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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2010

Stress im Darm

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Tipps zur ganzheitlichen Darmsanierung

Etwa 20% der Bevölkerung leiden unter einem gereizten Darm und an daraus resultierenden chronischen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Krämpfe, Stuhlunregelmäßigkeiten und Blähungen.

© eyewave - Fotolia.comOrganisch lassen sich i.d.R. keine Befunde feststellen. Die Betroffenen leiden sehr unter den Beschwerden; Frauen entwickeln diese Problematik zwei- bis dreimal häufiger als Männer. Üblicherweise beruhigen sich die Symptome nachts und verschlimmern sich tagsüber.

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass beim Reizdarmsyndrom veränderte physiologische Verhältnisse im Darm herrschen: Bei 50% der Patienten zeigen sich immunohistologische Veränderungen, bei 40 % unspezifische mikroskopische Entzündungen, 10% erfüllen sogar die Kriterien einer lymphozytischen Colitis.

Aus ganzheitlicher Sichtweise spielen bei der Entstehung der Erkrankung verschiedene Faktoren zusammen: Stress, seelische Belastungen, Ernährung, Milieuverschlechterung, Fehlsteuerungen im Nervensystem, eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen in der Darmwand.

Auf Stress reagiert der Darm wie ein empfindliches Messgerät. Die Nervengeflechte der Darmwände erzeugen vielfältige Botenstoffe, die die Kommunikation zwischen Bauch und Kopf regeln. Sensoren sorgen für bedarfsgerechte Steuerung des Verdauungsprozesses, Regelung der Geschwindigkeit, mit der der Speisebrei transportiert wird, Ausschüttung von Verdauungssäften usw.

© Sebastian Kaulitzki - Fotolia.comBeim Reizdarmsyndrom werden andere Botenstoffe erzeugt als bei einem gesunden Darm. Das Darmhirn vollbringt diese Leistungen weitgehend unabhängig vom Kopfhirn. 90% der Nervenverbindungen laufen vom Bauch zum Kopf, so wird das Gehirn ständig über den Zustand des Darms informiert. Deshalb hängt unser Gesamtbefinden auch grundlegend von der Darmfunktion ab. Umgekehrt funktioniert der Informationstransfer jedoch ebenfalls: Stress sorgt für Entspannung der Darmmuskeln und lähmt damit den Verdauungsprozess. Entspannung hingegen bewirkt eine Aktivierung des Darms. Andererseits kann zu viel Stress im Darm zu einer Überaktivierung (Durchfall) führen. Diese Ambivalenz der Stressauswirkungen erzeugt Darmprobleme.

Laut einer US-Studie fand sich bei 78% von 200 Reizdarmpatienten eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms. Auch Lebensmittelvergiftungen können zu längerfristigen Störungen des Darms führen (10-faches Risiko für Reizdarm), ebenso bakterielle oder parasitäre Belastungen.

Stress ist eine direkte Reaktion auf existierende und empfundene Reize. Das Zwischenhirn alarmiert die Hypophyse, diese regt über die Ausschüttung des Hormons CRH (Corticotropin Releasing Hormon) die Nebenniere an. CRH fördert Entzündungsreaktionen, die oxidativen und nitrosativen Stress bewirken. Stress führt zur Aktivierung von Herzfrequenz, Atmung, Ausschüttung von Magensäure usw. In der zweiten Stufe reagiert der Körper mit Widerstand, die Magen-Darm-Tätigkeit wird angeregt, die Magensäure gesenkt. In der Erschöpfungsphase sind viele Organsysteme beteiligt; die notwendige Energie für das physiologische Funktionieren wird nicht mehr ausreichend bereitgestellt. Nicht zuletzt sind es die „Segnungen“ pharmazeutischer Präparate, die den Darm und die Darmflora auf Dauer belasten, dazu gehören Antibiotika, Cortison und Chemotherapeutika, die „Pille“, Hormone in der Menopause und übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln. Zu warnen ist auch vor rein symptomatischen Behandlungen von Darmproblemen, die die Stresskaskade immer weiter steigern. Umweltgifte und Übersäuerung erzeugen eine Dysbalance im Darm und können das Immunsystem komplett zerstören.

© Sebastian Kaulitzki - Fotolia.comI.d.R. entwickeln sich Darm-Störungen stufenartig. Anfänglich wird die Balance zwischen Darm und Darmflora gestört. Die Bakterien mit ihren schädlichen Stoffwechselprodukten verdrängen die gesunde Flora, der mikrobielle Stoffwechsel verschiebt sich – entweder zur Gärung oder zur Fäulnis hin. Die schützende, unser Leben erhaltende Flora kann nicht mehr genügend kurzkettige Fettsäuren bilden, die viele wichtige Schutzfunktionen erfüllen. Pilze und krankmachende Bakterien greifen die Darmschleimhaut ständig an. An und in der Darmschleimhaut häufen sich Entgiftungs- und Entzündungsreaktionen, die das „leaky gut“-Syndrom, den „löchrigen Darm“ hervorrufen. Durch die Poren fluten nun Giftstoffe von Bakterien, Pilzen und Parasiten, Allergie auslösende Nahrungspartikel in das Darmlymphsystem ein und belasten unser Immunsystem. Chronischer Schnupfen, Erschöpfung, asthmatische Beschwerden und Schwindel sind die Folge.

