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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2012

Fallstudie aus der Naturheilpraxis: Vegetative Dysregulation

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Fallstudie aus der Naturheilpraxis

Patientin: Melanie, 13 Jahre

Anamnese
Me© P.C. - Fotolia.comlanie kommt in Begleitung ihrer Mutter in meine Praxis. Sie leidet seit einem Jahr unter ständig wiederkehrenden Kopfschmerzen, zudem juckt ihre Haut zunehmend und sie hat Angst, an Neurodermitis zu erkranken.

Melanie ist für ihr Alter ein eher fülliges Mädchen und macht einen sehr introvertierten und schüchternen Eindruck. Sie nestelt nervös mit ihren Händen herum und ist sichtlich unsicher. Ihre Haut ist sehr trocken, gereizt und rötlich.

In der Anamnese erfahre ich, dass Melanie vor ca. zwei Jahren deutlich an Gewicht zugelegt und vorher Idealgewicht gehabt hat. Sie ernährt sich viel zu kalorien- und fetthaltig: Morgens isst sie mehrere Toastbrote mit Nutella und trinkt stark gezuckerten Kakao. Mittags gibt es in der Schule Fertiggerichte, wie Schnitzel, Pommes und Spaghetti, dazu Limonade. Abends isst sie Pizza und Pudding. Zwischendurch gönnt sie sich einige Schokoriegel und Chips. Sport treibt sie fast gar keinen mehr, da sie sich immer müde und schlapp fühlt. Auch eine gewisse melancholische Grundeinstellung sei bei ihr seit einiger Zeit festzustellen, sagt die Mutter.

Auf die Frage an Melanie, ob sie irgendwelche psychischen Belastungen habe oder unter etwas leide, verneint sie energisch, was ich ihr aber nicht abnehme. Auch die Mutter kann sich an kein belastendes Ereignis erinnern. Ich hake nach. Es stellt sich heraus, das Melanies Mutter sich vor drei Jahren scheiden ließ und Melanie bei ihrer Mutter bleiben wollte. Die Scheidung sei in Frieden und im beiderseitigen Einvernehmen erfolgt. Zudem – so die Meinung der Mutter – sei die Scheidung ja schon so lange her, dass dies sicher keine Rolle bei Melanies neuerdings aufgetretenen Symptomen spielen könne. Nun, dies ist ihr subjektives Empfinden. Melanies Psyche sieht dies augenscheinlich anders, denn während die Scheidungsthematik erörtert wird, ist mir nicht entgangen, dass Melanie immer unruhiger wird und sich vermehrt zu kratzen beginnt.

Therapie
Nur eine bloße Ernährungsumstellung, bsw. eine modifizierte Riegler-Diät, kann gegen die Kopfschmerzen und die beginnende Neurodermitis meiner Meinung nach keinen lang andauernden Erfolg herbeiführen. Auch von anderen Therapiemethoden nehme ich vorerst Abstand. Mein Ziel liegt zuerst darin, dass sich Melanie bewusst wird, dass die Scheidung ihrer Eltern eine Mitursache für ihre jetzigen Beschwerden sein kann. Ich bitte sie, einen Brief an die Kopfschmerzen und an ihre juckende Haut (Vorbild ist hier der „Brief an die Krankheit“ von Prof. Peseschkian) unter folgenden Gesichtspunkten zu schreiben:

  • Wie ging es mir vor den Kopfschmerzen und der juckenden Haut?
  • Wie geht es mir jetzt mit den Kopfschmerzen und der juckenden Haut?
  • Was wollen mir die Kopfschmerzen und die juckende Haut sagen?

Trotzt zweifelnder Blicke verspricht sie mir, den „komischen“ Brief zu schreiben.

Nach knapp einem Monat besucht mich Melanie wieder und strahlt von einem Ohr zum anderen. Sie sagt, dass sie bei Punkt 3 des Briefes festgestellt hat, dass sie doch wahnsinnig unter der Trennung ihrer Eltern gelitten hat und Trost im Essen suchte. Zudem habe sie das Gefühl gehabt, ihren Vater „im Stich gelassen“ zu haben, da sie ja bei ihrer Mutter bleiben wollte. Dies habe ihr starke Kopfschmerzen bereitet. Auch hat sie sich tatsächlich aufgrund ihrer Entscheidung nicht mehr wohl gefühlt in ihrer Haut. Sie habe nun mit ihrem Vater gesprochen und ihm klar gemacht, dass sie ihn genauso lieb hat wie ihre Mutter und dass sie sich schlecht fühlt, ihn „allein zurückgelassen“ zu haben. Sie habe seit der Aussprache mit ihrem Vater fast überhaupt keine Kopfschmerzen mehr und fühle sich viel befreiter und energiegeladener.

Nun führen wir eine gezielte Ernährungsumstellung durch und streichen Kuhmilch und Kuhmilchprodukte, Weizen, Schweinefleisch, Hühnereier und Süßigkeiten vorübergehend aus ihrer Ernährung. Eine Darmsanierung, Akupunktur und Injektionen geben den letzten Schliff.

Vier Wochen später ist ihre Haut wieder vollkommen juckfrei und gesund! Auch die Kopfschmerzen gehören der Vergangenheit an. Melanie ernährt sich nun gesund, nimmt langsam aber stetig ab, treibt mehr Sport und erfreut sich bester Gesundheit.

Kian Schirmohammadi
Kian Schirmohammadi
Heilpraktiker und Psychologischer Berater
info@naturheilpraxis-schirmohammadi.de

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