Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2018

Unsere Heilpflanze: Virginische Zaubernuss – Hamamelis virginiana

Cover

© emer I fotolia.comAuch bekannt als:
Herbstblühende Zaubernuss, (Virginischer) Zauberstrauch, Amerikanische Zaubernuss, Hexenhasel, Virginia-Zaubernuss, Zauberhaselnuss, Zauberhasel, Hopfenhainbuche, Wünschelrute Hamamelisblätter: Wünschelrutenblätter, Zauberhaselblätter, Zauberstrauchblätter Hamamelisrinde: Virginische Zaubernussrinde, Wünschelrutenrinde, Zauberhaselrinde, Zauberstrauchrinde

Die Virginische Zaubernuss aus der Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae) wächst im östlichen Nordamerika von Mexiko bis Kanada. Es handelt sich um einen buschigen Strauch, der eine Höhe von bis zu 7 Meter erreicht. Er bevorzugt mäßig nährstoffreiche, eher kalkfreie und feuchte Böden ohne Staunässe in voller Sonne oder Halbschatten.

Der Gattungsname Hamamelis setzt sich aus dem Griechischen „hama“ (gleichzeitig) und „melon“ (Apfel) zusammen, da der Baum im gleichen Jahr Früchte trägt, bevor er blüht. Das liegt daran, dass die Blüte normalerweise schon im Vorjahr stattfindet, oft auch bei Temperaturen bis -10°C, bei denen andere Pflanzen schon lange keine Blüten mehr tragen. So kam es wahrscheinlich zum Namen „Zaubernuss“.

Die Zaubernuss war früher ein traditionelles Heilmittel nordamerikanischer Indianerstämme. Diese behandelten mit in der Abkochung der Rinde getränkten Umschlägen v.a. Tumore und Augenentzündungen, Frauen tranken den Sud bei starken Menstruationsblutungen.

Nach Europa gelangte der Strauch erst im 18. Jahrhundert, zunächst als Ziergewächs.

Die Fortpflanzung erfolgt recht eigenwillig und erscheint fast magisch. Aus den braunen Fruchtkapseln werden die Samen oft bis zu 4 Meter weit fortgeschleudert.

Hamamelis sollte nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewandt werden. Innerlich in Form eines Tees kann es bei Überdosierung zu Darmreizungen kommen. Daher empfiehlt es sich, vor Behandlung mit Hamamelis einen Arzt zu konsultieren. Zu möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Hautreaktionen.

Woran erkennt man Hamamelis?

Hamamelis ist ein 3-7 Meter hoher Strauch oder kleiner Baum mit charakteristischen, breitovalen Blättern, die stark denen der europäischen Haselnuss ähneln. Im Herbst erscheinen kleine, gelbe Blüten mit langen, schmalen Kronblättern. Außerdem trägt der Strauch oder Baum holzige Fruchtkapseln. Die (rötlich-)braune Außenseite der Rinde ist mit Kork bedeckt, darunter befindet sich hellere Rinde. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün, auf der Unterseite hellgrün bis hellbraun und glänzend. Die Blattnerven treten besonders auf der Unterseite hervor.

Wie wirkt Hamamelis?

In Forschungsarbeiten wurden die adstringierenden, antiphlogistischen, antioxidativen und antiviralen Wirkungen der Hamamelisrinde nachgewiesen. Gallotannine haben starke antioxidative (gegen freie Radikale gerichtete) und antitumorale Wirkungen.

Kontrollierte klinische Studien belegten die Wirksamkeit bei Hämorrhoiden vom Grad I und II, bei atopischen und endogenen Ekzemen Neurodermitis, trockener Altershaut sowie bei Entzündungen der Schleimhaut im Bereich des Darmausgangs.

Hamamelisblätter werden bei Juckreiz, Nässen und Brennen von Hämorrhoiden Grad I und II sowie bei Schleimhautentzündungen im Analbereich eingesetzt. Innerlich verwendet man sie zur symptomatischen Behandlung von Krampfadern, bei schmerzenden und schweren Beine. Äußerlich erfolgt die Anwendung bei Blutergüssen, Verstauchungen, leichten Hautverletzungen sowie bei lokalen Haut- und Schleimhautentzündungen.

Eigenschaften

  • adstringierend
  • beruhigend
  • blutstillend
  • entzündungshemmend

Anwendungsgebiete

  • Afterjucken
  • Analfissuren
  • Blutungen
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • Gebärmuttervorfall
  • geschwollene Füße
  • Hämorrhoiden
  • Hautentzündungen
  • Kopfschuppen
  • Venenentzündung und Krampfadern
  • Schleimhautentzündungen
  • Neurodermitis und Seborrhoischem Ekzem
  • trockene und unreine Haut
  • Verbrennungen
  • Windeldermatitis
  • Wunden
  • Zahnfleischentzündung

Welche Wirkstoffe sind in Hamamelis enthalten?

3-8% Gerbstoffe (hauptsächlich Gallotannine, wie b- und g-Hamamelitannin, Ellagitannin), Gerbsäure, Hamamelin, Quercetol, Chinasäure, Kaempferol, Gallussäure, Flavonoide, Phenol, ätherisches Öl (mit Ionon, Safrol), Flavonglykoside, Kaffeesäurederivate, Proanthocyanidin. Letzteres regt die Zellteilung an und beschleunigt die Wundheilung.

Hamamelitannin reduziert signifikant die Stoffwechselaktivität von Biofilmen mit Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Acinetobacter baumannii und Candida albicans und zeigt spezifische zytotoxische Aktivität gegen Dickdarm-Krebszellen. Die Verteilung der Wirkstoffe ist nicht in allen Pflanzenteilen gleich. So findet man in der Rinde mehr Gerbstoffe als in den Blättern, dafür enthält diese weniger Flavonoide und ätherische Öle.

© Heike Rau I fotolia.comWelche Teile der Pflanze werden verwendet?

Die Hamamelisrinde (Cortex hamamelidis), d.h. die getrocknete, zerkleinerte Rinde der Stämme und Zweige, und die getrockneten Blätter (Folia hamamelidis).

Anwendungen

Hamameliswasser
Die frisch geschnittenen und teilweise getrockneten Zweige werden mit Wasser mazeriert, destilliert und mit Ethanol versetzt.

Anwendung bei oberflächlichen Hautverletzungen und lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute.

© chungking I fotolia.comHamamelistinktur
200 g getrocknete Hamamelisrinde (aus der Apotheke) in ein Glas mit Deckel geben. Mit 1 Liter 35%- bis 40%- igem Alkohol (Wodka, Korn) auffüllen, das Glas schließen und 2 Minuten schütteln. Anschließend 2 Wochen kühl und dunkel lagern und alle 2 Tage schütteln. Dann das Gemisch durch ein mit einem Passiertuch ausgelegtes Sieb in einen Krug gießen. Das Gemisch gut auspressen und die Tinktur in dunkle Glasflaschen füllen, fest verschließen. Die Haltbarkeit beträgt bis 2 Jahre. Nicht unverdünnt verwenden!

Tee aus Hamamelisblättern
1-2 g der klein geschnittenen Blätter (1 TL entspricht 0,5 g) mit siedendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb geben.

Tee aus Hamamelisrinde
2 g der gepulverten oder fein geschnittenen Rinde (1 TL entspricht 2,5 g) mit kaltem Wasser ansetzen, 10-15 Minuten kochen und heiß abseihen.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

Fotos: © emer / fotolia.com, © Heike Rau / fotolia.com, © chungking / fotolia.com

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü