Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/1999

Psychologische Homöopathie – Ähnliches mit Ähnlichem heilen

Cover

Teil 2: SIMILIA SIMILIBUS CURENTUR – Wie finde ich das treffendste Simile?

r9904_phDie Ähnlichkeitsregel (‘Similia similibus curentur’) ist eine der wichtigsten Grundlagen der Klassischen Homöopathie. Nach § 27 des Organon wird “Krankheit nur durch eine Arznei, welche die Gesamtheit ihrer Symptome am ähnlichsten und vollständigsten im menschlichen Befinden selbst erzeugen kann und zugleich die Krankheit an Stärke übertrifft, am gewissenhaftesten, gründlichsten, schnellsten und dauerhaftesten … aufgehoben”(1). Die Kunst des Homöopathen besteht somit darin, dieses ähnlichste Mittel zu finden. Dies kann in der täglichen Praxis zuweilen ein längerer Suchprozeß sein, zumal wir häufig auf 3-5 in Frage kommende Mittel stoßen, bei denen wir dann eine klare Abgrenzung treffen müssen. Ein wesentliches Kriterium ist der Gemütszustand des Patienten und die zugrundeliegende Konstitution. Bei der Fülle der mittlerweile ca. 4.000 homöopathischen Arzneimittel konzentrieren wir uns hierbei oftmals nur auf die bekannten Polychreste und Konstitutionsmittel. Sie bringen zuweilen aber die Erfahrung mit sich, daß das gewählte Mittel nur in unvollständiger Weise wirkt und nur einen Teil der wesentlichen Symptome heilt.

Der niederländische Homöopath Jan Scholten ist den Weg gegangen, nach kleinen, seltenen und unbekannten Mitteln zu suchen, die vor allem die gefühlsmäßigen Symptome des Patienten wesentlich spezieller abdecken. Seine Methode der homöopathischen Gruppenanalyse, die verschiedene Elemente des Periodensystems in seiner Grundbedeutung erkennt und zusammenführt (z.B. wird bei wesentlichen Symptomen von Natrium und Sulfur die Gabe von Natrium sulfuricum erwogen), hatte ich in der letzten Ausgabe des PARACELSUS- REPORT vorgestellt. Hierdurch können wir erkennen, welches psychische Bild ein Mittel bietet, über dessen gefühlsmäßige Seite wir in homöopathischen Repertorien nur wenige Angaben finden, weil sie in bisherigen Arzneimittel-Prüfungen lediglich in geringem Umfange berücksichtigt oder erlebt wurden. Entsprechende Rückschlüsse sind in der Gruppenanalyse deshalb möglich, weil “das psychische Bild in dieser oder jener Form gleichmäßig vorhanden ist”( 2 ) .

Zudem werden persönliche Themen umso deutlicher, je häufiger eine hiermit ähnliche Erfahrung gemacht wurde: die Wiederholung wesentlicher Beziehungs,- Berufs- und Familien-Themen sowie ähnlicher intraseelischer Reaktionen und Gemüts-Zustände in verschiedenen Lebens- und Altersphasen geht nicht nur mit wachsendem Alter mit einer Zunahme des seelischen Schmerzes und emotionaler Probleme einher, wenn das zugrundeliegende Thema in vollem Umfange oder teilweise ungelöst bleibt, die Problematik “verfestigt sich…, nimmt materiell Gestalt an und wird zum Symptom” (3). Mit jeder Wiederholung wird also eine gefühlsmäßige Thematik deutlicher, klarer, prägnanter und stärker hervortretend. Wenn wir somit sehr deutliche Gemüts-Symptome (auch durch Analogie- Bildung mit der seelischen Organsprache des Körpers) erkennen können, müssen wir auch nach einem in deutlicher Weise ähnlichen Mittel suchen, um die seelische und körperliche “Verstimmung” von ihrer Ursache her heilen zu können. Ich möchte im folgenden an die Ausführungen im vergangenen PARACELSUS- REPORT anknüpfen und nunmehr weitere Elemente und deren gefühlsmäßige Bedeutung vorstellen:

