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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/1998

Rheumatische Erkrankungen – Folge einer Azidose

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Welche Bedeutung haben Darmsanierung und Fasten?

von Dr. Daniela Birkelbach

Rheumatische Gelenkerkrankungen – Folgen einer lokalen Azidose

Bereits im Altertum hielten Personen, die unter rheumatischen Beschwerden litten, Diät. Sehr gute Erfolge wurden dabei mit der Molke-Kur erreicht. Molke wirkt basisch auf den Stoffwechsel und sie ist eiweiß- und fettarm, also die ideale Therapie bei allen Formen der Übersäuerung, so auch bei Rheuma.
Im Ayurveda wird die chronisch entzündliche Gelenkerkrankung als „Ama Vata” bezeichnet. Man hatte und hat auch heute noch die Vorstellung, daß eine Substanz mit dem Namen „Ama” durch den Körper zirkuliert, sich in den Gelenken sammelt, um dort Schmerzen und Entzündungen zu verursachen. Dieses „Ama” entsteht durch fehlerhafte Verdauung und Stoffwechselschäden. Bereits damals erkannte man den immensen Einfluß des Verdauungstraktes auf die Funktionsabläufe des Organismus; heute – unter Berücksichtigung, daß 80 % des Immunsystems im Darm lokalisiert sind – spricht man von Autoimmunerkrankungen.

Rheumatische Gelenkerkrankungen können also zu Recht als Folge der heutzutage zunehmenden Säurebelastung des Organismus betrachtet werden. Sowohl bei Arthrosen als auch bei Arthritiden kommt es zu schlackenreichen, sauren Stauungsödemen. Tastbar sind Verdichtungen und Verklebungen im Bindegewebe und in den Gelenkkapseln. Bereits bei einem pH-Wert von 7,0 wird das Kollagen der Knorpelzelle brüchig und starr; es kommt zu winzigen Rissen in Sehnen und Bändern.

Fehl- und Mangelernährung, ungesunde Lebensweise, Umweltnoxen – Ursachen einer chronischen Übersäuerung

Der Organismus produziert ständig Säuren: Kohlensäure bei der Atmung, Fettsäuren, Aminosäuren, Ketonsäuren. Der gesunde Körper wird mit der normalen Säureanflutung problemlos fertig; bei einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr wird ein großer Teil über die Nieren ausgeschieden; regelmäßige körperliche Bewegung fördert die Abatmung flüchtiger Giftstoffe über die Lunge. Weiterhin werden Darm und Haut für die Ausscheidung von (sauren) Stoffwechselabbauprodukten herangezogen. Letztendlich ist es jedoch ein einfaches Gleichgewichtsproblem: übersteigt die Säureanflutung die Kapazität des Organismus, häufen sich allmählich Toxine und Stoffwechsel-Abbauprodukte im Darm an.

Azidose – Endpunkt der Entwicklung einer chronischen Säurebelastung

Neben der zunehmenden Belastung durch Umweltschadstoffe und Nahrungsgifte und dem allgemeinen Krankmacher „Streß” sind die heutzutage praktizierten Ernährungsgewohnheiten Hauptursache der chronischen Übersäuerung.

vermehrte Säurenaufnahme

Heute werden deutlich mehr saure und säurebildende Nahrungsmittel verzehrt als noch vor einigen Jahrzehnten. Vor allem aminosäurereiche Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Fisch, Käse und Eier, daneben Kaffee und Alkoholika stehen auf dem Speiseplan vieler Patienten. Auch andere säurefördernde Nahrungsmittel wie raffinierter Zucker, Weißmehlprodukte oder polierter Reis werden bevorzugt. Neben der Auswahl der Lebensmittel führt auch die heutige so-genannte „Eßkultur” (Fast-Food, Kantinenessen, mangelndes Kauen und Einspeicheln, häufiges spätes Essen etc.) zu einer latenten Säurebelastung des Organismus.

verminderte Basenaufnahme

Während saure und säurebildende Nahrung in großen Mengen konsumiert wird, haben basische und neutrale Nahrungsmittel (z.B. Gemüse, Kräuter, Kartoffeln, Sahne, Butter, Vollkornprodukte) an Bedeutung verloren.

verminderte Säureausscheidung

Früher wurde durch körperliche Arbeit überschüssige Säure abgeatmet und ausgeschwitzt; in der heutigen bewegungsarmen Zeit – Büroberufe, Technisierung, Fortbewegungsmittel – sind diese Wege der Säureausscheidung vermindert.

