Auch bekannt als: Chilli, Chilischote, Pfefferschote, Roter Pfeffer, (Gemeine) Beisbeere, Spanischer/Indischer/Türkischer Pfeffer, Mexikanische Paprika, Cayenne-Pfeffer Chili wird als Name für scharf schmeckende Früchte verschiedener Arten und Varietäten aus der Gattung Capsicum (Paprika) verwendet. Sie werden der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) zugeordnet und kommen als Gemüse-, Arznei- und Gewürzpflanzen zum Einsatz. In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung als Arzneimittel. Ihre ursprüngliche Heimat ist Süd- und Mittelamerika, von wo aus sich die Pflanzen durch Spanier und Portugiesen auch in der alten Welt verbreiteten. Nord- und Mitteleuropa erreichten Capsicum-Arten über den Balkan, wohin sie die Türken gebracht haben dürften. Diese hatten sie wahrscheinlich aus portugiesischen Kolonien erhalten.
Die gebräuchlichsten Kulturarten sind C. annuum, C. frutescens und C. chinense. Dabei bedeutet der Name Capsicum annuum, dass es sich um eine einjährige Pflanze handelt, was nicht vollständig korrekt ist, da es bei passender Temperatur auch etliche mehrjährige Sorten gibt.
Woran erkennt man Chilis?
Capsicum bildet verschiedene Fruchtformen aus (glocken-, pyramiden- sowie tomatenförmig). Botanisch gesehen handelt es sich bei den Früchten um Beeren.
Wie wirken Chilis?
Chilis können Durchblutungsstörungen entgegenwirken und Herzinfarkten vorbeugen. Der Inhaltstoff Capsaicin kann Studien zufolge im Vergleich zu Placebo chronische Schmerzen neuropathischer und muskulärer Ursache mindern. Dieses Ergebnis hielt bei über 50% der Patienten im Rahmen einer Meta-Analyse 8 Wochen an. In der Entwicklungsphase befindet sich derzeit eine Kombination aus Capsaicin und einem Lokalanästhetikum.
In der Volksmedizin wird Capsicum auch zur Behandlung von Alkoholismus und bei Fieber genutzt. Eine prophylaktische Anwendung ist gegen Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzerkrankungen sowie zur Libido- und Potenzsteigerung (Aphrodisiakum) bekannt.
Werden Capsicum-Produkte äußerlich eingerieben, müssen die Hände gleich nach dem Auftragen gründlich gewaschen und per Zun
gentest auf Restschärfe überprüft werden. Ansonsten drohen schmerzhafte Folgen, wenn man sich z.B. beiläufig die Augen reibt. Auch die gesamte Umgebung kann unabsichtlich „geschärft“ werden.
Kontraindikationen sind Überempfindlichkeit (lokale Reaktionen, z.B. Brennen und Hautrötung), offene Wunden, Hautkrankheiten, Schwangerschaft sowie Stillzeit. Vorsicht ist bei Kindern unter 12 Jahren geboten!
Eigenschaften
• anregend
• antibakteriell
• betäubend
• durchblutungsfördernd
• hautreizend
•
kreislaufanregend
• schweißtreibend
• wurmtreibend
Anwendungsgebiete
• Appetitlosigkeit
• Blähungen
• Gelenkschmerzen
• Hämorrhoiden
• Harnblasen- und
Harnwegskatarrhe
• Heiserkeit
• Hexenschuss
• Ischias
• Juckreiz
• Magen-Darm-Entzündungen
•
Magenschwäche
• Mittelohrvereiterungen
• Muskelkater
• Muskelschmerzen und -verspannungen
•
Nackenschmerzen
• Nervenschmerzen, Neuralgien
• Neuropathische Schmerzen
• Prellungen
• Rheumatische
Beschwerden
• Rückenschmerzen
• Schleimhautentzündungen
• Verdauungsschwäche
• Verspannungen
• Verstauchungen
• Wurmfortsatzentzündungen
• Zerrungen
Schärfegrad
Die Schärfe von Chilis wird nach der Scoville-Skala klassifiziert, die von 0 (keine Schärfe) bis zu 16000000 (reines Capsaicin) reicht.
Gemüsepaprika 0-500
Peperoni
Mittelscharfe Chilis 1500-30000
Cayenne-Pfeffer 30000-50000
Thai-Chilis
Habanero-Chilis 100000-350000
Reines Capsaicin 6000000
Beispiele für Schärfegrade nach der Scoville-Skala
Welche Wirkstoffe sind in Chilis enthalten?
Capsicum enthält 0,1-0,9% Capsaicin sowie verschiedene Capsaicinoide. Außerdem Carotinoide (0,3-0,8%, überwiegend α-Carotin und Violaxanthin), Capsanthin, Capsorubin, Saponine, Farbstoffe und Flavonoide.
Frische Früchte beinhalten bis zu 0,2% Vitamin C und damit oft mehr als doppelt so viel wie z.B. Äpfel oder Orangen. Ebenso sind die Vitamine E und A (als Provitamin), Folsäure und fettes Öl dabei.
Welche Pflanzenteile werden medizinisch verwendet?
Als Arzneidroge werden die getrockneten reifen Früchte der Pflanzen (inklusiv Samen) verwendet (Capsici fructus, Chilischoten). Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Gesamtcapsaicinoiden, berechnet als Capsaicin. Aus der Droge werden z.B. mit Ethanol gewöhnliche und standardisierte Extrakte hergestellt.
Anwendung
Für die – fast immer – äußerliche Anwendung kommen Cremes, Salben und Pflaster zum Einsatz. Dabei verwendet man ausschließlich auf Capsaicinoide standardisierte Extrakte.
Es ist auch gebräuchlich, Chili-Öl oder -Tinktur selbst herzustellen. Das Öl ist aufgrund der Carotinoide meist leuchtend rot oder orange gefärbt und nicht so scharf wie die Tinktur. Letztere kann wegen ihrer Schärfe bei (seltener) innerer Anwendung zur Stärkung der Verdauung und Stoffwechselanregung durchaus den Magen reizen. Für das Chili-Öl werden ca. 15 g getrocknete und kleingeschnittene Chilis im Öl (am besten Mandelöl) 4 Wochen lang stehen gelassen. Dann kann es auf verspannte Körperteile aufgetragen werden.
Wissenswertes
In der Kosmetik werden Chilis zur Lippenvergrößerung eingesetzt. Außerdem gelten sie als unzulässige Doping-Mittel z.B. für Pferde.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Autor, Dozent an den
Paracelsus Gesundheitsakademien
fh@herfurth.org