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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2010

Unsere Heilpflanze: Immergrüne Bärentraube

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2010-02-Baerentraube1(Arctostaphylos Uva-Ursi)

Bärentraube, Achelkraut, Bärentee, Garlen, Granten, Harnkraut, Sandbeere, Wilder Buchs, Mehlbeere, Moosbeere, Steinbeere, Wolfsbeere, Wolfstraube

Die Bärentraube ist ein immergrüner, niedrig wachsender, kriechender Halbstrauch.

Die dick ledrigen Blätter sind ganzrandig und glänzen an der Oberseite dunkelgrün. Sie können leicht mit Preiselbeerblättern verwechselt werden, die aber keine sichtbare netzartige Nervatur an der Blattunterseite haben. Die kleinen weißen Blüten stehen in traubenartigen Blütenständen und blühen i. d. R. von März bis Juni. Die Früchte sind beerenartig und scharlachrot, schmecken etwas herb und etwas säuerlich.

Die Bärentraube wächst nur in den kühleren Zonen der nördlichen Hemisphäre und war lange Zeit nur in den nördlichen Ländern (Skandinavien) als Heilpflanze bekannt.Auch in Sibirien, Nordamerika und im Altai wächst der Strauch.

Bei uns steht die Pflanze unter Naturschutz!

Erst im 18. Jahrhundert entdeckte man in Wien den Wert der Bärentraubenblätter und untersuchte zunächst ihre Wirkung bei Nierensteinleiden. Vor Einführung der Sulfonamide und Antibiotika stellte Bärentraubenblättertee ein beliebtes Mittel zur Behandlung von Infektionen der ableitenden Harnwege dar (Bärentraubenblätter sind ein pflanzliches Antibiotikum). Weiterhin wurden Bärentraubenblätter wegen des hohen Gerbstoffgehalts zum Gerben von Leder und zum Färben von Wolle benutzt.

Woher kommt der Name „Bärentraube“?

Ausgehend von der Beobachtung, dass Bären die Früchte der Pflanze sehr gerne fressen, wird sie auch in vielen anderen Sprachen als „Bärentraube“ (z. B. engl. bearberry, franz. raisin d’ours) bezeichnet. Der wissenschaftliche Name stellt ein Tautonom dar, d. h. eine Verdoppelung derselben Bedeutung. Arctostaphylos setzt sich aus dem griechischen „arctos“ = Bär und „staphyle“ = Traube, uva-ursi aus dem lateinischen „uva“ = Traube und „ursus“ = Bär zusammen.

Wie wirkt die Immergrüne Bärentraube?

Zubereitungen aus Bärentraubenblättern werden in Form von Blasen- und Nierentees zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte, d. h. einer beginnenden Blasenentzündung ohne Fieber oder Blutbeimengung im Urin, empfohlen. Oft werden auch Fertigarzneimittel (Cystinol, Uvalysat, Arctu-van) nur mit Bärentraubenblättern oder in Kombination mit anderen Pflanzen verwendet. In Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass solche Extrakte keimabtötend auf im Harnwegsbereich Entzündungen verursachende Erreger wirken.

Achtung!
Eine anfangs unkomplizierte Blasenentzündung kann leicht fortschreiten, daher sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, wenn Fieber oder Blut im Harn auftreten oder sich die Beschwerden nicht innerhalb von zwei Tagen deutlich bessern.

Welche Wirkstoffe enthält die Bärentraube?

Die Immergrüne Bärentraube enthält bis zu 12 % Arbutin, aus dem im Körper im alkalischen Harn Hydrochinon abgespalten wird. Es wird vermutet, dass dieses Hydrochinon für die desinfizierende Wirkung verantwortlich ist. Ein besonders hoher Gehalt an Arbutin ist in den Blättern. Weiterhin enthalten Bärentraubenblätter Gerbstoffe, Flavonoide, ätherisches Öl und Iridoidglykoside. Die Iridoide dienen der Abwehr von Fressfeinden der Pflanze, sie entfalten eine antimikrobielle Wirkung und bieten der Pflanze Schutz vor Mikroorganismen (Bakterien und Pilze). Iridoide haben einen bitteren Geschmack, der pflanzenfressende Insekten und Wirbeltiere vom Fressen der Pflanze abhält.

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

2010-02-Baerentraube2Medizinische Verwendung finden in der Volks- und Erfahrungsheilkunde ausschließlich die Blätter. Sie können zu jeder Jahreszeit gepflückt werden, bevorzugte Erntezeiten sind Spätsommer und Herbst, da dann die Blätter einen besonders hohen Gehalt an Arbutin und einen eher geringen an freiem Hydrochinon haben. In einigen Regionen erfolgt die Ernte auch im Dezember/Januar.

Achtung!
Hydrochinon kann in hoher Dosierung oder bei langdauernder Anwendung zu Leberschäden führen und steht im Verdacht, krebserregende und erbgutschädigende Wirkungen zu haben. Daher verbietet sich eine Anwendung bei Kindern, Schwangeren oder stillenden Müttern. Auch bei anderen Patienten soll die Anwendung von arbutinhaltigen Arzneimitteln ohne ärztlichen Rat nicht länger als eine Woche und nicht öfter als fünfmal pro Jahr erfolgen!

Bereitung des Tees:

Als sog. Harndesinfiziens bei leichten Infektionen der Blase und der ableitenden Harnwege wird aus den Blättern ein Tee bereitet. Die antibakterielle Wirkung wird dem Arbutin zugeschrieben. Es wird empfohlen, durch eine vegetarische Ernährung oder die Einnahme von Natriumhydrogencarbonat den Urin basisch zu machen. Da der hohe Gerbstoffgehalt zu Magen- und Darmbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen) führen kann, wird die Zubereitung des Tees als Kaltmazerat empfohlen (die entsprechende Menge Bärentraubenblätter mit kaltem Wasser ansetzen und über Nacht stehen lassen).

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Kontakt: fh@herfurth.org

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