Ferrum
blickt auf eine Lebensgeschichte zurück, in der Dominanz, Macht und Stärke vor allem der väterlichen Bezugsperson erlebt wurde: Angst vor (teilweise unberechenbarer) Aggression, vor Zornesausbrüchen und physischer Gewaltanwendung waren kennzeichend. Jede Kritik und jeder Widerspruch wurden unterdrückt, zumindest mußte mit einer gereizten Reaktion gerechnet werden. Hieraus hat sich in der Psyche große Stärke, Energie, Tapferkeit und Standfestigkeit entwickelt. Ferrum ist nicht nur pflichtbewußt, hat großes Durchhaltevermögen und kann sehr kraftvoll zu den eigenen Interessen stehen. Ferrum kämpft um den eigenen Platz, um nicht zur Seite gedrängt zu werden; hierdurch wird das Leben als hart und freudlos empfunden. Kein Vertrauen in andere Menschen. Ferrum ist stark, entschlossen, dauerhaft, selbstbeherrscht und hat eine eiserne Disziplin, verträgt aber keinen Widerspruch und keine Widerrede (‘hart wie Kruppstahl’). Dahinter steht die Angst vor negativer Bewertung durch andere und vor Abqualifizierung.

Cuprum
wird als krampfhaft und steif beschrieben. Sein zentrales Problem ist die Suche nach fester und berechenbarer Sicherheit im Außen (Partner, Arbeit) und die Angst, die Kontrolle darüber zu verlieren. Darfür nimmt Cuprum Situationen und Beziehungsmuster in Kauf, die einengen und in Abhängigkeiten führen. Cuprum ist ernst, pflichtbewußt, ehrgeizig und an der Befolgung vorgegebener, genormter Regeln orientiert. Er ist der harte Arbeiter, der seine Pflichten übererfüllt, genau und perfekt ist und schwer loslassen kann. Die krampfhafte Kontrolle über geschaffene Sicherheiten ist dominantes Wesenselement. Cuprum entwickelt Kontrollmechanismen, um sich gegen Kritik zu schützen und lehnt jede Einmischung in die eigenen Angelegenheiten ab. Abhängigkeit durch scheinbare Sicherheiten ist sein zentrales Thema.

Argentum
hat kreative und schöpferische Fähigkeiten, die er auch gut entwickeln kann, hält aber an bisherigen Erfolgen und Positionen fest (anstatt seine kreativen Energien frei fließen zu lassen). Die hierdurch bedingte Angst, den eigenen Erfolg nicht halten zu können, führt zuweilen zu Gefühlen der Minderwertigkeit und zu großer Angst vor Verlust der eigenen Fassade und vor Auftreten in der Öffentlichkeit. Nervosität und die Empfindung, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben, sind die Folge. Argentum wird nervös in der Stimme, sie wird schwach, langsam und leicht zittrig. Lebensgeschichtlich hat Argentum in seiner Kindheit häufig die Botschaft erfahren: “Du sollst dir auf deinen Erfolg nichts einbilden”. Argentum hat kein Urvertrauen, trägt die innere Empfindung mangelnder Geborgenheit in sich und fühlt sich nicht gleichberechtigt und angenommen.

Aurum
hat zum Thema mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein und macht sich deshalb in seinem Erfolg von anderen Menschen abhängig. Hierdurch entsteht ein großes Verantwortungsgefühl für die eigene Arbeit, die ernsthaft, gewissenhaft, präzise und vorausschauend erledigt wird. Arbeit bringt Anerkennung und Erleichterung, deshalb ist es für Aurum wichtig, den eigenen Besitzstand und auch die eigene Führungsposition zu erhalten. (Vermeintlicher oder tatsächlicher) Verlust von Erfolg und Anerkennung kann zu Einbrüchen des eigenen Selbstwerts und tiefen Depressionen führen. Aurum möchte mit Respekt und Anerkennung, entsprechend seiner Position, behandelt werden.

