aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2010
So löse ich Familien-Blockaden
Astrid Kahle aus Soest hat der Kommission eine höchst interessante Abschlussarbeit zum Thema „Familien-Blockaden“ eingereicht, die wir hier in gekürzter Form darstellen. Sie zeigt auf, wie wichtig Familienstellen, EFT und Psycho-Kinesiologie in Beratung und/oder Therapie sind.
Wie Menschen ticken, denken, fühlen und handeln interessiert mich seit meiner Kindheit. Im Laufe der Jahre verschlang ich dutzende Bücher, besuchte viele Seminare, um mehr über die Kraft des Unterbewusstseins zu erfahren. Mein Wunsch nach Wahrheit trieb mich auch beruflich in diese Richtung und ich wurde Lebensberaterin.
Ich fing an mit Kartenlegen und der Chakren-Harmonisierung und lernte, dass jedes Chakra eine Beziehung zu einem bestimmten Organ hat. Körperliche Symptome lassen Rückschlüsse auf die Chakren und damit den emotionalen Stress des Menschen zu. Ich lernte, mit der Sprache der Chakren die „Leiden“ des Körpers, der Psyche und der Seele ganzheitlich zu erfassen. Die Chakren spiegeln ein präzises Bild des Bewusstseins und ihre Sprache kann in der beratenden Arbeit sehr wertvoll sein.
Chakrenlehre
Der Mensch besteht aus 7 Energiekörpern, die den menschlichen Körper dreidimensional durchdringen und an deren Schnittstellen Energiezentren = Chakren entstehen, die uns mit Lebensenergie versorgen. Die Chakralehre geht davon aus, dass die wahre Ursache aller Erkrankungen in der Blockade des körpereigenen Energieflusses liegt. Ziel der energetischen Therapien ist die Auflösung der Blockaden, so dass Lebensenergie wieder vollständig und ungehindert fließen kann. Bei der Chakra-Diagnostik werden Energiestatus und energetische Blockaden wahrgenommen und durch eine Chakra-Harmonisierung aufgelöst.
Durch die Chakrenarbeit erfuhr ich sehr viel über mich und mein eigenes Inneres, erkannte viele Zusammenhänge zwischen meinem Denken, Fühlen, Handeln, meiner Art zu kommunizieren, meiner Umwelt und meinen Beziehungen.
Seit meinem 18. Lebensjahr litt ich unter starker Migräne. Fast alle Ärzte rieten mir, in eine Schmerzklinik zu gehen, doch mein Weg war ein anderer: Ich wollte den tieferen Sinn der Migräne herausfinden und fand glücklicherweise einen ganzheitlichen Therapeuten. Durch ihn lernte ich die Psycho-Kinesiologie kennen.
Psycho-Kinesiologie, in der Muskeltests Aufschluss über innere Spannungs- und Energiezustände geben, ist geprüfte, echte Lebenshilfe, die konkret mit unserem Leben und Alltag, der Zukunft und Vergangenheit zu tun hat. Sie eröffnet über den Weg persönlichen Wachstums und Entwicklung die Chance, das tägliche Leben gelingender zu gestalten. Psycho-Kinesiologie bietet also nicht nur dem Erkrankten, sondern auch dem sich nach Entwicklung sehnenden Mensch eine echte Hilfestellung im Erkennen und überwinden lebensfeindlicher Barrieren, die sich auch als negative Glaubenssätze in Form eines ´eigenen Gesetzbuches´ tief im Menschen verankert haben können.“ (Dr. med. Dietrich Klinghardt, Lehrbuch der Psycho-Kinesiologie, INK 7, überarbeitete Auflage 2006, S. 11 f.)
Mit Hilfe dieser Methode gelang es mir, mich von meiner Migräne zu befreien. Das Thema innere Glaubenssätze und Verstrickungen der Vergangenheit führte mich letztendlich zur Psychologie und ich meldete mich zur Ausbildung zur Psychologischen Beraterin an der Paracelsus-Schule an. Zusatzqualifikationen in Reiki und Familienstellen folgten.
Fallarbeit Familienblockaden & Neue Partnersuche
„Wo und wie finde ich den richtigen Partner?“ Die Hoffnung, den „Richtigen“ zu treffen und immer mit ihm zusammen zu sein, trägt jeder Mensch in sich. Und plötzlich begegnen wir jemandem und verlieben uns. Ein wunderschönes Gefühl: Die immer schlecht gelaunte Kollegin scheint uns nun viel freundlicher, wir schenken jedem ein Lächeln, können über manches hinwegsehen, was uns vorher noch ärgerte, die Sonne strahlt heller, die Blumen erscheinen noch schöner. Doch mit zunehmender Vertrautheit lässt das Verliebtsein nach. Wir lernen den anderen näher kennen und die rosarote Brille entfärbt sich. Nach und nach sehen wir den anderen so, wie er wirklich ist.
