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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2016

Akne Inversa

Cover

“Keine Krankheit, sondern ein Fluch…”

… so eine Betroffene von Akne inversa (veraltet: hidradenitis suppurativa), die das Leiden mit der chronisch entzündlichen Hauterkrankung beschreibt.

Was ist Akne inversa?

Akne inversa ist eine Erkrankung, deren Ursache bis heute nicht vollständig geklärt ist. Man weiß allerdings, dass sie mit einer Hyperkeratose und dem daraus resultierenden kompletten Verschluss des ausführenden Talgdrüsenkanals einhergeht. Infolgedessen kommt es, meist mit Beteiligung des Staphillococcus aureus, zur Entzündung und Superinfektion der Talgdrüse und des Haarfollikels. Im weiteren Verlauf entzünden sich auch die Schweißdrüsen, es kommt zur Abszessbildung sowie zur Bildung epithelisierter Fistelgänge.

Mehrere Abszesse zeitgleich sind keine Seltenheit. Ebenso Fieberschübe, starke Schmerzen, Abgeschlagenheit und Depressionen. Da Akne inversa eine chronische, in Schüben verlaufende Erkrankung ist, breitet sie sich aus und kann ganze Hautareale zerstören. Durch eine großflächige, oft derbe Narbenbildung resultieren Bewegungseinschränkungen. Betroffene Areale sind hauptsächlich die großen Beuge- und Faltenregionen des Körpers, wie z.B. Achselhöhlen, Gesäß, Leisten, Oberschenkelinnenseiten, unter der weiblichen Brust und Genitalien, prinzipiell kann aber die gesamte Haut befallen sein.

Das Leben mit der Erkrankung

Betroffene leiden oft Jahre lang, bevor sie eine Diagnose erhalten. Die Abszesse werden gespalten, kommen wieder, werden wieder gespalten, bilden Fistelgänge, werden wieder gespalten und so fort. Bevor Betroffene die Diagnose „Akne inversa“ erhalten, haben sie oft eine Odyssee von Arzt-, Therapeutenbesuchen und Krankenhausaufenthalten hinter sich. Häufig wird diese Reise von ärztlichen Aussagen wie „Igitt, was ist das denn?”, „Waschen Sie sich mal ordentlich” oder „So etwas haben eigentlich nur Junkies” begleitet.

Hinzu kommt die Scham der Betroffenen und die Angst, dass sich ein Abszess in der Öffentlichkeit spontan entleeren könnte. Denn, ist das der Fall, treten große Mengen meist stark übel riechender Eiter-, Blut- und Zelltrümmergemische aus. Die Betroffenen ziehen sich oftmals zurück, isolieren sich teils komplett von der Gesellschaft. Sie ekeln sich vor sich selbst, entwickeln Zwänge (z.B. Waschzwang) und Ängste. Sie bekommen Depressionen, oftmals bis hin zu Suizidgedanken.

Schulmedizinische Behandlungsversuche

2016 01 Akne1Eine „normale” Abszessbehandlung greift bei Akne inversa nicht. Abszessspaltungen und/oder Antibiotikagaben sind nur vorübergehend zur Entlastung wirksam. Die Abszesse rezidivieren dann aber oft vermehrt wieder. Es wurde schon vieles versucht. Langzeittherapien mit Antibiotika, Dapson, Retinoiden, Botox, Cortison, Zytostatika, Bestrahlungen, Immunsupressiva und Biologika. Diese verschaffen jedoch bei oft massiven und irreversiblen Nebenwirkungen und Spätfolgen kaum Linderung. Wenn doch, dann hält sie nur solange an, wie diese Medikamente eingenommen werden.

Die tragende Säule der Akne inversa-Therapie ist bis heute die großflächige operative Sanierung betroffener Hautareale und die komplette Entfernung aller vorhanden Fistelgänge. Die Wunden werden primär nicht verschlossen und müssen von innen nach außen (sekundär) heilen. Obgleich hierdurch Wundflächen von bis zu 300 cm2 und größer entstehen können, teilweise bis hinab auf das Skelett, ist die operative Methode die erfolgversprechendste. Werden auch wirklich alle Fistelgänge entfernt, so bleibt das operierte Gebiet meist von weiteren Abszessen verschont. Zurück bleiben dann jedoch große Narbenplatten, die wiederum zu weiteren psychischen und auch physischen Einschränkungen führen können.

Alternative Behandlungswege

Während unter den Betroffenen unbestritten ist, dass bereits bestehende Fistelgänge operativ entfernt werden müssen, kristallisiert sich bei immer mehr Mitgliedern der Akne inversa- Selbsthilfegruppen heraus, dass sich folgende Umstellungen der Lebensgewohnheiten sehr positiv bis hin zur jahrelangen Schubfreiheit auswirken:

  • Vegane und glutenreduzierte Ernährung
  • Optimaler D- und Zinkspiegel
  • Bestmögliche Reduzierung von psychischem Stress; ggf. auch mit psychotherapeutischer Hilfe
  • Aufhören zu rauchen
  • Regelmäßiger ausreichender Schlaf
  • Bewegung im Rahmen der Möglichkeiten

Unterstützend helfen:

  • Bäder in Meersalz
  • Waschungen mit antimikrobiellen Produkten und andere Wellnesstätigkeiten wie Saunagänge, entspannende Massagen und Ruhezeiten

Akne inversa-Betroffene sollten möglichst davon abgehalten werden, sich überdurchschnittlich oft zu waschen, da sie den sonst ohnehin schon gestörten Säureschutzmantel der Haut noch mehr beschädigen.

Fazit

Die Therapie von Akne inversa ist komplex und setzt ein umfangreiches Wissen, viel Geduld und eine gute Mitarbeit der Betroffenen voraus. Dann ist die Erkrankung jedoch beherrschbar.

Sandra Engel Sandra Engel
Betroffene, Pflegefachkraft, Tierheilpraktikerin in Ausbildung

sandra.engel@akne-inversa.org

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