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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Diagnose COPD

Maßnahmen zur Linderung und Verbesserung der Lebensqualität

Die Anzahl der Menschen, die an der Atemwegserkrankung COPD (Chronic Obstruktive Pulmonary Disease) jährlich versterben, ist in den letzten Jahren angestiegen. Auffallend ist, dass zunehmend Frauen betroffen sind. Seit 1998 sank die Mortalität bei Männern leicht (um 1,1% pro Jahr), wohingegen es bei Frauen zu einer gegenläufigen Trendentwicklung mit einem Anstieg der Sterberaten um 2,3% pro Jahr kam. Wenngleich die Erkrankung nicht heilbar ist, kann mit komplementärmedizinischen Methoden wesentlich zu einer Besserung der Lebensqualität beigetragen werden.

Entstehung

Die Hauptursache für die Entstehung einer COPD ist langjähriger Nikotinkonsum. Wenn Patienten berichten, sie hätten in der Vergangenheit 20 „Pack Years“ oder mehr Zigaretten geraucht, liegt der Verdacht nahe, dass die Krankheit dadurch bereits entstanden ist. Ein Pack Year entspricht dem Konsum einer Packung (ca. 20 Zigaretten) pro Tag über den Zeitraum von 1 Jahr. 20 Pack Years kämen also zustande, wenn über 10 Jahre hinweg täglich 2 ganze Packungen Zigaretten geraucht wurden. Allerdings erkrankt nicht jeder starke Raucher an COPD.

Neben dem Zigaretten-Abusus gibt es weitere Ursachen, z.B. Umweltbelastungen durch Feinstaub, passives Rauchen oder die seltene Stoffwechselkrankheit Alpha-1-Antitrypsinmangel, bei der Menschen häufig schon in jungen Jahren rasch an einer schweren COPD erkranken. Vom Alpha-1-Antitrypsinmangel sind weniger als 0,1% der Bevölkerung betroffen; eine verschwindend geringe Anzahl im Gegensatz zu Nikotin-Konsumenten.

Krankheitsbild

COPD ist eine durch strukturelle und funktionelle Faktoren bedingte exspiratorische Atemflusslimitierung, die sich innerhalb eines Zeitraumes von mehreren Monaten nicht ändert. Zu diesen Faktoren zählen die Veränderung von Bronchialschleimhaut und Drüsen durch Hypertrophie und Hyperplasie. Es folgen die Bildung eines abnormen bronchialen Sekrets (Dyskrinie) und die Unfähigkeit, das Sekret ausreichend abzuhusten (Mukostase). Bei einem Teil der erkrankten Menschen bilden sich Emphysem-Blasen. Das Lungenparenchym verliert zunehmend seine Funktionsfähigkeit.

Krankheitsstadien

Zur Sicherung der Diagnose COPD und deren Klassifikation wird eine Lungenfunktionsuntersuchung (Spirometrie) durchgeführt. Die Erkrankung wird hiernach in folgende Stadien eingeteilt:
COPD GOLD I: Anfangsstadium mit geringen Beschwerden COPD GOLD II: Moderate COPD mit Atembeschwerden bei starker körperlicher Betätigung COPD GOLD III: Schwere COPD mit Beschwerden bei leichter Anstrengung
COPD GOLD IV: Sehr schwere COPD mit Atemnot im Ruhezustand

Zusätzlich gibt es die Einteilung in die Gruppen A bis D. Diese beziehen sich auf die Stärke der Symptome sowie Schweregrad und Häufigkeit der Exazerbationen im Zeitraum der letzten 12 Monate. Unter Exazerbation versteht man die deutliche Verschlimmerung der Symptome einer bestehenden chronischen Erkrankung, die in der Regel durch einen zusätzlichen pulmonalen Infekt ausgelöst werden. Bei Schwererkrankten kann eine Exazerbation zur bedrohlichen Atemnot führen.

Pathophysiologie

Durch die Zunahme des Atemwegswiderstandes und die dynamische Atemwegskompression kommt es zur Überblähung der nachfolgenden Lungenareale, dem „Air Trapping“. Die am Ende der Ausatmung verbleibende Restluft in der Lunge nimmt zu, somit steigt die Funktionelle Residualkapazität (FRC) an. Am Ende der Exspiration kollabieren die kleinen Atemwege durch den Verlust der elastischen Fasern. Die luftleitenden Abschnitte des Bronchialsystems vergrößern sich, im Gegensatz dazu nehmen die gasaustauschenden ab. Dies wird als erhöhte Totraumventilation bezeichnet. Durch die Abnahme der pulmonalen Kapillaren kann sich ein Lungenemphysem entwickeln.

