Verhaltenstherapie bei Tieren

Verhaltenstherapie bei Tieren

Viele Tierhalter stellen sich die Frage, wann eine Verhaltenstherapie für Haustiere sinnvoll oder sogar erforderlich ist. Falls der Hund nicht auf Kommando “Sitz” macht oder sich die Katze nicht davon abbringen lässt, nachts ins Bett zu springen, sind dieses sicherlich keine Gründe, einen Tierheilpraktiker wegen einer Verhaltenstherapie zu konsultieren. Diese kleinen “Tiersünden” lassen sich durch eine konsequente Erziehung auch ohne fremde Hilfe beseitigen. Bei ernsteren Störungen der Beziehung Mensch – Haustier ist es jedoch ratsam, einen Tierheilpraktiker oder einen Tierarzt aufzusuchen.

Den Begriff “Verhaltensstörung” zu definieren ist nicht so einfach, wie es im ersten Moment zu sein scheint. Folgende Fragen müssen zunächst beantwortet werden:

Stört sich der Besitzer am Verhalten seines Tieres?
Ist der Vierbeiner durch das Verhalten seines Besitzers gestört?
Stören sie sich gegenseitig?
Heutzutage hat das Dasein unserer Haustiere kaum noch etwas mit der ursprünglichen Lebensweise ihrer wildlebenden Artgenossen gemeinsam. Trotz des jahrtausende langen Zusammenlebens der Haustiere mit dem Menschen konnten sie ihre Lebensumstände nicht vollständig anpassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass es für einen Hund und für eine Katze durchaus normal ist, ein ausreichend großes Gebiet durch Urin und Kot zu markieren und damit für fremde Artgenossen abzugrenzen. Wenn dieses jedoch im Haus oder in der Wohnung geschieht, weil sich zwei Katzen gegeneinander abzugrenzen versuchen oder weil ein Hund eifersüchtig auf das neugeborene Baby ist, kommt es natürlich – obwohl das Verhalten des Vierbeiners durchaus “normal” ist – zu Spannungen zwischen Tier und Tierhalter. Das Zusammenleben wird getrübt. Bei Angstreaktionen, bei der beschriebenen Eifersucht und auch durch ein Dominanzverhalten des Haustieres entstehen oft Probleme, die mit dem gesunden Menschenverstand der Besitzer alleine nicht mehr lösbar sind. In diesen Fällen muss von entsprechend sachkungigen Tierärzten oder Tierheilpraktikern durch eine entsprechende Therapie Abhilfe geschaffen werden.

Ein sowohl mit den Naturheilverfahren als auch mit der Tierverhaltenstherapie vertrauter Tierarzt oder Tierheilpraktiker kann entscheiden, ob je nach Lage des Problems eine Änderung der Haltungsbedingungen oder vielleicht ein verändertes Verhalten des Besitzers seinem Haustier gegenüber Abhilfe schaffen kann, oder ob das Tier selbst einer Therapie unterzogen werden muss, weil es vielleicht übertrieben oder auch ungenügend auf an sich “normale” Bedingungen und Umweltreize reagiert. In den meisten schwereren Fällen kann nur durch eine Kombination von Haltungsänderung, Verhaltenstraining und ganzheitlicher, naturheilkundlicher Therapie ein Erfolg erzielt werden. Besonders beim Angstsyndrom, bei der Eifersucht, aber auch bei einem dominanten aggressiven Verhalten ermöglichen die ganzheitlichen Therapieformen Homöopathie, Akupunktur aber auch ganz besonders die Bachblütentherapie eine sichere, sanfte und dauerhafte Heilung des Tieres.

Durch die Verhaltenstherapie und die natürliche medikamentöse Behandlung wird aus einem Schmusekätzchen mit Sicherheit kein Löwe und ein gemütlicher Neufundländer kein spritziger Rennhund werden. Die vierbeinigen Patienten werden jedoch in die Lage versetzt, innerhalb der ihnen angeborenen individuellen Grenzen adäquat und stressfrei auf die verschiedensten Reize zu reagieren. Durch die genannten Medikamente werden die Tiere nicht künstlich beruhigt oder sediert, wie es bei chemischen Mitteln der Fall ist, es wird schonend ganzheitlich therapiert ohne dass die Medikamente einschränkend wirken. Überreaktionen werden nicht unterdrückt, sondern reguliert. Beide, Tier und Tierhalter, werden durch die Verhaltenstherapie in Kombination mit den naturheilkundlichen Therapieverfahren entlastet, so dass ein harmonisches Miteinander wieder möglich ist.

 

Verbände beim Kleintier nach Prof. Dr. E. Schimke

Verbände beim Kleintier

nach Prof. Dr. E. Schimke

1. Material:

a. Zur Wundabdeckung:
Gaze, Kompresse, Tupfer nicht fusselnd, saugfähig, möglichst steril

b. Polsterung:
Kunstwatte:
gut zu verarbeiten, unter Umständen hautreizend, nicht so saugfähig, dünne Einzellagen möglich (besonders bei Katzen relevant, die klobige Verbände oft nicht tolerieren), relativ reißfest, kaum fusselnd, manchmal stark komprimierbar.
Naturwatte:
gut verträglich, etwas schwieriger zu verarbeiten (Lagen rutschen leichter in sich zusammen), wenig komprimierbar, oft dicke Lagen, saugfähig (Verbände saugen sich leicht mit Wasser/Urin voll), fusselt leicht (haftet an Wunden), meist in großen Rollen (Handling erschwert, verschiedene Größen lieferbar). Vorteil: billiger, bei längerer Verbandstherapie kaum Hautreizungen, Druckverbände lassen sich aufgrund der geringeren Komprimierbarkeit besser anlegen.
Verbandszellstoff:
relativ dicke Lagen, kaum komprimierbar, stabilisiert den Verband, kaum fusselnd, saugfähig. Kommt oft bei “Behinderungsverbänden” zum Einsatz oder wenn man stabile Verbände anlegen möchte, ohne eine Schiene anzufertigen.