Und obwohl unterschiedliche Diätansätze und Ernährungstherapien in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen vertreten werden (siehe weiterführende Literatur), sind sich alle naturheilkundlichen Richtungen einig, daß eine „basenüberschüssige, eiweiß- und fettarme Ernährung” notwendig ist, um dem Problem der lokalen Azidose entgegenzuwirken.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, daß in den Jahren nach dem Krieg nicht-traumatische und nicht-infektiöse degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates äußerst selten auftraten – eine auch heute noch in den Entwicklungsländern zu beobachtende Erscheinung. Die Nachkriegskost war bekanntermaßen arm an Fett, Eiweiß und raffinierten Kohlenhydraten, dafür reich an Kartoffeln, Gemüse, Getreide und mit einer durchschnittlichen Kalorienaufnahme von 1200 kcal./Tag auch sehr energiearm.

Verbesserungen der rheumatischen Beschwerden durch Ernährung vom Patienten nachvollziehbar

In einer großangelegten Patientenumfrage aus dem Jahre 1985 stellten Lützner und Mitarbeiter fest, daß 54 % der von ihnen befragten chronischen Polyarthritiker ihr Rheuma als ernährungsabhängig einstuften. Auch wurden eindeutige Aussagen gemacht, welches Ernährungsverhalten zu einer Verschlimmerung (vor allem der Verzehr von Fleisch- und Wurstwaren, sowie Zucker und Alkoholika), bzw. einer Verbesserung (vor allem ein hoher Rohkostanteil, maßvolle Ernährung bis hin zum Fasten) der rheumatischen Beschwerden führte.

Die Darmsanierung zur Toxinausleitung und Regeneration der Darmschleimhaut – Einstieg in die Therapie rheumatischer Erkrankungen

Wie bereits erwähnt sind 80 % des Immunsystems im Darm lokalisiert, rheumatische Erscheinungen können daher als Autoimmunerkrankungen aufgefaßt werden. Aufgrund dieser Beziehungen ist es nicht verwunderlich, daß Patienten mit rheumatoider Arthritis sehr häufig an Oberbaucherkrankungen leiden. Also sollte als erster Schritt in der Behandlung rheumatischer Gelenkerkrankungen die gründliche Sanierung des Verdauungstraktes liegen.
Nur in einem gesunden Magen-Darm-Trakt kann die Nahrung richtig und vollständig resorbiert werden. Durch Fehl- und Überernährung wird der Darm jedoch mehr und mehr durch Gase und Zersetzungsprodukte – je nach biologischer Qualität der Nahrung unterschiedlich toxisch – belastet.
Bei Menschen, die sich sehr eiweißreich ernähren, vor allem mit tierischem Eiweiß, treten anaerobe Fäulnis-Prozesse auf, die zelltoxische, schwefelreiche Abbauprodukte bilden. Eine reine tiereiweißreiche Frischkost fördert Gärungsdyspepsien und damit alkoholische Intermediärprodukte. Diese durch unzureichende Verdauung entstehenden Fäulnisstoffe und Gärungsprodukte wurden beispielsweise im Tierversuch längst als toxisch nachgewiesen.

Von einer Azidose spricht man, wenn der Blut-pH-Wert auf Werte unter 7,35 sinkt. Ein Anstieg auf Werte über 7,45 führt zur Alkalose. Aufgrund der genannten heutigen Ernährungsgewohnheiten stellt besonders die Azidose ein Problem für den Organismus dar. Die aus dieser Übersäuerung entstehenden Toxine werden durch die Darmwand resorbiert und gelangen in die Leber. Da bei ständiger Fehlernährung die Leber jedoch selbst überlastet ist, wird ein Großteil der Noxen in den Darm zurückresorbiert, wodurch es zur Selbstvergiftung aus dem Darm, zur intestinalen Autointoxikation kommt. Auch bis in die kleinsten Blutgefäße und die Bindegewebsgrundsubstanz werden die durch unzureichende Verstoffwechselung anfallenden Toxine eingelagert und gespeichert.
Die Verschlackung des Grundgewebes geht mit einer Säurebelastung des gesamten Stoffwechsels einher. Und – um den Kreis zu schließen – diese Übersäuerung wiederum ist der Anfang stoffwechselbedingter Gelenk-, Sehnen- und Bandscheibenleiden. Gelenkentzündungen entstehen besonders leicht dort, wo bereits eine Vorschädigung des Gelenkes vorliegt. An diesen Stellen liegt grundsätzlich eine lokale Azidose vor – Ursache einer Unterversorgung mit Sauerstoff.

