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Naturheilkunde
Lesezeit: 9 Minuten

Apitherapie

© ArtSav I adobestock.com

DIE NATURAPOTHEKE AUS DER WELT DER BIENEN

Der Name „Apitherapie“ leitet sich vom Gattungsnamen der Honigbienen (Apis) ab. Als Überbegriff umfasst sie eine Reihe von medizinischen Anwendungen, die auf Honig und anderen Bienenprodukten basieren. In diesem Artikel stelle ich einige bewährte Einsatzmöglichkeiten vor. 

 

 

URSPRÜNGE UND ÜBERBLICK

Die Anwendung von Bienenprodukten als Heilmittel zählt zu den ältesten der Menschheitsgeschichte und wurde bereits in der Frühzeit unter einfachsten natürlichen Bedingungen genutzt. Im alten Ägypten sind in dem auf ca. 1550 v. Chr. datierten Sammelwerk „Papyrus Ebers“ überwiegend Rezepturen aus Honig und Bienenwachs versammelt. Über 200 solcher Rezepte wurden damals bei fast allen Krankheiten einzeln oder in Kombination angewendet. Im Lauf der Zeit wurde die Apitherapie zu einer umfangreichen Heilmethode weiterentwickelt. Die moderne Apitherapie arbeitet gern kombiniert mit Phytotherapie und Aromatherapie. 

 

Folgende Schätze aus dem Bienenstock können therapeutisch verwendet werden: 

  • Honig dient als Energiedepot und Ernährung der Bienen. Er wirkt antiseptisch und kann sowohl innerlich als auch äußerlich eingesetzt werden.
  • Propolis stellen die Bienen aus Baumharzen her. Es hält die Bienenbeute keimfrei und wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze.
  • Pollen enthält viel Protein. Er ist als „Kraftpaket“ unerlässlich für die Aufzucht des Bienennachwuchses. In der Apitherapie kann er der Regeneration dienen.
  • Perga (Bienenbrot) ist fermentierter Blütenpollen, der dem Bien (gesamtes Bienenvolk) als Nahrung dient. Es gilt allgemein als Stärkungsmittel.
  • Gelee Royal ist der sehr nährstoffreiche Futtersaft für die Bienenkönigin.
  • Bienenwachs wird im Bien als „biologischer Ziegel“ (rein äußerlich) genutzt. Es wärmt.
  • Apilarnil wird aus Drohnenlarven hergestellt und kann bei Erschöpfung, Burnout und in der Rekonvaleszenz eingesetzt werden.

 

Wichtig: Vor der Verabreichung von Bienenprodukten muss immer auf Verträglichkeit getestet werden (Achtung: Allergie)! 

HONIG ALS SANFTES HEILMITTEL

Jede von den Bienen angeflogene Pflanze übergibt gleichsam einen Teil ihrer Seele wie ein Abbild weiter. Ihr Profil an Inhaltsstoffen ist je nach Blüte einzigartig. Bis heute konnten mehr als 5000 verschiedene Substanzen im Honig nachgewiesen werden. Hauptbestandteile sind Fruktose, Glukose und Wasser. Bedeutendes Qualitätsmerkmal eines natürlichen Honigs sind die enthaltenen Enzyme in ihrer Vielfalt und Aktivität. Daneben sind Flavonoide, Polyphenole sowie Aminosäuren sehr wichtige Inhaltsstoffe. Honig wirkt antioxidativ, entgiftend (Bindung fettlöslicher Toxine), antibakteriell, antiviral, regenerierend und aufbauend. 

 

 

MASSAGE MIT HONIG

Zur Anwendung eignen sich Blüten- und Honigtauhonige. Man nimmt nur etwa 1 TL einer dieser Sorten in die Handfläche und wärmt den Honig durch Reiben an. Anschließend verteilt man ihn auf die gesamte zu massierende Fläche. Der Honig klebt zunächst an der Haut an, weshalb bei dieser Massage keine Streichungen durchgeführt werden. Der Honig wird vielmehr durch ein spezielles Abrollen der Hand – vom Handballen bis zu den Fingerspitzen der mittleren drei Finger – eingearbeitet. Damit wird das im Honig enthaltene Wasser (etwa 16-20%) in die Haut eingebracht. Durch die während der Massage entstehende Wärme weiten sich die Poren und die Fette in den Talgdrüsen werden durch den Kontakt mit Honig emulgiert. Aufgrund der abrollenden Bewegung kommt es zu einer Sogwirkung, die Talg und andere Hautlipide samt fettlöslicher Toxine an die Oberfläche bringt. Die Handinnenfläche wirkt dabei wie ein Schröpfkopf. 

