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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2009

Titel(Bild)story

Cover

Das Titelfoto der 2. Ausgabe des Paracelsus Magazins (s.u.) sandte uns Heilpraktiker Hans-Willi Mauer, Studienleiter der Paracelsus Schule Koblenz.HP Hans-Willi Mauer

Paracelsus: Herr Mauer, was ist die Story hinter dem Bild?

Mauer: Es handelt sich um einen Schnappschuss, der in Südafrika während meines 8-wöchigen Aufenthaltes in der Missionsstation Kwazisabantu entstand. Eine alte Zulu-Frau ist gestorben und viele Missionsangehörige reisten mit Bussen mehrere Stunden zur Beerdigungsstätte, um ihr dort die letzte Ehre zu geben.

Paracelsus: Kannten Sie die Verstorbene?

Mauer: Nein, aber ich habe viel über sie erfahren. Sie ist über 80 Jahre alt geworden, für afrikanische Verhältnisse ein beachtliches Alter. Sie hatte ihr Leben lang als Hausmädchen auf einer Farm gearbeitet und gedient. Die Beerdigung war ein Spektakel mit Chor und Kapelle, eine sehr christliche Zeremonie.

Paracelsus: Welchen Stellenwert nimmt Religion für die Menschen in Kwazisabantu ein?

Mauer: Einen sehr hohen. Sie sind stark christlich geprägt, glauben fest an Gott und vertrauen ihm. Fast alle sind arm, haben kaum das Nötigste zum Essen und Überleben, trotzdem sind sie durch ihren Glauben an Gott glücklich und zufrieden und auch immer mit all dem versorgt, was sie benötigen.

Paracelsus: Wo genau liegt die Missionsstation?Südafrika

Mauer: In der Nähe von Durban, 1 Stunde Fahrt in die Berge Richtung Greytown. Durban ist mit 3,3 Mio. Einwohnern die größte Stadt der Provinz Kwazulu Natal und die zweitgrößte Stadt Südafrikas. Sie liegt am Indischen Ozean und ist geprägt als Hafenstadt. Die Missionsstation befindet sich auf einer Höhe von ca. 1.800 Metern. Der Gast vor Ort kann das Angebot (täglich mehrere Gottesdienste oder Seelsorgegespräche) nutzen, aber er muss nicht. Man kann auch wochenlang in Ruhe meditieren, sich an den vielfältigen Projekten der Missionsstation beteiligen und sich mit der eigenen Arbeit einbringen. So sprach sich schnell herum, dass ein deutscher Heilpraktiker anwesend war und viele Missionare kamen mit diversen Problemen in meine Gasthütte und ich musste improvisieren, da es vor Ort keine modern eingerichtete Praxis oder Apotheke gab. Aber auch die Angst der Zulus vor einem „Naturheiler“ konnte ich erleben. Als ich vor der Hütte half (Bild), Artemisatee herzustellen, gab es bei der Verwaltung der Station schon ängstliche Anfragen, es sei ein Zaubermann anwesend, dies aus Angst vor schwarzer Magie.

Paracelsus: Hatten Sie andere Behandlungsschwerpunkte als in Ihrer Praxis in Deutschland?

Mauer: Ich musste mit sehr einfachen Methoden auskommen, habe mit Massagen und Neuraltherapie gearbeitet. Die meisten gesundheitlichen Probleme, die es zu behandeln gab, waren Rücken-, Gelenkschmerzen und Arthrose, aber auch Magen- und Darmprobleme aufgrund des schlechten Leitungswassers.

Paracelsus: Sie waren auch live im Radio…

Mauer: Ja, ich war zweimal Gast im Radiosender der Missionarstation und beantwortete medizinische Fragen. Die Resonanz war so positiv, dass ich auf viele Farmen eingeladen wurde. Über zwei Wochen war ich unterwegs – von Farm zu Farm – wo ich Menschen half und deren Gastfreundschaft genoss. Es war ein unglaubliches Erlebnis, Menschen mit soviel Sanftheit, Freundlichkeit und Zufriedenheit kennenzulernen. Familie und Dorfgemeinschaft nehmen bei ihnen einen sehr hohen Stellenwert ein. Sie sind ganz offen in ihren Emotionen, zeigen Trauer, Liebe, Leid und leben ganz natürlich das, was Jesus Christus der Zivilisation als wichtigste Botschaft brachte: Nächstenliebe. Ich bin zutiefst traurig, dass das Menschenbild des Afrikaners so verstellt ist durch mörderische Bestien im Kindes- und Heranwachsendenalter, die wir hier tagtäglich präsentiert bekommen.