Arsenicum
hat ein großes Sicherheits-Bedürfnis. In seiner Lebensgeschichte wurde bereits in der Kindheit hohe Perfektion, Verantwortungs- Bewußtsein und das akkurate Gehen des einzigen richtigen Weges erwartet. Aber immer hatte er das Gefühl, im Urteil der anderen unzulänglich oder nicht gut genug zu sein. Es entstand die Empfindung, daß die eigene Existenzberechtigung abgesprochen wurde. Im Erwachsenen- Alter hat er sich deshalb große Perfektion zugelegt und sich nach allen Seiten abgesichert. Dennoch empfindet Arsenicum große Angst vor Verlust von Sicherheit: Verlust der Arbeit, Entlassung, Angst des Scheiterns, vor Wegnahme all seiner Errungenschaften und Leistungen, und als Symbol hierfür auch Angst vor Dieben und Einbrechern. Arsenicum übt starke Kontrolle über die von ihm geschaffenen Sicherheiten aus, um Auflösungs-Prozesse zu verhindern; die äußere Ordnung dient als Halt, jede diesbezügliche Störung als Verfall und Auflösung. Arsenicum empfindet aus Angst vor vollständigem Verlust eine stetige innere Ruhelosigkeit.

Nitricum (Nitrat)
sucht nach Lebensgenuß, persönlichem Glück und positiver Außenwirkung. Hiermit einher geht ein Bedürfnis nach Expansion, Weite und Raum. Dem korrespondiert eine große Angst, eingeschränkt zu werden: Angst in kleinen und engen Räumen (z.B. Flugzeug, Fahrstuhl) sowie in Menschenmengen ist kennzeichnend. Die Möglichkeit eines Fluchtweges bzw. zum Weggehen (bevorzugter Platz am Ausgang) wird ferner offengehalten. Enge führt zu innerer Spannung und symbolisch auch zu kongestiven Beschwerden (z.B. Röte, Schwellung, innere Hitze).

Zincum
ist ruhelos und möchte optimale Leistung erbringen. Dabei hat er die Tendenz, zu übertreiben und die Arbeit ständig fortzusetzen, ohne zur Ruhe zu kommen. Auf der einen Seite bezieht sich dies auf die intellektuelle Leistung, in der ein Höchstmaß an geistiger Arbeit abverlangt wird. Rationalität und Leistung überwiegen die emotionalen Bedürfnisse. Auf der anderen Seite ist die Wiederholung routinierter Gewohnheiten wesentliches Kennzeichen: sowohl im Hinblick auf eine eher repetitive Vorbereitung auf Prüfungen als auch bezüglich des Interesses an Tätigkeiten und maschinellen Betätigungen (z.B. Computer), die stetige Wiederholungen zum Inhalt haben. Zincum hat große Angst, Prüfungen nicht zu schaffen oder in der Arbeit zu scheitern. Angst vor Neid und Verfolgung im Hinblick auf die Arbeit ist ein wesentliches Symptom, Mißerfolg durch zu harte und starr routinierte Arbeit ein anderes. Das Thema von Zincum ist eine eindimensionale Disziplinierung, die sich kaum Fehler zugestehen kann.

Für Silicium
sind die Zugehörigkeit zur Familie und eher familiäre Beziehungen, die nicht in Frage gestellt werden, ein wichtiger Wert. Ruf, Ansehen, Prestige und Name der eigenen Familie nach außen hin sind ebenso wesentlich wie eine väterliche Leitbild-Figur, die unterstützt und Leitlinien für das außerfamiliale Verhalten gibt. Die Familie wird als stabiler Kern der eigenen Identität angesehen. Sie ist der Ort, von dem heraus sich entfaltet wird. Silicium hat auch die Tendenz, die Rolle des Vaters als Leiter der Familie zu beanspruchen und in diesem Rahmen sehr starr zu werden. Er kann auch der Eigenbrötler in der Gruppe sein. Silicium kann aber auch das genaue Gegenteil erfahren, nämlich instabile Beziehungs-Verhältnisse, Ent-Wurzelung, keine Sicherheit, auf die sich zurückbezogen werden kann.

