Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2012

Eigenbluttherapie in der naturheilkundlichen Praxis

Cover

Mit der Eigenbluttherapie haben wir als naturheilkundlich arbeitende Therapeuten eine hochwirksame Methode zur Verfügung, die wir in der Praxis anwenden können. Sie bietet bei vielen verschiedenen Krankheitsbildern ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten und gilt als Reizkörper- und Umstimmungstherapie. Angefangen von der einfachen Eigenblutinjektion, bei der venöses Blut direkt intramuskulär reinjiziert wird, bis zur H.O.T. nach Prof. Wehrli können wir die für den Patienten am besten geeignete Therapie anwenden.

Geschichte

Die Eigenbluttherapie wurde schon vor 5 000 Jahren in China eingesetzt. Im Laufe der Jahrhunderte wanderte diese immer weiter nach Westen und kam dann ins Abendland. In Ägypten war die Therapie den Pharaonen vorbehalten, die in Menschenblut badeten, um sich vom Aussatz zu befreien. Auch in Griechenland wurde die Methode bei Hauterkrankungen angewandt, wobei der Begriff Eigenblut nicht ganz richtig war, da häufig auch andere Personen ihr Blut, meistens unfreiwillig, zur Verfügung stellen mussten. So galt im Mittelalter das Trinken des Blutes eines Enthaupteten als anerkanntes und probates Mittel gegen Epilepsie.

1615 wurde zum ersten Mal eine direkte Blutübertragung von Mensch zu Mensch mithilfe eines Silberröhrchens durchgeführt. Grund der neuartigen und gefährlichen Therapie war nicht etwa eine schwere Erkrankung, sondern der Versuch, eine Verjüngungskur durchzuführen. Man sieht also, Anti-Aging ist so neu nun nicht.

1819 machte man die ersten Transfusionen von Eigenblut bei Wöchnerinnen. 1876 ließ man absichtlich Blut in der Wunde und erreichte damit eine bessere Wundheilung. 1905 injizierte August Bier Eigenblut zwischen die Bruchenden von Knochenbrüchen und erreichte auch hier eine bessere Heilung. 1960 erfand Reckeweg die Auto-Sanguis-Therapie, und wenige Jahre später entwickelte die Kinderärztin Hedwig Imhäuser aus Arnsberg die Therapie mit potenziertem Eigenblut.

Wirkung auf den Organismus

© Gabriele Abu-Dayeh - Fotolia.comDie Eigenbluttherapie wirkt positiv auf das Immunsystem und der Patient erfährt eine Besserung seines Allgemeinbefindens, sowohl physisch als auch in psychischer Hinsicht.

Zur Rekonvaleszenz nach zerrenden Erkrankungen oder nach langen Krankenhausaufenthalten und großen Operationen bietet sich die Eigenbluttherapie an. Bei der psychischen Komponente erkennt man sehr häufig eine Aufhellung depressiver Verstimmungszustände, auch gerade wenn wir dem Eigenblut die passenden Medikamente beimengen.

Ein weiterer Aspekt ist die analgetische Wirkung der Therapie, sodass bei Krankheiten mit chronischen Schmerzen auf chemische Schmerzmittel verzichtet werden kann oder diese wesentlich reduziert werden können.

Die Aufgaben des Blutes sind

  • Transport von Sauerstoff, Kohlendioxid, Nährstoffen und Stoffwechselprodukten
  • Abwehrfunktionen
  • Temperaturverteilung usw.

Um diese Aufgaben zu bewältigen, darf das Blut das Gefäßsystem nicht verlassen. Gelangen Blutbestandteile aus dem Gefäßsystem heraus, entstehen Entzündungen, d. h., das Blut wird zum pathogenen Reiz. Entnehmen wir Blut aus einem Gefäß und injizieren es extravasal, tritt eine Aktivierung der Abwehr ein, es kommt zur Immunstimulierung. Das Blut wird zum Informationsträger für den Organismus. Immerhin sind in einem Milliliter Blut über eine Billion Antikörper enthalten!

Beim Vorliegen einer chronischen Erkrankung bleibt bei vielen Patienten die körpereigene Abwehr gehemmt, geschwächt oder sogar blockiert. Durch die Eigenbluttherapie wird ein chronischer Prozess in ein akutes Geschehen zurückgeführt (Erstverschlimmerung), das wir nun behandeln können.

Folgende Regeln sind zu beachten

  • Injektionsdurchführung „lege artis“
  • Anfangs kleine Mengen Blut entnehmen und reinjizieren
  • Wiederholung der Injektion frühestens am 3. bis 5. Tag, mit Ausnahme bei einer akuten Erkrankung
  • Beobachtung des Patienten und Dokumentation seiner subjektiven und objektiven Beschwerden

Dosierung und Behandlungsintervalle

Man hat herausgefunden, dass nur eine kleine Menge Blut (max. 5 ml) erforderlich ist, um einen biologischen Reiz auszulösen (Arndt-Schulz‘sche Gesetz). Für die Behandlungsintervalle gilt: Je akuter der Zustand, desto öfter, und je chronischer der Zustand, desto seltener soll die Behandlung erfolgen.

Variationen der Eigenbluttherapie

  • © H.O.T.-Gerät: rm-medico GmbH, PrivatUnverändertes Eigenblut mit und ohne Zusätze
  • Hämolysiertes Eigenblut mit und ohne Zusätze
  • Auto-Sanguis-Therapie nach Reckeweg
  • Defibriniertes Eigenblut
  • Eigenserumbehandlung
  • UV-bestrahlte Eigenblutbehandlung
  • Potenzierte Eigenblutbehandlung
  • H.O.T. (Hämatogene Oxidationstherapie nach Prof. Wehrli)

Indikationen

An erster Stelle der Eigenbluttherapie steht die Stärkung des Immunsystems. Das bedeutet, dass die Therapie bei vielen chronischen Erkrankungen, wie Infekten oder Entzündungen, aber auch zur Rekonvaleszenz nach Krankheiten eingesetzt werden kann. Hier kann man individuell zum Eigenblut die passenden Medikamente mit aufziehen und als Mischinjektion verabreichen. Arthrose, Arthritis, WS-Syndrome, also Erkrankungen des Stützgewebes, lassen sich ebenfalls gut behandeln.

Hauptindikationen sind natürlich auch Allergien und Neurodermitis. In der naturheilkundlichen Basisbehandlung dieser Erkrankungen darf die Eigenbluttherapie nicht fehlen.

Kontraindikationen

  • schwere kachektische Zustände
  • aktive tuberkulöse Prozesse
  • bestehende Thrombophlebitis, Thrombose

Relative Kontraindikationen

Gerinnungsstörungen, antikoagulative Therapien, Erkrankungen, die eine im- und ic-Injektion nicht zulassen.

Fazit

Die Eigenbluttherapie ist eine individuelle Methode, die ganz genau auf den einen Patienten zugeschnitten ist und auch nur bei ihm wirksam ist. Das heißt auch, dass wir als Therapeuten sehr sorgfältig und aufmerksam mit dem Blut umgehen müssen. Eine Verwechselung des Blutes mit dem eines anderen Patienten kann dramatische Folgen nach sich ziehen.

Wie Goethe in seinem Faust Mephisto sagen ließ, „Blut ist ein ganz besonderer Saft“, sollten wir als Heilpraktiker mit dem Bewusstsein, eine sehr wirkungsvolle Therapie zur Verfügung zu haben, diese auch in unseren Praxen anwenden.

Lothar Satzek
Lothar Satzek
Heilpraktiker
satzek@essener-naturheilkundepraxis.de

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü