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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2012

Intuition in der Therapie

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Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl

© Minou Amélie - Fotolia.comSicherlich hat jeder Therapeut folgende Situation schon einmal erlebt: „Ich hatte einfach ein ungutes Gefühl. So habe ich abends noch einmal bei dem Patienten angerufen, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen.“

Was uns veranlasst, so zu handeln, wird gemeinhin als Intuition bezeichnet. Das Wort Intuition kommt aus dem Lateinischen (intueor) und bedeutet „etwas betrachten, erwägen“. Intuition bezeichnet eine plötzliche Eingebung, die aus dem Unbewussten heraus entsteht und für viele Menschen gleichbedeutend ist mit Bauchgefühl, dem berühmten Aha-Erlebnis oder der zündenden Idee. Rational erklären lässt sich das nicht.

„Es ist die souveräne Intelligenz, die mit einem Blinzeln die Wahrheit aller Dinge erkennt, im Gegensatz zum umfangreichen und enttäuschenden Bücherwissen …“, so beschrieb es der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau. Intuitives Wissen hat die Neugier der Forscher schon immer herausgefordert. Schon vor mehr als 20 Jahren erschien das Buch „Mind over Machine“ (deutsch: „Künstliche Intelligenz“), in dem auch folgendes Fallbeispiel aufgeführt wird: Einige Eigner von Hühnerfarmen hatten von dem in Japan praktizierten und entwickelten „Hühner-Sexing“ gehört. Diese Technik, mit der die Japaner das Geschlecht eines einen Tag alten Kükens bestimmen, interessierte sie sehr. Die eingeladenen japanischen Experten leisteten Erstaunliches. Einer der Japaner, Hikosoboro Yogo, erreichte während der Demonstration eine Geschwindigkeit von 1400 Hühnern pro Stunde mit einer Genauigkeit von 98%. Auf Nachfrage konnte er jedoch nicht erklären, wie er die männlichen von den weiblichen Küken unterschied.

Der Intuition zu vertrauen ist in den letzten Jahren zwar wieder in Mode gekommen – die Überzeugung, dass wichtige Entscheidungen rational, also vernunftgetrieben, getroffen werden sollten, hält sich dennoch hartnäckig. Das scheint besonders für den medizinischen Bereich zu gelten, da die zunehmende Verbreitung evidenzbasierter Medizin den wichtigen Aspekt, während des therapeutischen Handelns Entscheidungen „aus dem Bauch heraus“ zu fällen, mehr und mehr in den Hintergrund treten lässt: Wir werden blind für Neues. Wir erleben die Welt gefiltert durch unsere Erfahrungen. Das beraubt uns zu einem gewissen Grad der Fähigkeit, alle Details einer Situation objektiv zu erfassen.

Hierzu ein Beispiel aus dem Alltag

Haben wir auf der Bank eine Unterschrift zu leisten und benutzen dazu den auf dem Schalter stehenden Kugelschreiber, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir später nicht mehr wissen, welche Farbe oder Form der Stift hatte. Wir haben ihn genommen, um damit zu arbeiten, nicht um ihn zu studieren. Seine individuellen Eigenschaften sind in diesem Fall sekundär. Ganz anders sieht es aus, wenn wir uns ein Handy ausleihen. Bei der Produktvielfalt, die gegenwärtig auf dem Markt herrscht, ist es fast immer notwendig, einen kleinen Moment innezuhalten, um sich mit dem Gegenstand in unserer Hand vertraut zu machen. Werden wir später nach Einzelheiten des Handys befragt, können wir mit Sicherheit eine recht gute Beschreibung liefern.

Fazit

Alles, was neu für uns ist, erregt unsere Aufmerksamkeit und bleibt uns in Erinnerung. Bewusst bedienen wir uns unserer Intuition in der Tierkommunikation. Tierkommunikation ist die Fähigkeit zur telepathischen Wahrnehmung. Sie ist sozusagen die Ursprache, über die sich alle Geschöpfe untereinander verständigen, da jedem gesprochenen Wort ein Gedanke, ein Bild, ein Gefühl vorausgeht, das vom Gegenüber erfasst wird.

