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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 5/2014

Gundis Zámbó: Mein neuer Traumberuf „Heilpraktikerin für Psychotherapie“

Cover

Gundis ZámbóGundis Zámbó ist nicht nur erfolgreiche Schauspielerin und Moderatorin, sondern auch Heilpraktikerin für Psychotherapie. An der Paracelsus Schule München hat sie gelernt und ihre Prüfung beim Gesundheitsamt mit Bestnote abgelegt. Was kaum einer wusste: Gundis Zámbó litt viele Jahre an Bulimie. In ihrem Bestseller-Buch „Mein heimlicher Hunger. Ich hatte Essstörungen und bin geheilt“ erzählt sie von ihrem Leben mit der Krankheit, möchte Betroffenen Mut machen und auf die guten psychotherapeutischen Therapiemethoden hinweisen, die ihr geholfen haben, wieder gesund zu werden. Im exklusiven Paracelsus Interview spricht sie über ihre überstandene Essstörung, ihre Ausbildung bei den Paracelsus Schulen zur Heilpraktikerin für Psychotherapie und ihre Zukunftspläne.

Frau Zámbó, wie lange litten Sie unter Ihrer Essstörung?

Die Bulimie begann in meiner Jugend und zog sich mit Unterbrechungen, insbesondere während der Schwangerschaft, bis in mein 3. Lebensjahrzehnt hinein.

Eine ganz schön lange Zeit. Wie geht es Ihnen heute?

Mir geht es gut! Nach meinem Heilungsprozess, der einige Jahre dauerte, führe ich heute ein gesundes, glückliches Leben und genieße es, hochwertige Lebensmittel einzukaufen, zu kochen, mit Familie und Freunden zu essen – auch in der Öffentlichkeit. Ich empfinde es als Befreiung und Geschenk, ohne Schuld- und Schamgefühle Lebensmittel als „Mittel zum Leben“ zu erleben – eine völlig neue Lebensqualität. Ich fühle mich wie neu geboren!

Spielt die Bulimie heute noch eine Rolle in Ihrem Leben?

Die Essstörung ist eine Suchterkrankung und wird immer Teil meiner Persönlichkeit bleiben. Dennoch habe ich mich von ihr befreit, mich unabhängig und autonom gemacht, habe mein Suchtverhalten und Suchtgedächtnis unter Kontrolle. Ich habe Copingstrategien entwickelt, die mir in Krisensituationen helfen und nutze meine heilsamen Ressourcen. Allerdings bin ich stets auf der Hut und passe auf, bei mir, in Einklang mit meinen Gefühlen zu bleiben und für meine wahren Bedürfnisse zu sorgen.

Und wenn es mal hektisch wird – Wie bauen Sie Stress und Frust ab?

Ruhe, Entspannung, durchatmen, Sport, ein Bad nehmen, mich pflegen, auf das Schöne dieser Welt achten, einfach mal die Seele baumeln lassen.

Welche Therapien bzw. Therapieformen haben Sie durchlaufen, um die Bulimie zu besiegen?

Verhaltenstherapie, aufdeckende Therapien, Gesprächstherapie, humanistische Therapieverfahren – von allem etwas. Meditation, Selbstfindung, emotionales Ausleben und authentisch sein ist zusätzlich das, was immer und überall hilft und gut tut – nicht nur Essgestörten. Ich habe meine innere Schönheit gefunden, trage sie voller Freude nach außen und genieße meine Lebenslust.

Gab es auch Therapieformen, die nicht den gewünschten Effekt erzielten?

Ich denke, es hängt immer von der betroffenen Person ab, was ihr wann am besten hilft, und was in bestimmten Phasen des Entwicklungs- und Heilungsprozesses kontraindiziert ist. Meiner Meinung nach ist eine Kombination aus verschiedenen Methoden unumgänglich, um langfristige und wirkliche Heilung zu erfahren.

Sie sagen, Sie haben Spiritualität für sich entdeckt. Wie leben Sie diese im Alltag aus?