 

Nach 10-15 Minuten tritt eine weiß-flockige, fettige Substanz aus der Haut aus, welche mit warmem Wasser abgewaschen wird. Am Anfang massiert man etwa 15 Minuten lang, nach einer Gewöhnungszeit kann die Massage bis zu 60 Minuten ausgeweitet werden. Im Anschluss ist eine Ruhephase von 15 Minuten empfehlenswert.  

 

Regelmäßige Anwendung bewirkt eine merkliche Hautreinigung und kann zur Entgiftung von wasser- und fettlöslichen Toxinen beitragen. Außerdem werden die nährenden Wirkstoffe des Honigs (z. B. Aminosäuren, Mineralstoffe, Polyphenole, Kohlenhydrate, Vitamine) in die Haut eingebracht. 

 

 

KONTRAINDIKATIONEN

  • Honig-Intoleranz/-Allergie
  • Hautverletzungen oder -infektionen (In etwas Abstand um die Läsion herum massieren)
  • Herzprobleme oder Venenentzündungen
  • Tumore

» FALLSTUDIE

Eine 43-jährige Patientin klagt über Schulter- und Nackenbeschwerden, gelegentliches Taubheitsgefühl in den Händen und gehäuft auftretende Störungen der Konzentration. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und Palpation der betroffenen Bereiche, die auf Muskelverspannungen hinweisen, erstelle ich einen passenden Ernährungsplan (v. a. rohe Speisen in Verbindung mit basischen Gemüsesuppen und Pellkartoffeln), der für eine Optimierung des Säure-Basen- Haushalts sorgen soll. Meine Patientin bekommt ein Phyto- Präparat mit kolloidalen Mikromineralien (Fa. Rocky Mountain Phyto Essentials®). Darüber hinaus bestelle ich sie zweimal wöchentlich zur Honigmassage ein, die ich im Bereich von Schultern, Nacken, Armen und Rücken durchführe. 

 

Diese Kombination zeigt schon nach 2 Wochen eine deutliche Besserung der Beschwerden. Nach sechs Massagen (3 Wochen) reduzieren wir auf eine Behandlung pro Woche, wieder jeweils unterstützt durch basische Ernährung mit inzwischen noch höherem Rohkostanteil. Nach 5 Wochen ist die Patientin beschwerdefrei. Auch ihre Konzentration hat sich deutlich gebessert. Meine Empfehlung ist, einmal monatlich eine Honigmassage zu genießen und als Kuranwendung zweimal jährlich 1-2 Wochen basenreich mit hohem Rohkostanteil zu essen. 

 

 

WUNDHEILUNG MIT HONIG

In der Medizin wird Honig mit Erfolg zur Wundheilung eingesetzt, von der Schürfwunde über Verbrennungen bis hin zu diabetischen Wunden und Dekubitus. 

 

Achtung: Für folgende Indikationen ist die Anwendung von medizinischem Manuka-Honig (Medizinprodukt, Apotheke) vorgeschrieben: 

 

Kleine Schnittwunden 

Nach der Reinigung der Wunde wird medizinischer Honig aufgebracht und ein Pflaster darübergeklebt. Der Honig schützt vor Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten, stoppt die Mikroblutung und lässt die Wunde zügig heilen. Beim Pflasterwechsel kommt es selten zur Verletzung der neugebildeten Haut, da der Honig mit seinen wertvollen regenerierenden Inhaltsstoffen ganz eingezogen ist und nicht klebt. 

 

Tiefere oder chronische Wunden 

Hier ist eine aufwändigere Versorgung notwendig. Solche Behandlungen sind nur von sehr erfahrenen, in Apitherapie ausgebildeten Ärzten/Therapeuten auszuführen. Begonnen wird mit einer gründlichen Reinigung mit physiologischer Kochsalzlösung. Anschließend wird der medizinische Honig in die Wunde gegeben, mit Gaze abgedeckt und verbunden. Wenn die allgemeine Stoffwechsellage des Patienten eine Schwäche zeigt, kann zusätzlich Bienengift eingesetzt werden. (Achtung: In diesem Fall muss eine Allergie sicher ausgeschlossen sein!) 

