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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 3/2023

Unsere Heilpflanze: Weidenrinde . Cortex Salicis

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Auch bekannt als: Salix alba (Silberweide), Felbern, Grauweide, Hartrinde, Weihbuschen, Katzenstrauch

Es gibt weltweit etwa 450 bekannte Weidenarten, von denen 30 in Mitteleuropa heimisch sind. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in der nördlichen gemäßigten Zone bis hin zur Arktis. Der Name „Weide“ rührt vom Althochdeutschen „wida“ (die Biegsame) her. Am häufigsten kommt die Rinde der Silberweide (Salix alba) zum Einsatz, aber auch die anderer Weidenarten werden verwendet, so z.B. Salix caprea (Salweide), S. purpurea (Purpurweide), S. fragilis (Bruchweide) und S. viminalis (Korbweide).

Woran erkennt man Weiden?

Weiden wachsen als bis zu 30 m hohe Bäume (Silberweide) oder als Sträucher, die manchmal nur 3 cm hoch werden. Die baumartigen Weiden gelten als besonders schnellwüchsig, dennoch ziemlich kurzlebig. Nur selten wird ein Alter von 80 oder mehr Jahren erreicht. Die Wurzeln der Weiden sind recht kräftig und verzweigen sich stark, wodurch die Erde gefestigt wird. Sie können nach Verletzungen oder Brüchen erneut wachsen, man hat ihnen daher auch den Titel „Baum der Unsterblichkeit“ beigelegt.

Weiden besitzen fast kreisrunde bis längliche, lanzettförmige Blätter, die auf der Unterseite behaart sind. Die Pflanzen sind zweihäusig, männliche und weibliche Blüten wachsen auf verschiedenen Bäumen und müssen von Wind oder Insekten bestäubt werden. Besonders Hummeln, Wild- und Honigbienen mögen diese Baumart sehr.

Die Blüten werden auch Kätzchen genannt und erscheinen im Frühjahr noch vor den Blättern. Die weiblichen Kätzchen sind grünlich und besitzen eine Walzenform mit Narben, während die männlichen dick und eiförmig sind und gelbe Staubbeutel enthalten.

Wie wirkt Weidenrinde?

Bereits im 12. Jahrhundert empfahl Hildegard von Bingen Weidenrindentee gegen Fieber, Gicht und Gelenkrheumatismus. Im 17. Jahrhundert wurde die Rinde für die Herstellung von Medikamenten gegen Gicht und Rheuma verwendet. In neuerer Zeit fand man heraus, dass bei Migränekranken die Häufigkeit der Anfälle sowie deren Intensität und Dauer verringert werden konnten.

Allgemein nutzt man die Weidenrinde zur Fiebersenkung, Schmerzbekämpfung und gegen Entzündungen. Für die schmerzstillende Wirkung ist die Salicylsäure verantwortlich. Aus den Phenolglykosiden in der Rinde wird Salicin freigesetzt und im Körper aufgrund von nicht näher bekannten Mechanismen in Salicylsäure umgewandelt, die einen Grundstoff vieler Medikamente auf Basis von Acetylsalicylsäure (ASS) darstellt. Beide sind chemisch ähnlich. Die Droge wirkt aber stärker, als es der entsprechende Salicingehalt vermuten ließe; man geht daher von einer synergistischen Wirkung aus, wahrscheinlich im Zusammenspiel mit Flavonoiden. Extrakte aus der Rinde können nicht – im Gegensatz zu ASS – zur Blutverdünnung eingesetzt werden, da die für diesen Zweck notwendige Acetylgruppe nicht vorhanden ist.

In vielen Fertigarzneimitteln ist Weidenrinde in Kombination mit Passionsblume, Mädesüß, Birkenblättern, Süßholz, Pfefferminze, Lindenblüten und Hauhechel enthalten.

In der Homöopathie wird Salix purpurea HAB 34 aus der frisch von den Ästen geschälten Rinde gegen Verdauungsstörungen und Schwindel eingesetzt.

Die Weide ist auch als Bach-Blüte Willow bekannt. Sie stellt das Gleichgewicht zwischen Optimismus, Humor und negativen Gefühlen wieder her und ist das passende Mittel bei Trauer und Verlusterfahrungen.

Eigenschaften

  • antiseptisch
  • blutungsstillend
  • entzündungshemmend
  • fiebersenkend
  • harntreibend
  • schmerzlindernd
  • wundheilend

Anwendungsgebiete

  • Blasenentzündungen
  • Erkältungen
  • Fieberhafte Erkrankungen
  • Gelenkarthrosen
  • Gicht
  • Grippeartige Krankheiten
  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Migräne
  • Rheumatische Leiden
  • Rückenschmerzen

Äußerlich:

  • Geschwüre
  • Hühneraugen
  • Schürfwunden
  • Verbrennungen
  • Verhornte Haut
  • Warzen

Welche Wirkstoffe sind in der Weidenrinde enthalten?

Als wesentlicher Bestandteil sind Phenolglykoside zu nennen, v.a. die Ester des Salicins (Salicortin, Syringin, Triandrin, Tremulacin, 2‘-Acetylsalicortin). Ihr Gehalt liegt zwischen 1 und 10%, ist innerhalb der einzelnen Weidenarten stark schwankend. Ferner sind Flavonoide, Gerbstoffe, Kaffeesäure-Derivate und Harze enthalten.

Welche Teile der Weidenrinde werden medizinisch verwendet?

Zur Anwendung kommen die ganze Rinde, geschnittene, getrocknete Rinden junger, kräftiger, 2- bis 3-jähriger Zweige oder ganze, getrocknete Stücke junger Zweige. Neben den Weidenarten S. alba, S. caprea, S. purpurea, S. fragilis und S. viminalis können auch andere Arten verwendet werden, wenn mindestens 1% Gesamtsalicin, berechnet als Salicin bezogen auf die wasserfreie Droge, enthalten ist.

Anwendung

Als Tinktur Die Rinde in einem Glas mit Schraubdeckel mit Korn oder Wodka übergießen, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. 2-6 Wochen ziehen lassen, abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Dreimal täglich 10-50 Tropfen einnehmen.

Als Tonikum gegen unreine Haut 1 EL Weidenrinde und je 1 TL Beinwellwurzel, Thymian und Rosmarin 10 Tage in 200 ml Alkohol (Korn oder Wodka) ziehen lassen. Danach abfiltern und die Haut damit zweimal pro Tag bestreichen.

Wissenswertes

In der chinesischen Kultur gilt die Weide als Symbol für den Frühling, aber auch für sexuelles Verlangen und Freudenmädchen. Als Blumen- und Weiden-Hof wird dort ein Bordell bezeichnet. In Europa haben Zweige mit Blütenkätzchen der Salweiden eine ganz andere Bedeutung. Sie ersetzten die Palmwedel, die am Palmsonntag in der katholischen Kirche zur Segnung verwendet werden. Die Weidenkätzchen werden daher auch „Palmkätzchen“ genannt. Zusammen mit der Eiche ist die Salweide die bedeutendste Pflanze für die heimische Schmetterlingsfauna. Fast 100 Arten ernähren sich von der Salweide, entweder als Futterstrauch für die Raupen oder als Nährpflanze für die ausgewachsenen, geschlechtsreifen Tiere.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
fh@herfurth.org

Fotos: © Marcus I adobe.stock.com, © LianeMI adobe.stock.com

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