Ich versuche, Meditation in allen Bereichen zu leben, das heißt, achtsam zu sein bei allem, was ich tue, stets das Empfinden für das große Ganze zu bewahren und in meiner Mitte zu sein. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter. Ein liebevoller Umgang mit meiner Umwelt und mit mir selbst, Respekt, Achtung, Akzeptanz und Wertschätzung – all das trägt zu einem spirituellen Geist bei.

Sie haben eine 20-jährige Tochter. Wie ist es Ihnen gelungen, Greta den Druck eines perfekten Äußeren zu nehmen?

Meiner Tochter habe ich immer vermittelt, dass sie okay ist, wie sie ist, sich lieben darf, nicht anders sein muss, um geliebt zu werden. Ich unterstütze sie dabei, sich ihres wunderbaren Selbsts, ihrer Kraft und Einzigartigkeit bewusst zu sein. Sie soll spüren, dass das Leben lebenswert ist, Spaß und Freude bringen darf. Und: dass auch Negatives dazu gehört. Es ist okay, mal traurig zu sein – auch im Traurig-Sein ist es möglich, sich wertzuschätzen, Lebenslust, Neugier und Fülle zu empfinden.

Sie haben sich schon immer für Psychologie und Psychotherapie interessiert. Wie kam es zum Kontakt mit den Paracelsus Heilpraktikerschulen?

Schon lange hatte ich den Wunsch, mich intensiver mit der Psyche des Menschen zu beschäftigen, auch beruflich. Das lag ja auch aufgrund meiner eigenen Geschichte nahe. Ich hatte überlegt zu studieren, das dauerte mir zu lange, so recherchierte ich nach anderen Ausbildungsmöglichkeiten und habe mich dann nach einem inspirierenden Gespräch mit Studienleiterin Lydia Heymann bei Paracelsus München eingeschrieben – eine gute Entscheidung!

Wie verlief Ihre Ausbildung bei Paracelsus?

Mit viel Freude und Engagement! Ich habe es genossen, Schülerin zu sein und zu konsumieren, nicht, wie ich es aus meinem Beruf kenne, permanent abzuliefern. Der Austausch mit meinen Mitschülern, U-Bahn fahren, morgens Brotzeit für meine Tochter und mich zu machen – ein Lebensabschnitt, den ich in dieser Form „ausgelassen“ hatte, da ich gleich nach dem Abitur und einem Jahr Schauspielschule in Los Angeles ins TV-Berufsleben eingestiegen war.

Dann stand nach zwei Jahren Paracelsus-Ausbildung die Prüfung bei Gesundheitsamt an. Mit Bestnote bestanden! Wussten Sie da schon, dass Sie so schnell von der Schüler- auf die Lehrerseite wechseln würden?

Ja. Der Wunsch, meine Erfahrungen und das Erlernte weiterzugeben, war groß und präsent. Bei Vorträgen auf Fortbildungsveranstaltungen, in Kliniken, für die Initiative „Leben hat Gewicht“ des Bundesgesundheitsministeriums, in meinem „Institut für Lebenslust“ und als Dozentin an meiner Schule, der Paracelsus Schule. Es ist eine erfüllende Erfahrung, Wissen vermitteln zu dürfen und zu lehren – insbesondere Dinge, die die Menschen wissen wollen, die ihnen helfen und dem Leben in seiner Ursprungsbestimmung zuträglich sind.

In Ihren Seminaren geht es oft um Schönheit. Wie wichtig ist Schönheit – allgemein gesellschaftlich und speziell für Frauen?

Schönheit spielt eine große Rolle in jedem Bereich unseres Lebens, da sie für Vitalität, Gesundheit, Erfolg, Glück und Zufriedenheit steht. Und danach streben wir alle. Für Frauen ist der Druck besonders hoch, da sie – mehr als Männer – auf ihr Aussehen reduziert werden oder sich selbst reduzieren. Allerdings muss man sich die Frage stellen: Was bedeutet „Schönheit“ eigentlich? Es ist doch so: Jeder Mensch hat seine schönen Seiten. Um diese zu entdecken, braucht niemand Sklave gesellschaftlicher Regeln und Normen zu sein. Vielmehr geht es darum, die eigene Individualität, Authentizität und Liebe zu sich selbst zu entdecken, was allgemein als „Ausstrahlung“ und „innere Harmonie“ bezeichnet wird. Wer dies erlangt, ist schön, egal ob groß oder klein, dick oder dünn, alt oder jung.

