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Schluss mit dem brutalen Walfang?

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Japan landet vor UN-Gericht

Schluss mit dem brutalen Walfang?

Seit 1986 ist kommerzieller Walfang weltweit verboten. Doch Japan jagt weiterhin in der Antarktis unzählige Wale – „zu wissenschaftlichen Zwecken“ heißt es. Australien und Neuseeland sind anderer Meinung: „Japan verfolgt unter dem Vorwand der wissenschaftlichen Forschung rein kommerzielles Interesse“, mit katastrophalen Folgen. Nun muss sich Japan vor dem UN-Gericht verantworten. 

Seit 1948 existiert die Internationale Walfangkommission (IWC), zu deren Mitgliedern auch Japan seit vielen Jahren zählt. Von ihr wurde 1986 das Verbot des kommerziellen Wahlfangs ausgesprochen, doch Japan nimmt sich nach wie vor das Recht raus, Wale zu jagen – nur zu Forschungszwecken, wie Vize-Außenminister Koji Tsuruoka erklärt. Dies diene lediglich dazu, die „Nachhaltigkeit der Wal-Bestände“ besser zu verstehen, denn schließlich sei Japan „stolz auf seine Tradition, in Harmonie mit der Natur zu leben.“

Doch Japan tötet jährlich Hunderte von Wale. Damit soll jetzt Schluss sein. Australien klagt nun mit Unterstützung von Neuseeland vor dem höchsten UN-Gericht in Den Haag an, denn Japan verletze das internationale Recht – und das nicht zum ersten Mal. Diese „pseudowissenschaftliche Jagd“ sei keine Wissenschaft, sondern rein kommerzielles Interesse mit katastrophalen Folgen, so der Vorwurf der Kläger. Der Prozess soll „ein für alle Mal feststellen, dass der japanische Walfang nicht wissenschaftlichen Zwecken dient, sondern gegen internationales Recht verstößt“, so Australiens Chefkläger Mark Dreyfus. Nun beginnt der Prozess am Internationalen Gerichtshof in Den Haag über die Klage des japanischen Walfang-Programms, der bis zum 16. Juli andauern soll. Wann das Urteil fällt, ist noch nicht klar, die Kläger und Umweltorganisationen hoffen jedoch, dass es bis Ende des Jahres und damit noch vor dem Beginn der Walfangsaison im Januar geschieht. 

 

Fleisch als Delikatesse
Die japanische Regierung macht keinen Hehl daraus, dass das Fleisch der getöteten Wale durchaus gegessen wird – es wird vielseitig eingesetzt: vom rohen Zustand als Sashimi bis hin zum Räucherfleisch oder zur Suppeneinlage. Auch Walöl wird beispielsweise für Lampenöl oder Seifen genutzt. Doch während in den 1960er-Jahren das Walfleisch mehr als 1/5 des japanischen Fleischkonsums ausmachte und jeder Japaner rund 2 Kilogramm Walfleisch durchschnittlich verzehrte, geht die Nachfrage mittlerweile spürbar zurück: „Die Essensgewohnheiten haben sich geändert“, sagt Taku Sasaki, Sprecher der japanischen Fischereibehörde. Laut einer Statistik kommt Walfleisch nur noch bei etwa 5 Prozent aller Japaner auf den Tisch. Kritiker sagen, dass sich nun das Fleisch in den Lagerhallen staple und die Bestände seien in diesem April auf knapp 4000 Tonnen gestiegen  – vor zehn Jahren waren es rund die Hälfte. So sterben Wale unter anderem für hunderte Tonnen Tierfutter.

Umweltorganisationen kämpfen hart
Es ist nicht ungefährlich, was sich Jahr für Jahr im Winter auf hoher See abspielt: Die Walfänger fahren raus und die Umweltorganisation „Sea Shephard“ versucht mit riskanten Schiffsmanövern ihre Routen zu blockieren. Aber es lohne sich, betont Geert Vons, Sprecher der niederländischen Sektion: „In den vergangenen Jahren ist es uns erfolgreich gelungen, die von Japan angepeilte Fangquote deutlich zu minimieren. Im vergangenen Jahr haben sie nur 270 statt der geplanten 1000 Wale gefangen. […] Wir schaffen es also immer wieder, die japanische Flotte schon in einem frühen Stadium der Jagd abzufangen.“ Weiterhin sagt er: „Wir hoffen, dass das Gericht endlich dem Abschlachten ein Ende bereitet“ denn „es ist bewiesen, dass es lediglich in vier Prozent aller Fälle nötig ist, einen Wal für wissenschaftliche Untersuchungen zu töten. Das heißt: 96 Prozent der Tiere sterben ohne Grund, zumindest nicht im Dienste der Forschung.“ 

Wale sind berechtigt geschützt: „Viele Populationen wie zum Beispiel die Bartenwale sind dramatisch geschrumpft, und obwohl das Südpolarmeer bereits 1994 zum Walschutzgebiet erklärt wurde, sind die Meeresriesen hier nicht sicher. […] Es ist ein Schatz der Natur, für dessen Schutz wir alle kämpfen müssen, schon deshalb, weil zum Beispiel Finnwale sich nur sehr langsam fortpflanzen bei einer Tragzeit von 12 Monaten und erst mit sechs bis zehn Jahren geschlechtsreif werden“, weiß Tierschützer und RTL-Reporter Burkhard Kress. So sterben beispielsweise Finnwale oft noch bevor sie sich fortpflanzen können.

 

Quellen: dpa, spiegel.de, stern.de, www.japan-infos.de

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