Acidum (Säure)
ist im ersten Stadium von großer Eile und rastloser Energie gekennzeichnet, die sich sehr schnell verbraucht und zur Erschöpfung führt. Er ist weiter durch Optimismus und Aktivität gekennzeichnet sowie durch einen gewissen Kampfgeist und eine (ätzende!) Aggressivität. Sehr schnell führt dieser hohe Energieverbrauch zu Reibungsverlusten und zu mentaler, physischer und seelischer Erschöpfung, genauer: einem Gefühl des Ausgelaugt-Seins. Hierbei ist die Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen bzw. Antrieb und Aktivität zu entfalten, auf ein Minimum reduziert. Zudem entsteht ein großes Gefühl von Apathie, Lust- und Interesselosigkeit wie auch die Empfindung des Getrennt-Seins von anderen Menschen.

Mercurius
kennzeichnet Menschen, die ständig neue geistige und verstandesmäßige Anregungen suchen und dabei vielfach die Erfahrungsfelder und Interessen wechseln. Stetig werden neue Lern-, Bildungs-, Wissensaneignungs- und Kommunikationszusammenhänge in Angriff genommen. Die fortwährende Hektik und Bewegtheit in der Suche nach neuen Eindrücken kann zu einer Überreizung und später zur Verweigerung neuer Erfahrung und zu mangelnder Aufnahmefähigkeit führen. Hier wird Mercurius dann diktatorisch, sieht in allen anderen Menschen Feinde und versucht seine Macht entweder durch Manipulation und Mentalität des Tricksters oder aber Festhalten am Bewährten abzusichern.

Schauen wir uns nun weitere Beispiele der Kombination verschiedener Elemente an, mittels derer wir die Bedeutung homöopathischer Mittel sehr schnell erfassen können:

Beispiel 1:
AURUM MURIATICUM

A u r u m
Großes Verantwortungsgefühl für die eigene Aufgabe, ggf. “Workaholic”. Arbeit bringt Erleichterung der eigenen Niedergeschlagenheit. Sehr ernsthafte Auffassung von Arbeit, gewissenhaft und präzise in der Führung; Probleme werden vorausschauend aus dem Weg geräumt. Konservativ, auch im Erhalten der eigenen Macht; Veränderungen werden nur zugelassen, wenn damit die eigenen Überlebenschancen verbessert werden. Erfolg kann gut genossen werden. Fühlt sich viel wert in der eigenen Funktion, will mit viel Respekt behandelt werden. Möchte gern teilen, was er erreicht hat. Verantwortung kann schwer bedrücken, wenn Leistungsfähigkeit nicht groß genug oder Situation zu schwer ist. Eigene Pläne stehen nicht zur Diskussion. Wenn Normen nicht mehr entsprochen werden kann, Niedergeschlagenheit, Gefühl, gescheitert zu sein oder die gesamte Schuld zu haben > Selbstmordgedanken, zuweilen stark.

M u r i a t i c u m
(vgl. auch letzte Ausgabe PARACELSUS- REPORT) Selbstmitleid, Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung und Wärme. Bedürfnis, mütterlich versorgt zu werden. Selbstbewußtsein hängt von Zuwendung anderer ab.

A u r u m  m u r i a t i c u m
Bedürfnis nach mütterlicher Zuwendung und Versorgt-Werden als Unterstützung und Bestätigung des Selbstwertgefühls in der Arbeit. Bedürfnis, eine gute Mutter zu sein und zugleich eine wesentliche Rolle in der Arbeit zu spielen. Mütterliche Zuwendung gegenüber anderen als Inhalt einer Arbeit mit großer Verantwortung für andere. Schutz suchen bei einer (zumindest symbolischen) Mutter bei Mißerfolgen in der Arbeit und Niedergeschlagenheit. Großes Engagement in der Arbeit hindert an der Ausführung mütterlicher Pflichten.

Beispiel 2:
ACIDUM NITRICUM

A c i d u m
Erschöpfung, zu wenig Vitalkraft Erschöpfung als Folge von Eile, übertriebener Aktivität, Hektik. Verbrauch der eigenen Energie in hohem Tempo. Am Anfang aktiv, flott, optimistisch, weltoffen, redegewandt und offen. Neigung zum Perfektionismus, will mit allem alleine fertig werden. Ziemlich starkes sexuelles Bedürfnis. Aggressivität, starker Wille, auch gegen Widerstand, bis es nicht mehr geht. Muß für Ziele kämpfen. Kann Dinge nicht akzeptieren, die nicht nach dem eigenen Willen gehen. Verlangen nach Einheit; Polarität: Gefühl der Isolation von den Mitmenschen.