Schaumgummi:
Kommt selten zur Anwendung. Möglich zur Unterpolsterung scharfer Schienenenden oder der Schiene selbst

Binden:
Mullbinden:
Es gibt elastisches und nicht elastisches Material. Bei Verbänden sind die elastischen Binden vorzuziehen, da sich der Verband besser anmodellieren lässt. Das Gewebe ist relativ grobmaschig, nicht sehr reißfest, saugfähig. Vorteil: billig, gut zu verarbeiten, verschiedene Größen, Großabpackungen. Nachteil: nicht wiederverwendbar.
Elastische Binden:
oft Einzelabpackung, dichtes Gewebe, extrem reißfest, nicht sehr saugfähig. Kann bei Druckverbänden eingesetzt werden und bei Verbänden, die verstärkt Schmutz, Feuchtigkeit und mechanischer Belastung ausgesetzt werden. Vorteil: waschbar und damit wiederverwendbar
Elastische selbsthaftende Binden:
Aus Kunststoffgewebe, bei dem sich aufgrund von Material- und Oberflächenbeschaffenheit die einzelnen Lagen ineinander verzahnen. In verschiedenen Größen, Qualitäten und Farben erhältlich. Kaum saugfähig, sogar geringgradig wasserabweisend, geben dem Verband sehr guten Halt, relativ reißfest, meist Einzelabpackung, sehr teuer.
Schlauchbinden:
Sehr dehnfähiges Gewebe. In unterschiedlichen Durchmessern erhältlich, nur zum Schutz, nicht zur Stabilisierung der darunterliegenden Strukturen zu verwenden. Anwendbar bei Bauchverbänden, die Wunde und Wundabdeckung vor dem Belecken schützen sollen. Den gleichen Zweck kann ein weites T- Shirt/ Höschen/ Socke…, erfüllen. Vorsicht bei der Materialabmessung. Das Gewebe dehnt sich stark in die Breite und verkürzt sich dabei enorm in der Länge ( das 2,5- bis 3- fache der eigentlich benötigten Länge abschneiden).

Abklebung:
Gewebeband/Tape:
Gute Haftfähigkeit, nicht dehnbar, mit der Hand abreißbar, mechanisch belastbar, wasserabweisend. Wird zum Befestigen des losen Bindenendes, zum Abkleben des Übergangs von Watte zu Binde und zum Schutz vor Feuchtigkeit und Abnutzung benutzt. Den Verband damit am Fell festzukleben ist in den meisten Fällen nicht nötig und bedeutet unnötige Schmerzen beim Verbandswechsel. Besonders unkooperative, geschickte oder bewegungsfreudige Patienten lassen einem aber manchmal keine andere Wahl.
Klebende elastische Binden (“Porelast”):
Resistenter gegen mechanische Belastung als Tape, teuer, Enden lösen sich leicht von der unteren Lage (müssen meist mit einem Tapestreifen abgeklebt werden), nicht mit der Hand abreißbar, klebt nicht so gut. Wird gerne verwendet, um den Fuß von Gliedmaßenverbänden gegen vorzeitiges Durchlaufen zu schützen. Ins Fell geklebte Streifen lassen sich weniger schmerzhaft und leichter wieder ablösen.
Plastikklebeband:
Sieht wie strukturierter Tesafilm aus, lässt sich leicht abreißen, geringe Klebekraft, Lagen verlieren bei Feuchtigkeit ihr Haftungsvermögen. Für Verbände ungeeignet. Beim Befestigen von kurzfristigen Druckverbänden (Blutstillung nach Blutentnahme oder nach dem Entfernen von Braunülen usw.) aber sehr hilfreich, da sie sich problemlos, schnell, relativ schmerzfrei und unter Umständen sogar ohne Schere vom Besitzer entfernen lassen (besonders bei unkooperativen Katzen von Vorteil).
Klebeband von papierartiger Konsistenz:
Meist wasserabweisend beschichtet, leicht reißbar, kaum mechanisch belastbar, nur schwache Klebekraft. Für Verbände kaum geeignet, evtl. Einsatzmöglichkeiten wie beim Plastikklebeband.

