aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 2/2014
Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis: Abendlicher Unfall im Reitstall
Patientin
Stute Suse
Anamnese
Beim Ausbinden zum Longieren versucht das Reitpferd, sich den Kopf an der Reiterin zu scheuern und hakt sich den bereits geöffneten Ausbindehaken im Unterlid ein. Abb. 1 zeigt, dass das Unterlid bis zum hinteren Winkel zerrissen ist. Da die Wunde heftig blutet, wird zuerst versucht, diese zu stillen, es werden Rescue-Tropfen gegeben und diverse Tierärzte kontaktiert.
Da die Stute sich nicht verladen lässt und kein Tierarzt bereit ist, diese Wunde ambulant zu nähen, wird erst 42 Stunden nach Trauma genäht. Die Entzündung der Wunde ist inzwischen deutlich zu sehen und der Juckreiz lässt das Risiko, dass sich die Stute das abstehende Gewebe abscheuert, steigen (Abb. 2).
Therapie
Nur eine einzige Tierklinik kann mir garantieren, dass die Stute nur soweit sediert werden muss, dass sie noch stehen bleiben kann. Einerseits ist ein Hinlegen eine enorme Kreislaufbelastung, andererseits steigen die Kosten gleich ins Doppelte, wenn aus kosmetischen Gründen das Pferd hingelegt werden muss.
Auf Abb. 3 ist die Wunde 24 Stunden nach Operation zu sehen. Nach vier Tagen Aufenthalt wird die Stute zu Fuß nach Hause geführt und das Foto nach einer Woche zeigt den Tierärzten, dass einer der resorbierbaren Fäden an der Bindehaut zu einer Verquellung und deutlich gestiegenem Juckreiz geführt hat. Am achten Tag nach der OP werden zwei Knoten entfernt, was den Wundspalt leider wieder weit öffnete. Daraufhin lasse ich nacheinander drei Blutegel an der Wunde saugen. Danach kann die Augensalbe abgesetzt
werden und die Heilung wird deutlich verbessert.
Auf Abb. 4 ist das Auge 24 Stunden nach der Blutegelbehandlung zu sehen, Abb. 5 zeigt das Auge nach weiteren zehn Tagen.
Adriana Ludewig
Das Blutegel-Video:
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