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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2009

Zwangsstörung

Cover

2009-02-Zwangsstoerung1Die Patientin, 22, zurückhaltend wirkende kinderlose Erzieherin, in Partnerschaft lebend, hat seit ca. 8 Monaten die Befürchtung, Fußgänger, Radfahrer oder Autos angefahren zu haben. Zwar bewertet sie diese Ängste  als irrational, muss aber häufig ihr Auto wenden und zurückfahren, um sich zu vergewissern, bekommt sonst Panikanfälle mit Zittern, Herzklopfen, Schwitzen, Magenschmerzen. Auch muss sie dann um das Auto herum gehen und es auf Kratzer etc. untersuchen. Diese Zustände erlebt sie, seit ein Bekannter bei einem Autounfall ums Leben kam. Eine Woche lang hatte sie damals unter starken Angstattacken gelitten.

Als zweites Auslöseerlebnis schildert sie einen LKW, der um Haaresbreite fast einen Radfahrer überfuhr. Die Patientin hat kürzlich eine Therapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten wegen einer sehr belastenden Ex-Beziehung abgeschlossen, will aber hierüber nicht reden, weil „das Kapitel für mich abgeschlossen ist“, konstatiert aber auch, dass sie „seit dieser Beziehung nicht mehr ich selbst“ sei.

Menschen können aus traumatischen Erfahrungen veränderte Wahrnehmungen der Wirklichkeit  und Bedrohungsszenarien entwickeln, für deren angemessene Verarbeitung die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen und es können sich hieraus Angst- und/oder Zwangsstörungen entwickeln.
In unserem Fall hat die Störung drei Ursachen: Die akute Belastungsreaktion auf den Tod des Bekannten, das Erlebnis des near-misses LKW/Radfahrer und eine veränderte Wahrnehmung, ggf. ausgelöst von der gescheiterten Beziehung. Sie führen zum geschilderten Zwangsverhalten, das die Patientin erheblich in ihrer Verkehrstüchtigkeit beeinflusst.

Das Therapieziel formulieren wir gemeinsam eher praktisch als: „Wieder normal Autofahren“.

Behandlung: Die derzeitige Symptomatik wird mit der Mentalfeldtherapie (MFT), hier Klopfakupressur, bearbeitet. Dabei hat sich herausgestellt: Je präziser man die Dinge benennt oder vor dem inneren Auge wahrnimmt, die Stress erzeugen, desto wirkungsvoller können über das Klopfen bestimmter Akupunkte die stressbedingten Blockaden gelöst und befreiende Veränderungen in Gang gesetzt werden. Am besten fließt das aktuelle Empfinden mit in den Lösungssatz ein.

„Obwohl ich immer denke, dass beim Autofahren etwas Schlimmes passiert ist, achte ich mich und nehme mich genauso an, wie ich bin und entscheide mich, mir selbst zu trauen.“

Es folgt auf ähnliche Weise die Stress-Klärung des Bildes vom LKW und der Erinnerung an den Tod des Bekannten. Bereits nach wenigen Tagen erreichen wir eine echte Verbesserung: Die Patientin kann bereits Wege mit dem Auto zurücklegen, ohne dabei wenden zu müssen. Dennoch ist sie durch aktuellen Stress im Beruf und Streit in der neuen Beziehung teilweise in das alte Muster zurückgefallen. „Ich habe mich innerlich verschlossen, kann nicht streiten. Ich habe das Gefühl, als Person nicht ganz zu sein und fühle mich unterdrückt.“

Symptomverschiebung als Begleiterscheinung: Die junge Frau befürchtet, das Handy, Portemonnaie oder das Ausschalten des Herdes vergessen zu haben. Ein klärendes Gespräch ergibt, dass seelischer Missbrauch in ihrer gescheiterten Beziehung eine Ursache für ihre derzeitigen Symptome ist.

Anschließend erfolgen zwei weitere MFT-Behandlungen, um die traumatischen Erfahrungen ihrer letzten Beziehung abzulösen. In einem Gespräch werden die alten Erinnerungen und Gefühle aktiviert, die Patientin ordnet das Auftreten einer Beklemmung im Brustkorb, dem Gefühl zu, unterdrückt worden zu sein. Diese energetische Wahrnehmung wird mittels der Klopfakupressur aufgelöst. Weiterhin konnten die von der jungen Frau beschriebenen Empfindungen „wie ein Helm um meinen Kopf“ und „Druck“ ebenfalls aufgelöst werden.

Empfehlung an die Patientin nach kinesiologischem Muskeltest: Schüßler Salz Nr. 20 (Kalium aluminium sulfuricum) zur Behandlung der Begleitumstände einer leicht depressiven Stimmung und Schweißhemmung.

In der vierten und der abschließenden fünften Sitzung wird zielorientiert an inneren Bildern und Gefühlen zum „normalen Autofahren“ gearbeitet. Danach treten keine weiteren Zwangshandlungen mehr auf. Das traumatische Erlebnis konnte geklärt werden; die subjektive Wahrnehmung entspricht wieder der Realität. Die Patientin ist beschwerdefrei und meistert auch die Probleme in der aktuellen Beziehung.

Dipl. Ing. Ruven Brodowski
Jahrgang 1975, Heilpraktiker für Psychotherapie in Hannover und Nienburg, Ausbildungen in Kinesiologie, Mentalfeldtherapie, Hypnosetherapie und Verhaltenstherapie, Lösungsorientierte Beratung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Schwerpunkte: Angst, Beziehungskonflikte, Burn-Out, Psychosomatik, Trauma. Arbeitskreisleiter des VFP e.V.
Kontakt: ruven.brodowski@gmx.de

 

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