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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 6/2017

Geburtstrauma

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© tiagozr I fotolia.comEin Trauma wird assoziiert mit einem noch immer bestehenden Konflikt nach einem Ereignis, das nicht verarbeitet werden konnte. Per Definition spricht man von einer starken seelischen Erschütterung. Übersetzt aus dem Griechischen bedeutet das Wort „Wunde“ oder „Verletzung“.

Ist also jede Geburt automatisch ein Trauma?

Nein. Die Geburt ist ein natürliches Ereignis und fand allein in Deutschland im Jahr 2016 ca. 783000 Mal statt. Der Eintritt in unsere Welt und der Geburtsverlauf sind nicht nur für die werdenden Eltern aufregend und anstrengend, sondern auch für die Babys. Sie müssen eine enorme Anpassungsleistung erbringen: selbstständig atmen, ihre Körpertemperatur regulieren, Eindrücke verarbeiten, trinken, ihre Bedürfnisse ausdrücken und einen Schlaf-Wach-Rhythmus finden.

Anthroposophen sprechen auch von einer Art Übergang von organischer Symbiose zu einer seelischen Beziehung zwischen Eltern und Kind. Das untermalt den sensiblen Moment einer Geburt.

Wann spricht man von einem Geburtstrauma?

Die Geburt ist ein höchst sensibler Moment und wird von jeder Frau unterschiedlich erlebt. Äußere Einflüsse, Befürchtungen, körperliche Beschwerden oder Vorerkrankungen können dazu führen, dass eine Geburt nicht so natürlich stattfinden kann, wie es die Natur vorgesehen hat. Kind und Mutter bilden nicht nur in der Schwangerschaft eine enge Symbiose, sondern auch während der Geburt und darüber hinaus. Entsteht also ein Stressmoment für Mutter und Kind, kann dieser ein Ereignis darstellen, das von beiden nicht verarbeitet und emotional integriert werden kann.

Ein Geburtstrauma kann vorliegen, wenn z.B. das Verhalten des Babys nach der Geburt durch starke Unruhe geprägt ist, es außergewöhnlich viel schreit, nicht in den Schlaf finden kann, eine angespannte Körperhaltung zu beobachten ist oder sich ein schlechtes Trinkverhalten einstellt. Bei größeren Kindern ist ein Geburtstrauma etwas schwieriger zu erkennen, es äußert sich häufig über Trennungsängste in jeglicher Form.

Bei Müttern ist deren Gefühlswelt ein Indikator dafür, ob eine Geburt traumatisch erlebt und verarbeitet wurde oder nicht. Oft ist zu beobachten, dass Mütter bei der Beschreibung der Geburt weinen müssen. Was genau bei der Geburt zur Erschütterung geführt hat, gilt es genau zu erfragen. Ging es zu schnell? War das Ärzteteam mit seinen Entscheidungen zu übergriffig? Wie waren die Gegebenheiten während der Geburt? Viele Frauen berichten auch von der Enttäuschung, die sie empfinden, wenn die Geburt anders verlaufen ist, als sie es sich gewünscht hatten.

Häufigste Ursachen für ein Geburtstrauma

  • Tendenziell nehmen Spontangeburten ab. Kaiserschnitt-Kinder weisen eine gewisse Unsicherheit auf, die Babys tendieren durch den speziellen Eintritt in die Welt zu Unruhe und Schlafstörungen.
  • Kommt ein Kind besonders schnell zur Welt (z.B. durch rasch und heftig einsetzende Wehen oder Notkaiserschnitt), sind Mutter und Kind häufig überrascht und seelisch überfordert.
  • Auch der Einsatz von Schmerzmitteln und Narkotika unter der Geburt kann das Baby in seinem Wohlbefinden beeinträchtigen.
  • Kinder, die mit der Saugglocke geholt werden oder besonders lange und ungünstig im Geburtskanal steckten, haben manchmal mit Verrenkungen zu kämpfen und sind beim Trinken eingeschränkt in ihrer Bewegung. In guten Kliniken findet nach der Geburt automatisch eine osteopathische Behandlung statt.
  • Kinder, die zu früh geboren werden, haben eine besondere Anpassungsleistung zu erbringen, und nicht selten gibt es maßgebliche Faktoren, die zu einer Frühgeburt führten.
  • Postnatal: Direkt im Anschluss an die Geburt findet bei etwa 24% der Eltern das Bonding zwischen Eltern und Kind statt. Andere Elternteile erleben das Bonding schon während der Schwangerschaft sehr intensiv. Wird dieser besondere Moment kurz nach der Geburt unterbrochen oder gestört, kann es die Eltern und den Säugling in Unruhe und Unsicherheit versetzen.