 

 

PROPOLIS

Propolis besteht aus einer breit zusammengesetzten Mischung aus Pflanzenstoffen (Harzen, Balsamen, Wachs, Pollen) sowie Sekreten aus den Speicheldrüsen der Bienen. Damit werden Ritzen und Löcher im Bienenstock gefüllt und die Wabenzellen mit der darin enthaltenen Brut geschützt. 

 

Propolis wirkt gegen Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Es hat antioxidative, immunmodulierende, entzündungshemmende, abschwellende und konservierende Eigenschaften, kann Schwermetalle binden, die Kollagen- und Elastinproduktion unterstützen und die Zellmembran schützen. Außerdem trägt es dazu bei, Histamin zu reduzieren. 

Achtung: Bei der Einnahme von Blutverdünnern sollte Propolis gemieden werden! 

 

Zur Anwendung von Propolis stehen verschiedene Darreichungsformen zur Verfügung: 

 

Tinktur 

Am bekanntesten sind alkoholische Lösungen (20-30%). Zur Herstellung wird 70%-iger Alkohol verwendet, der mit gemahlener roher Propolis angesetzt wird. Auf 70 ml Alkohol kommen 30 g Propolis. Aufgrund ihrer klebrigen Konsistenz wird Propolis direkt nach der Ernte eingefroren und kann im Anschluss in einem Mixer gemahlen werden. 

 

Roh-Propolis 

Propolis kann auch direkt roh gekaut werden. Erwähnenswert bei dieser Anwendung ist die desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung im Mundraum. Um die klebrige Propolis von den Zähnen zu lösen, isst man nach etwa 20 Minuten Nüsse dazu. Der entstehende Brei lässt sich dann gut hinunterschlucken. 

 

Inhalation 

Beim Verdampfen von Propolis kommen viele Inhaltsstoffe direkt über den Respirationstrakt zur Wirkung. In Propolis sind mehr als 300 Substanzen nachgewiesen worden, u. a. Flavonoide, ätherische Öle, Phenole, Terpene, Sesquiterpene, Terpenoide, Ester, Alpha- und Beta-Amylase. Kapseln, Salben, Zäpfchen Kapseln bieten die Möglichkeit der höheren Dosierung, Salben und Zäpfchen eignen sich zur lokalen Anwendung. Salben kommen als topisches Präparat bei Hautirritationen, aber auch bei juckenden und entzündlichen Hauterkrankungen zum Einsatz. 

 

 

BIENENSTOCKLUFT

Merke: Ein Test auf Unverträglichkeiten sollte vorausgehen. 

 

Die Bienenstockluft-Therapie (Hauptwirkstoffe: Propolis und Bienenwachs) ist noch wirksamer als die Inhalation von Propolis. Sie steht aber nur in den Sommermonaten zur Verfügung; im Winterhalbjahr kann man einen speziellen Verdampfer (z. B. von Propolair) mit frisch eingefrorener Propolis nutzen. 

© Vera Kuttelvaserova I adobestock.com

» FALLSTUDIE

Der Patient (63 Jahre, normalgewichtig, Nichtraucher) leidet seit Jahren an wiederkehrendem Bronchialasthma, das vom Lungenarzt mit Kortison behandelt wird. Als Kind hatte er Allergien und Neurodermitis. Er ist infektanfällig und oft sehr müde. Gern möchte er die Apitherapie ausprobieren. 

 

Ich stelle einen begleitenden Ernährungsplan zusammen, in dem Milchprodukte, Eier, Nüsse sowie Stoffe, von denen Unverträglichkeiten bekannt sind, gemieden werden.  

 

Nach einem Verträglichkeitstest bekommt der Patient 1 Tropfen 20%-ige Propolistinktur pro kg Körpergewicht in 3 Dosen über den Tag verteilt. Die Tropfen können mit 1 Löffel Honig eingenommen werden. Nach 7 Tagen wird eine regelmäßige Inhalation via Propolis-Verdampfer ergänzt (2 Stunden/Tag). Zusätzlich führe ich zweimal pro Woche eine 15-minütige Honigmassage am Rücken durch. 