Wieviel Raum sollte die eigene Pflege und Erhaltung am Tag bzw. im Leben gesunderweise haben?

Ein „sollte“ gibt es nicht. Jeder muss herausfinden, wann die Beschäftigung mit sich selbst und seinem Aussehen ein gesundes Maß erreicht. Eine halbe intensiv erlebte Stunde im Bad oder in Entspannung kann weitaus effektiver und bereichernder sein, als zwei Stunden bei der Kosmetikerin plus An- und Abfahrt in der Rush-Hour. Und entscheidend ist, sich für sich selbst „schön“ zu machen, nicht für andere.

Schlank = schön = erfolgreich – dieser Annahme folgen wir alle mehr oder weniger, bewusst oder unbewusst. Es gibt Experimente, die zeigen, dass schlanke Bewerber bevorzugt werden, schneller Karriere machen, Kontakte knüpfen usw. Was glauben Sie, woran liegt das? Wie kann gerade auch (aber nicht nur) jungen Menschen vermittelt werden, sich dennoch nicht unterkriegen zu lassen?

Ja, was Sie sagen stimmt – leider. Aber was andere berührt, also den Effekt hat, in Kontakt mit jemandem zu kommen, ist nicht unweigerlich die Figur. Vielmehr sind es Ausstrahlung und Selbstzufriedenheit, wonach wir alle dürsten. Auch ein fülliger Mensch, der mit sich im Reinen ist, kann mindestens so gut ankommen, sicher noch viel mehr, als jemand, dessen Aussehen dem Image von Medien und Gesellschaft entspricht, der aber beim Abendessen lustlos an einem Salatblatt herumnagt und nichts ausstrahlt, was sein Gegenüber fasziniert. Das sollte man gerade jungen Menschen vermitteln.

Welche Sofortmaßnahmen empfehlen Sie, um geringem Selbstwert effektvoll entgegenzuwirken, um z. B. ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch zu führen?

Dazu gibt es verschiedene Sozialkompetenz- und Selbstwertübungen, wie das Entdecken der inneren Schönheit, das Sicht- und Erlebbar-Machen mit äußeren Hilfsmitteln wie dem typ- und bedürfnisgerechten Schminken und Stylen. Oder das „sichere Auftreten“, bei dem trainiert wird, seinen Raum einzunehmen, dies zu genießen und bei sich zu bleiben, insbesondere wenn man sich anderen zeigt. Allerdings geht es hier langfristig darum, nicht nur ein Verhaltensmuster einzustudieren, sondern zu lernen, von innen heraus klar und bei sich zu sein, zu wissen, wer man ist und was man will. Wichtig ist auch, sich kennen und mögen zu lernen, sich zu vertrauen und zu akzeptieren, individuell zu sein und die Stärke zu entwickeln, auch mal Schwächen zeigen zu können. Wenn ich z.B. eine Narbe im Gesicht habe oder lispele und bei einem Bewerbungsgespräch offen damit umgehe, werde ich sicher positivere Resonanz erfahren, als wenn ich versuche, dies krampfhaft zu verbergen.

Nochmal zurück zu unserem Leitthema Essstörungen. Woher kommt die hohe Zahl an Menschen mit Essstörungen heute im Vergleich zu vor 20, 30 oder 50 Jahren? Unterliegen auch destruktive Verhaltensmuster einer Mode?

