aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2018
Editorial
Plädoyer für die Weltmedizin
Liebe Leserin
Lieber Leser
Professor Grönemeyer wird gehört und gelesen, nicht nur wegen seines sangesbegabten Bruders Herbert. Dietrich Grönemeyer ist Arzt und als Wissenschaftler der „Vater der Mikrotherapie“, und er publiziert populärmedizinische Bücher mit beträchtlichen Auflagen.
Sein neuestes Werk widmet er der „Weltmedizin“. Das ist für uns keine ganz neue Idee: Grönemeyer propagiert eine ganzheitliche Medizin, die auch heilkundlichen Alternativen unvoreingenommen begegnen soll, offen für alles, was heilt: Yoga, Akupunktur, Ayurveda, Homöopathie, Kräuterkunde oder auch Schamanismus. Seit Jahrzehnten reist und forscht er, lernt dabei die unterschiedlichen Heilkünste der verschiedensten Kulturen kennen und begreifen, und ist überzeugt: Alternative Heilmethoden, aus welchen geographischen und kulturellen Winkeln sie stammen mögen, können die Schulmedizin enorm bereichern.
Er bedauert das Fokussieren der Facharztmedizin auf die Spezialgebiete. Es fehle das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Zusammenwirkens über die Grenzen der Schulmedizin hinaus. Grönemeyer plädiert für eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit der Ärzte mit Psychologen und Naturheilkundlern, auch mit Heilpraktikern jeglicher Therapierichtung. Die Erfahrungen naturheilkundlicher, traditioneller oder alternativer Verfahren aus aller Welt sei eine wertvolle Schatzkammer für Therapeuten. Die Therapeuten der Zukunft sollen undogmatische Netzwerker sein, die ihre Patienten als Menschen begreifen und deren Selbstheilungskräfte zu mobilisieren lernen. In der Weltmedizin ist kein Platz für akademischen Standesdünkel und Ausgrenzung Andersdenkender, in ihr wird der medizinisch-industrielle Komplex in seine Schranken verwiesen.
Grönemeyer macht in TV-Runden seinen Standpunkt klar. Selbst der Stern lässt ihn zu Wort kommen, sonst eher der Heilpraktiker-Hatz und Verteufelung aller Methoden ohne schulmedizinische Sakralweihen verpflichtet. Wir hätten Grönemeyer einen noch treffenderen Buchtitel empfehlen können: „Wer heilt hat Recht“. (Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, ca. 1530)
HP Eckhardt W. Martin, Herausgeber