Salinische Darmberieselung – Sanierung des Verdauungstraktes bei Ausleitungsstörungen

Ein geeignetes Mittel zur gründlichen und schonenden Darmreinigung ist das salinische Salz F. X. Passage. Es enthält neben Magnesiumsulfat zusätzlich Weinsäure, Citronensäure, Natriumhydrogencarbonat und Orangenaroma. Im Vergleich zum Glauber- und Bittersalz zeichnet es sich durch seinen recht angenehmen Geschmack (Citronensäure, Orangenaroma) aus, wodurch die Einnahme-Compliance des Patienten stark verbessert wird. Auch stellt dieses salinische Salz eine sinnvolle Kombination sich gegenseitig unterstützender Substanzen dar. Die beim Auflösen unter Kohlensäure-Entwicklung entstehenden Tartrat- und Citratsalze sowie Wein- und Citronensäure selber gehören ebenfalls in die Klasse salinischer Laxantien.
Die beiden Salze (Tartratsalz der Weinsäure, Citratsalz der Citronensäure) und das Natriumhydrogencarbonat bewirken außerdem, daß der Organismus entsäuert wird, indem sie im Verlauf des Stoffwechselgeschehens in Carbonate übergehen und somit eine basische Stoffwechsellage (Alkalose) herbeiführen.
F. X. Passage-Salz unterstützt damit zum einen die gründliche und schonende Darmsanierung und fördert zum anderen die Entsäuerung und Entschlackung des Organismus – zwei dringend notwendige Ansätze in der Therapie rheumatischer Erkrankungen.

Darmsanierung als Einstieg in eine Fastenkur

Eine anschließende, bzw. begleitende Fastenkur zur weiteren Entlastung des Magen-Darm-Traktes und damit des gesamten Stoffwechsels, zur Ausleitung von sauren und toxischen Abbauprodukten („Schlackenstoffen”), zur Regenerierung eines gesunden Darmmilieus und letztendlich zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Organismus hat sich bei einem Großteil der Patienten mit rheumatischen Beschwerden als kausale Therapiemöglichkeit bewährt.

Wer sollte fasten ?

Schäden am Verdauungssystem sind gut getarnt. Sie verursachen unter Umständen Völlegefühl, Blähungen oder sporadisch auftretende Verdauungsprobleme, die selten als Warnzeichen für ernstere Erkrankungen erkannt werden. Den Körper belasten die genannten Ernährungsgewohnheiten jedoch zunehmend mehr. Die Gefäßwandzellen werden von sauren Stoffwechselprodukten ummauert, die Bindegewebssubstanz quillt auf und wird mit Fett ausgepolstert. Die Körperzellen, die in diesem toxischen Milieu funktionieren müssen, reagieren mit Reizung, Wachstum und Entartung. Diese Intoxikation des Gewebes täuscht in bestimmten Phasen Krankheiten vor, die vom Organismus als reine Ausweichphasen eingesetzt werden; quasi als letzte Möglichkeit, um die Gifte auszuleiten.
Obwohl diese Reaktionen häufig schwer zu diagnostizieren sind, handelt es sich – im Falle ernährungsbedingter Ursachen – eindeutig um reine Überlastungskrankheiten. Hier sind hauptsächlich Überlastungserscheinungen des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels mit Hyperglykämie und Hyperlipidämie, im weiteren Verlauf Arteriosklerose, aber auch ein permanenter Proteinüberschuß, die chronische „Eiweißmast” zu nennen.
Die Breite der Indikationen des Heilfastens ist sowohl im präventiven als auch im therapeutischen Bereich nicht zu übersehen. Sie umfaßt zivilisationsbedingte Risikofaktoren, wie zum Beispiel im Herz-Kreislaufbereich, ernährungsabhängige Krankheiten und chronische Leiden, wie Asthma oder Allergien, ebenso wie psychische Erkrankungen.