Natürlich ersetzt diese Form der Kommunikation in der Behandlung erkrankter Tiere keinen Tierarzt oder Tierheilpraktiker, aber nichtsdestotrotz ist sie in der Lage, wertvolle neue Informationen über den Gesundheitszustand eines Tieres zu liefern.

Die amerikanische Tierkommunikatorin Marta Williams nennt diese besondere Form der Intuition „medizinische Intuition“. Hierzu gehört auch der „erste Eindruck“, den man von einem Tier hat, wenn es uns in der Sprechstunde vorgestellt wird. Oftmals wissen wir, ohne zu wissen warum, dass dieses Tier z.B. unter Herzproblemen leidet. Diese Art der Intuition läuft völlig unbewusst ab.

Eine spezielle Technik, die bewusst angewendet wird, um Gesundheitsprobleme zu lokalisieren, ist der sogenannte „Bodyscan“. Der Tierkommunikator fühlt sich in den Körper des Tieres ein, indem er sich vorstellt, sich selbst im Tierkörper zu befinden. In einer von ihm selbst gewählten Reihenfolge schweift er mit seiner Aufmerksamkeit durch den gesamten Körper und sucht nach Schmerzen, Verspannungen, Schwachstellen und anderen gesundheitlichen Störungen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich vorzustellen, dass wir das Tier umgekehrt in unseren Körper „hineinlassen“, sodass wir an unserem eigenen Körper die gesundheitlichen Schwachstellen erspüren können. Diese Technik kann jedoch insofern problematisch sein, als dass sich gefühlte Schmerzen o.ä. nach dem intuitiven Kontakt manchmal schwer wieder eliminieren lassen, sodass viele Tierkommunikatoren die erste Variante vorziehen.

Hierzu ein Fallbeispiel aus meiner Praxis

Anruf von Frau Mayer, einer Tierhalterin. Ihre Katze Bijou, weiblich, 9 Jahre alt, beißt sich seit einigen Wochen mehr oder weniger heftig in den eigenen Schwanz. Nach Aussage von Frau Mayer hätte dieses Verhalten urplötzlich angefangen. Eines Tages hörte sie einen Aufschrei ihrer Katze und beobachtete, wie diese ihren Schwanz attackierte. Da Bijou das Verhalten beibehielt, obwohl das Schwanzende schon völlig blutig war, suchte die Frau ihren Tierarzt auf. Dieser nähte die Wunde zu und erklärte, dass so etwas manchmal bei Katzen vorkomme und die einzig wirksame Therapie eine Teilamputation des Schwanzes sei – in der Hoffnung, dass die Katze das unnatürliche Verhalten aufgibt, sobald sie nicht mehr durch die Bewegung ihres Schwanzes zum Attackieren provoziert wird. Sollte auch das nicht helfen, müsste der Schwanz komplett amputiert werden. Um ihre Katze vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren, konsultierte Frau Mayer mich.

Wir führen eine komplette Anamnese durch, während der mir die Tierhalterin erzählt, dass ihre Katze neuerdings launisch sei, sehr viel schlafe und extrem an Gewicht zugenommen hätte. Ihre Extremitäten würden oft zucken, und nach wie vor würde sie es zwar lieben, gestreichelt zu werden, beiße nun aber plötzlich zu, wenn sie genug habe. Nach Veränderungen im Umfeld, Impfungen, Traumen u.a. für eine Verhaltensänderung möglichen Ursachen befragt, antwortet die Frau, dass sie auch schon darüber nachgedacht hätte, ihr aber nichts dazu einfallen würde.

Folgende Rubriken wurden bei der Repertorisation u.a. berücksichtigt:

  • Gemüt – launisch
  • Gemüt – herzlich, liebevoll
  • Gemüt – beißen
  • Gemüt – leicht beleidigt
  • Gemüt – Auffahren bei geringem Anlass
  • Extremitäten – Zucken
  • Allgemeines – Fettleibigkeit

Die Repertorisation führt mich zu einer Gruppe von Mitteln, die neben Nux vomica auch Belladonna, Ignatia, Hyoscyamus und Chamomilla enthält. Doch keines der Mittel zeigt in meinen Augen die benötigte Übereinstimmung mit dem Fall im Arzneimittelbild. So führe ich nach Absprache mit der Tierhalterin zusätzlich eine Tierkommunikation mit der Katze durch.