Schienung:
In der Veterinärmedizin verwenden wir nur Schienen, keine zirkulär angelegten Gipse zur Stabilisierung eines Verbandes. Sie sind wiederverwendbar (Kosten, Arbeitsaufwand), leicht zu entfernen und geben dem Gewebe die Möglichkeit der Schiene beim Auftreten von Schwellungen auszuweichen. Damit werden Drucknekrosen, Ischämien und die damit verbundenen Schmerzen weitgehend vermieden. Da sie wieder verwendet werden können fällt die Entscheidung zum Verbandswechsel leichter und die Wunden können häufiger kontrolliert werden.
Schienen werden nie direkt dem Körper angelegt. Sie müssen gründlich unterpolstert werden und werden am oder um den angelegten Verband befestigt.
Kunstgipsschienen:
Aus schnellhärtendem Kunststoff. Binden sind vakuumverpackt und müssen vor Gebrauch unter Wasser gehalten werden, damit der Polymerisationsvorgang einsetzen und der Kunststoff aushärten kann. Sie sind wasserabweisend, leicht, reißfest, in sich formstabil aber entlang der Längsachse um angelegte Biegungen elastisch verformbar (erleichtert das Abnehmen und erneute Anlegen, tolerieren lange Zeit die beim Laufen auftretenden Verformungen der Schiene). Nachteil: teuer, können an der Biegung brechen, haben manchmal scharfe Kanten, die scheuern ( glätten beim Herstellen/ Unterpolstern ), härten manchmal schneller aus als man möchte (zügig arbeiten, alles vorher bereitlegen), erfordern meist Hilfsperson, kleben stark (Handschuhe tragen, Schienenunterlage und Außenseite mit Vaseline/ Gleitgel/ Schmierseife….. abdecken).
Gips:
Für die Veterinärmedizin ungeeignet, da zu schwer und für das Ausformen von Schienen zu spröde.
Zungenspatel:
Können gut zur seitlichen Fixierung von Verbänden benutzt werden. Sie lassen sich nicht biegen und sind von definierter Länge und Festigkeit. Deshalb beschränkt sich die Anwendung meist auf Gliedmaßenverbände bei Katzen und kleinen Hunden. Eventuell können sie zur seitlichen Stabilisierung bei Halsverbänden (“Behinderungsverbände”) eingesetzt werden.
Pappschienen:
Aufgeweichte stabile Pappstreifen (keine Wellpappe) zeigen nach dem Austrocknen eine gewisse Stabilität und können die im nassen Zustand angenommene Form in gewissen Grenzen halten. Sie sind billig, leicht zuzuschneiden, wiederverwendbar, gut formbar und kleben beim Anlegen nicht. Da sie nicht in Bahnen angeformt werden müssen entfällt auch die Notwendigkeit einer Hilfsperson . Sie eignen sich aufgrund ihrer nicht all zu großen Stabilität nur als Provisorium oder für Verbände bei Katzen und kleinen Hunden. Nachteil: Sie können leicht abknicken, verlieren bei Feuchtigkeit ihre Funktion, härten sehr langsam aus, verformen sich leichter und können nur sehr begrenzt tragende Funktion ausüben.
Plastikschalen:
Meist mit Schaumstoff gepolstert, sind in der Regel starr, gestreckt und halbröhrenförmig. Sie sollten allenfalls als Provisorium eingesetzt werden um die Gliedmaße/ den Frakturbereich… für den Transport ruhig zu stellen, um so Schmerzen und weitere Dislokationen der Frakturenden zu vermeiden. Ihre Form fixiert die Gliedmaße in einer unphysiologischen Stellung, deshalb ist von einer länger dauernden Anwendung abzuraten.
Aluminiumschienen:
Sind auch eher als Unterstützung und Provisorium gedacht, da sie sich zu leicht verbiegen.
Drahtkonstruktionen (z.B. Thomasschiene):
Hierbei handelt es sich um gebogene Drahtbügel in denen die Gliedmaßen wie das Tuch in einem Trampolin aufgehängt wird. Ein Teil des Drahtbügels wird unterpolstert und als Stütze unter die Achsel, das Becken oder die Leistenbeuge geführt. Es sieht so aus, als laufe der Hund auf einer Krücke. Diese Schienen werden fertiggestellt angeboten oder können direkt am Tier angepasst werden. Die individuell angepassten Schienen sind den fertigen Standardschienen, die fast nie passen, vorzuziehen. Es kommt oft zu ausgeprägten Druck- und Scheuerstellen, die Haltebänder zur Aufhängung der Gliedmaße schnüren oft ein und es kommt dadurch, dass das Tier über den Scheitelpunkt der Schiene abrollt zu einer unphysiologischen Belastung der Gliedmaße und der Gelenke aus der unter Umständen Stellungsanomalien entstehen können. Die erfolgreiche Anwendung erfordert große Erfahrung.

           

Anlegen des Verbandes:

Wundabdeckung:
Sie sollte die Wunde in ihrer ganzen Ausdehnung abdecken und so angebracht werden, dass sie beim weiteren Arbeiten nicht verrutscht (evtl. zirkulär um die Gliedmaße wickeln).
Polsterung:
Hunde und Katzen haben im Zwischenzehenbereich Schweißdrüsen. Unter dem Verband entsteht beim Schwitzen deshalb in diesem Bereich ein feuchtwarmes Milieu, in dem sich Keime besonders gut vermehren können. Das führt sehr schnell zu Dermatitiden im Zwischenzehenbereich. Hinzu kommt, dass es bei schlechter Polsterung zu Scherbewegungen und Reibung kommen kann, die zu einer Intertrigo führen. Aus diesem Grund müssen die Zwischenzehenbereiche bei jedem Gliedmaßenverband ausreichend mit saugfähigem, möglichst hautverträglichem Material gepolstert werden (evtl. vorhandene Wolfskrallen nicht vergessen). Die Polsterung sollte ausreichend dick sein, damit unregelmäßig angezogene Bindenlagen keine Einschnürungen verursachen können. Exponierte Knochenvorsprünge oder scharfkantige Schienenenden müssen gesondert unterpolstert werden. Das gleiche gilt für Bereiche in denen der Verband strangartig unter der Achsel oder der Leiste entlang läuft (Hosen-/Schulterverband). Die Polsterung muss an den Gliedmaßen so hoch wie möglich angelegt werden, da sie nach distal rutscht. Sie sollte immer etwas über den mit Binden umwickelten Bereich herausragen, um Einschnürungen zu vermeiden. Die Polsterung sollte aber auch nicht zu dick ausfallen, da sich die Patienten (besonders Katzen) sonst ganz einfach des Verbandes entledigen können. Erstens sitzen solche Verbände meist nicht fest genug, zweitens lassen sie sich nicht ausreichend winkeln und drittens rutschen sie oft schon durch ihr Eigengewicht beim Laufen von der Gliedmaße. Nach distal wird die Gliedmaße mit einer senkrecht zur Wickelrichtung angelegten Wattelage abgepolstert.
Wickeltechnik:
Prinzipiell sollte man immer die gleiche Wickelrichtung beibehalten, dabei spielt es im Allgemeinen keine Rolle ob rechts- oder linksherum gewickelt wird. Wickelt man hingegen Polsterung und Binden entgegengesetzt, verliert der Verband an Stabilität.
Die Binde wird dabei so gehalten, dass sich die Lagen dem Verband beim Abrollen direkt anlegen (Rolle zeigt nach oben). Zieht man die Bindenlage vor dem Anlegen über die Finger der die Gliedmaße haltenden Hand, resultiert ein gleichmäßiger Zug. Steht ein Tier lange unter Verband, kann es durch das Ständige Ziehen in die bevorzugte Wickelrichtung zu einer leichten Auswärts- oder Einwärtsdrehung der Gliedmaße kommen. In diesem Fall kann die Fehlstellung meist durch Einsatz der entgegengesetzten Wickelrichtung korrigiert werden.
Ein Gliedmaßenverband wird immer von distal nach proximal gewickelt. Dabei ist darauf zu achten, dass es zu keinen Einschnürungen kommt, die ein Stauungsödem verursachen können. Stauungsödeme können in zwei Fällen auftreten:
Wenn ein Verband ringförmig um die Gliedmaße angelegt und zu fest angezogen wird, bleibt der arterielle Zufluss erhalten und der venöse Rückfluss wird unterbunden. Es kommt zu einer ödematösen Schwellung des distalen Gliedmaßenabschnittes. Das kann vermieden werden, indem man das Gliedmaßenende in den Verband mit einbezieht. Der Druck des Verbandes wirkt dann dem Austreten von Flüssigkeit in die Interzellularräume entgegen.
Doch selbst wenn die Pfote mit in den Verband einbezogen wird, kann es noch zur Entstehung eines Stauungsödemes kommen. Das ist immer dann der Fall, wenn im distalen Bereich deutlich lockerer gewickelt wird als im proximalen Bereich. Auch hier kommt es zu einer ringförmigen Einschnürung mit den bekannten Folgen, nur ist sie in diesem Fall nicht so offensichtlich. Deshalb: immer gleich von der Pfote an kräftig anziehen (Wickelt man distal kräftiger als proximal ist das nicht weiter schlimm)
Wie schon bei der Polsterung erwähnt, sollte man immer etwas unterhalb der Wattegrenze mit dem Wickeln aufhören, da es sonst zu schmerzhaften Einschnürungen kommen kann.
Gliedmaßenverbände sollten auch nicht in zu stark gestreckter Stellung angelegt werden. Zum einen entspricht das nicht der physiologischen Winkelung der Gelenke, zum anderen können die Verbände nicht so leicht ins Rutschen geraten.
Abkleben:
Abgeklebt werden alle Übergänge von den Bindenlagen zur Watte, soweit sie für das Tier erreichbar sind. Kann der Patient die Watte unter den Bindenlagen herausziehen, nimmt er dem Verband die Stabilität und kann sich seiner in kürzester Zeit entledigen. Zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Abnutzung beim Laufen kann noch die Pfote abgeklebt werden. Bei Katzen kann dadurch auch verhindert werden, dass sie sich mit den Krallen in die Mullbinden haken und sich die Verbände wie einen Stiefel ausziehen.
Halskragen:
Entpuppt sich der Patient als “verbandfressender Entfesselungskünstler” kann man ihm zusätzlich einen Halskragen aufziehen. Dabei sollte der Halskragen um so weiter über die Schnauze herausragen, je weiter hinten der Verband angelegt wurde.