 

Während der ersten Woche verstärkt sich der Husten, ab dem 8. Tag ist er deutlich rückläufig. Die Inhalationen werden vom Patienten als Erleichterung hinsichtlich des Engegefühls in der Brust wahrgenommen. Ab Woche 3 findet die Massage nur noch einmal wöchentlich statt. Nach 6 Wochen geht es dem Patienten viel besser, auch der Lungenfunktionstest beim Arzt fällt positiver aus. Der Patient macht mit der Einnahme der Tinktur in gleicher Weise weiter und benutzt den Verdampfer jetzt über Nacht im Schlafzimmer. 

 

Nach weiteren 6 Wochen ist seine Leistungsfähigkeit so gut wie seit 2 Jahren nicht mehr. Die Dosis der Tropfen wird ab jetzt halbiert. Wir verabreden, dass er mit den Inhalationen weitermacht und sich nach seinem nächsten Lungenfunktionstest erneut meldet. 

 

 

API-PHYTO-AROMATHERAPIE

Die hervorragende Wirkung der Kombination aus Apitherapie, Phytotherapie und Aromatherapie kann nicht oft genug betont werden. Diese drei Therapierichtungen haben viele Gemeinsamkeiten, die selbst in der Natur in wundervoller „Symbiose“ vorkommen: So tragen z. B. Sortenhonige die Profile ihrer jeweiligen Pflanzen (z. B. Lindenhonig, Waldhonig, Kornblumenhonig) sowie pflanzenspezifische Propolis und ätherische Öle. 

 

 

» FALLSTUDIE

Eine 37-jährige Patientin kommt mit rezidivierender sowie schmerzhafter Zystitis. Gefundene Erreger sind Escherichia coli, Candida albicans und Gardnerella vaginalis. 

 

Aus dem Bereich der Apitherapie verordne ich Propolis über mehrere Wege: Nahe am Ort der Entzündung werden zweimal täglich Propolis-Zäpfchen 5% gegeben. Zur Einnahme erhält die Patientin 3x10 Tropfen 30%-ige Propolis jeweils mit 1 TL Thymianhonig (oder anderem verfügbaren Blütenhonig). Zur Inhalation über Nacht kommt Roh-Propolis im Verdampfer zum Einsatz. 

 

Diese Behandlung kann mit einem Öl aus der Aromatherapie ergänzt werden, das 1-2x täglich im Bauchbereich unterhalb des Nabels eingerieben wird (z. B. 50 g Johanniskrautöl mit je 10 Tropfen Wacholderbeer-, Teebaum-, Eukalyptus- sowie Schafgarbenöl gemischt). 

 

Die Phytotherapie kommt mit Tee, Gemüse oder Smoothie von der Brennnessel dazu. Die Schmerzen beim Wasserlassen lassen nach etwa 4 Stunden nach. Insgesamt dauert die Behandlung nach dem o. g. Schema 5 Tage. Der Patientin wird empfohlen, Propolis noch 14 Tage lang mit 2x10 Tropfen täglich fortzusetzen und ausreichend Wasser und Tee zu trinken. 

 

 

FAZIT

Bienen schenken uns eine sehr reichhaltige Naturapotheke. Auch wenn apitherapeutische Behandlungen seit Jahrtausenden bekannt sind und angewendet werden, waren sie in der modernen Medizin lange in Vergessenheit geraten. Glücklicherweise steigt aktuell das Forschungsinteresse daran, sodass zu hoffen bleibt, dass die Apitherapie, mit deren Hilfe sich viele Beschwerden sanft lindern oder zur Heilung bringen lassen, immer mehr Menschen bekannt wird und zugutekommen kann. 

 

 

LITERATUR 

Stangaciu, S: Die bestechende Heilkraft der Biene. Apitherapy Publishing House, 2022 Stangaciu, S: Sanft heilen mit Honig, Propolis und Bienenwachs. TRIAS Verlag, 2015 Zimmermann, E: Der Heiler und die Bienen. Freya Verlag, 2019 Hainbuch, F: Die Heilkraft der Bienen – Honig & Co. bei Beschwerden von A-Z. Narayana Verlag, 2014 

Bärbel Philipp

Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Enzymtherapie und Bioresonanz nach Paul Schmidt, Autorin

baerbel_philipp@yahoo.de

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