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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/1999

Schlafmangel

Cover

Die unendliche Geschichte

r9906_sm1Ein Problem, das durch die unterschiedliche Beurteilung von Patient und Behandler nicht immer problemlos ist. Jeder vierte Patient, der in der Sprechstunde erscheint, klagt über Schlafstörungen, bei über 80 % ist es ein bereits chronischer Zustand.

Was ist Schlaf überhaupt?

Bis ins 20. Jahrhundert hinein glaubte man, es handele sich um einen passiven Zustand. Seit man aber mit Hilfe des EEG Gehirnströme messen kann, stellte man fest, dass auch der Schlaf ein aktiver Verhaltenszustand ist. Verschiedene Zentren in Großhirn und Hirnstamm haben besondere Funktionen in der Schlaf-Wach-Regulation. Dafür ist das exakte Zusammenspiel von Nerven und chemischen Überträgerstoffen nötig, damit verschiedene Substanzen in das biochemische Gefüge eingreifen können (was übrigens auch einige Schlafmittel tun). Im Gegensatz zur Narkose oder komatösen Zuständen sind während des Schlafes gewisse Wahrnehmungen und Reaktionen möglich. Wir wehren z.B. eine lästige Fliege ab, ohne dabei aufzuwachen. Manche Patienten glauben, keine Stunde geschlafen zu haben, obgleich sie leichte und sogar tiefe Schlafstadien erreicht haben.

Auch den Schlaf kann man messen

Der Tiefschlaf z.B. zeigt uns langsame Gehirnstrom- Aktivität, schwache Muskelspannung, kaum Augenaktivität. Für die REM-Phase (Rapid Eye Movement) sind die raschen Augenbewegungen typisch.

Zeit der Träume

Man geht davon aus, dass Erlebnisse im Wachzustand nachts noch einmal verarbeitet werden. In der ersten Nachthälfte überwiegt der Tiefschlaf, in der zweiten die Leichtschlaf- und Tiefschlaf, in der zweiten die Leichtschlaf- und REM-Phasen. Während der Säugling etwa 16 Stunden täglich schläft, nimmt die Gesamtschlafzeit bei Erwachsenen um 8 Stunden ab, im Alter noch mehr. Dazu sei bemerkt, dass der alte Mensch – außer bei Krankheit – ohnehin nicht mehr als etwa 6 Stunden schlafen soll.

Die Gründe für Schlaflosigkeit sind vielfältig

Nichtorganische Ursachen (etwa 70 % der Betroffenen)

  • Reizüberflutung
  • Stress
  • Schmerzen
  • Depressionen
  • Ängste
  • schreckliche Erlebnisse
  • Alkohol
  • Aufschrecken
  • Zähneknirschen
  • gestörter Schlaf-Wachrhythmus bei Schichtarbeitern u.s.w.

Diese nicht organisch bedingten Störungen bilden die Hauptursache für Schlafprobleme, dazu kommt noch der Schlafmangel, aber auch übermäßige Schlafneigung, die sich geradezu in “Schlafanfällen” ausdrückt, obwohl kein Schlafdefizit nachweisbar ist.

Organische Ursachen
die nicht ungefährliche Schlafapnoe bei Männern über 40, aber durchaus auch bei Frauen. Erste Hinweise sind Schnarchen, gekoppelt mit Tagesmüdigkeit, Bluthochdruck und Übergewicht. Im Schlaf erschlafft nämlich die Rachenmuskulatur, die Patienten kompensieren den dadurch entstehenden Luftmangel mit schnarchenden Geräuschen. Atemstillstände im Schlaf sind gefährlich. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kommt es zu nächtlichem Sauerstoffmangel und damit oft zu starken Blutdrucksteigerungen, Herzrhythmusstörungen, im schlimmsten Fall auch zum Herzinfarkt und/oder Schlaganfall. Die noch “harmloseren” Folgen sind das Schlafentzugssyndrom mit extremer Tagesmüdigkeit, Aggressionen, Gedächtnisstörungen u.a.m. Zu beachten wäre, dass “echte Schlaflosigkeit” durchaus ein Hinweise auf eine organische Erkrankung (oder Psychosen) sein kann.

