Prä- und Perimenopause

WISSENSWERTES ÜBER DIE ZEIT VOR DER MENOPAUSE
Während der Prämenopause, die den Beginn der Wechseljahre (Klimakterium) einläutet und kurz vor der letzten Blutung (Menopause) in die Phase der Perimenopause übergeht, vollzieht sich im Körper der Frau allmählich ein natürlicher hormoneller Wandel, der zu verschiedenen körperlichen und emotionalen Symptomen führen kann. Diese können sich mit der Zeit verstärken, je mehr der Zeitpunkt der Menopause näher rückt. Während einige Frauen diesen Übergang kaum bemerken, erleben andere enorme Veränderungen, z. B. Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen. Doch was genau passiert im Körper während dieser Zeit? Welche Symptome sind typisch, und welche Möglichkeiten gibt es, die prä- und perimenopausale Phase möglichst angenehm zu gestalten? Dazu gebe ich einige Ideen aus meiner Praxis weiter.
EINE BESONDERE ZEIT
Bei der Prämenopause handelt es sich um eine Phase von einigen Jahren, während denen der Körper beginnt, sich auf das Ende der Periode vorzubereiten. Während dieser Zeit, die meist zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr beginnt (in Einzelfällen früher), kommt es zu hormonellen Veränderungen, die zu verschiedenen Symptomen führen können, die sich mit Eintritt in die Perimenopause verstärken.
TYPISCHE BESCHWERDEN
Zu den häufigsten Problemen zählen Schlafstörungen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Frauen klagen auch über Angstzustände, Reizbarkeit und Depressionen. Ebenso können spontane Wechsel in Richtung vaginale Trockenheit vorkommen, sodass die schönste Nebensache der Welt plötzlich als schmerzhaft empfunden wird. Belastend sind oft auch der sich verändernde Vaginalgeruch und sexuelle Unlust. Des Weiteren sind Blasenschwäche oder vermehrter Harndrang mögliche Beschwerden. Nicht zuletzt können sich Gewichtszunahme, Hautunreinheiten oder Haarausfall bemerkbar machen.
Wichtig: Nicht alle Frauen müssen alle genannten Symptome erleben. Außerdem können diese sich in sehr unterschiedlicher Intensität zeigen.
WANDEL DES MENSTRUATIONSZYKLUS
In der prämenopausalen Phase kommt es nach und nach zu Veränderungen des Menstruationszyklus. Aufgrund der zunehmend verminderten Produktion der Geschlechtshormone (zunächst Progesteron, später auch Östrogen) findet der Eisprung immer seltener und unregelmäßiger statt. Die Monatsblutung kann zunächst noch regelmäßig auftreten, im Verlauf mal stärker oder schwächer ausfallen als gewohnt. Ebenso kann die Dauer des Zyklus variieren. In manchen Fällen kann es zu längeren Pausen zwischen den Perioden kommen, bevor diese schließlich ausbleiben.
Wichtig: Trotz der Veränderungen ist während dieser Zeit nach wie vor eine Schwangerschaft möglich, weswegen Verhütung notwendig sein kann. Es kann hilfreich sein, einen Kalender zur Dokumentation des Menstruationszyklus zu führen.
HORMONE UND STRESS
Zunächst ist der sinkende Progesteronspiegel von Interesse. Dieses Hormon ist v. a. in der zweiten Zyklusphase aktiv. Daneben dient es als Vorstufe vieler anderer Hormone, z. B. Östrogen, Testosteron oder des Stresshormons Cortisol, das in der Nebenniere aus Cholesterin gebildet wird. Bei zu viel Stress kommt es zur Erschöpfung der Nebenniere, weswegen vermehrt auf verfügbares Progesteron zurückgegriffen wird. Weil die Eierstöcke ab der Prämenopause immer müder werden und bei zu hohem Stresslevel Progesteron für die Cortisolbildung genutzt wird, kann sich der resultierende Progesteronmangel stärker ausprägen.
Einfache Lösungen, wie Frauen ihren Körper in dieser Lebensphase gut unterstützen können, sind: Stress soweit wie möglich vermeiden, Entspannungsübungen anwenden (z. B. Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Yoga, Meditation), Zeit für sich nehmen, Prioritäten setzen, ausreichend schlafen und täglich bewegen.
DER EMOTIONALITÄT AUF DER SPUR
In Deutschland werden immer mehr Antidepressiva verschrieben. Frauen in der Prä- und Perimenopause sind oft betroffen. Denn die hormonellen Veränderungen können dazu führen, dass Frauen emotionaler reagieren als gewohnt. Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Panikattacken sowie depressive Gemütslagen beeinträchtigen das Wohlbefinden und sind sehr belastend. Entsprechende Medikamente können rasch Abhilfe schaffen; allerdings wäre es im Vorfeld wichtig, erst einmal Hormonstatus, Blutlaborwerte und Lebenslage zu prüfen.