Ja. Wir leben in einer Zeit, in der wir uns immer mehr am Außen und den Illusionen der Medien orientieren. Warum? Weil alles schnelllebiger ist, weil es in Familien und anderen Systemen immer weniger Raum für Gespräche über das wirklich Wichtige gibt, und weil wir unsere Authentizität immer mehr hinter einer Fassade vergraben, um einem Image zu entsprechen. Insbesondere junge Leute orientieren sich in ansteigendem Maße an Vorbildern, die mehr Schein als Sein sind, mit der Vorstellung, dadurch Glück, Erfolg und Zuwendung zu erfahren. Das ist eine Entwicklung, die nicht gut tut, die unserer Seele auf Dauer schadet. Macht es uns wirklich glücklich, wenn wir so dünn sind wie die Models auf den Laufstegen? Nein. Aber dadurch, dass uns dieser Umstand permanent suggeriert wird, verfallen wir mehr und mehr in Störungen bis hin zur lebensbedrohlichen Essstörung.

Essstörungen betreffen immer mehr Männer, die zwar auch, aber weit weniger dem Druck unterliegen, immer „hübsch“ sein (= gut aussehen) zu müssen. Wo sehen Sie dafür die Ursachen?

Hier sind die Hauptursachen – unabhängig vom bio-/psychosozialen Modell – ähnlich gelagert wie bei Frauen. Auch Männer suchen heutzutage mehr denn je ihre Bedeutung und ihr Glück im Außen. Gründe dafür sind sicher auch, dass das traditionelle Familiengefüge anders ist, die klassische Rollenverteilung sich geändert hat und der Mann heute versucht, sich durch ganz andere Bestimmungen zu definieren, als der ursprüngliche „Jäger, der die Beute nach Hause bringt“.

Ist es für Sie als Therapeutin schwierig, mit essgestörten Menschen umzugehen, da Sie selbst lange unter einer Essstörung litten und Ihr Gegenüber davon weiß? Könnte dies für Sie sogar gefährlich werden, wieder in einen ähnlichen Gedankenstrudel zu geraten?

Nein. Ich kann Betroffene verstehen, wie sicher kaum jemand, der diese Krankheit nicht am eigenen Leibe erfahren hat. Ich weiß genau, wann sie sich wie fühlen, was hilft und was nicht. Ich habe meinen eigenen Rucksack diesbezüglich ausgeräumt und bin glücklich, meine Erfahrungen nun positiv nutzen zu können, um andere heilsam zu begleiten und sie von meinen Erfahrungen profitieren lassen zu können.

Wo sehen Sie die Vorteile im Kampf gegen Essstörungen in der Arbeit eines HP PSY gegenüber der klassischen Psycho- bzw. Verhaltenstherapie?

Die Vorteile sehe ich ganz klar in der Vielfalt, die unsere Arbeit bietet. Wenn wir es richtig anstellen, können unsere Klienten aus einer Fülle von Therapieverfahren und Interventionen schöpfen, wie sonst kaum irgendwo. Und Fülle braucht ein gesundes Leben, denn das Leben an sich ist Fülle pur.

Sie geben auch Kommunikationstrainings. Was ist das Ziel eines solchen Kurses? Für welche Menschen sind diese Trainings gedacht?

Hier geht es um Elemente aus den genannten Methoden, denn schlussendlich ist ein Großteil dessen, was wir tun, zeigen und fühlen, Kommunikation. Immerhin läuft diese zu über 70% nonverbal ab. Weiterhin erarbeiten wir im Training die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg, die unglaublich hilfreich für jeden von uns in allen Lebenslagen ist, um unnötige Konflikte und Stress zu vermeiden. Wichtig ist mir die praktische Umsetzung, also das direkte Üben und Erfahren. Gedacht ist das Training für alle, die lernen wollen, in der Kommunikation schneller und stressfreier an ihr Ziel zu kommen, sei es im Job, im Freundeskreis oder innerhalb der Familie.

Liebe Frau Zámbó, wir bedanken uns herzlich für dieses persönliche Gespräch und freuen uns sehr, dass Sie Ihre Erfahrungen an die Schüler der Paracelsus Heilpraktikerschulen weitergeben!

2014-05-Gundis2

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