Wer sollte nicht fasten ?

Im hohen Alter, bei Ängsten vor dem Fasten und bei allen Formen der Kachexie sollte eine strenge Fastenkur nicht durchgeführt werden (milde Diätformen sind dagegen sehr wohl zu empfehlen). Weitere zu beachtende Kontraindikationen sind:

irreversible katabole Prozesse

  • aktiv-progressive Tuberkulose
  • manifeste Krebserkrankungen
  • Überfunktion der Schilddrüse

Hirnerkrankungen

  • degenerative Hirnerkrankungen, progressive Gefäßsklerose
  • Morbus Alzheimer

psychische Erkrankungen

  • schizoide und paranoide Psychosen
  • Magersucht

weitere Risikofaktoren

  • Dystrophie
  • Herzmuskelerkrankungen
  • Medikamentenabhängigkeit
  • Dialyse
  • schwere Kolitis

Die Praxis des Fastens

Aufgrund der zahlreichen heute praktizierten Fastenformen und der sich daraus ergeben-den Komplexität dieses therapeutischen Ansatzes wird an dieser Stelle nur stichpunktartig auf die Praxis eingegangen.

Nichts essen, nur trinken – Mindestens 10 Tage, besser zwei oder mehr Wochen Wasser, Tee-, Saft-, Molke- oder kombinierte Tee-Saft-Fastenkuren, eventuell mit Gemüsebrühen.
Für Fasteneinsteiger empfiehlt sich zunächst eine etwas weniger strenge Form des Fastens oder eine milde Ableitungsdiät. Ein Tee- oder Saftfasten kann beispielsweise durch leichte Kost, z. B. etwas Sauerkraut, Pellkartoffeln oder eine Portion Kräuterquark ergänzt werden. Auch die Milch-Semmel-Diät nach F. X. Mayr bietet sich an.
Eine Fastenkur kann jedoch nicht generell als Therapieprinzip der rheumatischen Erkrankungen empfohlen werden; unter Umständen kann eine milde, basenüberschüssige Diät den größeren Erfolg bringen.
Die Gicht beispielsweise ist als typische Ablagerungskrankheit besser durch Frischkost als durch Fasten zu behandeln. Dies liegt an der Verschiebung des Säure-Basen-Gleichgewichtes durch Fasten in Richtung Azidose (erschwerte renale Ausscheidung von Harnsäure durch die Niere) und durch Frischkost in Richtung basischer Valenzen, die die Harnsäureausscheidung verbessert.
Tabu sind Nikotin, Alkohol, Kaffee, Süßigkeiten, Appetitzügler, Diuretika.
Sich vom Alltag lösen – Entspannung, Ruhe und Geborgenheit suchen, sich frei machen von Zwängen und Verpflichtungen des Alltags.
Sich natürlich verhalten. Es ist wichtig, Tätigkeiten auszuüben, wonach der Organismus verlangt. Man sollte dem Körper ausreichend Zeit zur Entspannung geben, sich aber auch sportlich bewegen, wenn man das Bedürfnis verspürt. Gerade durch den Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe wird am besten körperliches und seelisches Wohlbefinden erreicht.

Weitere Tips zum Fasten

Gesundheitspflege durch Trinken: während und nach der Fastenkur täglich mindestens zwei, je nach Körpergewicht auch drei und mehr Liter Flüssigkeit zu sich nehmen (Wasser, Kräutertees, verdünnte Säfte). Die zugeführte Flüssigkeit verhindert das Austrocknen der Haut, unterstützt die Darmreinigung und die Entgiftung über die Nieren.
Unterstützung der Entschlackung. Saunabesuche, Massagen und Kneipp-Anwendungen bei stabilem Kreislauf fördern die Ausschwemmung von Stoffwechselabbauprodukten über die Haut. Auch über die Lunge werden Stoffwechselreste ausgeatmet. Frische Luft und tiefe Bauchatmung führen zu einer Selbstreinigung.
Seelische Regeneration. Ein wesentlicher Teil der Gesundheitsprobleme unserer Zeit hängt eng mit der Psyche zusammen. Der inneren Einstellung kommt eine gesundheits- und lebensqualitätsentscheidende Rolle zu. Eine Fastenkur kann zum Anlaß genommen werden, innere Zuversicht und die „Heilkraft des positiven Denkens” zu entwickeln.
Neuorientierung der Ernährungsweise. Jede neue Fastenkur muß auch neue Impulse für eine Ernährungsumstellung geben. Schon während der Fastenkur sollte man sich Gedanken über Vorsätze für die Nachfastenzeit machen, in der eine sinnvolle Eßkultur, bewußte und langsame Nahrungsaufnahme und die Beachtung der Signale des Körpers, vor allem das natürliche Sättigungsgefühl nach einer Mahlzeit im Vordergrund stehen sollten.