ORDNUNGSTHERAPIE UND NATURHEILKUNDE
Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, die prä- und perimenopausalen Symptome zu lindern und den Übergang in die Phase der Postmenopause zu erleichtern. Regelmäßige Bewegung ist ein zentraler Faktor, um nicht nur emotionale Stabilität, sondern auch das körperliche Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Nüssen, Vollkornprodukten und fettem Fisch sowie ausreichend Wasser sind wichtig für einen gesunden Körper. Es kann hilfreich sein, den Konsum koffeinhaltiger Getränke und Alkohol einzuschränken, da sie sich negativ auf den Hormonhaushalt auswirken. Bitterstoffe aus Löwenzahn, Schafgarbe, Artischocke und Mariendistel tun der Leber gut und sind auch für den Hormonhaushalt dienlich, denn die Leber ist an der Regulation des Hormonhaushalts beteiligt. Deshalb sollten täglich Bitterstoffe auf dem Speiseplan stehen. Diese können auch in Tropfenform eingenommen werden. Ein- bis zweimal jährlich eine Entgiftungskur durchzuführen, kann Wunder bewirken.
Mit einem bewussten Lebensstil während der Prä- und Perimenopause kann aktiv etwas für die Gesundheit getan und etwaigen Beschwerden entgegengewirkt werden. Die Natur bietet wunderbare Mittel, die sehr wohltuende Begleiter sein können: Alchemilla, Cimicifuga, Agnus castus, Ashwagandha, Damiana, Passiflora und Sepia.
FALLSTUDIE 1
Die 43-jährige Patientin leidet unter Schlafproblemen, Erschöpfung, verkürzten Zyklen, Stimmungsschwankungen, innerer Unruhe, Hitzewallungen, verändertem Vaginalgeruch, Brustspannen, Blähbauch, zeitweise sexueller Unlust und Zähneknirschen. Sie ist Mutter dreier Kinder (16, 13, 8) und lebt in einer Partnerschaft. Die Dame ist beruflich selbstständig und fühlt sich oft sehr gestresst. Sie lebt vegetarisch, trinkt selten Kaffee, doch 2-3 Liter Wasser/Tee am Tag. Die Laborwerte (u. a. Schilddrüse) sind im guten Normbereich.
Therapie
Wir beginnen mit einer therapeutischen Frauenmassage (TFM), Kiefer-R.E.S.E.T.® und einer Entgiftungskur. Sie nimmt 5 Wochen lang täglich je 30 Tropfen von Solunat Nr. 8, Nr. 9 und Nr. 16 in 1,5 Litern Wasser ein. Zusätzlich verordne ich einen Vitalstoffkomplex, Omega-3-Fettsäuren und täglich 1 Kapsel Lasea (Fa. Dr. Willmar Schwabe).
Sechs Wochen später berichtet die Patientin während des nächsten Termins, dass Brustspannen, Blähbauch und Hitzewallungen deutlich zurückgegangen seien. Die Schlafprobleme seien zeitweise besser, aber immer noch belastend. Allgemein fühle sie sich etwas ruhiger, aber noch nicht stabil. Ausgelaugt am Abend trinke sie gerne ein Gläschen Rotwein.
Daraufhin setze ich neben TFM und Kiefer-R.E.S.E.T.® die Gesprächstherapie ein. Gemeinsam erarbeiten wir einen Zeitplan, in dem sie Termine für Zeit mit sich selbst eintragen soll. Ich verordne Alchemilla-Urtinktur (Fa. Ceres), Bittertropfen, abends Schüßler-Salze (Heiße 7) statt des Rotweins, und als Ersatz für Lasea rhodioLoges-Filmtabletten (Fa. Loges). Zur Nacht soll sie bei Bedarf ein Melatonin-Spray mit beruhigenden Zusatzstoffen (z. B. Baldrian, Melisse, Passionsblume) einnehmen. Wegen des veränderten Vaginalgeruchs bekommt sie die Majorana/Melissa-Vaginaltabletten (Fa. Weleda) als 10-Tage-Kur.