Verliebtsein ist kein Dauerzustand. Nach dem Verlieben sollte sich idealer Weise das Lieben einstellen. Liebe ist ein Sein, ein Tun, etwas Aktives. Lieben heißt, den anderen anzunehmen, mit all seinen Stärken und Schwächen. Das setzt eine gewisse Reife voraus. Meiner Meinung nach sind diese Attribute in jedem Menschen angelegt und jeder hat die Möglichkeit, eine erfüllte Partnerschaft zu leben.
Fallschilderung
Frau T., 46, geschieden, 2 Töchter (17 u. 19), Angestellte. Zu ihrem Ex-Mann hat sie – laut eigener Aussage – ein gutes Verhältnis. Oft ist er bei ihr zu Hause, sie essen und unternehmen einiges zusammen. Auf meine Frage, ob das nicht recht ungewöhnlich sei, berichtet sie weiter, dass ihre Eltern sehr konservativ und darauf bedacht sind, die Familie zusammen zu halten. Die Scheidung erzeugte viel Stress und Druck seitens ihrer Eltern, die ihr vorwarfen, die Familie zerstört zu haben. Für ihren Vater ist sie das schlecht geratene Kind und hat ihr Leben nicht im Griff. Er wirft ihr vor, dass sie weder eine gute Mutter, noch erfolgreich in ihrem Job sei. Seiner Meinung nach sei es kein Wunder, dass kein Mann sie haben wolle. Manchmal sei er schon sehr beleidigend ihr gegenüber und hebe ihren Ex-Mann in den Himmel, berichtet sie unter Tränen. Seit Jahren sucht sie nun schon einen neuen Freund und trotz vieler neuer Kontakte und Bekanntschaften findet sie keinen, mit dem sie eine Partnerschaft eingehen kann. Sie hat das Gefühl, dass irgend etwas blockiert und glaubt, professionelle Hilfe zu benötigen.
Ich schlage eine Familienaufstellung vor, die zeigen soll, ob tatsächlich eine „Blockade“ vorhanden ist. Aus meiner langjährigen Erfahrung mit Familienaufstellungen weiß ich, dass es bestimmte Gesetze innerhalb einer Familie gibt und diese von allen Familienmitgliedern eingehalten werden. In Frau T.´s Familie scheint es das Gesetz „Man lässt sich nicht scheiden“ zu geben. Die Familienmitglieder sind sich meistens dieser Gesetze nicht bewusst, dennoch können sie dazu führen, dass man eigene Wünsche und Ziele unbewusst aufgibt, um den Familienfrieden bzw. das Funktionieren des Familiensystems zu gewährleisten. In dieser Aufstellung kann Frau T. erfahren, ob und warum es dieses Gesetz in ihrer Familie gibt und hat die Möglichkeit, sich davon zu befreien. Sie kann sich außerdem den derzeitigen „status quo“ der Beziehung zu ihrem Ex-Mann anschauen. Vielleicht muss auch hier noch etwas aufgelöst werden.
Familienstellen
Beim Familienstellen wird das eigene innere Familienbild mit Unterstützung anderer Teilnehmer im Raum aufgestellt. Jeder Teilnehmer schlüpft in die Rolle einer Person aus dem Familienkreis des Klienten, dadurch entsteht ein sog. „wissendes Feld“, d.h. die Stellvertreter haben Zugang zu Gefühlen und Beziehungen der aufgestellten Familie. Folglich hat der Ratsuchende die Möglichkeit, unausgesprochene Familiengesetze oder von anderen Familienmitgliedern übernommene Aufgaben abzugeben und kann sich daraus lösen. Das gestattet ihm zukünftig, sein Leben freier zu gestalten, eigene Wünsche und Ziele zu verwirklichen.
Aufstellungen müssen nicht zwangsläufig in einer Gruppe durchgeführt werden. Manche Menschen möchten ihr Problem nicht vor mehreren fremden Personen ausbreiten.
Hier gibt es die Möglichkeit einer Einzelaufstellung. Dazu benutze ich Steine oder Gummi-Spielzeugtiere oder ich lege für jede aufgestellte Person ein Blatt Papier mit dem jeweiligen Namen auf den Boden. Mit einer Markierung für Gesicht und Hinterkopf erkenne ich die Blickrichtung der Person, ob sie einander zu- oder abgewandt sind.