Dies sind Situationen, die alltäglich in unseren Geburtskliniken und Geburtshäusern vorkommen. Nicht jedes Ereignis oder jede komplizierte Geburt führt automatisch zu einem Geburtstrauma.

Homöopathie kann helfen

Als homöopathisch arbeitende Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Kinderheilkunde sehe ich häufig überreizte Säuglinge und deren besorgte Eltern. Ein sorgfältig gewähltes homöopathisches Mittel für Mutter und Kind gibt beiden die Möglichkeit, zu ihrer inneren Kraft und ihrem Selbstvertrauen zurückzufinden. Das Zellgedächtnis erhält die benötigte Starthilfe zur Selbstregulation und Entspannung. Je früher ein Geburtstrauma erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass es sich nicht manifestiert und in der späteren Kindheit Beschwerden bereitet. Zum Einsatz kommen nicht nur die bekannten Schockmittel, wie Aconitum, Arnica oder Opium, sondern auch Mittel, die besonders auf die anfängliche Bindung eingehen, wie Magnesium carbonicum, oder die „Muttermittel“, die einen nachnährenden Charakter haben.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Wenn Eltern den Verdacht auf ein Geburtstrauma bei ihrem Kind haben, ist es wichtig, sich fachlich kompetente Beratung einzuholen. Diese erhalten Eltern bei einer Hebamme. Ist dies keine Option, lohnt es sich, den Kontakt zu Stillberaterinnen oder einer Schreiambulanz zu suchen oder einen auf Kinder spezialisierten Osteopathen oder einen klassischen Homöopathen zu konsultieren.

Zudem eignen sich Angebote speziell für Eltern (z.B. in Elternschulen). Um ihrem Kind eine gute und tragende Bindung anzubieten, Nähe und Mitgefühl für seine Situation zu zeigen, ist es wichtig, dass die Eltern selbst zu Entspannung und Zuversicht finden.

Wie genau kann die Homöopathie unterstützen?

Klassisch homöopathisch arbeitende Therapeuten sind sensibilisiert auf das Thema Geburtstrauma und wissen um den besonderen Aspekt der Geburt. Mit Hilfe der Homöopathie ist es möglich, auf die unterschiedlichen Ereignisse und ihre Folgen einzugehen sowie dem Körper Impulse zur Selbstregulierung und Regeneration zu geben. Ausschlaggebend für die richtige und individuelle Arznei ist die Ursache (Causa). Anhand der Themen (z.B. Verlust, noch nicht angekommen in der Welt, Verletzungen, Ängste) lassen sich in der Materia medica (Arzneimittelkunde) passende Arzneien finden.

Elementar ist hier die Behandlung von Mutter und Kind! Entscheidend dabei ist, was und ob der auslösende Moment etwas bei der Mama oder dem Kind verändert hat. Manchmal lohnt sich ein Blick in den Mutterpass. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Geburtsprotokoll der jeweiligen Klinik anzufordern.

Fazit

Bei Verdacht auf ein Geburtstrauma beim Kind, der Mutter oder bei beiden ist es ratsam, aktiv zu werden und sich professionelle Hilfe zu suchen. Wenn Körper und Seele keine geeignete Bewältigungsstrategie finden, kann ein traumatisches Erlebnis sich langfristig negativ auf unterschiedliche Bereiche des Lebens auswirken oder ein Hindernis in der Entwicklung des Kindes darstellen. Trotz der angespannten Hebammen-Situation in Deutschland gibt es genügend alternative Hilfestellungen, die zu Rate gezogen werden können.

Lena KoslowskiLena Koslowski
Heilpraktikerin für klassische Homöopathie, Naturheilzentrum Winterhude mit Schwerpunkte Kinderheilkunde, Darmsanierung/ Symbioselenkung, Impfbelastungen und Phytotherapie
praxis@lenakoslowski.de

Quellen:

  • Odent, Michael: Generation Kaiserschnitt. Kösel Verlag, 2014 Bloemeke,
  • Viresha J.: Es war eine schwere Geburt. Kösel Verlag, 2015 Elterninfo 34, Elwin Staude Verlag, 2017

Foto: © tiagozr I fotolia.com

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