Paracelsus: Gibt es noch andere Hilfsorganisationen in dem Gebiet?

Mauer: Ich durfte zwei Fahrten zu Kinderheimen als Gast und Helfer der Organisation „Doctors for Life“ mit begleiten. Doctors for Life betreuen u.a. ca. 20 Kinderheime im Umland von Kwazulu Natal. Oft kann hier nur die notwendigste Ernährung und die medizinische Grundversorgung sichergestellt werden. Viele dieser Kinder sind Aids-Waisen und viele leiden selbst an Aids und werden sterben.

Paracelsus: Gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land?

SüdafrikaMauer: Ich habe Durban besucht. Erschreckend ist der Kontrast zwischen Arm und Reich, eine Mittelschicht gibt es nicht. In der Stadt stehen die modernsten Einkaufszentren, viel edler als die exklusivsten in Deutschland, größer als ein Fußballstadion, wahre Paläste, verziert mit Gold, Glanz und Glitzer, doch nur die wenigsten haben das Geld, dort einkaufen zu können. Alkohol und Drogen sind ein weiteres Problem, auch Aids und Malaria. An Malaria müssen leider immer noch viele sterben, weil sie einfach nicht das Geld für die teuren Malariapräparate haben. Das ist für mich in der heutigen Zeit völlig unfassbar: Profitgier über Menschenleben! Aus diesem Grund hat mich auch sehr das Artemisaprojekt, begründet von Herrn Dr. Hirt, interessiert. Er macht in seinen Publikationen das Dilemma der traditionellen Medizin zur „modernen westlichen Medizin“ sehr deutlich. Mit dem angebauten Artemisa annua (Beifußkraut) konnte Malaria oft in nur wenigen Tagen geheilt werden. Trotz alledem ist es erstaunlich, wie zufrieden diese Menschen sind. Sie haben nichts, keinen großen materiellen Besitz, sind aber lebensfroher als wir im Westen.

Paracelsus: Haben Sie von den Zulus etwas gelernt?

Mauer: Wie man aus wenig viel machen kann. Mit einfachsten Mitteln einen Solarofen herstellen, mit dem gekocht, gebacken und auch Heilkräuter getrocknet werden können. Damit können auch Schädlinge aus der Kleidung entfernt werden! Ich habe erlebt, wie Salben, Seifen, Zahnpasta, medizinische Öle, Tinkturen mit wenigen Mitteln herzustellen sind. Einfach unglaublich!

Paracelsus: Welchen Stellenwert hat die Naturheilkunde bei den Naturvölkern?

Mauer: Leider ist zumindest in Kwazulu Natal davon wenig übrig. Im Land ist Naturheilkunde gegenüber der Schulmedizin fast vollständig in den Hintergrund getreten, oft nur wegen der Angstmacherei vor „bösen Medizinmännern“. Millionen von Afrikanern haben in Millionen Jahren in einem harten Klima im Einklang mit ihrer Natur überlebt. Das dazu notwendige Wissen wurde mündlich von Generation zu Generation überliefert. Da gibt es keine Bibliotheken, und somit verschwindet viel Wissen um die Pflanzen mit dem Tod eines jeden Natureilkundigen. Obwohl viele Heilsubstanzen vor ihrer Haustüre wachsen, können die Menschen damit nichts anfangen, da sie diese nicht kennen. Das ist unendlich schade. Ich habe mich bemüht, bestmöglich Aufklärung zu betreiben und versucht, den Zulus, Farmern und Missionaren den Weg zurück zur Naturheilkunde zu zeigen.

Südafrika

Hans-Willi Mauer ist Heilpraktiker und Studienleiter der Paracelsus Schule Koblenz.

Das Interview wurde geführt von Abbas Schirmohammadi.

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