Als ich das Tier anspreche und frage, was denn mit ihr los sei, ist Bijou nicht sehr entgegenkommend. Sie wirkt mürrisch und verärgert. Ihr Schwanz schwingt unruhig hin und her. Sie zeigt mir ein Bild von einem jungen Mann, der auf dem Sofa liegt und schläft. Ich frage sie: „Warum beißt Du Dir ständig in den Schwanz? Hat es etwas mit dem Mann zu tun, den Du mir da gerade zeigst?“ Daraufhin zeigt sie mir ein Zimmer, in dem viele Sachen auf dem Boden liegen. Es sieht aus, als würde jemand nur vorübergehend in diesem Raum wohnen. Ich bekomme das starke Gefühl, dass der junge Mann maßgebend an ihrer derzeitigen Misere beteiligt ist, und frage Bijou, ob sie mir nicht erzählen mag, warum genau er sie so aufregt. Sie allerdings sieht das Gespräch als beendet an und wendet sich von mir ab.

Ich spreche die Tierhalterin auf die von der Katze erhaltenen Informationen an, und diese berichtet mir, dass ihre noch zu Hause lebende Tochter seit etwa einem halben Jahr einen Freund habe, der ab und an bei ihr übernachte. Da dieser eine Katzenhaarallergie hat, darf Bijou nun nicht mehr bei der Tochter im Bett schlafen. Früher hätte sie jede Nacht bei ihrer Tochter geschlafen. Bijou würde sehr an ihrer Tochter hängen.

Als fehlendes Puzzlestück erweist sich nun das Symptom Eifersucht/Liebeskummer. Ich verordne Bijou das Mittel Ignatia, verbunden mit der Bitte an die Tierhalterin, etwas Geduld zu haben, da Bijou sicher Zeit brauchen würde, um das unerwünschte Verhaltensmuster vollständig abzulegen.

Schon am übernächsten Tag ruft mich Frau Mayer ganz begeistert an, Bijou hätte sich nach der Einnahme kein einziges Mal mehr gebissen.

Eine Woche später dann ein erneuter Anruf. Unter Tränen erzählt mir die Frau: „Bijou hat sich wieder gebissen. Alles war voll Blut.“ Ihrem Mann sei der Geduldsfaden gerissen. Gegen ihren Willen habe er Bijou gepackt, zum Tierarzt gebracht und einen Teil des Schwanzes amputieren lassen. Sollte die Katze ihr Verhalten weiterhin nicht ablegen, wäre der nächste Schritt die vollständige Amputation.

Ich verordne noch einmal Ignatia, aber in einer anderen Potenz, und gebe dazu die Anweisung, Bijou die nächsten Tage und Nächte möglichst nicht unbeaufsichtigt zu lassen und sie daneben, soweit eben möglich, durch Spiel und Streicheleinheiten von ihrem Schwanz abzulenken. Und siehe da, im zweiten Anlauf sind wir erfolgreich.

Durch Logik beweisen wir, aber durch Intuition entdecken wir

Mittlerweile werde ich immer öfter von Tierärzten angesprochen, die mich bitten, „doch einmal einen Blick auf das Tier“ zu werfen. Ganz so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, ist es auch für Wissenschaftler nicht, sich bei der Problemfindung auf die Intuition zu verlassen, wie ein oft zitiertes Beispiel zeigt:

Friedrich August Kekulé, ein deutscher Chemiker und Naturwissenschaftler, gelang mithilfe seiner Intuition zu Lösungen. Er suchte die Strukturformel des Benzols. Eines Abends, als er vor seinem Kamin einschlief, erschien ihm im Traum eine Schlange, die sich in den Schwanz biss. Das Problem war gelöst – Benzol hat eine Ringstruktur. Diese Erkenntnis war damals vollkommen neuartig und revolutionär.

Tina von der Brüggen
Tina von der Brüggen
Heilpraktikerin und Tierhomöopathin
info@tinavonderbrueggen.de

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