N i t r i c u m
Extravertiert, lebendig, kann das Leben genießen. Genießen: Suche nach Lebensglück und Verlangen nach Liebe. Bedürfnis, schön auszusehen. Deutliches Verlangen nach Sexualität. Angst vor Krankheiten, weil dann die Möglichkeiten eingeschränkt werden, zu genießen. Große Angst vor Einschränkung. Expansion und Bewegungsdrang wichtig; Möglichkeit zum Weggehen in geschlossenen Räumen wesentlich. Kongestion: Röte, Schwellung, Hitze. Spannung bei Kongestion, Entspannung bei Weggehen.

A c i d u m   n i t r i c u m
Ursprüngliches Gefühl, alle Möglichkeiten des Lebensgenusses mit großer Aktivität und Power nutzen zu wollen. Sehr schnell Gefühl der Erschöpfung und Einschränkung. Gefühl, in seinen Lebensäußerungen, seinem Bedürfnis nach Genuß und Lebensfreude eingeschränkt zu sein. Gefühl der Isolation von anderen in Bezug auf Lebensfreude und Genuß. Fühlt sich eingeschränkt und ausgelaugt, weil die Dinge nicht nach seinem Willen gehen. Verausgabung und Erschöpfung führen zur psychischen Kongestion (‘inneres Kochen’, sich immer mehr stauende Wut), der gestaute Haß und die zurückgehaltene Wut laugen die eigene Lebensfreude aus: “Ich muß alleine mit diesen Gefühlen fertig werden!” Gefühl der Getrenntheit und Isolation führt zu Verbitterung: Anderen nicht verzeihen können.

Beispiel 3:
KALIUM ARSENICOSUM

K a l i u m
(vgl. auch letzte Ausgabe PARACELSUS-REPORT) Feste Prinzipien und Werte. Pflicht, Arbeit als Aufgabe, Familie als Mittelpunkt, Versorgung der Familie. Durchsetzungsvermögen, stabil.

A r s e n i c u m
Verlust der Arbeit, Entlassung. Verantwortungsbewußte Menschen mit dem Gefühl des Scheiterns. Bankrott: alles wird weggenommen. Angst vor Dieben und Einbrechern zuhause und am Arbeitsplatz. Angst, zu kurz zu kommen, führt zu Habgier. Starke Kontrolle, um Auflösungsprozeß aufzuhalten; alles muß seinen festen Platz haben. Angst vor allen Störungen der Ordnung, vor Verfall und Auflösung. Fühlt sich verletzt und unterdrückt, wenn die Dinge schief gehen. Ruhelosigkeit aus Angst, alles zu verlieren.

K a l i u m   a r s e n i c o s u m
Seine Pflicht perfekt und korrekt erfüllen, um sich für die Zukunft abzusichern und einem Existenzverlust vorzubeugen. Einhaltung fester Werte und Prinzipen aus Existenzangst. Einhaltung fester Werte und Prinzipien, um Störungen der Ordnung vorzubeugen und die eigene Verlustangst nicht spüren zu müssen. Starre pflichtgemäße und übertriebene Absicherung der eigenen Arbeitsleistung und des Arbeitsplatzes (auch der äußeren Randbedingungen), um dem Eindringen Fremder und dem Risiko des Diebstahls (im symbolischen Sinne) vorzubeugen. Korrektheit und Perfektion als Mechanismus der Kontrolle über den Bestand seiner Arbeit und Arbeitsleistung. Übergroße Vorsicht und Verschlossenheit aus Angst, Fehler zu begehen und Nachteile zu erleiden.

