Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/1997

Was ist eigentlich der Rheumafaktor?

Cover

Kurt Fehr

Die Geschichte des Rheumafaktors beginnt mit einem Irrtum. Im Jahre 1930 stellten die Amerikaner Cecil, Nichols und Stainsby fest, daß ein hoher Prozentsatz von cP (chronische Polyarthritis) -Blutseren die Erreger der Angina, die Streptokoken, zur Verklumpung bringen. Sie glaubten demzufolge, ein Immunprotein gegen diese Erreger entdeckt zu haben, und daß diese Krankheit durch Streptokoken verursacht werde. Die weiteren Forschungen in dieser Richtung schlugen jedoch fehl; das beobachtete Phänomen stellte lange Zeit ein ungeklärtes Kuriosum dar. Im Jahre 1940 fand der Schwede E.Waaler daß immunologisch sensibilisierte Schafblutkörperchen durch cP-Seren verklumpt werden. Aber auch er vermochte diese Beobachtung nicht zu erklären, und so brauchte es weitere acht Jahre bis die Amerikaner Rose, Ragan, Pierce und Lipmann dasselbe Phänomen neu entdeckten.

Nun begann allmählich eine intensive Tätigkeit um die Aufklärung der merkwürdig Beobachtungen, und der Waaler-Rose-Test sicherte sich endlich einen festen Platz in der Diagnostik der cP. Die präzisen Erkenntnis um das Wesen des Rheumafaktors wurden aber erst unter dem Einsatz leistungsfähiger immunologischer, zentrifugieller und chromatographischer Methoden Ende der fünfziger Jahre möglich.

Dabei ergab sich folgendes:

Der Rheumafaktor ist ein Immunprotein, ein Bestandteil des Blutserums, welches die gleiche Struktur besitzt und von denselben Körperzellen produziert wird wie z.B. die Antikörper gegen die menschlichen ABP-Blutgruppen. Im Gegensatz zu diesen aber richtet der Rheumafaktor seine immunologische Wirksamkeit gegen körpereigene Substanzen seines Trägers und zwar gegen andere Sorten von Immunproteinen. Dieses merkwürdige Verhalten stempelt ihn zu einem Autoantikörper gegen Gammaglobuline. Chronische Polyarthritis ist demnach eine Autoimmunkrankheit. Die Kombinationen des Rheumafaktors mit seinem Proteinpartner im Gelenkinnern führt zu massiven arthritischen Erscheinungen. Ähnliche Antikörper werden heute auch bei zahlreich anderen Krankheiten nachgewiesen, z.B. bei Kollagenosen, Leberleiden oder Leukämien. Die Forschungen über den Rheumafaktor sind nicht abgeschlossen. Eine der wichtigsten Fragen, nämlich das ,,Warum” seines Auftretens bei der chronischen PoIyarthritis ist noch nicht geklärt. Neueste Befunde schließen das Mitwirken eines Virus oder Bakteriums nicht aus. Vielleicht spielen auch Schadstoffe aus der Umwelt mit eine Rolle.

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü