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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2018

Unsere Heilpflanze: Huflattich – Tussilago farfara

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© JRJfin I fotolia.comAuch bekannt als: Breitlattich, Eselslattich, Latten, Lette, Ackerlatsche, Kuhfladen, Esel(s)huf, Rosshuf, Eselstappe, Fohlenfuß, Hufblatt, Ackerlattich, Brandlattich, Brustlattich, Tabakkraut, Bachblümlein, Berglatschen, Hoflörrich, Labassen, Ladderblätter, Lehmblümel, Loambleamel, Märzblume, Ohmblätter, Sandblümel, Sommertürl, Teebleaml, Zeitrösele, Eschhuflattich, Feldlattich, Pferdefuß, Hitzeblätter, Sandblume, Heilblatt, Hustenblätter, Rosslattich

Huflattich ist die einzige Pflanzenart der Gattung Tussilago aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae, Compositae). Er ist in Europa, Afrika, West- und Ost-Asien heimisch, wohingegen er in Nordamerika eingebürgert wurde. Man findet ihn auf trocken-warmen Standorten mit durchlässigen Böden, oft auf Dämmen, in Steinbrüchen und an unbefestigten Wegen. Im Gebirge wächst er bis etwa auf 2300 Meter Höhe.

Huflattich hat die Besonderheit, dass er als einzige Pflanzenart selbst auf reiner Braunkohle gedeihen kann. Außerdem gilt er als Zeigerpflanze für staunasse Bereiche.

Der Gattungsname Tussilago ist erstmals in der Naturalis historia (26, 30) des Plinius belegt und stammt von lat. tussis für „Husten“ sowie der Endung -(il) go (von lat. agere, vertreiben). So weist er auf die Verwendung der Pflanze als Hustenmittel hin. Der deutsche Name bezieht sich auf die hufförmige Gestalt der Blätter. Der Name -lattich ist auf das lat. lapaticum zurückzuführen, mit dem man ursprünglich verschiedene großblättrige Pflanzen bezeichnete und das sich über laptica und lattica zu Lattich entwickelte.

Huflattich war Heilpflanze des Jahres 1994.

Woran erkennt man den Huflattich?

© Dmitriy Syechin I fotolia.comHuflattich ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 10-30 cm. Sie treibt aus einem Wurzelstock mit kriechenden, bis zu 2 m langen unterirdischen Wurzelausläufern.

Im Frühjahr erscheinen zunächst nur die gelben Blüten mit etwa 300 weiblichen Zungenblüten und 30-40 männlichen Röhrenblüten. Die Blütezeit erstreckt sich von Februar bis April; erst wenn diese verstrichen ist, folgen die Blätter.

Die langgestielten und grundständigen Laubblätter sind etwa 10-20 cm breit, gezähnt und herz- oder hufförmig. Ihre Unterseite ist weißfilzig und weich behaart, sie werden daher von Naturfreunden auch als „Wanderers Klopapier“ bezeichnet. Der Geschmack der schwach riechenden Blätter ist leicht bitter mit zusammenziehender Wirkung.

Wie wirkt Huflattich?

Schon die Römer kannten die Verwendung von Huflattich bei „Entzündungen der Brust“, sprich: Husten. Im Mittelalter war es üblich, bei Husten Huflattich-Blätter zu rauchen. Auf diese Weise sollte er schleim- und krampflösend wirken. Freilich klingt diese Art der Anwendung heute kurios. Aber bis heute hat der Huflattich den Ruf als eines der besten Hustenmittel.

Die Linderung von Erkrankungen der Atmungsorgane ist das „Spezialgebiet“ des Huflattichs. Er hilft nicht nur bei der Hustenlösung, sondern hemmt auch das Wachstum von Krankheitserregern.

Huflattich kann aber auch äußerlich für die Behandlung kleiner Wunden angewendet werden. Er wirkt dabei entzündungshemmend und fördert die Wundheilung.

Frische Huflattichblätter kann man, gut gereinigt, auf Geschwülste und rheumatische Gelenke legen. Er hilft gegen hartnäckige Wunden, Hautgeschwüre und Ausschläge.

Eigenschaften

  • adstringierend
  • anregend
  • antibakteriell
  • blutstillend
  • entzündungshemmend
  • erweichend
  • schleimlösend
  • schweißtreibend
  • tonisierend
  • stoffwechselanregend
  • stärkt das Nervensystem

Anwendungsgebiete

  • Asthma
  • (Reiz-)Husten, Bronchitis
  • entzündete, schlecht heilende Wunden
  • leichte Brandwunden
  • Unterschenkelgeschwür, Venenentzündung
  • Kehlkopfentzündung
  • Augenentzündung
  • Magen-Darm-Katarrh, Gastritis
  • Verstopfung, Durchfall
  • Nervenschmerzen

Welche Wirkstoffe sind im Huflattich enthalten?

Schleimstoffe, Polysaccharide (davon 30% Inulin), ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Gerbsäure, Hyperin, Mineralstoffe, Pyrrolizidinalkaloide (bis zu 0,01% Senkirkin, nichttoxisches Tussilagin und manchmal Spuren von Senecionin), Sterole (Taraxasterol, Campesterol, β-Sitosterol), Saponine, Tannine, Violaxanthin, Flavonoide, Triterpene.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung fordert aufgrund der extremen Giftigkeit der Pyrrolizidinalkaloide eine Nulltoleranz für diese Substanzen. Selbst wirken sie zwar nicht toxisch, wohl aber ihre Abbauprodukte. Diese sind hepatotoxisch (die Leber angreifend) und können in hoher Dosierung zu tödlichen Leberfunktionsstörungen führen.

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

© Klaus Brauner I fotolia.comZur Anwendung kommen die Blätter Farfarae folium (syn. Folia Farfarae, Folium Tussilaginis, Tussilaginis folium), die Blüten Flores farfarae (syn. Farfarae flos) und die Wurzel Radix farfarae.

Für Huflattichblüten existiert eine Negativmonographie der Kommission E am BGA (Bundesgesundheitsamt). In derselben werden auch Huflattichwurzel und -kraut erwähnt, die aufgrund der toxischen Pyrrolizidinalkaloide und fehlender Wirksamkeit ebenfalls negativ beurteilt werden.

Warnhinweise

Zubereitungen aus Huflattichblättern und -blüten enthalten mutagene und potenziell karzinogene (krebserregende) Pyrrolizidinalkaloide (PA). Nach aktuellem Erkenntnisstand dürfen daher Arzneimittel, die Huflattichblätter enthalten – egal in welcher Darreichungsform – einen Grenzwert von 1 µg PA pro maximal deklarierter Tagesdosis nicht überschreiten. In Österreich und Dänemark z.B. ist das Angebot von Huflattichblättern nicht mehr erlaubt. Absolut kontraindiziert sind die Blätter in der Schwangerschaft und während der Stillzeit.

Anwendungen

Teepräparate werden aufgrund der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide nicht mehr angeboten. Selbst gesammelte Blätter sollten getrocknet, kühl und vor Licht geschützt aufbewahrt werden.

Zur Zubereitung eines Tees werden 1,5-2,5 g der fein geschnittenen Blätter (1 TL entspricht etwa 1 g) mit kochendem Wasser übergossen und nach 5-10 Minuten durch ein Teesieb gegeben.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

Fotos: © JRJfin / fotolia.com, © Dmitriy Syechin / fotolia.com, © Klaus Brauner / fotolia.com

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