Verschiedene Verbandarten:

Schutzverbände:
Schutzverbände dienen zum Abdecken einer Wunde. Es soll damit verhindert werden, dass die Wunde in Kontakt mit kontaminierten Flächen kommen kann oder mechanisch irritiert wird (Abschürfungen, Belecken…). Des Weiteren soll kontagiöses Wundsekret vom Verbandsmaterial aufgenommen werden. Aber auch ohne Wunde kann es notwendig werden Schutzverbände anzulegen, zum Beispiel bei der Gefahr von Automutilationen aufgrund von Parästhesien, zur Vermeidung von Dekubitusstellen bei festliegenden Tieren oder zur Vermeidung von Abschürfungen bei Tieren, die wegen neurologischer Ausfälle nicht in der Lage sind ihre Gliedmaßen korrekt zu positionieren. Schutzverbände müssen nur so fest gewickelt werden, dass sie nicht verrutschen können und ihre vorgegebene Form behalten. Ein besonders festes Anziehen ist nicht nötig.

Druckverbände:
Eine besondere Form des Schutzverbandes ist der Druckverband. Er dient in erster Linie zur Stillung einer stärkeren Blutung im Wundbereich. Durch den angelegten Druck sollen die verletzten Gefäße komprimiert werden, so dass die Vorgänge der Blutstillung leichter und schneller ablaufen können. Um einen besonders starken Druck auf die verletzten Gefäße ausüben zu können, wird ein festes Druckpolster (Kompressenstapel, Bindenrollen…) mit relativ kleiner Druckfläche über die Wunde gelegt, gut abgepolstert und über fest angezogene Wickelungen fixiert. Die Polsterung sollte in diesem Fall nicht zu stark komprimierbar sein, damit der angelegte Druck möglichst optimal übertragen werden kann. Druckverbände können aber auch bei ödematösen Schwellungen im Gliedmaßenbereich angelegt werden. Hier helfen sie, die Rückresorption der interzellulär gelegenen Flüssigkeit zu beschleunigen. Kontraindiziert sind Druckverbände in Gebieten mit Mangeldurchblutung und Gefahr der ischämischen Nekrose.
Druckverbände werden auch bei großflächigen Ablösungen der Haut von der Unterhaut oder zur Vermeidung der Serombildung bei größeren Wundhöhlen mit unzureichender Möglichkeit der Adaptation eingesetzt.
Druckverbände werden in der Regel länger belassen als einfache Schutzverbände. Häufiges Wechseln würde dazu führen, dass gerade gebildete Thromben/Verklebungen zu früh wieder auseinandergerissen werden und die Blutungen erneut auftreten.

