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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2010

Shiitake – Lentinula edodes

Cover

König der Pilze

2010-06-Shiitake1Der Shiitake vereint 2 Eigenschaften in sich: zum einen hat er es nach dem Champignon auf Platz 2 der weltweit begehrtesten Speisepilze geschafft, zum anderen fasziniert er Wissenschaftler aufgrund seines breiten Wirkungsspektrums.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind die außerordentlich komplexen Wirkungen der Vitalpilze seit Jahrtausenden bekannt und hoch geschätzt. In der Volksrepublik China lassen sich derzeit ca. 40% aller Patienten mit traditioneller chinesischer Medizin behandeln. Die Entwicklung auf Naturstoffen basierender Pharmakologie ist dort sogar in der Verfassung festgeschrieben. In Japan wenden fast die Hälfte aller praktizierender Ärzte Medikamente der TCM an und betrachten den Shiitake als Gesundheitsbewahrer.

Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen

In den letzten Jahren wurden die Aussagen asiatischer Erfahrungsmedizin bezüglich der Wirkungsweise des Shiitake nach wissenschaftlichen Testmethoden untersucht. Es stellte sich heraus, dass der Shiitake viele Biovitalstoffe enthält. Dazu gehören Vitamine wie z.B. Folsäure, Niacin und Provitamin D, sowie Mineralstoffe, z.B. Eisen, Kalzium, Kalium und Zink. Darüber hinaus beinhaltet er eine Vielzahl organischer Substanzen wie Glutamin-Verbindungen, Nukleotide (Moleküle, die lebensnotwendige regulatorische Funktionen in Zellen haben), essenzielle Aminosäuren, Peptide, organische Säuren und Glyconährstoffe. Aufgrund ihrer pharmakologischen Wirkung sind vor allem das Polysaccharid Lentinan sowie das Alkaloid Eritadenin von besonderer Bedeutung.

Am besten untersucht ist inzwischen das im Fruchtkörper und im Myzel vorkommende Polysaccharid Lentinan, das zu den „biological response modifiers“ gehört. Diese bioaktiven Beta-Glucan-Fraktionen gelten als effiziente Stimulatoren des Immunsystems und verbessern die Ausschüttung von Immunglobulin IgA auf der Schleimhautoberfläche, erhöhen die Bildung von monozytenspezifischen T-Zellen und intensivieren die zytotoxische Wirkung der Makrophagen gegenüber Bakterien und Viren. Durch eine gesteigerte Immuntätigkeit konnten in verschiedenen Versuchen auch eine Verbesserung der körpereigenen Tumorabwehr und eine signifikante Verminderung bei der Tumorbildung nachgewiesen werden. Die Anti-Tumorwirkung ist auf die Induktion der Cytokine Interleukin-1a, Interleukin-2, Interferon-y und Tumornekrosefaktor alpha zurückzuführen. Durch die zusätzliche Einnahme von Shiitake bzw. daraus hergestellten Zubereitungen findet außerdem eine vermehrte Bildung spezieller Antikörper statt, wodurch sich ein zusätzlicher spezifischer immunologischer Schutz aufbauen kann. Positive Ergebnisse konnten auch bei HIV-infizierten Patienten erzielt werden. Lentinan wird beispielsweise in Japan zur unterstützenden Behandlung von Tumorpatienten eingesetzt und ist in den USA als Krebsmedikament zugelassen.

Dank des im Shiitake enthaltenen Lentinan wirkt der Pilz stark antiviral. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Virusinfektionen (z.B. Grippe) wird durch die tägliche Einnahme stark erhöht. Auch seine antibakterielle Wirkung gegen in Lebensmitteln vorkommende toxinbildende Bakterien konnte in In-vitro-Versuchen nachgewiesen werden. Neben der Immunstimulierung hat der Shiitake einen positiven Einfluss auf den Lipidspiegel bzw. die Regulation des Cholersterinspiegels. Klinische Versuche zeigten, dass die Einnahme von Shiitakepilzen – frisch, getrocknet oder auch in pulverisierter Form – schon nach einer Woche den Gesamtserumcholersterolgehalt sowie den Gehalt an freiem Cholesterol signifikant senkte. Zudem zeigte sich, dass sie zur deutlichen Senkung des Spiegels an VLDL- und LDL-Cholesterol und zur Blutdrucksenkung beitrug.