Klinische Zeichen

Die Patienten verspüren eine Dyspnoe, die je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich ausgeprägt ist, jedoch v.a. bei körperlicher Anstrengung auftritt. Dabei lässt sich eine verlängerte Ausatmung beobachten. Sie leiden unter chronischem Husten mit Auswurf. Je nach Betätigung wird die Atemhilfsmuskulatur eingesetzt. Bei der Auskultation ist ein auffälliges giemendes Atemgeräusch bei der Ausatmung zu hören, das durch die Verengung der Atemwege entsteht. Zusätzlich lassen sich feuchte oder trockene Rasselgeräusche feststellen. Die Atemfrequenz ist erhöht und kann im Einzelfall auf über 35 Atemzüge pro Minute ansteigen. Bei der körperlichen Untersuchung kann ein paradoxes Atemmuster beobachtet werden. Dabei ziehen die Bauchmuskeln während der Einatmung nach innen. Ebenso zeigt sich die Einziehung der Zwischenrippenmuskeln bei der Inspiration. Der Brustkorb ist sichtbar zu einem Fassthorax überbläht. Auffällig ist die horizontale Stellung der Rippen. In der Blutgasanalyse wird ein Anstieg des Kohlendioxids diagnostiziert. Die Sauerstoffsättigung kann bei der Messung mit dem Pulsoxymeter erniedrigt sein.

Medikamentöse Therapie

Als Basistherapie werden antiobstruktive Medikamente als Inhalativa eingesetzt. Diese bestehen in der Regel aus der Kombination eines langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums und eines Anticholinergikums. Zusätzlich kommt ein Medikament mit schnellem Wirkungseintritt im Notfall zum Einsatz.

Krankheitssymptome verstehen

Um die Symptomlast bei COPD zu simulieren, eignet sich folgender Selbsttest: Sie nehmen 3 Strohhalme in den Mund und laufen in einem Gebäude, so schnell Sie dazu in der Lage sind, die Treppen vom Erdgeschoss bis in die 3. Etage hinauf. Dabei atmen Sie lediglich durch die Strohhalme. Anschließend wiederholen Sie den Versuch mit 2 Strohhalmen, schließlich nur noch mit 1 Strohhalm. Das würde dem Empfinden eines an COPD erkrankten Menschen mit unterschiedlichem Schweregrad bei körperlicher Anstrengung entsprechen.

Würden wir die Lungenbläschen (Alveolen) eines gesunden Erwachsenen vor uns ausbreiten, stünden wir vor einem Areal von 80-120 m2. Diese Gasaustauschfläche hat ein gesunder erwachsener Mensch zur Verfügung, um eine gute körperliche Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Bei Patienten, die an chronischen Atemwegserkrankungen, z.B. COPD oder Lungenfibrose, leiden, wird diese Gasaustauschfläche mit fortschreitender Erkrankung immer kleiner.

Komplementäres Therapiekonzept

Eine bestehende COPD kann nicht geheilt werden. Jedoch können lohnende Ziele einer individuellen, ganzheitlichen Therapie die Verbesserung der Symptomatik sowie Stabilisierung und Erhaltung des aktuellen Zustandes sein.

Die medikamentöse Behandlung mit den bronchienerweiternden Inhalativa muss in jedem Fall fortgesetzt werden, ansonsten ist eine unmittelbar eintretende Atemnot zu befürchten. Zudem ist immer die Notwendigkeit gegeben, bei einer akuten Verschlechterung der respiratorischen Situation rechtzeitig auf medizinische Behandlungen zu verweisen, um eine Notfallsituation, die schnell eintreten kann, zu verhindern.

Es gibt eine Vielzahl hilfreicher komplementärmedizinischer Maßnahmen, die begleitend zur Anwendung kommen können. Vor allem in den kühlen Herbst- und Wintermonaten gilt es, den Gesundheitszustand stabil zu halten.

Basis für eine erfolgreiche Therapie ist, den Patienten bewusst zu machen, dass sie selbst etwas tun müssen (!), um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Der erste notwendige Schritt ist der unbedingte Verzicht auf weiteren Nikotinkonsum. Bereits 1 Zigarette reduziert die Reinigungskraft der Flimmerhärchen im Bronchialsystem über mehrere Tage. Zudem wird der gesamte Lebensstil mit in das therapeutische Konzept einbezogen.