Stützverbände:
Stützverbände werden eingesetzt, wenn die Stützfunktion der Gliedmaße nicht (konservative Frakturheilung) oder nur eingeschränkt (nach Implantatentfernung, Implantat kann voller Belastung nicht standhalten, Implantat konnte aus bestimmten Gründen nicht mit optimaler Stützfunktion eingebracht werden usw.) gegeben ist, oder zur Ruhigstellung von Gelenken (Sehnenabriß, Arthrodese usw.). Als Grundregel hierbei gilt, dass ein Bereich nur ruhiggestellt werden kann, wenn das proximal und das distal gelegene Gelenk mit ruhiggestellt wird. Diese Voraussetzungen können schon ab dem Ellbogengelenk und dem Kniegelenk nicht mehr gewährleistet werden. Der Tiermediziner muss sich deshalb oft mit einer recht unzureichenden Ruhigstellung zufrieden geben.
Die Stützfunktion wird bei den Stützverbänden durch unterschiedliche Schienungen erreicht (siehe oben). Das Material der Schiene muss so bemessen sein, dass es der jeweiligen individuellen Situation mit der gegebenen Belastung standhält und individuell der Gliedmaße in Form und Größe angepasst werden kann. Die Schiene selbst muss so angepasst werden, dass sie den labilen Bereich überbrückt und die physiologische Belastung der Gliedmaße nicht behindert. Am schlimmsten sind Schienungen, die auf Höhe des Frakturspaltes oder in ungünstiger Stellung zu benachbarten Gelenken enden, so dass starke Hebelkräfte auftreten, die zu Verschiebungen der Bruchenden oder Subluxationen führen. Auch sollte schon direkt beim Anfertigen darauf geachtet werden, dass Schienen nicht zum Wundscheuern führen können (scharfe Kanten vermeiden oder umbiegen, störende Ecken rechtzeitig abschneiden…).
Anhand röntgenologischer Befunde und klinischen Erhebungen wird entschieden, über welchen Zeitraum die Schienung belassen werden muss.

“Behinderungsverbände”:
Eine besondere Form der Stützverbände sind die so genannten “Behinderungsverbände” (Hosenverbände, Schulterverbände, starre Halsverbände…). Meist sollen sie keine eigentliche Stützfunktion übernehmen, sondern nur eine übermäßige Bewegung/Belastung an sich (extrem agile Tiere) oder in eine bestimmte Bewegungsrichtung unterbinden (Vermeidung des Ausgrätschens, der Abduktion oder Adduktion, des zu weiten Vorführens, usw.). In diesem Sinne ist auch ein Maulkorb, der das Öffnen des Fanges bei konservativer Therapie von Kieferfrakturen unterbindet den “Behinderungsverbänden” zuzurechnen.
“Behinderungsverbände” können, müssen jedoch nicht mit einer Schienung verbunden sein.

Quelle: Chirurg. Vet. Klinik der JLU-Gießen, -Kleintierchirurgie-, Prof. Dr. E. Schimke

Natürliche Tierheilkunde

Natürliche Tierheilkunde

Bevor der Gesetzgeber den Beruf des Tierarztes formulierte, gab es praktisch in jedem Dorf Menschen, die besonders viel von Tieren verstanden und sie mit Naturheilmitteln behandeln konnten. Sie kannten die alten überlieferten Naturheilmittel und verstanden die Bedürfnisse der Tiere. Sie wurden gerufen bei schwierigen Geburten, wenn Kühe keine Milch gaben und bei Erkrankungen im Stall und auf dem Hof.

Zu bemerken ist, dass heutzutage die artgerechte, natürliche Haltung, sowie die naturgemäße Heilung von Tieren wiederentdeckt wird. Die unnatürlichen Lebensbedingungen der Haustiere in den Städten, sowie die Massen-Tierproduktion auf dem Lande mit widernatürlichen Zuchtkriterien führen zunehmend zur Beeinträchtigung der natürlichen Abwehrkräfte der Tiere. Dadurch kommt es zu einer hohen Krankheitsanfälligkeit.

Für die Tätigkeit des Tierheilpraktikers ist es charakteristisch, die Selbstheilungs- und Ordnungskräfte des Tierorganismus anzuregen und zu unterstützen.

Das Ziel der natürlichen Behandlungsweisen der Tiere ist darin zu sehen, die Ordnung und Funktionstüchtigkeit des Organismus wieder herzustellen und somit zur Heilung von Leiden und zum Vorbeugen gesundheitlicher Störungen beizutragen. Wie beim Heilpraktiker in der Humanmedizin wird das Lebewesen als Ganzes gesehen und behandelt. Die Krankheitssymptome sollen nicht überdeckt werden, sondern die Ursachen der Störungen und Krankheiten werden erkannt und beseitigt.

Bei der Nutztierhaltung haben die natürlichen Behandlungsmethoden (Tierakupunktur, Homöopathie, Phytotherapie) den Vorteil, dass nach der Heilung der Tiere keine Schlachtverbotszeiten eingehalten werden müssen. Bei Sportpferden kann es nicht zu Dopingvorwürfen kommen.

Natürliche Parasitenprophylaxe

Natürliche Parasitenprophylaxe

  1. Allgemeines zur natürlichen Ektoparasitenprophylaxe
  2. Naturheilkundliche Prophylaxe gegen Parasitenbefall
  3. Naturheilkundliche Umgebungsprophylaxe
  4. Naturheilkundliche Prophylaxe am Tier
  5. Herkömmliche, chemische Parasitenprophylaxe

Legenot bei Leguanen

Legenot bei Leguanen

Immer mehr Menschen legen sich Terrarien mit exotischen Tieren zu, kennen sich aber dennoch nicht besonders gut mit ihnen aus.

Durch die gute Ausbildung, die Tierheilpraktiker inzwischen haben, wenden sich viele Besitzer exotischer Tiere wegen eines Rats oder einer Behandlung ihrer Tiere an jene.

Das sollte unbedingt der Fall sein, wenn z.B. bei Leguanen folgende Symptome auftreten:

– Der Körper sieht sehr prall aus, meistens sieht man sogar die Umrisse der Eier.

– Das Weibchen gräbt über einen längeren Zeitraum an verschiedenen Stellen im Terrarium, hört plötzlich damit auf, fängt an zu fressen und bleibt dann gekrümmt auf einem Ast liegen.

– Oftmals werden die Eier auch wahllos im Terrarium verworfen, dann bleiben in der Regel einige im Körper.