Ausblick
Diesen Therapieplan behalten wir über 3 Monate bei. Währenddessen kommt die Dame monatlich zur Körpertherapie und zum Gespräch. Nach 4 Monaten zeigt sich eine deutliche Verbesserung sämtlicher Symptome. Die Patientin hat festgestellt, dass ihr Lebensstil einen großen Einflussfaktor darstellt. Wenn sie z. B. weniger Ruhezeiten einhält oder vermehrt Alkohol trinkt, kommt es häufiger zu Schlafproblemen und Stimmungsschwankungen. Dies führt vor Augen, dass der Hormonhaushalt sehr sensibel auf diverse Einflüsse reagiert. Die Patientin ist inzwischen bemüht, achtsam zu leben. Vorerst fortdauernd nimmt sie die Alchemilla-Urtinktur und Bittertropfen ein.

FALLSTUDIE 2
Eine 47-jährige Patientin kommt mit dem Wunsch, ihre sexuelle Lust wieder zu entfachen, in meine Praxis. Sie hat regelmäßige Zyklen, vaginale Trockenheit und Juckreiz, berührungsempfindliche Brüste, Stimmungsschwankungen, fühlt sich erschöpft und müde, schläft aber trotzdem gut. Dabei knirscht sie mit den Zähnen. Die Patientin ist selbstständig tätig, verheiratet und hat zwei Kinder (17, 14). Sie ernährt sich ausgewogen mit viel Obst und Gemüse, Reis, Fisch und Fleisch. Täglich werden 2 große Tassen Kaffee und 2 Liter Wasser getrunken. Es liegt eine mit L-Thyroxin behandelte Schilddrüsenunterfunktion vor. Sporadisch werden Vitalstoffe und ein pflanzliches Schleimhautmittel eingenommen. Die Blutwerte liegen im optimalen Bereich. Im Hormonspeicheltest sind eine leichte Nebennierenerschöpfung und ein geringer Progesteronwert ersichtlich.
Therapie
Der Behandlungsplan enthält die Grundbausteine TFM, Kiefer-R.E.S.E.T.®, Gesprächstherapie und Sexualberatung. Ich verordne 30 Tropfen Phytocortal N am Vormittag und 2x täglich 30 Tropfen Phyto L (beide Fa. Steierl) sowie 1 Kapsel Adrenal Intercell (Fa. Intercell) und Bockshornklee-Kapseln (2x täglich 1 Kapsel). Zudem kommen Damiana-Tee, Damiana C30 (3x täglich 5 Globuli), Progesteron-Creme D4 in der zweiten Zyklushälfte (2x täglich 2 Hübe auf die Arminnenseite) und ein Intimpflegeöl (Fa. Primavera) zum Einsatz.
Ausblick
Nach 2 Monaten haben sich die körperlichen Symptome verbessert. Die Patientin fühlt sich gelassener sowie vitaler. Sporadisch empfindet sie wieder sexuelle Lust und will sich fortan mehr mit dem Thema Sexualität beschäftigen. Wir setzen den Therapieplan vorerst so fort.
HINWEIS
Köpertherapeutisch arbeite ich immer zwischen den Hauptterminen, denn diese Berührungen führen zur Entspannung des Nervensystems. Blockaden können gelöst und die Reflexzonen stimuliert werden. Dies kann zu emotionaler und hormoneller Balance führen. Ebenso schaue ich auf den Alltag der Frauen und wo bzw. wie sie es schaffen können, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Ich gebe Achtsamkeitsübungen mit und unterstütze dabei, die Wahrnehmung des Körpers zu vertiefen.
FAZIT
Prä- und Perimenopause markieren eine besondere Zeit im Leben einer Frau und sollten in der Öffentlichkeit viel mehr in den Fokus rücken. So könnten sich Frauen häufiger trauen, über diese erste Phase ihrer Wechseljahre zu sprechen und bei Problemen Hilfe in Anspruch zu nehmen, anstatt sich dem Erwartungsdruck der Gesellschaft sowie den eigenen Ansprüchen zu beugen. Anstatt daran festzuhalten, immer funktionieren zu müssen, wäre es spätestens jetzt hilfreich, wenn sich Frauen mehr Zeit für sich nehmen und ihr natürliches Wesen leben würden, dessen Kern die wiederkehrende Veränderung ist. Mit einer gesunden Lebensweise lassen sich die Herausforderungen der Prä- und Perimenopause positiv beeinflussen, auch wenn es dafür oftmals Zeit braucht.

Eva Maria Bauer
Heilpraktikerin, Sexualtherapeutin und Hormoncoach in eigener Praxis mit Schwerpunkten Frauen- und Männerheilkunde, hormonelle Dysbalance, Kinderwunsch und Sexualität
eva@lebe-deine-einheit.deWeitere Artikel aus dieser Ausgabe
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