Bei Einzelaufstellungen ist der Ratsuchende von Anfang an in den Prozess mit einbezogen, während er bei Gruppenaufstellungen die ganze Zeit über als Beobachter agiert und erst zum Schluss seine Rolle übernimmt.
Frau T.’s Aufstellung
Wir stellen Frau T.´s Vater (Herr B.), ihre Mutter (Frau B.), ihre Schwester, ihren Bruder, den geschiedenen Ehemann und die beiden Töchter auf. Ihren Ex-Mann stellt Frau T. zunächst dicht zu ihren Eltern mit ihren beiden Töchtern. Im Verlauf der Aufstellung stelle ich noch Herr B.´s Mutter auf. Schnell stellt sich heraus, dass Frau T. das „unartige“ Kind der drei Geschwister ist. Ihre Schwester klagt sie an, mit ihrer Scheidung den Familienfrieden gestört zu haben. Sie fühlt sich verraten, da sie als „artiges Kind“ eine schlecht laufende Ehe erträgt, während Frau T. sich scheiden ließ. Sie beklagt sich darüber, dass Frau T. schon als Kind immer ihren eigenen Willen durchgesetzt hat und es deswegen ständig Streit gab.
Im weiteren Verlauf wird ersichtlich, dass auch die Ehe von Frau T.´s Eltern nicht glücklich ist. Beide Elternteile bekamen aus ihren Ursprungsfamilien bereits das Verbot zur Scheidung mit. Frau T.´s Mutter bewundert insgeheim den Mut ihrer Tochter, traut sich jedoch nicht, dies offen auszusprechen. Ihre Motivation, den ehemaligen Schwiegersohn so stark in die Familie einzubinden, liegt darin begründet, dass sie befürchtet, die Enkeltöchter würden sie nicht mehr so oft besuchen, wenn sie deren Vater nicht mit einlädt. Bis hierhin bleibt Herr B. ganz ruhig. Als Frau T. ihn ansieht, wird er sichtlich unruhig und geht ein paar Schritte zurück. Später stellt sich heraus, dass Herr B. mit seiner verächtlichen Art seiner Tochter gegenüber eigentlich seine Mutter meint. Herr B. wuchs mit vier weiteren Geschwistern auf, seine Mutter war eine sehr dominante Frau und machte immer, was sie wollte, was der Familie nicht gut tat. Er hatte immer das Gefühl, von seiner Mutter nicht geliebt zu werden. Seine Tochter (Frau T.) erinnert ihn sehr stark an seine Mutter. Sie macht auch immer nur was sie will, ohne Rücksicht auf die Familie zu nehmen.
Es stellt sich heraus, dass Herr B.´s Mutter sehr unglücklich in ihrer Ehe war und immer den Wunsch hatte zu gehen. Aber da es sich zu ihrer Zeit nicht schickte, den Ehemann zu verlassen, blieb sie. Sie entschuldigt sich bei ihrem Sohn für den Schmerz, den sie ihm zugefügt hat und erklärt ihm, dass sie ihn und seine Geschwister immer geliebt hat.
Nun stelle ich Herrn B. seine Tochter (Frau T.) gegenüber. Frau T. erklärt ihm die Gründe ihrer Scheidung. Der Vater ist erstmals in der Lage zu verstehen und versöhnt sich mit seiner Tochter. Dann wendet er sich an seinen ehemaligen Schwiegersohn, dankt ihm für seine Enkelkinder und bittet ihn, weiter weg zu gehen. Die Familie steht nun entspannt in einer Runde und alle erklären, dass sie sich erleichtert fühlen.
Frau T. möchte aber noch etwas mit ihrem Mann klären. Ich stelle die beiden gegenüber. Als sie sich ansehen, wird dieser zornig und beginnt, sie zu beschimpfen. Frau T. scheint sehr hilflos. Frau T.´s Vater meldet sich und möchte sich neben seine Tochter stellen. Als er dort steht, spürt Frau T., dass ihr dies Kraft gibt. Sie dankt ihrem geschiedenen Mann, würdigt ihn als Vater ihrer gemeinsamen Kinder und sagt ihm sehr bestimmend, dass ihre Ehe nun vorbei ist und sie jetzt ihr eigenes Leben weiterleben möchte und sich wünscht, dass ihm dies auch gelingt.
Am Schluss der Aufstellung steht die Familie von Frau T. deutlich harmonischer beisammen.