Nach beendeter Fastenkur erfolgt das „Fastenbrechen” oder anders ausgedrückt die „Fastenausleitung”, die allmähliche Umstellung auf die normale Ernährung. Diese Umschaltung von Fasten auf Essen sollte immer langsam und stufenweise erfolgen. Als grobe Faustregel gilt, daß mindestens 1/3 der Fastenzeit für den Kostaufbau, das heißt die Rückgewöhnung an Nahrung verwendet werden sollte.

Die Befreiung des Darmtraktes von der Verdauungstätigkeit führt zur Entlastung des gesamten Organismus:

  • Entlastung der Transportfunktionen des Blutes
  • Abbau des gesamten Betriebsdruckes (Blutdruck, Augeninnendruck)
  • Entlastung des Herzens
  • Ökonomisierung des Wärmehaushaltes
  • Steigerung der Infektabwehr und Anregung der Zellregeneration
  • statische Entlastung der Gelenke durch die Gewichtsreduktion
  • allgemeine Regeneration und Steigerung des Wohlbefindens

Auch im seelischen Bereich, beispielsweise durch die sogenannten Fastenträume, ist eine „Entschlackung des Geistes” zu spüren. Der Fastende setzt sich mit Problemen und Fragen seines Lebens auseinander, eine Neuorientierung der inneren Einstellung und Selbstfindung ist nicht selten.

Kann man den diätetischen Erfolg bei Rheuma wissenschaftlich nachweisen ?

Obwohl nicht alle rheumatischen Erkrankungen rein ernährungsbedingt sind, und obwohl es sich um multikausale Zusammenhänge handelt – Ernährungsstatus und sonstiger Gesundheitszustand des Patienten, Art der rheumatischen Erscheinungen, Verträglichkeit der diätetischen Maßnahme – gibt es einige erfolgversprechende Untersuchungen:

Zwei schwedische Forschergruppen konnten in Einjahresstudien nachweisen, daß nach einem Fasten von ein bis drei Wochen mit anschließender Ernährungstherapie (frischkostreiche, vegetarische Ernährung) deutliche Verbesserungen rheumatischer Parameter zu erreichen sind.
Noch deutlicher waren die Erfolge eines norwegischen Teams, das in einer zweijährigen Untersuchung 27 Patienten zunächst 7 bis 10 Tage fasten ließ und sie anschließend auf eine strenge Veganernährung (ohne Gluten, ohne tierische Eiweiße; 3- 5 Monate) und später auf eine lactovegetarische Diät einstellten. 26 Patienten, die als „Kontrolle” fungierten, verbrachten vier Wochen in einer Rehabilitationsklinik ohne Ernährungstherapie und aßen auch anschließend zu Hause ihre gewohnte Kost.
Es kam während des Fastens zu einer signifikanten Besserung der Zahl der entzündeten und steifen Gelenke, der Schmerzintensität, der Dauer der morgendlichen Steifigkeit, der Griffstärke und des Bewegungsindex und zu einer Verbesserung der entzündlichen Serumparameter. In der Kontrollgruppe zeigte sich keine Veränderung. Außerdem hielten die Verbesserungen in der Diätgruppe etwa ein Jahr an, während in der Kontrollgruppe die übliche Verschlimmerungstendenz erkennbar, bzw. eine höhere Medikation notwendig war.

Welche dauerhafte Ernährungsform ist dem Rheumatiker zu empfehlen?