Eine erfolgreiche Darmregeneration besteht aus:

1. Biologischer Ordnung
Wir können nur dann gesund sein, wenn wir die natürlichen Bedürfnisse unseres Körpers beachten und dementsprechend leben. Dazu gehört das Einhalten biologischer Rhythmen. Zwischen 23 und 4 Uhr morgens entgiftet der Körper, hier ist Schlaf am wertvollsten. Morgens zwischen 5 und 7 Uhr ist die Zeit des Dickdarms, gefolgt von der des Magens, also die beste Zeit, den Darm zu entleeren und in Ruhe zu frühstücken. Wichtig ist es, den Stoffwechsel durch Energiezufuhr auf Aktivität umzuschalten. Weitere Mahlzeiten sollten in 5-stündigem Abstand eingenommen werden. Von dieser Regelmäßigkeit profitieren Ihre Figur und Ihr Darm.

2. Darm-Reinigung
In Folge ballaststoffarmer Ernährung bleiben immer mehr alte Kotreste an der Darmwand hängen, Pilznester und pathogene Bakterien entstehen. Es kommt zu mangelhafter Aufnahme lebenswichtiger Vitalstoffe, Verstopfung, entzündlichen Prozessen und Veränderung der Darmflora. Eine Darmreinigung mit Kräutern und Quellstoffen hilft, alte Schlacken zu lösen und die Darmschleimhaut zu reinigen. Eine sanfte Reinigung, nach den Prinzipien des Ayurveda, bietet wichtige Vorteile für die Darmgesundheit:

  • Quell-Ballaststoffe unterstützen und normalisieren die gesunde Darmfunktion, helfen bei Obstipation und Durchfällen.
  • Die ayurvedischen Früchte Emblica officinalis, Terminalia chebula, Embelia ribes und Terminalia belerica sowie Fenchel und Anis hemmen Entzündungen. (siehe www.ayurveda-marktplatz.de)
  • Mikronisierter Zeolith, ein siliziumreiches Mineral, bindet Schlacken und leitet aus („Müllabfuhr“ der Zellen). Lösliche Ballaststoffe wie Pektin, Inulin und Beta-Glukan dienen der guten Darmflora als Nahrung, fasrige, unlösliche Ballaststoffe (z.B. Kleie, Zellulosen) erhöhen das Stuhlvolumen und verkürzen die Passagezeit.

3. Pflege der Darmschleimhaut und der Entgiftungssysteme
Die Epithelzellen der Darmschleimhaut, die nur 3–7 Tage leben, nehmen unsere Nahrungsmittel auf, transportieren sie und übernehmen wichtige Entgiftungsaufgaben. Damit sie ihre intensive Arbeit erfüllen können, kann ein hypoallergenes Mittel (Dr. Jacob´s Regenerat) eingesetzt werden. Frisch gepresstes Leinöl mit kleinen Eiweißmolekülen und Grünteepolyphenolen wird zu einem stabilen Komplex kombiniert, der einen idealen Nähr- und Pflegestoff für die Darmschleimhaut darstellt. Die Omega-3-Fettsäuren wirken antientzündlich, fördern Stabilität und Flexibilität der Epithelzellen, unterstützen Energiegewinnung und Regeneration der Zellen und Zellkraftwerke. Das Mittel ist ein hervorragender Fänger freier Radikale im Darmtrakt und stimuliert die körpereigene Bildung von reduziertem Glutathion. Seine Wirkung geht weit über die Darmschleimhaut hinaus und unterstützt auch die Regeneration nach Krebs, Chemo- oder Strahlentherapie.

4. Entwicklung einer gesunden Darmflora
Nach der Darm-Regeneration gilt es, die gute Situation zu stabilisieren und ein gesundes Darm-Ökosystem aufzubauen. Probiotische Bakterien, Lactobazillen und Bifidobakterien nehmen positiven Einfluss auf die Gesundheit, beugen Allergien vor, stärken das Immunsystem.

Durch gezielte Kombination verschiedener Maßnahmen und strukturierte, stufenmäßige Vorgehensweise bei der Darmsanierung lassen sich – selbst in schwierigen Fällen – sehr gute therapeutische Erfolge erzielen.

Praxistipps für die Darmregeneration

Für die Reinigungs- und Darmaufbaukur empfehle ich:

  • täglich mind. 2 Liter warmes reines Wasser oder Kräutertee trinken
  • jeden Morgen 3–5 Minuten mit Ayurveda-Öl oder Bürste den Bauch in kreisenden Bewegungen massieren
  • tiefe Bauchatmung
  • regelmäßige Bewegung
  • bei Bedarf abends eine Wärmflasche

Prof. Dr. phil. Martin MittwedeProf. Dr. phil. Martin Mittwede
Experte für Ayurveda und Ganzheitsmedizin; seit vielen Jahren in der medizinischen Fortbildung tätig mit Schwerpunkten Ernährungsmedizin, Prävention und Gesundheitsförderung; Personal Coach.
Kontakt: Dr.Mittwede@t-online.de

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