Erol Aydemir, Heilpraktikeranwärter

Mit türkischem Mokka in die Schule

Seit seine kleine Tochter Alia auf der Welt ist, schläft Erol Aydemir keine Nacht mehr richtig durch. Doch für seine Heilpraktiker-Ausbildung an der Paracelsus-Schule Köln ist noch Energie übrig. “Ich nehme eine Thermoskanne mit türkischem Mokka mit in die Schule, dann bleibe ich wach”, lacht der gebürtige Bergheimer, dessen Familie aus Istanbul stammt. Schon im Alter von 14 Jahren zogen Erol naturheilkundliche Themen magisch an. “Für türkische Mediziner ist es normal, Patienten mit Pflanzen und seltenen Tieren wie Blutegeln, Wasserschlangen oder Kangalfischen zu helfen. Früher bin ich regelmäßig in die inzwischen weltbekannte Stadt Kangal in den ostanatolischen Bergen gereist. Im Thermalbad heilen Knabberfische seit Jahren erfolgreich Schuppenflechte und Neurodermitis.”

Aus finanziellen Gründen geriet der Tier- und Pflanzenliebhaber in Deutschland zunächst in ein anderes Fahrwasser. “Ich musste ja von irgendetwas leben.” Der praktisch veranlagte Technikfan startete in einem Hochbauunternehmen, arbeitete dann als Gebäudemanager und machte sich schließlich im Elektrobaugewerbe selbstständig. Heute noch jobbt er ab und zu in der Firma seines Bruders, die sich auf Um- und Neubauten spezialisiert hat. Doch als die Geschäfte immer schlechter gingen, erinnerte er sich an seine alte Vorliebe. Und startet jetzt bei der Paracelsus-Schule richtig durch. Wenn die kleine Alia keine vorwitzigen Einfälle hat, ist der Tagesablauf des frischgebackenen Vaters gut geregelt. “Gegen zwei Uhr nachmittags komme ich von der Schule heim, dann esse ich und setze mich anschließend sofort bis fünf Uhr zum Lernen hin. Danach esse ich wieder eine Kleinigkeit zusammen mit meiner Frau und lerne noch einmal eine Stunde lang. Nachts höre ich mir Lehr-CDs mit dem Neurophon an. Das Gerät arbeitet mit Ultraschallwellen, die über das Gleichgewichtsorgan direkt im Langzeitgedächtnis landen.” Erol lässt kein Thema des umfangreichen Ausbildungs-Stoffs aus: “Ich ackere ja nicht nur für die Prüfung, sondern ich will wirklich Ahnung haben. Zum Glück helfen mir meine bildliche Vorstellungskraft und mein logisches Denkvermögen. Ich kenne viele Zusammenhänge aus der Elektronik: Hormonelle Regelkreise funktionieren ähnlich wie elektronische Schaltkreise, Nerven kann man mit elektrischen Leitungen vergleichen.”

Wozu im Regen joggen?

Der zukünftige Heilpraktiker ist mit Leib und Seele bei der Sache. Er nimmt in Kauf, dass seine Hobbies wie Joggen und Schwimmen ein wenig zu kurz kommen. “Ich weiß ja, wofür ich mich so einsetze”, sagt der Nordrhein-Westfale, der mit Frau und Kind in Kerpen lebt. Da seine Frau als Kosmetikerin derzeit alleine für den Lebensunterhalt sorgt, will er schnell etwas dazu verdienen. Und außerdem: “Was soll ich hier durch den Regen joggen, wenn ich im Sommer in der Türkei stundenlang im Meer schwimen kann?” Die Aussicht, nach der bestandenen Prüfung in der Ägäis abzuspannen und mit seinem Schnellboot bei Bodrum herumzudüsen, motiviert ihn. Danach hat Erol vor, ein Jahr lang als Angestellter bei einem Heilpraktiker Erfahrung zu sammeln und sich schließlich selbstständig zu machen. Seine Schwerpunkte: “Am meisten faszinieren mich die Phytotherapie, die Akupunktur sowie die Chiropraktik beziehungsweise Ostheopathie sowie die medizinische Hypnose. Doch diese Gebiete muss ich noch in Seminaren vertiefen, um richtig gut zu werden.” Später will er seine Dienste auch in südlicheren Gefilden anbieten. Sein Traum ist Dubai.

Erol Aydemir, Kerpen
geb. 1973 in Bergheim

Paracelsus Heilpraktiker Ausbildung