Ernährungsumstellung

Um die Lungengesundheit zu stärken, sollte der Speiseplan zu jeder Mahlzeit mindestens eines der folgenden Lebensmittel enthalten:

Wurzelgemüse: Ingwer, Zwiebel, Knoblauch, Karotten, Pastinaken – enthalten antioxidative Vitamine, Flavonoide, Quercetin; entzündungshemmende, antimikrobielle Wirkung

Obst und Früchte: Beerensorten, Zitrusfrüchte, Granatapfel, Bananen, Äpfel, Birnen, Pflaumen – enthalten u.a. Resveratrol, Anthocyane, Flavonoide, Vitamine A, C, E

Blattgemüse und Kohlsorten: Brokkoli, Grünkohl, Wirsing, Weiß- und Rotkraut, Spinat – enthalten u.a. Antioxidanzien, diverse Vitamine, Mineralstoffe, Eisen

Hülsenfrüchte: Linsen- und Bohnensorten, Kichererbsen – enthalten u.a. Eisen, Magnesium, Silizium

Nüsse: Walnüsse, Mandeln, Cashewkerne, Paranüsse – enthalten u.a. Vitamin E, Antioxidanzien, Selen, ungesättigte Fettsäuren

Frische Kräuter: Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Koriander, Thymian, Salbei, Rosmarin – enthalten u.a. viele Vitamine; entzündungshemmende Wirkung

Pflanzliche Fette: Hanf-, Lein-, Rapsöl, Avocado – enthalten u.a. Omega-3-Fettsäuren, Vitamine A, D, E, Anitoxidanzien

Milchsauer vergorene Lebensmittel: Probiotischer Joghurt, Sauerkraut – enthalten u.a. Vitamine A, B, C, K, Kalzium; unterstützen das Mikrobiom des Darmes

 

Verschiedene Gewürze: Ajowan, Anis, Königskümmel, Ingwer, Kurkuma, Lorbeer, Meerrettich, Minze, Schwarzer Pfeffer, Senfkörner, Thymian, Wacholderbeere – enthalten u.a. Cholin, Thymol, Gingerol, Flavonoide, Gerb-, Bitterstoffe, ätherische Öle; entzündungshemmende, antioxidative Wirkung

Erhalt und Training der körperlichen Leistungsfähigkeit

Bewegung an der frischen Luft gehört zum Tagesprogramm. Je nach Zustand kann anfangs ein Spaziergang in der Natur, eventuell mehrmals am Tag, durchgeführt werden. Gehstrecke und Ausdauer werden unter Einplanung angemessener Pausen kontinuierlich aufgebaut. So werden Kondition, Lungenbelüftung und Atemmuskulatur verbessert. Je nach Vorlieben eignen sich auch andere leichte Freizeitaktivitäten.

Atemtherapie

Atemschulungen, die primär das Ausatmen unterstützen, haben in der Therapie von COPD eine hohe Priorität. Hierzu zählen Übungen mit der Lippenbremse, das möglichst lange Ausatmen über einen Strohhalm und Atemtherapie mit medizinischen Hilfsmitteln (PEP-Geräte). Diese Übungen unterstützen bei der Überblähung der Atemwege die Muskulatur, die für die Ausatmung eingesetzt wird. Durch das individuelle Erlernen von Atem- und Bewegungsübungen können Patienten ihre Leistungsfähigkeit steigern und sich im Falle einer beginnenden Luftnot selbst helfen. Die Atemtherapie verbessert die Ventilation sowie das Lungenvolumen und trainiert die Muskulatur der Atempumpe. Vorhandenes Sekret kann durch Atemtherapie besser mobilisiert werden.

Weitere Maßnahmen

Manuelle Behandlungen lösen Verspannungen der Atemmuskulatur. Sie helfen, die Beweglichkeit des Brustkorbes zu erhalten, haben eine entspannende und krampflösende Wirkung, dadurch einen positiven Einfluss auf Atemmuster und Ventilation.

Inhalationen mit Kochsalzlösung (NaCl 3% oder 6%) unterstützen beim Sekret-Management und beim Abhusten von zähem Schleim. Zudem vermeiden sie das Austrocken der Atemwege, was zu Eintrittspforten für Krankheitskeime durch Schleimhautläsionen oder zu Reizhusten führen kann.

Aromatherapie

Einreibungen und Massagen mit ätherischen Ölen fördern das Wohlbefinden, sie unterstützen das Durchatmen und das Immunsystem. Speziell für die Lungengesundheit, zur Prophylaxe und Behandlung zusätzlicher Infektionen eignen sich z.B. Cajeput, Eukalyptus, Fichtennadel, Lavendel, Ravintsara und Thymian besonders, da sie eine antibakterielle und antivirale Wirkung haben. Lavendel unterstützt (als feucht-warmer Brustwickel) bei unangenehmem Reizhusten und dient der Beruhigung von Atembeschwerden.