Hierbei kann es sich dann um die sog. Legenot handeln.

Gründe dafür können sein:

Das Weibchen findet keine geeignte Stelle zum Ablegen der Eier
Es handelt sich um unnatürlich große Eier
Eianomalien
Die Tiere sind entkräftet
Die Legenot muss unbedingt von einem Tierarzt oder einem Tierheilpraktiker abgeklärt werden. Da im Falle verworfener Eier oder bei Legenot geröntgt werden muss – es gibt mehrere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen – wird für einen Tierheilpraktiker nur eine Mitbehandlung in Frage kommen, zumal auch das Medikament Oxytozin, das der bekannte Veterinär Köhler empfiehlt, verschreibungspflichtig ist. Es wird zur Geburtseinleitung bei Wehenschwäche auch in der Humanmedizin eingesetzt. Da bei einer Legeschwäche Kalziummangel nie auszuschließen ist, sollte 15 Minuten vor der Oxitozingabe 50 mg Calzium je kg Körpergewicht gespritzt werden.

Es lohnt sich, vor der Oxitozinbehandlung einen Akupunkturversuch, auch wieder – für den THP erlaubt – nach einer Calzium Injektion zu machen. Wehenschwächen ebenso wie Legeschwächen sprechen auf Akupunktur besonders gut an. Der erfahrene Tierakupunkteur wird bei Leguanen leicht den Akupunkturpunkt finden, der bei der Humanakupunktur BL 60 entspricht.

Katzenjammer

Katzenjammer

Ich habe mir gedacht, dass Lachen während des Lernens entspannt und es danach leichter fällt. Der Zeitungs- und Radiojournalist Sascha Simon stellte uns folgende vergnügliche Geschichte freundlicherweise zur Verfügung:

Kein Ausweg mehr. Todesmutig stellt sich das gehetzte Tier dem Kampf, es bäumt sich auf und bleckt die Zähne. Wäre es nur ein bisschen größer als drei Zentimeter, Brigitte würde sich fürchten. So hat sie Mitleid. Sie greift die Maus und trägt sie ins Freie.

Die Katze guckt beleidigt. Keiner würdigt ihre Mitbringsel. Einst hat der Urmensch die Urkatze gezähmt, weil er Mäuse im Haus hatte. Heute sind Mäuse im Haus eher selten, außer bei Katzenbesitzern. Täglich trägt Brigittes Kitty einen Winzling durch die Katzenklappe und lässt ihn laufen, um ihn dann zur Strecke zu bringen.

Findet sie keine Maus, weicht sie auf Spinnen von eindrucksvoller Größe aus oder, bei schlechtem Wetter, auf Regenwürmer. So ist immer Leben in der Bude, vorausgesetzt, Brigitte kommt rechtzeitig hinzu.

Der Alltag mit der Katze hat sie hart gemacht. Schrecksekunden kann sie sich nicht leisten, sonst ist die Maus tot oder erholt sich hinter der Schrankwand. Mäuse sind Stress-Esser. Sie bevorzugen deutsche Klassiker mit Goldschnitt oder geliehene Bücher und lassen nur kitschige Bildbände unversehrt.

Die Katze nimmt nicht hin, dass ihre Gaben so schlecht ankommen. Sie glaubt, dass irgendwann schon das Passende dabei sein wird. Also experimentiert sie. Kürzlich, als Brigitte in der Konferenz die Mappe öffnete, sprang ein Frosch heraus. Tags drauf torkelte, schwach vor Angst und Schlafentzug, eine Fledermaus durch die Küche.

Heute legt die Katze etwas Braunes, Regloses vor Brigittes Füße. Es ist ein Blatt vom Quittenbaum. Brigitte lobt erleichtert. Die Katze schnurrt und trollt sich.
Aus dem Blatt kriecht eine riesige Nacktschnecke. Erst nett verpackt macht ein Geschenk so richtig Freude.

Story: Copyright bei Sascha Simon.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Spinne : Copyright bei www.c-schulz.de
Regenwurm: www.learn-line.nrw.de
Nacktschnecke: www.schneckenkorn-shop.de

 

Impfplan für Katzen

Impfplan für Katzen

6.-8. Lebenswoche

Bei Katzen, die Fremdkontakt haben (freilaufende Katzen, Heimkatzen, Ausstellungskatzen etc.) ist die passive Schutzimpfung (Babyimpfung) mit Immunserum gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen unbedingt durchzuführen.
Ebenso wichtig sind aber auch Bluttests auf FeLV + FIV (Tests auf Katzenleukämie und Katzenaids).

8. Lebenswoche

Katzenseuche und Katzenschnupfen: 1. Teilimpfung

12. Lebenswoche

Katzenseuche und Katzenschnupfen: 2. Teilimpfung.
Leukose (FeLV): 1. Teilimpfung (incl. Leukosetest)
FIP: 1. Teilimpfung.
Für Katzen mit Auslauf Tollwutimpfung: 1. Teilimpfung.

16. Lebenswoche

Leukose (FeLV): 2. Teilimpfung.
Für Katzen mit Auslauf Tollwutimpfung: 2. Teilimpfung.

17. Lebenswoche

FIP: 2. Teilimpfung

Erwachsene Katzen

Folgende Impfungen müssen zur Auffrischung jährlich wiederholt werden:
Katzenseuche und Katzenschnupfen,
Leukose (FeLV),
Bauchwassersucht – FIP,
Tollwut.

