Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2014

Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis: Alzheimer beim Hund

Cover

© awarts - Fotolia.comPatient

Dackel Otto, 12 Jahre

Anamnese

Eine Klientin, deren Hund ich gerade ausbilde, berichtet mir von ihrem Nachbarshund, einem zwölf Jahre alten Teckelrüden, der sich seit mehreren Monaten seltsam verhalte und für ihn untypische Verhaltensmuster zeige. Er laufe ziellos in der Wohnung umher und reagiere schreckhaft oder aggressiv auf plötzliche äußere Einflüsse wie Klingeln an der Tür oder einfach nur das Aufstehen seines Frauchens.

Während ich noch überlege, ob das jetzt meine Aufgabe sein muss, diesem Hund zu helfen, klingelt auch schon das Telefon meiner Klientin: „Ja, sie ist gerade eben im Haus, wir kommen mal hoch“, höre ich noch – okay, also soll es wohl meine Aufgabe sein.

Therapie

Die Alzheimererkrankung beim Hund ist der beim Menschen gar nicht so unähnlich. Wir sprechen vom Verlust von Nervenverbindungen im Gehirn. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Effizienz der Mitochondrien, also der Energielieferanten der Zelle, ab. Dies führt über weitere Wege nicht unbedingt zum Absterben der Nervenzellen an sich, sondern zum Verlust von Dendriten und Axonfädchen, also den Ausläufern und Informationsüberträgern der Nervenzellen. Während dieses Gewebe degeneriert, sammeln sich amyloide Plaques die im Gehirn an einen dicken Belag bilden, der im Gehirn die Übermittlung von Signalen verhindert.

Da wir nun für den Hund einen neuen Namen für diese Erkrankung brauchen, sprechen wir vom Kaninen Kognitiven Dysfunktionssyndrom – welches sich aber symptomatisch darstellt wie die nach Alois Alzheimer (1864-1915) benannte Erkrankung am Menschen.

Alzheimer-Erkrankte vergessen rückwärts: Sie vergessen zuerst, was gestern war. Dann, was vor einer Woche war, danach was vor einem Monat geschah usw. Wichtig sind für unsere Hunde nicht etwa die genauen Geschehnisse, die vergessen werden (im Vergleich dazu vergessen Menschen die Geburt ihrer Kinder und die Hochzeit mit ihrem Ehepartner), sondern die erlernten Verhaltensweisen, die vergessen werden. So, wie ein Welpe noch nicht gelernt hat, wie er sich verhalten soll oder wie er Probleme lösen kann, hat ein demenzkranker Hund das wieder vergessen. Er wird wieder zum Welpen (nur zeigt der Welpe ein Problemlösungs- oder Lernverhalten, der kranke Hund kann das nicht mehr).

Der Hund

  • kann seine Emotionen nicht mehr kontrollieren (ja, auch Hunde können das)
  • verlernt soziale Interaktion (zum Teil auch Beschwichtigungsgesten, Reaktionen auf äußere Einflüsse)
  • wird zeitlich und räumlich orientierungslos (vergisst routinierte Abläufe, läuft ohne Ziel umher)
  • hat ein verändertes Schlafverhalten (einen veränderten oder fehlenden Tag-Nacht-Rhythmus)

Ich frage die Besitzerin, was sich an ihrem Hund so drastisch verändert hat, dass Sie nun um Hilfe bittet. Sie berichtet, dass Otto die Füße seiner Besitzerin angreift, wenn sie plötzlich aufsteht. Er erkennt die Tochter der Besitzerin nicht mehr und tritt ihr an der Tür aggressiv entgegen. Er kann seine Blase nicht mehr kontrollieren, vergisst anzuzeigen, dass er sich leeren muss, und wenn er draußen ist, weiß er nicht mehr warum und läuft ziellos umher. Zudem leide er oft unter Obstipation. Bei der klinischen Untersuchung zeigen sich eine trockene Haut und trockene Schleimhäute. Der Hund scheint auch in der Wohnung Orientierungs- und Koordinationsstörungen zu haben, er vergisst die Teppichkante und findet nicht die richtige Schrittfolge beim Rückweg vom Futternapf.

Wir vermuten, dass die Alzheimer-Erkrankung beim Menschen auch mit posttraumatischen Belastungsstörungen zusammenhängt. Nicht umsonst ist die Zahl der Erkrankten mit der Kriegsgeneration exponentiell gestiegen. Ist dies beim Hund ebenso?

Ich frage die Besitzerin nach etwaigen Traumata bei ihrem Hund. Otto kam aus einer Massentierhaltung und wurde im Alter von vier Jahren von seiner jetzigen Besitzerin übernommen. Er zeigte sich früher Fremden gegenüber misstrauisch und war bei Übernahme nicht stubenrein – eine Symptomatik, die natürlich viele Hunde aus Massentierhaltung vorweisen, aber eben auch genau die Auffälligkeiten, die Otto aus der ganzen Palette an möglichen Symptomen jetzt an den Tag legt.

Ich nehme diese Informationen mit nach Hause, repertorisiere mit diesen Informationen in der Homöopathie und komme zum Ergebnis: Dackel Otto möchte gepflegt werden, sich fallen und umsorgen lassen. Er fühlt sich bis auf lästige Begleitsymptome wohl in der Rolle des jung (weil dement) gewordenen Althundes. Er möchte nicht auf Regeln achten und der Mittelpunkt sein. Wie erkläre ich nun das der Besitzerin?

Dankbar nimmt sie die Informationen an, sie ist sich bewusst, dass die Erkrankung sowieso nicht heilbar gewesen wäre und wir einigen uns auf eine heilsame, wenn auch nicht gänzlich heilende Begleitung der Symptome.

Eine Aufstellung reinigt die vergangene Beziehung zum Tier-Messie, Ottos erstem Besitzer. Vorbereitend und unterstützend zur Aufstellung erhält Otto die Essenz Inner Work von Daniel Mapel. Der Hund erhält außerdem Srog´zin 10, das Padma Nerventonikum (eine tibetische Kräuterrezeptur) und viel Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Fürsorge – denn das ist oft schon heilsam genug.

Literatur

  • Maria Störr: Hunde helfen heilen, Kynos-Verlag

Maria Auerswald Maria Auerswald
Tierheilpraktikerin, hundgestützte Therapeutin

buero@hunde-helfen-heilen.com

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü