aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 02/2024
Unsere Heilpflanze – Sanddorn “Hippophae rhamnoides”
Der Sanddorn aus der Gattung der Sanddorne (Hippophae) innerhalb der Familie der Ölweidengewächse (Elaeagnaceae) ist ursprünglich in Nepal beheimatet, er kommt aus dem Himalaya. Von dort aus hat er sich nach Ost- und Westasien verbreitet (u.a. Sibirien, Volksrepublik China). In Europa trifft man ihn von den Pyrenäen über die Alpen und das Alpenvorland bis zum Kaukasus an. Der Name ist zusammengesetzt aus seinem bevorzugten Standort (Sand) und den Dornen an seinen Zweigen. Es gibt mehrere Unterarten des Sanddorns, z.B. den Karpaten-Sanddorn, den Gebirgs-Sanddorn, den Küsten-Sanddorn u.a. Sanddorn steht unter Naturschutz, ganze Zweige dürfen nicht abgebrochen werden.
Es handelt sich um einen winterharten Strauch mit silbergrauen und spitzen Blättern, die wechselständig angeordnet sind und eine schmal-lanzettliche Form haben. Die Blätter sind 2-6 cm lang und 3-10 mm breit. Der Strauch selbst erreicht Höhen von 1-6 m.
Die Blüten entwickeln sich schon vor den Blättern. Sie sind unscheinbar, klein, gelb und haben eine Länge von ca. 3 mm. Sanddorn ist zweihäusig, es gibt männliche und weibliche Blüten auf unterschiedlichen Pflanzen. Aus den Blüten der weiblichen Pflanzen entwickeln sich die orangefarbenen, beerenartigen Steinfrüchte. Sie sind kugelig bis eiförmig und haben einen Durchmesser von 7-8 mm. Diese Früchte wachsen in Trauben direkt an den Zweigen.
Wie wirkt Sanddorn?
Dem Sanddorn werden die unterschiedlichsten medizinischen Wirkungen zugeschrieben, wobei einige zumindest theoretisch auf die bekannten Inhaltsstoffe zurückgeführt werden können. Allerdings mangelt es meist an kontrollierten wissenschaftlichen Untersuchungen mit größerer Aussagekraft. In der Volksheilkunde kommen die frischen, reifen Sanddorn-Früchte zur Anwendung. Auch das Sanddornkernöl wird genutzt.
Die Früchte werden in Form von Säften und Extrakten eingesetzt. Aufgrund ihres außergewöhnlich hohen Gehalts an Vitamin C verwendet man sie auch bei Anfälligkeit gegenüber Erkältungskrankheiten, bei fieberhaften Infektionen sowie in der Phase der Rekonvaleszenz.
Das Kernöl fördert die Wundheilung. Diese Eigenschaft nutzt man in Osteuropa schon lange in der Therapie von Strahlenschäden, z.B. durch Röntgenstrahlen oder bei Sonnenbrand.
In Mitteleuropa findet man Sanddornkernöl in zahlreichen Kosmetikprodukten.
Sanddorn kennt man auch als Nahrungsmittel, allerdings nur selten zum Frischverzehr. Es sind meistens Getränke im Handel erhältlich, z.B. Sanddornsaft oder -nektar.
Anwendungen in der Homöopathie sind bisher nicht bekannt.
Eigenschaften
• adstringierend
• antimikrobiell
• antioxidativ
• antitumoral
• appetitanregend
• fiebersenkend
• immunmodulierend
• tonisierend
• zytoprotektiv
Anwendungsgebiete
• Akne
• Appetitlosigkeit
• Darmentzündungen
• Dekubitus
• Durchfall
• Erkältung
• Förderung der Wundheilung
• Frühjahrsmüdigkeit
• Gicht
• Haut- und Schleimhautprobleme
• Herz- und Kreislaufschwäche
• Konzentrationsschwäche
• Kopfschmerzen
• Leichte Verbrennungen
• Magenbeschwerden
• Müdigkeit
• Strahlenschäden
• Vitamin-C-Mangel
• Zahnfleischbluten
• Zwölffingerdarmgeschwüre
Welche Wirkstoffe sind im Sanddorn enthalten?
Sanddorn besitzt einen ungewöhnlich hohen Vitamin-C-Gehalt. Dieser schwankt, je nach Sorte, zwischen 200 und 900 mg pro 100 g Fruchtfleisch. Das ist ein Vielfaches mehr, als in der Zitrone oder Orange gefunden wird (ca. 50 mg pro 100 g). Außerdem enthält Sanddorn über 100 verschiedene bioaktive Substanzen, darunter α-Tocotrienol.
Es soll auch Vitamin B12 vorhanden sein, das sonst fast ausschließlich in tierischer Nahrung vorkommt. Es ist aber nicht in den Früchten selbst, sondern entsteht durch Symbiose mit Bakterien. Menge und Form (z.B. als Pseudo-Vitamin B12) lassen es zumindest fraglich erscheinen, ob es sich um eine akzeptable Quelle handelt. Die Forschungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Sanddorn(kern)öl enthält viele einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
Welche Pflanzenteile werden medizinisch verwendet?
Fast ausschließlich die Beeren und Samen. Als Arzneidroge kommen die frischen oder getrockneten Früchte (Beeren, Hippophae fructus) zum Einsatz. Aus ihnen und den Samen wird ebenso das fette Öl gewonnen.
Anwendung
Vorrangig wird Sanddorn in Form von Säften und Extrakten genutzt, v.a. wegen seines hohen Vitamin-C-Gehaltes. Im Handel findet man Sanddorn als Pulver oder in Kapseln. Das Öl wird auch in Kosmetika verarbeitet, die als Anti-Aging-Produkte vermarktet werden.
Wissenswertes
Bereits in der Antike war Sanddorn als Nahrungs- und Heilpflanze herausragend bekannt. Besonders in Asien und im Mittelmeerraum wurden und werden die Früchte als Nahrungsund Heilpflanze gesammelt. Sie werden frisch verzehrt oder zu vitaminreichem Saft, Sirup, Kompott, Gelee oder Marmelade verarbeitet. Auch Liköre und Weine werden hergestellt.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Gesundheitsakademien
fh@herfurth.org