 

Impfplan für Hunde

Impfplan für Hunde

Dieser Impfplan wurde auf Basis
der Impfempfehlung des Instituts für Virologie
der Veterinärmedizinischen Universität Wien erarbeitet.
Stand März 1996

Allgemeines:

Jede Komponente der Grundimmunisierungsphase (1. Impfjahr, unabhängig vom Alter des Tieres – beginnend ab der 8. Lebenswoche) muss 2x im Abstand von 3-4 Wochen geimpft werden. Dabei werden die Komponenten gegen Parvovirose (Katzenseuche), Staupe und Tollwut unbedingt zeitlich getrennt verabreicht.
Eine Kombination in der Phase der Grundimmunisierung würde einen zu geringen Antikörperspiegel bewirken, der noch dazu nicht 1 Jahr anhält.
Bei Einhaltung dieser Abfolge und Trennung der Komponenten ist der Antikörperspiegel so hoch, dass dann 1 x jährlich die Auffrischungsimpfung, mit einem Kombinationsimpfstoff (Katzenseuche, Staupe, Ansteckende Leberentzündung, Leptospirose und Tollwut) erfolgen kann.
(Die früheste mögliche aktive Schutzimpfung (Parvovirose) kann bei einem Hundewelpen in der 6. Lebenswoche erfolgen.)

Impfschema: (abgekürztes Verfahren):

Woche 0*) 1. PARVOVIROSE
Woche 2 1. STAUPE, HEPATITIS, LEPTOSPIROSE
Woche 4 2. PARVOVIROSE**)
Woche 6 2. STAUPE, HEPATITIS, LEPTOSPIROSE
Woche 8 1. TOLLWUT
Woche 12 2. TOLLWUT

*) Es handelt sich nicht um Lebenswoche sondern um Impfwoche, da dieses Schema auch Hunde nach dem Welpenalter betrifft, wenn also erst später mit der Grundimmunisierung begonnen wird.
**) Bei sehr hohem Infektionsrisiko kann diese Impfung ein 3. mal wiederholt werden.

Hinweis !
Ihr Hund sollte ca. 14 Tage vor Jahresimpfung entwurmt werden, da ein etwaiger (nicht immer sichtbarer) latenter Wurmbefall den Impferfolg schmälern könnte.

 

Der Goldhamster

Der Goldhamster

Eines der beliebtesten “Anfängerhaustiere” für Kinder ist der Goldhamster. Die Eltern sollten sich jedoch informieren und den Kindern erklären, dass die Goldhamster erstens keine Spielzeuge sind und zweitens recht empfindlich reagieren.

Hier einige Informationen für Kinder und Eltern:

Die großen schwarzen Augen weisen darauf hin, dass der Hamster ein dämmerungs- und nachtaktives Tier ist. Das sollte beim Kauf unbedingt berücksichtigt werden, damit es später keine Enttäuschung gibt. Der Hamster sieht sehr schlecht, kann aber Schatten und Bewegungen erkennen. Das schlechte Sehen wird jedoch durch den besonders gut ausgeprägten Geruchssinn ausgeglichen. Er erkennt damit sein Revier, seine Jungtiere, seine Gruppe und auch seinen Pfleger wieder. Von großer Bedeutung ist seine Nase auch bei der Nahrungssuche. Selbst über die Qualität der Mahlzeit (das haben Versuche ergeben) gibt sie ihm Auskunft.

Ebenso gut wie der Geruchssinn, wenn nicht sogar besser, ist das Gehör des Hamsters ausgebildet. Michael Mettler schreibt in seinem sehr guten Buch (m.E. das Beste “Hamsterbuch” schlechthin), dass der Hamster selbst eine Fliege an der Wand entlang laufen hören kann. Teilweise kommunizieren die Jungtiere mit der Mutter im Ultraschallbereich, so ist es verständlich, dass laute Geräusche für den Hamster beängstigend und gleichzeitig auch regelrecht schmerzhaft sind. Ein Hamsterkäfig sollte nie in einem Raum stehen, in dem laute Musik gehört oder mit lauten Werkzeugen bzw. Haushaltsmaschinen gearbeitet wird. Nach einer relativ kurzen Eingewöhnungszeit lässt sich der Hamster jedoch von normalen Alltagsgeräuschen (z.B. Staubsauger, Telefonklingeln) nicht mehr stören. Er faltet beim Schlafen einfach seine Ohren, um mehr Ruhe zu haben.
Kinder sollten angewiesen werden, niemals mit den Tasthaaren zu spielen oder daran zu ziehen, da sie, neben der Nase, sehr wichtige Orientierungshilfen des Hamsters sind.

Obwohl die Beine des Hamsters sehr kurz sind, sind sie dennoch sehr kräftig. Die Vorderpfoten haben vier Finger und einen zurückgebildeten Daumen, die Hinterbeine haben fünf Zehen. Die Beine dienen zum Graben, Klettern, zur Körperpflege und zum Festhalten der Nahrung. Das Klettern wird beim Goldhamster durch ausgeprägte Ballen auf den Hinterbeinen unterstützt. Hamster markieren mit Hilfe von Duftdrüsen ihr Revier. Die beiden Flankendrüsen der Goldhamster werden oft fälschlicherweise für Tumore gehalten.

Die beiden Schneidezahnpaare der Hamster wachsen ständig nach. Damit sie nicht zu lang werden, muss für genügend Nagemöglichkeiten gesorgt werden. Die 6 Backenzähne des Hamsters wachsen nicht nach.
Die Backentaschen des Hamsters kann man mit Fug und Recht als eine tolle “Erfindung” der Natur bezeichnen. Sie bestehen aus zwei Hautsäcken, die vom Mäulchen bis hinter die Schultern reichen. Sie werden zum Transportieren von Vorräten und Nistmaterial (bis zu 18 Gramm) verwendet. Sie dienen aber auch aufgeblasen zur Abwehr von kleineren Fressfeinden und als “Schwimmweste”, falls der Hamster einmal ins Wasser fällt. Interessant ist, dass in den Backentaschen oftmals die Jungen getragen werden. Der Hamstermagen besteht aus zwei Kammern, dem Vor- und dem Haupt- bzw. Drüsenmagen. Der Vormagen ist für die Vorverdauung zuständig, im Hauptmagen wird die Nahrung schließlich vollständig verdaut.