Beispiel 4:
ZINCUM PHOSPHORICUM

Z i n c u m
Wiederholung und Routine. Gute Leistungen, gute Arbeit ist wichtig, es fällt schwer, sich Ruhe zu gönnen. Macht immer weiter, Ruhelosigkeit, selbst beim Schlafen ist körperliche Bewegung notwendig. Beschwerden: >Ruhe, Wochenende, Urlaub, Feiertage, beim Einschlafen Anspruch, intellektuell gut sein zu können. Wiederholung, Wissensansammlung wichtig; oft Gefühl, nicht genug zu können oder nicht genug Wissen zu haben. Sehr intellektuelle Erziehung. Ratio beherrscht Gefühl; Aussenwirkung: kühl, emotionslos, flach. Üben, Pauken, Wiederholen wichtig. Neigung, Gewohnheiten zu wiederholen, Automatismus. Neigung zum Überbürokratismus und zur Unübersichtlichkeit (z.B. der 10-fache Durchschlag). Angst vor Prüfungen; langjährige Traumen, die nachwirken: die nicht zu schaffende Wiederholungs-Prüfung als Muster. Angst vor Gegnern in der Arbeit. Übertriebene Arbeit, die zum Scheitern führt. Angst vor Verfolgung, vor allem durch die Polizei.

P h o s p h o r
(vgl. auch letzte Ausgabe PARACELSUS-REPORT) Mitfühlend, sensibel, hilfsbereit. Suche nach Kommunikation, Austausch, Kontakten, neuen Erfahrungen, Freunde, Geschwister, Nachbarn. Ruhelosigkeit und Ängste. Möchte sich möglichst schnell neuen Menschen durch Kommunikation nah fühlen.

Z i n c u m  p h o s p h o r i c u m
Übermäßige Intellektualisierung und Rationalisierung in der Kommunikation. Möglichst gut und vollständig sein, wenn ich über neue Themen kommuniziere. Tendenz zu nahezu perfektem Mitgefühl für andere; sehr große Aktivität und Engagement für leidende Menschen. In der Kommunikation überschlagen sich die Gedanken in großer Schnelle (dies kann zuweilen auch zu Stottern führen). Um mich Menschen möglichst schnell nahe zu fühlen, muß ich möglichst viel und qualitativ hochwertig reden (auch der Akzeptanz durch die anderen willen). Sehr genau und akkurat im Formulieren, in der Kommunikation; möchte die Dinge möglichst genau beleuchten.

Mit der homöopathischen Gruppen-Analyse können wir somit auf schnelle Weise die grundlegende psychische Essenz eines seltenen Mittels verstehen und mit Habitus, Verhalten, aktuellem Kern-Problem und Charakter unseres Patienten vergleichen. Wir werden der Vielfalt persönlicher Befinden und Zustände in wesentlich höherem Maße gerecht und erhöhen somit unsere Chance, im Praxisalltag sehr schnell das ähnlichste Simile zu finden ohne größere Umwege.

Im nächsten Teil der Serie möchte ich damit beginnen, Ihnen in einer größeren Breite und auch Tiefe die psychischen Wesenszüge bekannter homöopathischer Konstitutionstypen vorzustellen, einschließlich ihrer Ängste, Abwehrmechanismen und auch ihrer signifikanten Träume als Symbole ihres unbewußten Erlebens und innerer Konfliktverarbeitung. Ich werde Ihnen Mittel vorstellen, die typisch für gegenwärtige Zeiterscheinungen sind: Nux vomica (Streß, Hektik, Leistungsdruck, Überarbeitung und Konflikte in der Arbeitswelt), Lycopodium (Mangelndes Selbstvertrauen und Wahrung des Scheins vor allem in der Arbeitswelt) und Natrium chloratum (Die nach außen abgeschottete Wunde des ungeliebten Kindes).

Dr. phil. Reinhard Müller

A n m e r k u n g e n :
1 Samuel Hahnemann, Organ der Heilkunst, Ausgabe 6B, Heidelberg: Haug 1974, S. 44
2 Jan Scholten, Homöopathie und Minerale, Utrecht: Selbstverlag 1994, S. 11
3 vgl. Antonie Peppler: Die psychologische Bedeutung homöopathischer Arzneien, Band 1. Großheubach: CKH-Verlag 1998, S. 10
ferner als Literatur wesentlich:Jan Scholten, Homöopathie und die Elemente, Utrecht: Selbstverlag 1997

 

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü