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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2014

Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis: Multiple Symptome aus verschiedenen Bereichen

Cover

Patientin

Klara, Bordeaux-Mix, 4 Jahre alt

Anamnese

Grund meines Besuches bei Klara sind Leistungsschwäche und Schmerzhaftigkeiten bzw. Probleme am Bewegungsapparat. Es wird berichtet, dass Klara eine Entlastungshaltung der Hinterbeine einnimmt und nach kurzem Rennen stehenbleibt und innehält. Zudem lahmt sie wechselseitig an der Hinterhand. Sie liegt viel und ist inaktiv. Ihr Spieltrieb ist kaum noch vorhanden. Schwimmen kann Klara nicht, da sie nun hinten untergeht. Zudem reibt sie sich häufig den Rücken an einem Ast oder am Boden. Die Beschwerden steigerten sich so weit, dass Klara nicht mehr aufstehen möchte.

Die Hündin wurde bereits umfassend von einem Tierarzt, einem Chiropraktiker und zwei Physiotherapeuten untersucht und behandelt. Keiner konnte jedoch eine Ursache für die Beschwerden finden bzw. eine Diagnose stellen. Die medikamentösen Therapien brachten ebenso keinen Erfolg.

Die Halterin suchte nun nach einer Alternative und wünschte einen Termin in meiner Praxis. Zu diesem Zeitpunkt bestanden die Beschwerden seit einem Jahr. Den Termin vereinbarte ich bei der Halterin zu Hause, um mir einen Eindruck über die Lebensumstände zu verschaffen.

Bei der klinischen Untersuchung kann ich ebenfalls keine Auffälligkeiten feststellen. Die Befragung der Halterin gestaltet sich umfangreicher und tiefgreifend. Denn es stellt sich heraus, dass Klara im Zusammenhang mit ihren Beschwerden einige Auffälligkeiten im Gemütsbereich zeigt:

  • „Null-Bock-Stimmung“ – introvertiert und träge
  • geringes Selbstbewusstsein
  • Nuckeln an Stofftieren
  • lässt den gleichaltrigen Zweithund an sich saugen
  • säubert und putzt den anderen Hund – möchte sie gelegentlich auch bei der Besitzerin machen; wenn keiner zur Verfügung steht, putzt sie Stofftiere
  • sucht viel körperliche Nähe und Schutz
  • bei kleinstem Stress befriedigt sie sich selbst
  • wenn es ihr sehr schlecht geht, möchte sie drinnen sein, bleibt dann liegen und will zugedeckt werden (Versteck in einer Höhle)
  • träumt sehr intensiv und führt Saugbewegungen durch

Die Halterin erzählt von einer Begebenheit, die ich als Homöopathin als sehr wichtig empfand: Klaras erste Läufigkeit endete abrupt durch ein traumatisches Erlebnis. Mit neun Monaten erlebte sie, wie der damalige Zweithund der Familie unter schweren epileptischen Anfällen litt. Sie hatte einen sehr engen Bezug zu diesem Hund. Zudem ist Klara sehr sensibel und nimmt schlechte Stimmungen sofort auf. Und so litt sie immens drunter, dass es dem anderen Hund sehr schlecht ging. Der andere Hund wurde für zwei Tage in eine Klinik gebracht. Während der Trennung endete die Läufigkeitsblutung von Klara vorzeitig und ihre Beschwerden setzten langsam ein. Als Erstes zeigte sich ein Aktivitätsverlust und sie wurde sehr ruhig, was für sie untypisch war. Die Hündin hatte so gut wie keine Pubertät und die anderen Symptome stellten sich peu à peu ein.

Diesen Fall machen zudem weitere Details charakteristisch:

  • sie nimmt die Stimmung ihrer Halterin sehr stark an, daher sind ihre Beschwerden stärker in Phasen, in denen die Halterin schlechter Stimmung ist
  • sie umsorgt ängstliche bzw. sensible Menschen und Tiere
  • sie „bemuttert“ andere, ist sehr liebevoll und milde
  • sie hat wechselnd auftretende Beschwerden am Bewegungsapparat

Therapie

Ich lege mein Augenmerk vermehrt auf die Ursache der Beschwerden und dem zeitlichen Auftreten der Symptome. Es zeigt sich, dass sich alle Beschwerden aufeinander aufbauend nach der traumatisch unterdrückten Läufigkeit einstellen. Es besteht hierbei ein starker Bezug zur Sexualität: unterdrückte Läufigkeit, keine Pubertät, Selbstbefriedigung. Die veränderte Gemütsverfassung in Verbindung mit den Zeichen aus dem Bereich Sexualität und den wechselnden Beschwerden am Bewegungsapparat, welche keine feststellbaren körperlichen Ursachen aufweisen, sind die Zeichen, die ich für meine homöopathische Auswertung nutze. Ich suche nach einem Mittel, für das Beschwerden aus diesen Bereichen typisch sind und welches alle Symptome abdeckt.

Nach meiner Repertorisation und der Prüfung der DifferenzialmitteI entscheide ich mich für Pulsatilla. Ich verabreiche dieses Mittel einmalig in der Potenz C200. Der Erfolg der Gabe ist beeindruckend: Bereits nach zwei Tagen hellt sich der Gemütszustand auf. Sie wird aktiver, das Nuckeln und die ständige Selbstbefriedigung vergehen. Ihr Spieltrieb setzt wieder ein und sie nimmt an Selbstbewusstsein zu. Zudem zeigt sie mehr Ausdauer. Die Probleme am Bewegungsapparat verschwinden zügig, sodass sie keine Schonhaltung zeigt und die Lahmheiten nicht wieder aufgetreten sind. Sie tollt beim Spaziergang herum und sucht dann Abkühlung im Wasser.

Unter starken Stresssituationen tritt die Selbstbefriedigung weiterhin auf – was ich jedoch als Stressabbau ansehe und in dem Rahmen, in dem es stattfindet, tolerierbar ist. Auch nach knapp einem Jahr ist ihr Zustand stabil.

Claudia Ortloff Claudia Ortloff
Klassisch homöopathisch arbeitende Tierheilpraktikerin und Dozentin an den Paracelsus Schulen
info@tierheilpraxis-ortloff.de

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