Wichtig: Achten Sie auf qualitativ hochwertige Aromaöle und wenden Sie diese keinesfalls unverdünnt an. Als Basisöl zur Verdünnung kann Mandelöl verwendet werden.

Stärkung des Immunsystems

Der Aufbau einer gesunden Darmflora kann über verschiedene Wege erfolgen. Im Rahmen der Umstellung auf eine ausgewogene, vitalstoffreiche Ernährung sollte auf zuckerhaltige Nahrungsmittel möglichst verzichtet werden. Durch die Verwendung spezieller Produkte, die zur Verbesserung des Darmmilieus beitragen (z.B. Omni Biotic®), kann auch das Immunsystem gezielt unterstützt werden. Diese Maßnahme ist ebenso nach der Einnahme von Antibiosen empfehlenswert und wird über mehrere Wochen durchgeführt.

Nahrungsergänzungsmittel und Mikronährstoffe bieten eine zusätzliche Möglichkeit, den Körper mit benötigten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zu versorgen. Je nach Bedarf kann auf eine Basisversorgung, Immunstärkung oder Regeneration abgezielt werden. In meiner Praxis arbeite ich hier mit unterschiedlichen Produkten von Cellagon®. Bei beginnendem Infekt unterstütze ich mit Vitamin D 20000 IE zusammen mit Vitamin K2, Vitamin C, Zink und Cystus incannus.

Spagyrik

Im Rahmen des Spagyrik-Konzeptes nach Alexander von Bernus können je nach Symptomlast 3-4 Mittel (Solunate) als Basistherapie eingesetzt werden.

Als Basistherapie eignen sich z.B.:
Solunat Nr. 14 (Polypatik): 3x tgl. 8-10 Tropfen zur Entkrampfung des Bronchialsystems Solunat Nr. 15 (Pulmonik): 3x tgl. 8-10 Tropfen zur Stärkung der Lunge

Solunat Nr. 18 (Splenetik): 3x tgl. 8-10 Tropfen zur Behandlung von chronischen Erkrankungen, Verhärtungsprozessen und zähem Sekret Thymus vulgaris Urtinktur: 1-3x tgl. 3-5 Tropfen bei chronischer oder spastischer Bronchitis, Infektanfälligkeit, zähem Sekret und Lungenemphysem

Zusätzlich können je nach Beschwerdebild folgende Mittel eingesetzt werden: Solunat Nr. 2 (Aquavit): 3x tgl. 8-10 Tropfen bei körperlicher Schwäche Solunat Nr. 3 (Azinat): 4x tgl. 15 Tropfen zur Behandlung akuter Infekte Solunat Nr. 4 (Cerebretik): 1-2x tgl. 10 Tropfen bei Atemnot oder Hustenreiz Solunat Nr. 11 (Matrigen II): 3x tgl. 8-10 Tropfen bei übermäßiger Sekretbildung

Fazit

Das Krankheitsbild COPD zeigt sehr unterschiedliche Ausprägungen von Symptomen, Schweregrad und Leidensdruck der einzelnen Betroffenen. Der körperliche Zustand und die Belastungsfähigkeit können im Einzelfall unterschiedlich und wechselhaft sein. Ein Patient, der beim Messen der Sauerstoffsättigung sehr gute Werte zeigt, kann trotzdem im selben Moment an einer deutlich spürbaren Atemnot leiden. Die Kunst besteht darin, herauszufinden, welche anderen Ursachen neben Sauerstoffmangel für die erschwerte Atmung verantwortlich sein können. Dafür braucht es die Erfahrung und das Verstehen eines kundigen Behandlers. Atemnot bedeutet Todesangst – durch anhaltende erschwerte Atmung können zusätzliche Probleme, z.B. Schlafstörungen oder Depressionen, entstehen, was die Therapiebereitschaft einschränken kann.

Durch ein individuell angepasstes Konzept und eine kompetente therapeutische Begleitung können Beschwerden gelindert werden, sodass erkrankte Menschen entspannen können und Zufriedenheit erlangen. Dies zeigt die Erfahrung in der Praxis immer wieder.

Carolina Spitzer
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Klassische Homöopathie, Spagyrik und Atemtherapie, Praxis für Naturheilkunde in Bad Aibling
naturheilkunde.c.spitzer@gmx.de

Literatur
Steppuhn H, et al: Zeitliche Trends in der Inzidenz und Sterblichkeit respiratorischer Krankheiten von hoher Public-Health-Relevanz in Deutschland. Journal of Health Monitoring. 2017.

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