elektroverdampfer, die Pyrethroide freisetzen, da Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen, Benommenheit, Hustenanfälle, Taubheitsgefühle, Hautbrennen und Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns auftreten können. Das Mdh# befürchtet ferner, daß Pyrethroide bei häufigem und unsachgemäßem Gebrauch eine Resistenzbildung entwickeln, so dass immer höhere Dosen notwendig werden, um eine insektizide Wirkung zu erzielen, was natürlich das unerwünschte Nebenwirkungsspektrum beim Menschen erhöht. Zurück zu Haushaltsessig und Rapsöl? Ja, aber Vorsicht mit Essig-Anwendungen.

Behandlungsmethoden

Zu den alternativen Mitteln ist anzumerken, daß die Behandlung mit der Schwebehaube in den ersten Minuten sehr unangenehm ist, da die Kopfläuse auf die Hitze mit einer starken Beißlust reagieren. Eine Vorbehandlung mit der Rapsöl-Emulsion-Methode reduziert die lebenden Läuse und ihre Larven, so daß die Methode besonders für Kinder erträglicher wird. Die Rapsöl-Methode ist sehr hautfreundlich und kann auch bei Kindern ohne Bedenken angewandt werden.

Die Essig-Methode ist für verletzte und aufgekratzte Kopfhaut nicht geeignet, das Auskämmen mit dem Nissenkamm gelingt bei sehr feinem Haar nicht. Bei diesen Methoden muß man diejenige auswählen, die für die betroffene Person am geeignetsten erscheint.

KopfläuseBegleitmaßnahmen

Es ist sehr wichtig, zur Vorbeugung eines Neubefalles neben der Behandlung der Kopfhaare einige Begleitmaßnahmen durchzuführen.

  1. Bei allen Kontaktpersonen sind die Haare mit der Lupe genau zu untersuchen, ob ebenfalls ein Läusebefall vorliegt. Diese Kontrolle sollte täglich über acht Tage erfolgen. In dieser Zeit sollten Bürsten und Kämme auf keinen Fall gemeinsam benutzt werden. Wer das erste Mal mit dem Problem “Kopflausbefall” konfrontiert wird, sollte sich dabei von einer erfahrenen Person, beispielsweise einer Kindergärtnerin, anderen Eltern oder einem Arzt beraten lassen.
  2. Textile Gegenstände, zum Beispiel Bettwäsche, Handtücher und Oberbekleidung, an denen Läuse oder Nissen haften können, sind in der Waschmaschine bei mindestens 60 Grad zu waschen, wobei die Verweildauer bei dieser Temperatur mindestens 10 Minuten betragen sollte.
  3. Textilien, die diese Waschtemperaturen nicht vertragen, können für drei Wochen bei Zimmertemperatur in einem dicht schließenden Plastiksack aufbewahrt werden. Danach sind die Läuse und nachträglich geschlüpfte Larven verhungert.
  4. Spieltiere, Kämme und Haarbürsten können ebenfalls mit diesen Methoden behandelt werden. Alternativ dazu kann man sie in einem Plastikbeutel bei 15 Grad für einen Tag in die Kühltruhe legen. Perücken und Spieltiere, die dieses vertragen, kann man im Backofen bei mindestens 45 Grad Umluft entlausen, Einwirkzeit 60 Minuten.
  5. Auch an Autopolstern und Kopfstützen, Polstermöbeln, Teppichen, Fußböden und Decken können ausgestreute Läuse und Nissen haften. Diese Flächen sollten mit dem Staubsauger gründlich von losen Haaren gereinigt werden, gegebenenfalls kann man noch mit einem Dampfgerät nachbehandeln. Bei ganz starkem Befall kann man problematische Flächen (langflorige Teppiche, Plüschsofas) auch mit Haarfestiger einsprühen.
  6. In Schulen oder Kindergärten sollten ausgestreute Läuse durch Aushungern getötet werden. Dazu werden zunächst die losen Haare durch Saugen entfernt, anschließend wird möglichst über ein Wochenende (von Freitag bis Montag) die Temperatur auf zirka 30 Grad gebracht und gehalten. Danach ist die Temperatur des überheizten Raumes abrupt auf maximal 20 Grad zu senken und eine Woche nicht über diesen Wert ansteigen zu lassen. Die Kleider der Kinder sollten an den Garderoben solange nicht nebeneinander hängen, bis der Läusebefall getilgt ist. Man kann auch die Oberbekleidung mit Plastiküberzügen versehen und dann an die Garderobe hängen. Die Schulbusunternehmer sollten informiert werden, damit auch in den Schulbussen entsprechende Maßnahmen durchgeführt werden.

Kleiderläuse

Kleiderläuse können Rickettsieninfektionen wie beispielsweise Flecktyphus übertragen. Auch hier stellt man die Diagnose am besten dadurch, daß man nach den Nissen sucht, die bevorzugt an den Nähten der Unterwäsche abgelegt werden. Die Behandlung erfolgt durch Waschen von Kleidung und Bettwäsche, nicht Waschbares kann man mit den oben beschriebenen Maßnahmen entlausen.

Filzläuse

Filzläuse als Kopf- oder Kleiderläuse: Ihr Sitz ist vorzugsweise in den Scham- oder Achselhaaren. Sie werden durch direkten Körperkontakt weitergegeben, übertragen aber im allgemeinen keine Krankheiten. Die Behandlung erfolgt nach den gleichen Prinzipien wie bei den Kopfläusen.

Der NeemBaum

Der NeemBaum ist Hoffnungsträger für eine nebenwirkungsfreie Therapie von Ektoparasitosen Die Hoffnung auf ein spezifisches, für den Menschen unschädliches Insektizid richtet sich vor allem auf die in Extrakten des NeemBaumes (Antalea-Melia azadirachta) enthaltenen Wirkstoffe. Die lange Tradition in Indien und Nepal als Insektizid und die Anwendung zur Zahnpflege, als Repellens und in Hautcremes sowie die guten Erfahrungen in der ayurvedischen Medizin bei der Therapie von Verstopfung, Blähungen, Lepra, Würmern, Ulcera und bei Bronchitis belegt eine gute Nutzen-Risiko-Relation. Bei den alternativen Möglichkeiten zur Läusebehandlung haben sich in den letzten Jahren besonders Präparate, die aus dem Neem-Baum gewonnen werden, bewährt.

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