Da es sich bei rheumatischen Prozessen um lokale Azidosen handelt, muß als erstes Prinzip die Verschiebung des Säure-Basen-Gleichgewichtes in Richtung eines Basenüberschusses liegen. Neben einer allgemeinen Vermeidung von Nahrungsüberschuß steht die sorgfältige Nahrungsauswahl im Vordergrund. Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Exkurs in das Säure-Basen-Prinzip der Nahrung.

Man unterscheidet

  • Säurelieferanten führen Säuren zu oder lassen sie im Stoffwechsel entstehen wie Harnsäure
  • Säureförderer durch Basenentzug: gehen im Körper Verbindungen mit basisch wirkenden Substanzen ein und beseitigen ihre basische Wirkung
  • Basenspender führen Basen zu oder lassen im Stoffwechsel Basen entstehen bzw. puffern Säuren ab
  • Neutrale Nahrungsmittel: Nahrungsmittel im Säure-Basen-Gleichgewicht

Durch biochemische Untersuchungen wurde gezeigt, daß Fasten den Arachidonsäurespiegel in Blut und Gewebe und auf diese Weise die Entzündungsmediatoren senken kann, wovon gerade der Rheumatiker profitiert. Einen niedrigen Arachidonsäurespiegel im Gewebe erreicht man sowohl durch Zufuhr von Fischöl als auch durch die tägliche Zufuhr von hochungesättigten Fettsäuren; letztere sind in den Salatölen bei Frischkost vorhanden. Wichtig ist in jedem Fall der konsequente Verzicht auf Fleisch und Wurst, da diese Nahrungsmittel den Arachidonsäurespiegel erhöhen und so Entzündungsprozessen förderlich sind.

Rheuma in der naturheilkundlichen Behandlung – Fazit und Ausblick

Nicht alle rheumatischen Erkrankungen sind ernährungsabhängig. Ob eine Verbesserung rheumatischer Parameter erreicht werden kann, muß anhand spezifischer diätetischer Maßnahmen an jedem Patienten geprüft werden. Diät und Fasten können rheumatische Erkrankungen nicht heilen, sondern nur bessern. Obwohl es die typische „Rheuma-Diät” also nicht gibt, kann man – da es sich bei allen schmerzhaften Gelenkerkrankungen um lokale Azidosen handelt – dennoch einige allgemeingültige Empfehlungen aussprechen:

Beeinflussung der Entzündungsprozesse

  1. Sanierung des Verdauungstraktes mit Hilfe salinischer Salze
  2. Meidung von Nahrungsüberschuß, vor allem Eiweißreduktion
  3. Gewichtsreduktion bei Arthrosen

Alkalisierung

  1. mit einer basenüberschüssigen Kost
  2. durch eine hohe Flüssigkeitszufuhr, vor allem basische Heilpflanzentees und Wässer
  3. durch unterstützende Maßnahmen wie körperliche Bewegung (Abatmung und Ausschwitzen von flüchtigen Säuren)
  4. gegebenenfalls mit einer gezielten Basentherapie

Durch die ebenfalls notwendige Darmsanierung (s. o.) bietet sich auch zur Basentherapie das F. X. Passage-Salz (Wörwag Pharma, Böblingen) an, da es sich in sinnvoller Weise aus laxierenden (Magnesiumsulfat, Wein- und Citronensäure, sowie deren Salze) und alkalisierenden (Salze der Wein- und Citronensäure, Natriumhydrogencarbonat) Substanzen zusammensetzt.

Säure-Basen-Tabelle der Nahrungsmittel
Säurelieferanten Säureförderer Basenspender neutrale Nahrungsmittel
Fleisch, Geflügel, Wild Zucker-Produkte Kartoffeln Wasser
Wurst und Wurstwaren, Speck Weißmehl-Produkte Vorzugsmilch, Rahm, Sahne Sauerkraut
Käse, Quark, Eier Vollwertgetreide (Wurzel-) Gemüse, Salate Hirse
Linsen, Erbsen, Spargel Industriekost (durch Konservierung) Obst (nur vollausgereift, nicht-sauer) gute Butter, kaltgeschlagene Fette u. Öle
Weichtiere, Krustentiere Fette und Öle Kräuter  
Senf, Essig saures Obst (Beeren, Zitrusfrüchte) basische Mineralwässer  
Kaffee, Alkohol   Heilpflanzentees  
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