Meine Analyse der Aufstellung
- Es gab innerhalb der Familie ein Verbot für Ehescheidungen.
- Frau T. hat Schuldgefühle, weil sie sich nicht an dieses Verbot hielt.
- Da dieses Verbot für Frau T. nun sichtbar geworden ist, kann sie die Schuldgefühle wahrnehmen und wir können daran arbeiten.
- Zur Auflösung der Schuldgefühle werde ich EFT einsetzen, um den dazugehörigen Glaubenssatz energetisch zu entladen.
- Wenn die Emotion tiefer liegt, arbeite ich mit Psycho-Kinesiologie weiter.
EFT (Emotional Freedom Techniques)
Bei dieser Methode beklopft der Klient mit seinen Fingerspitzen verschiedene Punkte an Oberkörper und Gesicht und sagt einen entsprechenden Satz dazu. Im Fall von Frau T. z.B. „Meine Angst davor, meine Eltern zu enttäuschen“. EFT, ein Element der TCM, umfasst die Arbeit an den Energieleitbahnen des Körpers. Jeder Meridian bedeckt ein Stück Hautoberfläche und wird verschiedenen Emotionen zugeordnet. Mit der Klopfakupressur wird die entsprechende Energieblockade gelöst und die Energie kann wieder frei fließen.
Zweite Sitzung
Frau T. setzt sich und legt gleich los. In den letzten Wochen hat sich einiges verändert. Ihr geschiedener Mann ist an den Samstagen mit ihren Eltern nicht mehr dabei. Ihre Eltern „vergaßen“ ihn einzuladen. Die Begegnungen mit ihrem Vater sind jetzt angenehmer als früher. Sie hat aber immer noch Angst, eine neue Beziehung einzugehen, konkret: „Ich habe Angst, meine Eltern wieder zu enttäuschen“. Frau T. möchte diese Angst auflösen und wir arbeiten mit EFT. Ich spüre, dass die Emotion tiefer in Frau T.´s Energiesystem gespeichert ist und empfehle ihr, eine Woche lang täglich EFT anzuwenden.
Dritte Sitzung
Frau T. erzählt mir, dass es ihr besser geht, die Angst vor einer neuen Partnerschaft aber noch immer da ist. Vor drei Tagen hat sie einen Mann kennen gelernt, der ihr sehr gut gefällt und sie möchte sich weiter mit ihm treffen. Sie hat aber immer noch das Gefühl, ihre Eltern zu enttäuschen und etwas Unrechtes zu tun.
Psycho-Kinesiologie
In der Kinesiologie wird mit Hilfe eines Muskeltests ermittelt, woher ein Konflikt kommt. Da in unserem Energiesystem alles gespeichert ist, reagieren unsere Muskeln auf bestimmte Wörter, Sätze oder Fragen. Dazu stellt sich der Klient aufrecht hin, streckt einen Arm gerade aus und der Therapeut fragt und drückt den Arm herunter, während der Klient den Druck halten soll. Wenn die Frage des Therapeuten auf den ungelösten seelischen Konflikt zusteuert, entsteht im Unterbewussten des Klienten Stress und der Arm wird schwach, d.h. er kann den Arm nicht hochhalten. Steuert der Therapeut vom seelischen Konflikt weg, bleibt der Arm stark, der Klient kann trotz starkem Gegendruck den Arm hochhalten.
Ich wende die Psycho-Kinesiologie an und wir stellen fest, dass der Konfliktinhalt, der zu Frau T.´s Ängsten führte, einige Generationen zurück liegt und sich sehr stark an den Inhalt der durchgeführten Familienaufstellung anlehnt. Es ging um ein Trennungsdrama. Dieses bearbeiten wir und Frau T. verlässt gestärkt meine Praxis.
Letzte Sitzung
Frau T. geht es sehr gut. Sie trifft sich immer noch mit dem Mann, den sie vor einigen Wochen kennen gelernt hat und möchte eine feste Partnerschaft mit ihm. Sie hat jetzt keine Angst und auch kein „komisches“ Gefühl mehr. Die Beziehung zu ihrem Vater hat sich erheblich verbessert. Ihre Eltern haben ihren neuen Freund auch schon kennen gelernt. „Es war ganz einfach“, sagt sie, „ich hatte keine Angst, ihn vorzustellen.“ Den Druck, dass diese Beziehung ihrer Eltern wegen funktionieren muss, verspürt sie nicht mehr. Sie ist zufrieden und glücklich und bedankt sich ganz herzlich für meine Unterstützung und Hilfe.
Astrid Kahle
Kontakt: AstridKahle@gmx.de