aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2016
Medizinalpilze: Neue Möglichkeiten in der Immuntherapie mit einem innovativen Herstellungsverfahren
Vital- oder Medizinalpilze sind weltweit bekannt für ihre immunstimulierende und -ausgleichende Wirkung. Maßgeblich beteiligt daran sind Beta-Glucane, deren Wirkungen wissenschaftlich belegt sind. Jedoch können Beta-Glucane nur in geringen Mengen vom Körper aufgenommen werden, da sie schwer wasserlöslich sind. Ein neues Herstellungsverfahren, das die immunstimulierenden Substanzen bioverfügbar macht, eröffnet für Medizinalpilze neue Wege in der Immuntherapie.
Neben anderen Faktoren sind die heutige Unterforderung und das ungenügende Training des Immunsystems ein nachgewiesener Grund für Allergien und Infekte. Genau wie Muskulatur und Herz-Kreislauf-System regelmäßig trainiert werden sollten, um Krankheiten vorzubeugen, sollte auch das Immunsystem fit gehalten werden. Ein gesundes und reaktionsbereites Immunsystem kann besser Krankheiten abwehren, deren Verlauf verkürzen oder abschwächen.
Beta-Glucane als Bestandteile von Medizinalpilzen können ein Immuntraining bewirken. Es handelt sich um Polysaccharide, aufgebaut aus einzelnen Glukoseeinheiten, die unterschiedlich miteinander verknüpft sein können.
Aufgrund ihrer besonderen Struktur werden sie vom Immunsystem erkannt und stimulieren dieses. Nur in Medizinalpilzen wie Agaricus blazei Murill findet man die Beta-1,3-1,6- Glucane mit kurzen Abschnitten zwischen den 1,3-1,6-Verzweigungen, die für eine effektive Immunstimulation besonders wichtig sind. Beta-Glucane sind jedoch schwer wasserlöslich und können damit nur schlecht vom menschlichen Organismus aufgenommen werden.
Sie werden im Dünndarm bevorzugt über die M-Zellen aufgenommen. Dazu dürfen sie jedoch höchstens 10 µm groß sein. Die beste Wirkung erreichen Beta-Glucane aus Medizinalpilzen, wenn sie kleiner als 0,5 µm sind, da sie dann optimal von den Makrophagen des Immunsystems aufgenommen werden und eine nachfolgende Immunstimulation auslösen können.
Werden nun herkömmliche Medizinalpilz-Produkte, die in Kapseln abgefüllt sind, in einer Flüssigkeit aufgelöst, die dem physiologischen Milieu des Dünndarms entspricht, so stellt man fest, dass nur 13% der Partikel dieser Produkte in einem Größenbereich liegen, der gegeben sein muss, um in die M-Zellen gelangen zu können. Alarmierender ist jedoch, dass nur 1% der Pilzpulver-Partikel so groß ist, dass es in der Folge von den Fresszellen optimal aufgenommen werden kann. Dies bedeutet, dass mehr als 85% des eingenommenen Kapselinhalts erst gar nicht aufgenommen werden können und bis zu 99% überdies gar nicht zur optimalen Immunstimulation beitragen.
Damit wird verständlich, wie schwierig es ist, eine effektive Immunstimulation mit pulverisierten Beta-Glucan-Produkten im Darm zu erreichen. Eine deutliche Erhöhung der Wirkung kann erzielt werden, wenn die Beta-Glucan-Partikel, wie oben beschrieben, kleiner als 0,5 µm sind und diese stabil in einer Flüssigkeit gelöst sind. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, dass diese „Beta-Glucan Partikel-Flüssigkeit“ zum einen über die M-Zellen im Dünndarm und zum anderen über die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann. Hier können Beta-Glucane direkt eine Immunantwort generieren, indem sie z.B. von den Langerhans-Zellen gebunden werden. Dieser Mechanismus wird bei der etablierten sublingualen Immuntherapie in der Behandlung von Pollenallergien genutzt und garantiert eine lokale Immunstimulation im Bereich der oberen Schleimhäute, die zu den Haupteintrittspforten für virale und bakterielle Infektionen zählen.
Ein bayerisches Startup-Unternehmen hat dieses Problem erkannt und das Herstellungsverfahren PuranoTec entwickelt. Dieses bringt das schwer wasserlösliche Beta-Glucan der Medizinalpilze mittels eines physikalischen Verfahrens in eine für den Körper optimal resorbierbare Form und erhält damit seine Vitalkraft. Die Aufnahme der enthaltenen Wirkstoffe erfolgt über die Mundschleimhaut und über den Darm. Damit potenziert sich die Wirkung der enthaltenen immunstimulierenden Beta-Glucane, da sie nun optimal vom Organismus aufgenommen werden können.
Eine Präventionsstudie1) hat gezeigt, dass ein mit PuranoTec hergestelltes Medizinalpilz-Produkt, APUXAN, die Anzahl der Infekt bekämpfenden Immunzellen gegenüber Placebo signifikant erhöht. Liegt keine Erkältung vor, ist der Quotient zytotoxische/regulatorische T-Zellen in Placebo- und Verum-Gruppe annähernd gleich. Das mit PuranoTec hergestellte Medizinalpilz-Produkt APUXAN hält das Immunsystem in Balance. Im Falle einer Erkältung ist der Quotient zytotoxische/regulatorische T-Zellen in der Verum/APUXAN-Gruppe (s. Abb. 2, blauer Balken) signifikant gegenüber der Placebo-Gruppe (grauer Balken) erhöht. Das heißt, es wurden mehr Infekt bekämpfende Immunzellen aktiviert. Diese können damit schneller und effizienter gegen die Infektion vorgehen. Dies wird ohne Nebenwirkungen erreicht.
Dr. Werner Brand
Gründer der Apurano Life Sciences GmbH und Erfinder des PuranoTec Herstellverfahrens
1) Präventionsstudie mit 104 Probanden, die in den letzten 12 Monaten mehr als drei Erkältungskrankheiten hatten. Eine Erhöhung des Quotients aus zytotoxischen/regulatorischen T-Zellen weist auf einen Anstieg der Infekt bekämpfenden Immunzellen hin und damit auf eine Aktivierung des Immunsystems.
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