  • Einschlafstörungen sind meist Folge von Unruhe (Stress) im Alltag, die besonders bei Nervösen weiterwirkt.
  • Frühaufwachen kann auf Erwartungsängste zurückgeführt werden.
  • Durchschlafstörungen beruhen vielfach auf einer Inkongruenz des Schlaftypus, die u.U. schon im Kindesalter auftreten.

Therapie

auf Grund der verschiedenen Ursachen der Schlafstörungen muss entsprechend exploriert werden. Dabei ist die Ausschaltung schlafstörender Momente wichtig, wie Geräusche, warmes Zimmer, Fehlen frischer Luft, Eliminierung von elektronischen Geräten (Radio, Fernsehen) am Nachttisch oder in dessen unmittelbarer Nähe u.s.w.). Die meisten Patienten, die über Schlafstörungen berichten, sind ständig nervös, unruhig, wenn nicht gar Neurotiker, die sich Schlafstörungen geradezu einreden. Sie legen ihre Schlafstörungen ausgiebig dar, haben schon etliche Therapeuten konsultiert und machen meist einen recht wachen Eindruck. Wenn man Nervösen beibringen kann, dass öfteres Aufwachen in der Nacht eine harmlose Folge des Wechsels von Leicht-Tiefschlafrhythmen ist, nützt das beim Neurotiker meist nicht viel. Er muss sich eventuell einer Hypnosebehandlung unterziehen.

  • Bei älteren Patienten mit Cerebralsklerose ist zu beachten, dass der Blutdruck nachts sinken kann
  • Bei Einschlafstörungen soll der Patient jeden Abend dasselbe “Einschlaf- Ritual” befolgen: keine schwere Mahlzeit für die Nacht. Wenn Salat gegessen wird, soll man nicht unmittelbar danach zu Bett gehen, sondern einen Abstand von 2 Stunden berücksichtigen, eventuell einen Spaziergang einlegen.

Patienten, die unter kalten Füße leiden, sollten ein Fußbad mit ansteigender Temperatur von 36 bis 42 Grad durchführen. Evtl. auch ein 36-37 Grad warmes Lavendelblüten-Melisse-Rosmarin-Vollbad nehmen.

Medikamente

Starke Schlafmittel sind unter allen Umständen zu meiden. Sie verhelfen nicht zu einem physiologischen Schlaf, sondern reduzieren in den meisten Fällen nur die REM-Phase (rasche Augenbewegungen)

Phytotherapie (nach Vogt)

Flor. Auratii 20,0
Gladul. Lupuli 15,0
Herb. Eschscholtziae 10,0
Flor. Lamii albi 4,0
Herb. Callunae vulgar. 10,0
Flor. Rhoeados 15,0
Rad. Valerianae 25,0

M. f. spec. D. S. 1 Teel. pro Tasse Wasser tagsüber ansetzen, abends kurz aufkochen 10 Min. ziehen lassen und bei Einschlafstörungen 1- 2 Stunden vor dem Schlafengehen, bei Durchschlafstörungen unmittelbar vor dem Schlafengehen 1-3 Tassen trinken.

Homöopathie

Bei Erwachen aus dem Traum mit Herzklopfen:
Rhus tox., Dil D 6
Schweißgebadet aufwachen:
Hyoscyamus niger Dil D 3
Schläft leicht, hört alles:
Ignatia Dil. D 6
Unangenehme Träume:
Aconitum Dil. D6
Schläfrig am Tag, bei Nacht schlaflos:
Phosphorus D.
Träume von Ereignissen des Tages:
Bryonia Dil. D 6 u.s.w.

Bei homöopathischer Behandlung kommt man um die Repertorisation nicht herum!

Bewährte Fertigarzneimittel

Fa. Pflüger:
Bodival H Tropfen (Einschlafmittel) abends 40 Tropfen Pfx. Convallaria 137 Tropfen (bei Herzklopfen) 3 mal tägl. 15 Tropfen
Steigerwald:
Phytonoxon Tropf. abends 40 Tropfen
F. Infirmasrius:
Löwe-Komplex Nr. 9, Schlafdosis bis zu 30 Tropfen
Fa. Cefak:
Cefasedativ, 30 Tropf. am Tag, 50 Tropf. Abends

r9906_sm2Mario Schischegg

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