aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2017
Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis: Ekzem und Mauke
Patient
3-jähriger Wallach, rheinisches Kaltblut
Anamnese
Aufgewachsen ist das Pferd in einer großen Hengstherde. Im Februar 2016 wurde es auf der Koppel liegend kastriert, da die Besitzerin einen Wallach haben wollte. Leider kam es in der Folge zur Bildung von Fisteln am Samenstrang, sodass das Tier eine Woche später erneut operiert werden musste. Der zweite Eingriff fand in der Tierklinik statt und verlief ohne Komplikationen. Sicherlich hat das Pferd in dieser Zeit Antibiotika und Schmerzmittel erhalten. Im Frühjahr 2016 entdeckt die Besitzerin leichte Erhebungen an den Beinen, welche sie zunächst für Dreckverkrustungen hält. Das Pferd hat einen ausgeprägten Behang an allen Beinen, wie es für diese Rasse typisch ist. Sorgfältige Kontrolle und fast tägliche Pflege sind deshalb notwendig.
Zu Beginn des Sommers entwickelt sich am Mähnenkamm ein Ekzem. Nach Einreibungen mit Leovet Bio Hautöl und Leovet Mähnenliquid stellt sich zunächst eine kurzfristige Besserung ein, die Situation bleibt in der Folge aber unverändert. Die Mauke (Fesselekzem) wird mit abgekochtem Wasser und Calendula-Tinktur gespült und danach mit Calendula-Salbe eingecremt. Leber und Nieren werden mit Kräutern (Pernaturam) entgiftet, Zink (Makana) wird zugefüttert.
Im Sommer ist der Mähnenkamm stark geschwollen und sehr heiß. Das Pferd ist berührungsempfindlich und will sich nicht anfassen lassen. Die Besitzerin deckt ihn daraufhin mit einer Ekzemerdecke ein und behandelt mit Ringelöl (Deganius). Nichts davon bringt den erhofften Erfolg.
Vom Verhalten her ist das Tier ein eher gemütlicher Typ, was schon die Rasse mit sich bringt. Es hat viel Freude an Bodenarbeit und lernt schnell Neues. Auf seine Besitzerin ist es stark fixiert, während der Anamnese erscheint mir das Verhalten fast schon als aufdringlich.
Im jetzigen Stall steht der Wallach seit Juni 2016, Umzüge scheinen ihn nicht zu beeinflussen. Er hat eine Box und bekommt 2x tgl. Heulage. Den Tag verbringt er draußen in einer reinen Wallachherde mit 15 Pferden. Der Kot, den ich in der Box sehen kann, ist wohlgeformt. Er hat nur minimal Probleme mit Kotwasser beim Anweiden. Was mich allerdings etwas verwundert, ist, dass er wohl oft mit dem Kopf in einer Ecke der Box steht und sein Hinterteil dann in Richtung Stallgasse weist. Unwohl scheint er sich dort aber nicht zu fühlen, weil er sich auch gerne mal hinlegt zum Ausruhen.
Morgens und abends werden Pellets und Bierhefe, getrocknete Rote Beete und Mineralfutter von Lexa gefüttert. Ab und zu bekommt er Luzerne. An der Figur des Kaltblut-Wallachs habe ich nichts auszusetzen. Sicher mag er einigen zu dick erscheinen, aber man sollte auch immer das rassetypische Aussehen miteinbeziehen. Der Mähnenkamm sieht normal aus und fühlt sich weder speckig noch angeschwollen an. Ich erschrecke, als ich mich den Beinen nähere. Egal an welches Bein und an welche Stelle ich fasse, ich fühle Borken. Die Beine sind unterhalb des Vorderfußwurzelgelenks bzw. des Sprunggelenks mit Borken übersät.
Therapie
Ich trage der Patientenbesitzerin auf, den Behang an allen vier Beinen täglich zu bürsten und die ganz schlimmen Stellen mit grüner Seife einzureiben. Außerdem empfehle ich folgende Medikamente: Narcosis, Malandrium, Hepar comp, Coenzyme comp, Cutis comp.
Laut Rückmeldung vier Wochen später ist eine deutliche Besserung zu erkennen, obwohl der Wallach jeden Tag draußen bis zum Fesselkopf im Matsch steht. Die Mähne wächst außerdem deutlich sichtbar. Ende November 2016 besuche ich den Kaltblüter erneut. Ich fühle nur noch vereinzelt Krusten und muss fast schon danach suchen. Die Beine werden nur noch einmal pro Woche gepflegt, d.h. der Behang gekämmt und die noch vorhandenen krustigen Stellen mit grüner Seife eingerieben. Der Wallach schläft viel und legt sich abends oft in seiner Box zum Schlafen hin. Beim Reiten ist er am Widerrist und im Schulterbereich empfindlich. Er wächst aber auch gerade wieder.
Ich lege folgende Medikamente fest: Ignatia, Spenglersan Kolloid E, Nigersan D5, Citrokehl, Coenzyme comp, Cutis comp.
Mein dritter Besuch im Februar 2017. Es sind keine Krusten mehr vorhanden, obwohl das Pferd tagsüber weiterhin im Matsch auf dem Paddock steht. Der Fellwechsel hat bereits eingesetzt. Der Wallach ist weiter gewachsen und hinten zurzeit überbaut. Er wirkt abends müde und erschöpft, hat aber Spaß am Training und wird den Aussagen der Besitzerin zufolge nicht überfordert. Die Medikamente werden umgestellt: Nigersan, P-sta, eine Hochpotenz Phosphor sowie weiterhin Citrokehl.
Nach Rücksprache im April 2017 geht es dem Kaltblut gut, Ende des Monats steht der erste Turnierstart an.
Yvonne Danger
geprüfte Tierheilpraktikerin VDT, geprüfte Tierakupunkteurin TCM, Heilpraktikerin in Ausbildung
mobile@tierheilpraxis-danger.de