Die Geschlechtsbestimmung:

Die Geschlechtsbestimmung ist bei ausgewachsenen Goldhamstern recht einfach. In den meisten Fällen muss er dazu nicht einmal umgedreht werden. Hamsterweibchen sind rundlicher gebaut und haben auch ein rundes Hinterteil, während die Böckchen schlanker sind und ein eher spitzes Hinterteil haben. Die Hoden sind in der Regel gut erkennbar, da sie für ein solch kleines Tier überdurchschnittlich groß sind. Von Hamsterneulingen werden sie oft, so wie die Duftdrüsen, mit Tumoren verwechselt.

Krankheiten des Hamsters:

Bei artgerechter Haltung werden Hamster nur selten krank. Sollte sich dennoch einmal eine Krankheit einstellen, ist von Eigenexperimenten dringend abzuraten, der Hamster sollte schnellstmöglich zu einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker gebracht werden.

9 Punkte, auf die Hamster extrem empfindlich reagieren:

gestörter Schlaf durch Lärm und durch ständiges Geweckt werden
wenn andere Tiere im selben Raum gehalten werden
ständiger Käfigwechsel, unbekannte Umgebung
mangelnde Käfighygiene
verdorbenes Futter (im Käfig immer nach verdorbenen Futterresten Ausschau halten und entfernen!)
falsches Trinkwasser
Temperaturschwankungen
schlechte Frischluftzufuhr
Falsches Käfigzubehör (Hamsterwatte sollte durch unbedrucktes und unparfümiertes Klopapier ersetzt werden, zuviel Plastik schadet, Steine oder Äste müssen mit Heißwasser gereinigt werden, bevor man sie in den Käfig gibt…)
Krankheitssymptome sind:
Er verhält sich anders als sonst
Er schläft fast nur noch
Er mag sein Lieblingsfutter nicht mehr, frisst nichts mehr
Seine Augen tränen und das Näschen ist feucht
Husten, Niesen
Wucherungen
Veränderung der Exkremente (der Kot wird weich bis formlos; verklebtes Fell im Afterbereich)
Besonders rasches Handeln ist geboten, wenn ein Hamster Durchfall bekommt, da dieser sehr schnell zum Tode führen kann. In diesem Fall muss das Saftfutter, auch Knabberstangen und Drops, sofort aus dem Käfig entfernt werden und es muss anstatt Wasser Kamillen- oder ein leichter Schwarztee angeboten werden. Es sollten vermehrt Weizenkörner und Zwieback verfüttert werden, da die Weizenkörner stopfen und Zwieback besonders leicht verdaulich ist. Sollte sich der Durchfall nicht innerhalb von 24 Stunden gebessert haben, muss sofort ein Tierarzt oder Tierheilpraktiker aufgesucht werden.

Im Laufe einer Durchfallbehandlung verlieren Hamster oftmals an Gewicht. Nach Beseitigung des Problems müssen die Hamster dann wieder “aufgepeppelt” werden. Dazu eignet sich Babybrei (z.B. Alete Gemüsebrei, auch mit Hühnerfleisch), allerdings muss darauf geachtet werden, dass der Brei weder Honig noch normalen Zucker oder Traubenzucker enthält. In den Brei kann gemahlenes Hamsterfutter, Hirse und dergleichen untergemischt werden. Das Gewicht des Hamsters sollte täglich zur gleichen Zeit kontrolliert und notiert werden.

Weitere Krankheitssymptome:

Stark riechender Urin, bröseliger “Schleim” am Ende der Harnröhre
Veränderungen der Haut
Gewichtsverlust ohne Durchfall.
Für diesen Gewichtsverlust kann es verschiedene Gründe geben:
abgebrochener Zahn,
Zahnfleischentzündung,
unspezifische Infektion,
Schwächung durch Medikamente während einer Therapie.
In diesen Fällen sollte sofort fachlicher Rat eingeholt werden!

Wenn ein Hamster zu einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker gebracht werden muss, eignen sich für den Transport im Zoohandel erhältliche Transportboxen am besten. Die Box darf nicht mit Streu ausgefüllt werden, sondern ist mit einem alten Handtuch oder mit Taschentüchern auszulegen, damit der Hamster sauber ist, wenn er zur Untersuchung kommt. Außerdem kann er nach einer eventuellen Operation oder einer Salbenbehandlung sauber gehalten werden.

Wenn es auf das Ende zugeht:

Wenn ein Hamster so schwer erkrankt, dass jede weitere Behandlung für ihn eine Qual wäre, ist es zwar eine schwere, doch richtige Entscheidung, ihn einschläfern zu lassen. Beim Tierarzt (Heilpraktiker dürfen keine Einschläferungen vornehmen) sollte darauf bestanden werden, dass das Tier eine Narkose bekommt, bevor ihn die Todesspritze von seinen Leiden erlöst.

Der Alterungsprozess eines Hamsters (durchschnittliche Lebenserwartung 1,5 bis 2,5 Jahre) setzt meistens im Alter von 1,5 Jahren ein. Das Hamsterfell wird dann immer lichter und struppiger, der Hamster schläft mehr und verliert seine Aktivität. In der Regel verliert auch das früher heißgeliebte Laufrad völlig an Bedeutung. Oftmals werden die Bewegungen unsicher, die Augen erscheinen müde und der Rücken wird krumm.

Meistens verlieren die Tiere im Alter auch an Gewicht und werden recht mager. Das kann zwar am Alter liegen, es können aber auch Zahnprobleme sein. Es ist wichtig die Zähnchen regelmäßig zu überprüfen. Sinnvoll ist es, nun auch nährstoffreiche Breie zu füttern, die aus gemahlenen Zwieback, Hirse, Sesam, gemischt mit Babybrei (z.B. Hipp Frühkarotten oder Alete Zartes Gartengemüse) hergestellt werden. Mit Nüssen und Sonnenblumenkernen muss nun nicht mehr so sparsam umgegangen werden, die Gabe von tierischem Eiweiß jedoch kann eingeschränkt werden, da der Bedarf im Alter sinkt.