Für den Einfluss auf den Lipidspiegel wird in erster Linie der Inhaltsstoff Eritadenin verantwortlich gemacht. Anders als die in Arzneimitteln verwendeten Statine, ist Eritadenin kein Hemmstoff der Cholesterolbiosynthese. Es aktiviert z.B. Lipoproteinrezeptoren in Leberzellen und fördert die Aufnahme von LDL in die Leber. Durch den Verzehr von Shiitake bzw. daraus hergestellten Präparaten besteht die Möglichkeit, dass Patienten mit Hyperlipidämien die Dosis von Statin reduzieren können und damit eine Minderung möglicher Nebenwirkungen von Statinen erreichen. Eritadenin verhindert zudem den Anstieg des Homocysteinspiegels. Da ein erhöhter Homocysteinspiegel einen Risikofaktor für Arteriosklerose darstellt, kann durch die Einnahme des Shiitake dieses Risiko gesenkt werden. Erstaunlich ist auch die Leberschutzfunktion des Shiitake: Versuche haben gezeigt, dass leberschädigende Substanzen die Leber weit weniger angriffen, wenn diese mit Extrakten aus Lentinula edodes behandelt wurden. Insbesondere konnte eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in der Leber (Fibrose) verhindert werden.

Nicht weniger beeindruckend sind die Ergebnisse einer Studie, die den positiven Einfluss von Shiitake-Extrakten auf die Darmflora dokumentiert: Das Wachstum von probiotischen Bifidobakterien und Laktobakterien wird gesteigert. Gleichzeitig zeigt sich bei Fehlbesiedelungen des Darms, beispielsweise durch Candida albicans, ein ausgeprägter antifungizider Effekt. Eine ausgeglichene Darmflora ist wesentliche Voraussetzung für den Erhalt der Gesundheit. Neben den Inhaltsstoffen Lentinan und Eritadenin sind zudem die im Shiitake enthaltenen essenziellen Aminosäuren erwähnenswert. Bei ausgewogener Ernährung ist die Zufuhr aller essenziellen Aminosäuren grundsätzlich gewährleistet. Eine rein pflanzliche Kost bzw. ein hoher Anteil von Fleisch bei gleichzeitiger Vernachlässigung pflanzlicher Kost bedeutet jedoch eine unzureichende Zufuhr der jeweils vorwiegend in pflanzlichen oder tierischen Lebensmitteln vorkommenden Aminosäuren. Vorteil des Shiitake ist sein hoher Gehalt an allen essenziellen Aminosäuren in einem für die menschliche Ernährung idealen Verhältnis (Cheung 2008).

Typische Anwendungsgebiete:

  • Immunschwäche
  • Erkältung, Grippe
  • Infektionskrankheiten (bakteriell und viral)
  • Regulation des Fettstoffwechsels
  • Osteoporose
  • Gicht
  • Arthritis, Fibromyalgie
  • begleitend in der Krebstherapie
  • Aufbau der Darmflora

Besonderes Interesse verdienen auch die im Shiitake vorkommenden Vitamine, insbesondere die der B-Gruppe sowie Vitamin D und seine Provitamine. Folgen eines Vitamin-D-Mangels sind z.B. Osteomalazie, gesteigertes Osteoporoserisiko und sogar die Entwicklung einer Herzinsuffizienz. Pilze, insbesondere der Shiitake, besitzen beachtliche Mengen an Vitamin D bzw. seinen Vorstufen.

Pilze leben in der untersten biologischen Schicht. Sie sind die besten Überlebensspezialisten und auch die Haupt-Recycler organischer Materialien. Sie machen ca. 25% der gesamten Biomasse aus und verhindern, dass die Erde zu einer riesigen Müllhalde verkommt. Heilpilze sind ein wahres Geschenk der Natur, sie helfen uns, widerstandsfähiger, energetisch ausgeglichener und von Krankheiten besser kuriert zu werden. Der Shiitake nimmt bei den Vitalpilzen einen wichtigen Platz ein und verdient nicht zuletzt deshalb seinen Status als König der Pilze.

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