Mike Hönig, Anwärter Verhaltenstherapeut für Hunde

Der Halter als “Alpha-Hund”

Wenn ihr heimkehrender Besitzer vor der Tür mit den Schlüsseln klimpert, rasen die meisten Hunde mit schallendem Gebell herbei. Zur Begrüßung führen sie aufgeregte Zickzacktänze auf und wedeln unablässig mit dem Schwanz. Riesige Freude auf beiden Seiten. Der Mensch streichelt, das Tier schleckt und schnuppert und scheint sogar zu lachen. “Hundehalter machen da etwas völlig falsch”, sagt der Paracelsus-Schüler Mike Hönig. Seit einem Dreivierteljahr besucht er in Münster die einjährige Wochenendausbildung zum Verhaltenstherapeuten für Hunde. Und hat schon viel gelernt: “Wir Menschen neigen zu Fehldeutungen des Hunde-Verhaltens.”

Der Maschinist aus Nordwalde in Nordrhein-Westfalen weiß: Inzwischen gibt es bessere, tiergerechte Interpretationen. Durch die Beobachtung von Wölfen stießen Tierforscher auf neue Erkenntnisse. Zum Beispiel: Mit seinem Tanz an der Eingangstür zeigt der Hund nichts anderes als Dominanz. Er fordert Sozialkontakt ein. “In einer gesunden Beziehung sollte aber der Besitzer der Dominante sein. Ein Hund fühlt sich am wohlsten, wenn er in der Rangordnung ganz unten steht. Denn dann muss er nicht um seine Position kämpfen und braucht keine Angst zu haben.”

Beruflich bedient und wartet Mike 52 Stunden pro Woche eine Großverpackungsanlage, fährt Gabelstapler und kommissioniert die Ware. Seit der Ausbildung weist er seine beiden Schäferhunde an der Haustür ab. “Wenn ich heimkomme, ziehe ich meine Schuhe aus und hänge meine Jacke auf. Erst dann begrüße ich Xitus und Ondra.” Diese Umstellung fiel auch Mike schwer, und erst recht den drei Kindern seiner Lebensgefährtin, mit denen er gleich am Ortsrand von Nordwalde wohnt. Die jüngste Tochter ist acht, die nächste 13 und der Älteste, ein Junge, bereits 16 Jahre alt. “Ich habe den Kindern ruhig erklärt, warum es gut für den Hund ist, wenn man sich selbst als Chef zeigt.” Sie haben es schnell begriffen.

“Das Schönste an der Ausbildung ist, dass ich Hunde jetzt besser verstehe. Ihren Jagdinstinkt und ihre Reaktionen, wenn sie sich angegriffen fühlen. Meine eigenen Tiere sind viel ruhiger und ausgeglichener geworden, sie haben eine größere Sicherheit.” Inzwischen kommt der Motorradfan so gut mit den Nachfahren der Wölfe klar, dass er alle 14 Tage das Verhaltenstherapiezentrum in Brünen leitet. “Die Aufgabe wurde mir angeboten. Da habe ich natürlich nicht nein gesagt. Denn die Arbeit mit Hunden und ihren Haltern ist wie ein Hobby. Sie macht mir riesig Spaß und strengt mich gar nicht an.” – Nach seiner Ausbildung würde Mike am liebsten eine eigene Hundeschule eröffnen und zusätzlich Hausbesuche anbieten.

Sein Trumpf: Nach zehn Jahren als Hundehalter und durch die Paracelsus-Seminare des Dozenten Jörg Maier hat er ein großes Wissen über die Vierbeiner angesammelt. Dazu kommt eine gute Portion Gefühl: “Inzwischen merke ich einem Hund schon instinktiv an, ob er aggressiv ist. In diesem Fall lässt sich durch eine veränderte Haltung des Besitzers durchaus etwas machen. Meine Hunde gehen im Park zum Beispiel nicht auf andere Hunde los. Wenn unsere Jüngste sie ausführt, zerren sie nicht an der Leine. Denn wir sind die Bestimmer. Hunde reagieren von ihrer Natur her auf Dominanz und nicht auf Belohnung mit Leckerli. Auch Stachelhalsbänder lehne ich ab.”

Mikes Fazit: Ein Gutteil der Hundeerziehung besteht in der Schulung des Halters. Daher liebäugelt der Hundeversteher aus Nordwalde mit der Ausbildung zum Psychologischen Berater und zum Managementtrainer. Sein Motto lautet allerdings: “step by step”. Nach und nach realisiert Mike seine Ziele. Vielleicht verwirklicht er sogar eines Tages seinen größten Traum. Er will in einer Blockhütte in Kanada leben – mit einem Wolf als Gefährten.

Mike Hönig
Nordwalde

Geb. 1970 in Gladbeck
Tel: 02573-979369

Paracelsus-Ausbildung:
– Verhaltenstherapeut für Hunde